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Bergmarathon auf den Wendelstein (Mangfallgebirge)

~ Bergwanderung auf über 2.700 Höhenmeter und 42 km im Juli 2007 ~


Eigentlich wollte ich dieses Wochenende ja nur eine gaaanz einfache Bergwanderung mit meinem Papa unternehmen, um mal wieder etwas für meine Fitness zu tun und frische Bergluft zu schnuppern ... heraus gekommen ist letztendlich ein richtiger Bergmarathon mit über 42 km auf 2.700 Höhenmeter!

Bild Als mein Papa mich Freitag-Abend fragte, ob ich denn mit ihm, meinem Onkel und dessen Freundin am Sonntag auf einen Bergmarathon mitgehen würde, verneinte ich erst einmal. 42 km? Unvorstellbar für mich!! - Doch je mehr ich über ihre Berichterstattungen bisheriger Bergmarathone nachdachte und auch darüber, dass ich ja eigentlich schon ewig auf den Wendelstein wollte (der bei dieser Wanderung mit dabei war bzw. den Höhenpunkt der Wanderung darstellte), entschied ich mich nach langem Überlegen und ständigem Hin und Her schließlich doch dazu und sagte Samstag-Abend gegen 22 Uhr noch zu. :-) Toni hielt mich für absolut verrückt. ;-) Denn obwohl ich gerne zum Wandern gehe: 42 km bin ich noch nicht einmal auf einer geraden Strecke gegangen und auch die Aufstiege sollten es lt. meinem Onkel ganz schön in sich haben.

Aber: Ich wollte schon lange einmal meine Kondition und meine Grenzen diesbzgl. austesten und dafür war jetzt die richtige Gelegenheit gekommen. Würde ich es nicht schaffen, müsste ich eben mittendrin abbrechen und mich zurückfahren lassen oder was auch immer. Doch darüber wollte ich jetzt noch gar nicht nachdenken, denn ich nahm mir ganz fest vor, das ganze auch wirklich zu schaffen! ;-)

Schon um 5.45 Uhr am Sonntagmorgen wurde ich von meiner Familie zu Hause abgeholt und wir fuhren nach Fischbachau. Es versprach ein toller Tag zu werden mit angenehmen und nicht zu heißen Temperaturen. Perfekt für eine Bergtour.

Bild Der Bergmarathon wurde vom IVV (Internationaler Volkssportverband e.V.) und hier von den Wanderfreunden München-Neuaubing e.V. veranstaltet. Für alle, die damit nichts anfangen können: Diese organisierten Wanderungen von verschiedenen Wandervereinen heißen nicht, dass man in Gruppen loswandert ... wie viele denken mögen. Die Strecken werden von den Wandervereinen lediglich ausgesucht und ausgesteckt; wandern kann jeder wie er will und wie lange er will. Während der Wanderungen warten je nach Länge der Strecke mehrere sog. Kontrollstellen mit Brotzeit und Getränken, am Schluss erhalten Mitglieder Kilometer-Stempel in ihre Büchlein und auf Marathonen zusätzlich noch eine kleine Urkunde. Als Kind bin ich oft 10-, 20- und manchmal auch 30-Kilometer-Wanderungen gegangen und hab' einige Kilometer zusammenbekommen. Am Ende des Jahres erhielten wir von unserem Wanderverein dann entsprechende Anstecknadeln und Auszeichnungen.

Gegen 6.30 Uhr konnte man die Wanderung frühstens starten und neben uns waren doch noch einige andere Verrückte mit auf den Beinen. ;-) Unsere Stempelkarten und die Wanderkarte geholt, ging es auch schon los. :-)

Die ersten 7,7 km verliefen relativ ruhig auf gerader Strecke mit nur wenigen leichten Anstiegen. Wir durchquerten frisch gemähte Wiesen und kamen an kleinen Dörfern vorbei. Auch ein Gehege mit Ziegen und Ziegenbock entdeckten wir. Vorbei an den Dörfern Sandbichl, Bichl, Marbach, Winkl, Buch und Durham erreichten wir nach einer guten Stunde die erste Kontrollstelle. Nach kurzem Überlegen entschieden wir uns, eine kleine Pause einzulegen und etwas zu trinken. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich im Laufe der weiteren Wanderung noch herausstellen sollte ...

Bild Nach diesem anfänglichen einfachen Stück begann dann der erste Anstieg und somit auch die eigentliche Bergwanderung. Wir wanderten gute 3,3 km, bis wir bereits die zweite Kontrollstelle auf dem Bibelkopf erreichten, hier aber eigentlich gleich wieder weiter gingen. Nun ging es links in Richtung Jenbachtal – Wirtsalm. Ab hier ging es wieder ein Stückchen bergab und bei der nächsten Wegtrennung ging's in Richtung Wirtsalm – Schuhbräualm. Den hier angeschriebenen Weg in Richtung Wendelstein ignorierten wir noch; schließlich "wollten" wir ja erst noch ein wenig drum herum laufen. ;-)

Von hier ab ging es den Fluss entlang wieder flach dahin. Die Wirtsalm links liegen gelassen erreichten wir nach gut einer Viertelstunde einen Parkplatz, wo sich die dritte Kontrollestelle auf 17,5 km befand. Hier war heute einiges los. Auf der Wirtsalm fand heute eine Bergmesse statt und Leute jeden Alters strömten hierher und kamen uns entgegen.

Nach einer kurzen Stärkung gingen wir nach rechts in Richtung der Schuhbräualm. Nach Überquerung des Flusses nahmen wir den rechten Weg (Steig) und erreichten nach ca. 10 Minuten den Steigweg zur Schuhbräualm. Der hatte es wirklich in sich. Hier kam ich ganz schön ins Schwitzen. Am Wegesrand kamen wir an schön geschnitzten Baumstämmen vorbei. War da jemandem langweilig? ;-)

An der Alm angekommen, fühlten wir uns an die alten Heimatfilme erinnert: Hier stand ganz gemütlich eine Herde Kühe, daneben räumte eine Sennerin die Almterrasse auf; dahinter ein wunderschöner Blick auf die umliegenden Berge ... wahrlich wie im Film! Und weit und breit keine weiteren Menschen zu sehen! :-)

Bild Bei der Alm rechts vorbei gegangen, ging es über einen schönen Bergpfad zur Rampoldsalm. Bereits von hier aus konnten wir sie in ihrer vollen Pracht erkennen! Das sah aber noch ganz schön weit aus!

Nach längerer Wanderung dort angekommen, gingen wir direkt am Haus vorbei und folgten gleich rechts dem Weg zur Lechneralm. Ab hier ging es wieder ein Stückchen abwärts auf einem großen Kiesweg. Nach ca. 1 km verließen wir ihn jedoch wieder und gingen rechts über einen Bach in Richtung des Breitenberghauses.

Am Breitenberghaus angekommen (und somit nach inzwischen 24,5 km) freuten wir uns alle schon auf eine kleine Erfrischung. Eigentlich wollten wir einkehren und auch etwas essen, aber leider hatte das Wirtshaus ausgerechnet heute geschlossen; Betriebsurlaub für zwei Wochen! Na klasse ... und jetzt? Statt einem kalten Spezi und einem kalten Bier tranken wir eben den von der Kontrollstelle ausgegebenen Tee und machten uns nach zehn Minuten wieder auf den Weg. Da hatten wir wohl Pech gehabt. Zum Glück haben wir an der ersten Kontrollstelle schon etwas Erfrischendes getrunken.

Fast 400 m hinter dem Breitenberghaus bogen wir links in Richtung Aipl ab, ab hier war der Weg ziemlich schmal und nicht gerade ungefährlich. Man musste jeden seiner Schritte genauer abwägen, um nicht abzurutschen. Aber es machte viel Spaß und genau so stellen wir uns auch alle eine abwechslungsreiche Wanderung vor!

Bild Wir erreichten nach einiger Zeit die Zahnradbahn-Zwischensation "Aipl" und gingen von hier aus den sog. Winterweg zur Mitteralm. Wir alle fragten uns, wie man hier wohl im Winter hinaufwandern soll. Der Weg war steil und selbst im Sommer nicht gerade ungefährlich, da teilweise sehr eng und v. a. ganz schön wurzelig. Auf dem Weg erkannten wir leider ziemlich stark die Schäden des im letzten Jahr stattgefundenen Wirbelsturms. Die meisten Bäume waren umgeknickt. Hier sah es immer noch wie frisch nach einem Orkan aus!

Wir überquerten zwei Mal die Schienen der Zahnradbahn und erreichten nach nunmehr 30 km die fünfte Kontrollstelle, die sich direkt auf der Mitteralm befand. Nun waren wir aber ganz schön durstig. Nur wenige Minuten vor Erreichen der Alm kamen wir in einen heftigen Regenschauer hinein. Wir stellten uns ein wenig unter und warteten das Schlimmste ab. Ich hatte schon Angst, dass unsere Wanderung hier vorbei wäre und wir wieder hinunter fahren müssten. Bei Regen weiter zu wandern stellte ich mir nicht so prickelnd vor. V. a. nicht, wenn wir noch Stunden unterwegs sein sollten.

Doch der Schauer hörte kurze Zeit später schon wieder auf und während unserer Pause in der Mitteralm überdachten wir die weitere Wanderung. Eigentlich ging es lt. IVV ab hier ein extrem steiles Teilstück zum Wendelstein hinauf, welches bei Regen allerdings auch ganz schön gefährlich werden konnte. Zwar hatte der Himmel inzwischen wieder aufgerissen und die Sonne schien; aber etwas weiter hinten meldeten sich schon wieder weitere dunkle Wolken an.

Bild Nach langem Überlegen und zugunsten der eigenen Sicherheit beschlossen wir schließlich, von hier aus mit der Zahnradbahn auf den Wendelstein zu fahren und dafür aber noch auf den Gipfel des Wendelsteins sowie den Panoramaweg entlang zu wandern. Die eigentliche ausgesteckte Wanderung des IVV schloss nämlich den Gipfel und den Panoramaweg aus; der Wanderweg ging darunter vorbei! Und das fanden wir alle ziemlich schade, denn wenn schon auf den Wendelstein, dann doch bitte auch gleich richtig - mit Gipfel!

Die Fahrt mit der Zahnradbahn war jedenfalls sehr schön. Wir hatten tolle Ausblicke auf die umliegenden Berge und auf die versteckten Täler und konnten einige Wanderwege entdecken, die wir noch Stunden zuvor entlang gewandert waren.:-)

Nach gut zehn Minuten kamen wir aber auch schon am Gipfel des Wendelsteins an. Schon von weitem konnte ich die berühmte Wendelsteinkapelle sehen. Wieder ein Gebäue, welches ich bisher nur von Fotos oder TV-Reportagen kannte und endlich (endlich!) einmal live sehen konnte.

Der Weg zum Gipfel ist ziemlich für Touristen ausgelegt und gut gesichert. Der Panoramaweg ist Gott sei Dank noch ursprünglicher und wir waren komischerweise auch die einzigen, die diesen gegangen sind. Alle Bahnfahrer sind lediglich den Gipfel hochspaziert (mit Badeschlappen und Miniröckchen!!!!) und dann wieder zurück ins Wirtshaus, um sich nach dieser "anstrengenden" Tour zu erholen. ;-)

Auf dem Gipfelweg sind immer wieder ein paar Erläuterungstafeln aufgestellt, auf denen die umliegenden Berge genauer bezeichnet sind. Zwar stehen sie teilweise total falsch ... aber was soll's ... ;-) Den Panoramaweg genossen wir schon eher und hatten von hier aus immer wieder schöne Rundum-Blicke. Der Wendelstein zählt schon nicht umsonst zu den schönsten Aussichtsbergen Bayerns. Von hier hat man jedenfalls einen einmaligen 360°-Blick.

Über den Ostgipfel und vorbei an der Windkraftanlage erreichten wir kurz vor der Wendelsteinkapelle die sog. Wendelsteinhöhle. Sie liegt auf 1.711 m und wurde erst 1864 von einem Bergsteiger aus Bayerischzell entdeckt; 1882 begann die fachmännische Erforschung. Die Höhle gehört zu einem Höhlensystem, mit dem das markante Gipfelmassiv durchzogen ist.

Der Eingang für die Besucher ist künstlich geschaffen (liegt direkt hinter dem Bergbahnhof) und bevor man hinein gelangt, zahlt man 1 € Eintritt. 82 glitschige Stufen führen im Dunkeln in die Tiefe und im Zickzack gelangt man durch die Gesteinskluft ca. 200 m weit zum sog. Dom und in die andere Richtung knapp 30 m weit zum natürlichen Höhlen-Eingang. An diesem tiefsten Punkt der Kalkstein-Höhle sammelt sich die gesamte kalte Luft. Da sie schwerer ist als die wärmere Außenluft, kann sie nicht entweichen, weshalb dieser Bereich auch als Kältefalle bezeichnet wird und wo selbst im Sommer (auch bei unserem Besuch) noch Schnee liegt.

Bild Gut eine Viertelstunde waren wir in dieser Höhle unterwegs und sie hat uns richtig gut gefallen. Allerdings muss man wirklich aufpassen, um nicht auszurutschen und Platzangst sollte man auch nicht unbedingt haben.

Nach dem Besuch hatten wir jetzt aber mächtig Hunger und Durst und wir entschlossen uns, im Wirtshaus etwas zur Stärkung zu holen. Aber weider einmal Pech gehabt: Um 17 Uhr fährt die letzte Zahnradbahn nach unten und um fünf Minuten nach 17 Uhr wollten wir ins SB-Restaurant. Dort wurden wir sofort angeblafft, was wir denn jetzt hier noch wollen würden, sie hätten jetzt geschlossen. Immerhin bekamen wir noch etwas zu Trinken und ein Kuchenstück. Doch hinter uns wurde sofort abgeschlossen. Na ganz toll. Kaum sind die ganzen Touristen weg, werden auch die normalen Bergwander wie die letzten Menschen behandelt. Das hat mich maßlos geärgert, denn es geht auch in einem anderen Ton!

Während wir unsere Kuchen verspeisten, zogen extrem dunkle Wolken auf. Neben uns waren noch fünf andere Wanderer da, die keine Regung zeigten. Wir aber bekamen bisserl Bammel und ohne auszutrinken, begaben wir uns gleich wieder auf den Rückweg (so hatte es auch etwas gutes, dass wir nix zu Essen bekamen). Zwei Stunden würde der Abstieg noch dauern und in ein Gewitter wollten wir eigentlich nicht. Doch zu spät ... innerhalb weniger Minuten wurde es total nebelig, man konnte die Wolken richtig einziehen sehen in das Wendelsteingebirge und ein heftiger Sturm entbrannte. Das war vielleicht was! Der Abstieg ist nicht gerade einer der leichtesten, da total steil und geröllig. Wir rutschten mehr als wir gingen. Nach einer guten halben Stunde begann es schließlich auch noch zu Regnen – es wurde immer unangenehmer. Mit dem schönen Wetter war es nun endgültig vorbei.

Fast 1 ¼ Stunden lang hatten wir diesen beschwerlichen Weg bei Nässe und Sturm zu bewältigen. Bei der vorletzten Kontrollstelle Nr. 6 angekommen, gab es einen leckeren Wein, auf den wir uns eigentlich schon den ganzen Tag freuten, doch bei dem Wetter hatte ich dazu jetzt leider keine große Lust mehr. Meine Begleiter tranken alle einen Schluck, bis es schließlich noch eine Stunde zur letzten Kontrollstelle und von dort noch eine gute Viertelstunde zum Ziel ging.

Die letzten paar Meter regnete es sich schließlich richtig ein und als wir gegen 19.30 Uhr das Ziel erreichten, fing es regelrecht zu Schütten an. Was hatten wir Glück gehabt, dass es nicht schon vorher so extrem losgebrochen hat!

Wir hatten es geschafft: Wir waren wieder im Ziel angekommen. Während es für meine Begleiter etwas völlig normales war, strahlte ich dagegen übers ganze Gesicht. Ich hatte es wirklich geschafft! Ehrlich gesagt war ich mächtig stolz auf mich und freute mich bereits jetzt auf meinen nächsten Marathon. :-))

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