Esel-Trekking mit Asinella

~ Ausflug am 28. März 2010 ~


Schon seit Jahren bin ich total eselverrückt. Ich liebe diese eigensinnigen und charakteristischen Tiere, weil sie einfach so anders sind als andere Tiere, ihren eigenen Willen haben und diesen auch so gut es geht durchsetzen. Wenn sie etwas nicht wollen, dann wollen sie eben nicht - und genau das finde ich so toll an ihnen, denn ich selber bin ja auch nicht recht viel anders!

Toni kann bereits ein Lied davon singen, was es heißt, auf einen Esel zu treffen. V. a. in unseren Urlauben in Spanien und Griechenland konnte ich schon die ein oder andere Eselbekanntschaft schließen. Und mich davon wieder weg zu bringen … das dauert!

Doch so sehr ich Esel liebe; einen intensiveren Kontakt als hin und wieder streicheln und Fotos machen bzw. einmal auf einem extrem sturen Esel zu reiten - das hatte ich bisher noch nicht.

Bild Zu meinem 28. Geburtstag bekam ich von Toni schließlich einen Gutschein für eine Esel-Trekking-Tour geschenkt und die Freude war riesengroß. Ui, endlich einem Esel ganz nah sein und noch dazu über einen längeren Zeitraum hinweg - ich war schon richtig hibbelig.

Als ich meiner Freundin Theres davon erzählte, war auch sie gleich ganz begeistert davon und beschloss, mich zu begleiten. Das freute mich sehr, denn Toni konnte ich nicht wirklich dafür begeistern und so ganz alleine wäre es ja nur halb so schön.

Wir suchten uns einen Termin aus mehreren angebotenen Wanderungen aus und meldeten uns schließlich für den Andechser Höhenweg an. Die Eselfarm Asinella befindet sich in Pähl, Nähe Ammersee, insgesamt werden zwölf verschiedene Touren angeboten. Ob kleinere Spaziergänge oder Bergwanderungen wie auch 2tägige Touren; alles ist möglich.

Schon um 6.30 Uhr (und das mit gerade umgestellter Zeit - die Sommerzeit lässt grüßen!) machten Theres und ich uns auf den Weg nach Pähl. Die Autofahrt war recht kurzweilig, es war nichts los auf den Straßen. Wenigstens ein Vorteil, wenn man schon so früh am Sonntagmorgen unterwegs ist.

Bild Gegen 8 Uhr erreichten wir schließlich die Eselfarm Asinella in Pähl inmitten herrlicher Ruhe und Abgeschiedenheit. Hier scheint die Zeit stellenweise stehen geblieben zu sein, es ist einfach wunderschön idyllisch hier.

Wir machten uns fertig, packten unsere Rucksäcke zusammen und schon kam Anahid, die Besitzern, vorgefahren. Wir waren viel zu früh dran, die Esel mussten erst noch geputzt werden und frühstücken, doch wir spazierten einfach schon mal ein wenig übers Gelände und begrüßten die vielen Schafe mit ihren Lämmchen sowie die Ziegen. Diese nutzten gleich mal unseren Besuch für eine ausgiebige Streicheleinheit; so schnell bekamen wir sie nicht mehr los von uns.

Gegen 8.30 Uhr trudelten schließlich noch weitere Gäste ein. Insgesamt waren wir acht Leute, inklusive der Eselbesitzerin, eine schöne kleine und überschaubare Gruppe. Normalerweise sind die Gruppen lt. Anahid viel größer, doch ich war froh, dass wir so wenige waren, denn so hatten wir mehr Zeit mit den Eseln.

Drei Esel von insgesamt sieben durften uns heute begleiten: Lolo und Valentina (Walli), zwei typische Esel wie aus dem Bilderbuch, ein Geschwisterpärchen, toll gezeichnet und somit wahre Schönheiten, 9 und 11 Jahre alt und Friedel, ein 11jähriger andalusischer Riesen-Esel, der ein schweres Schicksal hinter sich hat und von Anahid liebevoll in ihre Eselfamilie aufgenommen und so aufgepäppelt wurde, dass es ihm heute ausgesprochen gut geht!

Nach einer kurzen Einführung in die Eselkunde und v. a. der Erklärung, wie man einen Esel zu führen hat, bekam die Familie mit drei Kindern zunächst Friedel zugeteilt, ich und Theres sollten Walli führen und eine weitere Teilnehmerin bekam Lolo. Doch lustigerweise war Friedel mit der Aufteilung nicht so ganz einverstanden, wie es schien, denn irgendwie schielte er immer zu Theres und mir herüber und kurz darauf war klar: Okay, Friedel bekommen wir. :-) Und ab da war es um mich geschehen. Ich habe mich Hals über Kopf in diesen flauschigen und wundervollen Esel verliebt. Theres und ich wechselten uns immer mal wieder mit der Führung Friedels ab, ich konnte meinen Blick kaum von ihm lösen.

Bild War ich zunächst noch in der Annahme, dies würde ein ganz gemütlicher Spaziergang werden, stellte ich kurze Zeit später schnell fest, dass die Führung eines Esel gar nicht so einfach ist, v. a. wenn man so einen wie Friedel bekommt, der gerne etwas eigensinnig ist und sich auch einfach mal umdreht und in die andere Richtung geht, wenn er denkt, dass das jetzt interessanter wäre. ;-) Diese Tiere haben eine so unheimliche Kraft! Und immer darauf zu achten, dass er nicht ununterbrochen stehen bleibt und frisst oder auch eben einfach abhaut, das erfordert schon ständige Aufmerksamkeit.

Wir wanderten ganz gemütlich am Andechser Höhenweg entlang, der durch einen herrlichen Wald führt. Gesäumt von wunderschönen, uralten Bäumen mit dicken Stämmen, fast schon ein kleiner Märchenwald. Außerdem hatten wir immer mal wieder einen schönen Ausblick auf den Ammersee.

Während unserer Wanderung blieben wir des Öfteren stehen und Anahid erklärte uns viel Wissenswertes und Interessantes über die Esel, sowohl von der Haltung der Tiere als auch von deren Eigenheiten usw. Stellenweise wurden die Esel kleinen Prüfungen unterzogen, wie z. B. durch einen Bach hindurch gehen oder auch durch eine kleine Kapelle. Einfach kleine Arbeiten, die man wohl mit Esel machen sollte, um deren Angst zu nehmen und sie immer weiter zu lehren und auch zu fordern.

Bild Nach einiger Zeit und mit mehreren kleinen Pausen erreichten wir schließlich unser Ziel, einen Aussichtspunkt auf den Ammersee. Dort legten wir unsere Brotzeitpause ein, packten Mitgebrachtes aus und banden die Esel an. Lolo durfte, anders als die beiden anderen, frei herum laufen, was Walli jedoch gar nicht toll fand und schon kurze Zeit darauf ganz herzzerreißend schrie. Ohje, die Arme!

Wir unterhielten uns ein wenig, aßen eine Kleinigkeit, als es plötzlich heftig zu Regnen begann. Bis hierher hatten wir noch unbeschreibliches Glück. Obwohl der Wetterbericht Dauerregen angesagt hatte, starteten und wanderten wir zunächst unter trockenem Himmel mit nur ganz selten kleinen Tröpfchen. Doch jetzt fing es so richtig an. Da ich Regen hasse, hoffte ich nur, dass sich das alles schnell wieder verziehen würde; auch die Esel schienen wenig begeistert. Guckten sie zuerst noch alle paar Minuten nach links und rechts, ob es irgend etwas leckeres zu Futtern am Wegesrand gibt, gingen sie nun mit gesenktem Kopf stur geradeaus.

Doch das Glück war auf unserer Seite, nur eine Viertelstunde später war der Regen vorbei und die Sonne kam zum Vorschein. Unsere Laune und die der Esel war schlagartig wieder besser.

Auf dem Rückweg mussten Theres und ich Friedel leider für längere Zeit abgeben. Drei Kinder waren heute mit dabei und die wollten natürlich alle gerne mal auf ihm reiten. Klar, konnte ich verstehen, und deshalb bekamen wir Walli zugeteilt. Auch sie war niedlich, aber einfach nicht Friedel. Sie ist halt eine typische Eselin, so wie man sie sich vorstellt, wie aus dem Bilderbuch. Theres und mir war sie jedoch irgendwie "zu langweilig". Das ist nicht böse gemeint, aber Friedel war einfach eigensinniger, hat uns mehr gefordert und war einfach netter. Mit ihm haben wir richtig nette Fotos geschossen, ich hab so richtig mit ihm geschmust, er hat mir auch direkt in die Augen geblickt und mich angestupst. Ich glaube, ich war ihm auch nicht so unsympathisch. ;-)

Bild Erst gegen Ende unserer Tour bekam ich Friedel wieder zugeteilt, denn jetzt sollte es über einen großen und steilen Hang gehen. Aufgabe: Ich muss Friedel führen und weil Esel an einem Hang eher schneller gehen und großen Respekt vor so etwas haben (sie sehen nicht, wohin sie treten und laufen daher eher hinauf) musste ich vor ihm gehen. Aber mach das mal! Erstens nahm Friedel gerne einen anderen Weg als ich und während ich links am Baum vorbei wollte, ging er rechts (ich fügte mich dem Esel ;-)) und zweitens war er einfach schneller. Irgendwann wollte er sich losreißen, lief nach rechts los, aber ich konnte ihn zum Glück noch bändigen. Oben angekommen, war ich fix und fertig, aber Friedel blieb jetzt zum Glück auch brav stehen und ich konnte ein wenig ausschnaufen.

Nur ein winziges Stück weiter kam die nächste Aufgabe: Die Tiere den Hang wieder hinunter führen. Inzwischen hatte eines der Kinder Friedel geführt, der sich plötzlich in Bewegung setzte und sich losriss … und weg war er! Aber bei dieser Stärke kann man einfach nicht mithalten. Ich bekam in dieser Zeit Walli zugeteilt, doch die war von der Ausriss-Aktion ihres Kumpanen so begeistert, dass auch sie urplötzlich loslief. Ich konnte mich noch gar nicht richtig drauf einstellen und schwups hing ich hinterher. Eigentlich sollte ja ICH vor ihr laufen und eigentlich sollte das alles ein Stückchen LANGSAMER gehen … aber Walli ließ sich nicht davon beeindrucken. Den Strick in der Hand lief ich eine Weile hinter ihr her, immer bemüht, sie zum Stehen zu bringen bzw. sie zu überholen, aber sie war einfach zu schnell und irgendwann konnte ich das Seil einfach nicht mehr halten und ließ sie los. Ich ärgerte mich über mich selbst, denn das darf eigentlich nicht passieren, aber sie war einfach zu kräftig und ich schon ständig am Stolpern. Außerdem möchte ich gar nicht wissen, wie das ausgesehen haben mag: Klein Manuela hängt am Seil ihres Esels und lässt sich von ihm ziehen … ;-)

Bild Gott sei Dank konnte Friedel recht schnell unten eingefangen werden und auch Walli ließ sich irgendwann dazu erweichen, wieder zu uns zu stoßen. Man sah ihr richtig an, wie happy sie war, frei herum laufen zu können. Aber optimal war es dennoch nicht.

Das letzte Stück zum Stall bekam ich von Anahid schließlich Friedel nochmal zugeteilt. Ui, meine letzten Meter mit ihm. Am Stall wurden von uns schließlich noch Fotos geschossen. Während die meisten welche mit Walli und Lolo machen wollten, war glaub ich jedem klar, dass es von mir nur eines mit Friedel geben würde. ;-)

Nun hieß es aber: Abschied nehmen. Noch einmal Friedel knuddeln, natürlich auch die beiden anderen, anschließend wurden sie in den Stall gebracht. Dort durften wir dann noch die vier anderen Esel bewundern. Darunter Gretchen, eine Eseldame ähnlich wie Walli, die schon zu Beginn ganz herzzerreißend schrie und eigentlich sooo gerne mit uns mit wollte, aber nicht durfte, und noch eine schöne Poitou-Eselin (Französin) sowie noch zwei weitere äußerst schöne Riesen-Esel.

Sich noch ein wenig unterhalten, verabschiedeten wir uns gegen 14.30 Uhr schließlich wieder alle voneinander und waren uns einig: Das war ein richtig toller Tag!

Ach ja ... Endlich konnte ich mal hautnah an meine geliebten Esel heran. Mit dieser fast fünfstündigen Wanderung hatten wir so viel Zeit mit ihnen, lernten so viel Interessantes über die Esel im Allgemeinen und unsere drei Esel im Speziellen. Je länger wir unterwegs waren, desto näher kamen wir ihnen und zum Schluss hin hatte ich das Gefühl, als würde ich die Esel schon ewig kennen.

Mein Wunsch, irgendwann mal einen eigenen (oder eigentlich zwei) Esel zu besitzen, wurde dadurch natürlich nur noch mehr bestärkt. Aber dazu muss erst einmal der richtige Platz vorhanden sein, denn es soll ihnen ja gut gehen und sie müssen sich ja wohlfühlen. Bis dahin muss ich mich mit weiteren Esel-Besuchen begnügen, interessanterweise gibt es bei uns sogar direkt um die Ecke eine ähnliche Eselfarm. Und ich glaube, es wird nicht mehr all zu lange dauern, bis ich mich dort mal vorstelle. :-) Und vielleicht übernehme ich ja auch erstmal nur eine Eselpatenschaft, auch einfach, um den Umgang mit den Tieren noch intensiver zu lernen.

Im Übrigen habe ich ein paar Tage nach unserer Tour meinen "Eselführerschein" erhalten. :-) Nun steht es also schwarz auf weiß, dass ich einen Esel unter bestimmten Bedingungen führen kann ... jaja ... :-)(Natürlich gibt es nicht wirklich so einen Führerschein, aber ich finde es für eine nette Idee!).

Allgemeine Informationen zur Eselfarm Asinella:

Die Eselfarm Asinella, geführt von Anahid Klotz, befindet sich in Pähl nahe des Ammersees in einer ruhigen und idyllischen Gegend.

Insgesamt besitzt Anahid derzeit sieben Esel. Mit ihnen kann man sowohl die von mir bereits getestete Trekking-Tour unternehmen, es werden aber auch Kindergeburtstagsfeiern am Eselstall angeboten sowie richtiger Eselunterricht mit Trainings, außerdem werden die Esel auch für therapeutische Zwecke sehr erfolgreich eingesetzt.

Ausführliche Informationen findet Ihr unter www.asinella.com.

Wer sich nur annähernd für Esel interessiert, sollte hier wirklich mal vorbei schauen. Die Wanderungen mit den Eseln werden richtig toll durchgeführt und Anahid berichtet sehr informativ und interessant über die Esel.




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