5. Tag:
London "to go"
4 1/2 Stunden zu Fuß quer durch die Stadt

Wir haben lange überlegt, wie wir unseren Aufenthalt in Southampton gestalten wollen. Der Hafen war neu für uns, demzufolge auch die Stadt selbst. Doch besonders attraktiv erschien uns Southampton nicht. Zumindest nicht, um einen ganzen Tag dort zu verbringen. Und so standen als Alternative schließlich noch der Besuch Londons oder ein Ausflug nach Stonehenge im Raum.

Da ich bereits 2008 in Englands Hauptstadt war und Stonehenge kein Muss für mich, überließ ich Toni die Wahl, welche schließlich auf London fiel. Ehrlich gesagt war ich ziemlich überrascht, denn die Stadt hat ihn bisher nie wirklich interessiert. Doch inzwischen war er doch neuierig darauf und ich war gespannt, ob und was sich in den letzten sieben Jahren hier verändert hat.

Um der Gefahr einer möglichen Verspätung durch z. B. Stau zu entgehen und weil es individuell geplant auch aufwändiger und zudem nicht wirklich preisgünstiger gewesen wäre, buchten wir den Transfer von Southampton nach London und zurück über TUI Cruises. Somit war die Reederei in der Verantwortung, uns rechtzeitig wieder zurück zum Schiff zu bringen und wir konnten uns entspannt zurück lehnen.

Bild Beim Einlaufen in den Hafen von Southampton heute Morgen gegen 7 Uhr entdeckten wir beim Zappen über die Bordkameras die Norwegian Epic. Mit der Morgensonne im Hintergrund ein fantastisches Bild. "Das wär' jetzt aber eine tolle Aufnahme ..." hörte ich Toni von der Seite murmeln. Und was macht man nicht alles als liebende Ehefrau? Husch, husch in die Klamotten, Kamera geschnappt und hoch aufs Deck. Das erste Mal, dass ich ungeschminkt "aus dem Haus" gehe! Na, da kann sich Toni jetzt aber was drauf einbilden, denn soo schnell wird das sicher nicht mehr passieren ...

In der "Tag & Nacht"-Bar gab's ein kleines Frühstück, anschließend meldeten wir uns gegen 8.30 Uhr im Klanghaus für den Ausflug an. Insgesamt waren wir heute acht Leute aus der Gruppe, die sich für den Transfer entschieden hatten und einen gemeinsamen Stadtrundgang planten.

Angesetzt waren als reine Fahrzeit zweieinhalb Stunden. Aufgrund des entfallenden Berufsverkehrs, weil Samstag, erreichten wir jedoch schon nach knapp zwei Stunden unser Ziel. Hervorragend! Je mehr Zeit zur Verfügung, desto besser.

Die Sonne strahlte vom wolkenlosen, blauen, Himmel. Mensch, was hatten wir doch für ein Glück! London bei Sonne - besser hätten wir es nicht erwischen können.

Unsere Tour, die wir erst während der Fahrt zusammenstellten (erst der Busfahrer konnte uns den Ausstiegsort nennen), begann schließlich an der Park Lane, direkt am Hyde Park. Er ist der größte, innerstädtische Park Londons, wurde Anfang des 17. Jahrhunderts eröffnet und bietet eine große Fläche für jegliche Freizeitaktivitäten.

Ein straffes Programm lag nun vor uns, für mich jedoch eine perfekt gewählte Route, anhand derer wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt würden zu sehen bekommen.

Kurz hatten wir überlegt, den City Sightseeing Bus zu nutzen. Doch 47,- € pro Person waren für unsere paar Stunden Aufenthalt dann doch mehr als überteuert. Und weil ich generell immer lieber zu Fuß unterwegs bin, allein schon zum Fotografieren, fand ich diesen Umstand auch ehrlich gesagt gar nicht so schlimm.

Bild Wir liefen die Park Lane entlang und erreichten kurze Zeit später den Hyde Park Corner mit dem Wellington Arch. Dieser zwischen 1826 und 1830 errichtete Triumphbogen befindet sich am südöstlichen Ende des Hyde Parks und erinnert an die britischen Siege in den Napoleonischen Kriegen.

Über die Constitution Hill, eine Straße, die sonntags für den Verkehr gesperrt ist, streiften wir durch den Green Park und standen schließlich direkt vor dem Buckingham Palace. Der Green Park ist einer der königlichen Parks der Stadt und bildet einen einladenden Grünstreifen inmitten der Stadt.

Am Buckingham Palace trauten wir unseren Augen nicht. Menschenmassen, wohin man sah. Kein freies Fleckchen war mehr zu finden. Man hätte meinen können, Herzogin Kate würde gleich um die Ecke biegen. Stattdessen war es "nur" die Wachablösung um 11.30 Uhr. Diese hatte ich 2008 bereits miterlebt, damals aber einen Platz ganz vorne am Tor ergattern können. Heute waren wir davon ganz weit entfernt - und versuchten es auch erst gar nicht.

Bild Eigentlich wollten wir auch gleich wieder weiter, doch inzwischen war die Straße rund um das Queen Victoria Monumental gesperrt und wir wurden von den Polizisten zum Warten verdonnert. Auch ok, immerhin bekamen wir somit doch noch etwas zu sehen, denn nur wenige Augenblicke später ritt die Life Guard in toller Uniform und mit glänzenden Schwertern an uns vorbei.

Als die Straße wieder geöffnet wurde, gab's erst einmal ein großes Durcheinander. Kreuz und quer liefen die Leute und mir war gar nicht mehr wohl. Ich mag diese Menschenmassen einfach nicht. Die Tasche immer fest im Griff, ging es einmal rund ums Queen Victoria Monumental und ich atmete auf, als wir endlich an der Spur Road herauskamen, wo nicht mehr ganz so viele Menschen unterwegs waren. Besser, viiel besser!

Bild Von hier aus konnten wir noch einmal ganz schöne Aufnahmen des Buckingham Palace machen und spazierten schließlich den Birdcage Walk, direkt am St. James Park, entlang. Er ist der älteste, aber auch kleinste der königlichen Parks und bekannt für seine Grauhörnchen. Diese haben mich bereits 2008 total begeistert und schon damals war ich kaum mehr davon los zu bekommen. Heute war es ähnlich. Ich war wieder hin und weg von diesen süßen Tierchen, die hier viel zugänglicher sind als unsere heimischen Eichhörnchen. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 30 cm und einer Schwanzlänge von 20 cm sind sie auch kaum zu übersehen.

Von der angenehm ruhigen Atmosphäre im St. James Park verabschiedet, erreichten wir nun wieder das pulsierende Leben an der Themse.

Schon von Weitem konnten wir den wohl berühmtesten Uhrturm der Welt erkennen: Big Ben. Der "große Benjamin" ist einfach immer wieder schön anzusehen und gehört für mich zu den schönsten Gebäuden der Stadt. Sein Glockenschlag - "The Voice of Britain" - begleitet mich abgesehen davon schon seit meiner Kindheit, denn meine Eltern haben eine Wanduhr, die seit über 30 Jahren zu jeder vollen Stunde diese Melodie spielt. Bis heute sind wir dessen nicht überdrüssig geworden.

Bild Nicht weit von den Houses of Parliament entfernt, befindet sich Westminster Abbey. Sie ist Kirche der britischen Monarchen, traditionell werden die Könige hier gekrönt und nach deren Tod beigesetzt. Die berümtesten Gräber sind hier wohl die von Maria Stuart, Elizabeth I. oder von Heinrich III. Demzufolge ist diese Kirche großer Besuchermagnet und auch mich hätte sie wirklich interessiert. Aber zum einen finde ich den Eintrittspreis von knapp 30 € pro Person unverschämt teuer, zum anderen stand auch eine ewig lange Schlange an und dafür hatten und wollten wir uns heute keine Zeit nehmen, weshalb wir uns einfach nur mit der Außenansicht begnügten.

Weiter ging es nun entlang der Houses of Parliament und direkt am Big Ben vorbei über die Parliament Bridge / St. Westminster Bridge. All diejenigen, die am Buckingham Palace keinen Platz mehr gefunden hatten, tummelten sich scheinbar hier. Vom Gehweg sah man keinen Zentimeter mehr, so sehr drängten sich die Menschen hier entlang.

Erst später erfuhren wir, was der Grund für dieses Aufkommen in London war: Der Rugby World Cup 2015, der vom 18. September bis 31. Oktober stattfand. Natürlich verbanden viele Sportfreunde den Besuch der Rugby-Spiele mit einer Stadtbesichtigung.

Bild Auf der anderen Seite der Themse angekommen, ging es entlang der ehemaligen County Hall vorbei am London Dungeon zum London Eye an den Jubilee Gardens. Das "Millennium Wheel" ist mit einer Höhe von 135 Metern das derzeit höchste Riesenrad Europas und wurde im März 2000 nach rund zwei Jahren Bauzeit eröffnet. In 32 klimatisierten und aus Glas geformten Gondeln finden jeweils bis zu 25 Personen Platz. Eine Umdrehung dauert ca. 30 bis 40 Minuten bei rund 1 km/h. Das Riesenrad gehört zu den beliebtesten Attraktionen der Stadt, denn bei klarem Wetter kann man bis zu 40 km weit sehen, angeblich sogar bis zum Schloss Windsor.

Aufgrund der Beliebtheit empfiehlt es sich auch hier, bereits vorab Tickets im Internet zu kaufen (wie eigentlich bei all den anderen Attraktionen der Stadt auch). Je nach Ticket (Sonnenuntergang, Fast Lane, etc.) bezahlt man zwischen 30 und 40 € pro Person. Bei gutem Wetter wäre es mir das durchaus wert und ich glaube, bei meinem nächsten London-Besuch steht das auch mit auf dem Plan.

Bild Nun ging es wieder über die Themse, entlang der Golden Jubilee Bridge, die mit der Hungerford Bridge verbunden ist. Letztere wurde 1845 ursprünglich als Hängebrücke für den Fußgängerverkehr geöffnet. Knapp 20 Jahre später wandelte man sie jedoch in eine Eisenbahnbrücke um. Weil die daneben liegenden Fußgängerwege ziemlich eng waren, entstand 2002 schließlich die Golden Jubilee Bridge, gewidmet Königin Elizabeth II. zum 50jährigen Thronjubiläum. Nicht nur, dass ich diese Brücke architektonisch äußerst ansprechend fand - von hier hatte man auch einen fantastischen Blick auf die Themse und die Houses of Parliament.

So langsam wurde ich müde. Wir waren nun doch schon eine ganze Weile auf den Beinen und inzwischen machten sich Hunger und Durst bemerkbar. So richtig aufnahmebereit waren wir jetzt alle nicht mehr, weshalb wir den Trafalgar Square, den größten öffentlichen Platz der Stadt, auch nur streiften und uns gar nicht näher ansahen.

Unser nächstes Ziel war jetzt Covent Garden, ein beliebtes Einkaufs- und Ausgehviertel. Die 1630 entworfene Piazza ist dessen Mittelpunkt und hier findet man auch den Central Market mit vielen kleinen Geschäften. Nicht weit davon entfernt steht das Royal Opera House, das größte Theater Londons.

Wie sollte es auch anders sein? Natürlich war auch hier wieder die Hölle los und es war schwer, einen Platz für acht Personen zu finden. Doch im Central Market gab es dann doch noch ein kleines Plätzchen für uns. Mensch, tat das gut! Endlich mal sitzen und die Füße entspannen.

Bild Ein kulinarisches Highlight waren die Sandwiches zwar nicht, aber sie stillten erfolgreich unseren Hunger und das war schließlich das Wichtigste. Gestärkt konnte es nun also weiter gehen, ganz langsam wieder zurück in Richtung Park Lane.

Hier in Covent Garden erlebten wir noch eine kleine Besonderheit: Vom 24. bis 27. September wurden auf der Piazza 120 Shaun-das-Schaf-Skulpturen in einer Herde vereint. Diese entstammten der großen Charity-Aktion "Shaun in the City" und wurden von verschiedenen Stars und Künstlern individuell gestaltet. 50 davon fand man über Monate hinweg in ganz London verteilt, 70 wurden in Bristol in verschiedenen Stadtteilen aufgestellt. Im Oktober 2015 wurde schließlich jede einzelne Skulptur zugunsten von Kinderkrankenhäusern versteigert.

Der Anblick dieser zahlreichen Schafe war wirklich einzigartig. Okay, ich steh ja bekanntermaßen auf alles Kindische und Bunte und komme an so etwas auch nie vorbei. Aber sie waren auch wirklich perfekt gestaltet. Und das ein oder andere hätte sich auch bei uns im Garten ganz gut gemacht ... ;-)

Weiter ging es schließlich über den "Londoner Broadway" in den Stadtteil Soho. Beim Anblick der zahlreichen Musical-Plakate war ich direkt ein wenig traurig, dass wir keine Zeit für eine Vorstellung hatten, zumal sie hier mein absolutes Lieblings-Stück "Miss Saigon" spielten.

Bild In Soho gibt es zwar keine besonderen Sehenswürdigkeiten, dafür aber ein buntes Treiben zwischen den zahlreichen Bars. Der Stadtteil ist vor allem bei der jüngeren Generation sehr beliebt und neben urigen Pubs findet man sowohl Schwulen- und Lesben-Bars als auch trendige Läden.

Von hier ging es nun kreuz und quer diverse Straßen entlang, immer in Richtung Hyde Park. So langsam mussten wir uns sputen. Treffpunkt für die Rückfahrt war auf 15.45 Uhr angesetzt und wir hatten es bereits 15.20 Uhr, allerdings auch noch ein gutes Stück vor uns.

In der Hill Street fanden wir uns plötzlich in einer ganz anderen Welt wieder. Fernab vom Trubel der Stadt waren wir hier komplett alleine unterwegs. Die Straße ist gesäumt von typisch englischen, äußerst gepflegten Häusern, direkt davor stand ein Luxusauto neben dem anderen. Ferrari, Bentley, Aston Martin ... Whow! Da gingen nicht nur den Männern die Augen über, auch wir Frauen staunten nicht schlecht.

Nur noch ein paar Meter ... geschafft! Pünktlich um 15.45 Uhr fanden wir uns am Bus in der Park Lane ein. Perfektes Timing! Wir haben heute wirklich keine Minute verschenkt. ;-)

Die letzten werden die ersten sein ... zumindest, was die Sitzplätze im Bus betraf. Wir bekamen doch tatsächlich Plätze in der ersten Reihe! Nur wenig später kannten wir den Grund. Der Busfahrer plapperte die nächsten zwei Stunden ohne Punkt und Komma auf seine Beifahrerin, die Reiseleiterin, ein. Wie kann ein einzelner Mensch nur so viel reden? Das machte sogar uns Frauen sprachlos!

Zum Abschluss unseres Ausflugs gab's noch eine kleine Stadtrundfahrt durch Southampton. Na, so übel sah es hier gar nicht aus. Bei einem unserer nächsten Aufenthalte sollten wir vielleicht doch einmal hier bleiben.

Kurz nach 18 Uhr erreichten wir schließlich nach einem langen, aber auch äußerst gelungenen Tag wieder "unsere" Mein Schiff 4.

London hat uns alle (wieder) begeistert. Sowohl diejenigen, die schon mehrfach hier waren als auch mich und vor allem auch Toni, für den es der erste Besuch war. Selten, dass er nach einem langen und doch auch anstrengenden City-Tag sagt: Die Stadt wird mich wieder sehen, die hat mir gefallen. :-)

Das einzige, was wir nicht mehr geschafft haben und auch wirklich schade war: Die Tower Bridge. Sie war fußläufig allerdings in der kurzen Zeit einfach nicht zu erreichen. Nun ja, irgendwo muss man Abstriche machen. Dann eben beim nächsten Mal.

An der TUI Bar gab's noch die übliche "Ausflugs-Absacker-Runde", anschließend traf sich ein Großteil der Gruppe zum Auslaufen um 20 Uhr auf einem der oberen Decks.

Dieses Mal suchten wir uns ein Plätzchen an der Außenalster-Bar. Schnell wurden die heutigen Erlebnisse ausgetauscht, denn der ein oder andere hatte dann doch einen ganz anderen Ausflug unternommen. Und genau das finde ich auf solchen Reisen immer so schön: Am Abend zusammenkommen und sich austauschen, wer was gesehen und erlebt hat und dabei die Freude und das Glück in den Augen des Gegenübers zu sehen.

Zum Abendessen entschieden wir uns wieder für das Restaurant GOSCH Sylt. Hier kann man zwischen Büffet und á-la-carte wählen - wir haben uns jedes Mal (sowohl mittags als auch abends) für á-la-carte entschieden. Die Auswahl ist die selbe, das Ambiente für uns persönlich jedoch viel ruhiger und angenehmer.

Leider bekam ich im Verlauf des Abends die Folgen des heutigen Tages zu spüren: Heftige Kopfschmerzen! Natürlich hatte ich mal wieder viel zu wenig getrunken, Erholungsphasen gab es wenige. Ich hätte es wissen müssen. Noch bevor es an die Nachspeise ging, verabschiedete ich mich auf die Kabine. Schade um den heutigen Abend. Aber lieber bin ich morgen wieder fit.

Um Toni musste ich mir keine Sorgen machen. Er war in bester Gesellschaft und schlürfte den ein oder anderen Cocktail bis weit nach Mitternacht. ;-)

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Fotoalbum London im September 2015


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