Ausgezeichnet geschlafen, genossen wir das Frühstück heute auf der Terrasse des Yas Hotels mit Blick auf den Yachthafen und die Rennstrecke. Wie auch schon im letzten Hotel, war die Auswahl reichlich und äußerst schmackhaft.
Ausgecheckt und verabschiedet, machten wir uns wieder auf den Weg. Heute begann unsere Rundreise durch die Emirate und wir waren schon sehr auf das nächste Ziel gespannt.
Vorher wollte ich jedoch unbedingt noch an der Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan Mosque vorbei, die weltweit drittgrößte Moschee. Auch hierüber hatte ich vor einiger Zeit eine ausführliche TV-Reportage gesehen und war ganz hin und weg von der Größe und der Ausstattung dieser Moschee, dass ich mir das natürlich auf jeden Fall live ansehen musste. Gestern auf dem Weg von Abu Dhabi nach Yas Island konnten wir von der Autobahn schon einen ersten Blick darauf erhaschen.
Allein der Parkplatz der Moschee umfast schon mehrere Tausend Parkplätze, das ganze Areal ist einfach riesig. Leider war es auch heute noch ziemlich bewölkt, weshalb die weiße Moschee nicht ganz so kontrastreich wirkte, begeistert hat sie mich aber trotzdem
Bevor wir eintreten durften, musste ich mich als Frau allerdings erst einmal "umziehen". Ohne Abaya wird kein Zutritt gewährt und so bekam ich ein schwarzes Überkleid ausgehändigt. Das Anziehen war gar nicht so einfach, ich stellte mich echt an, v. a. das Kopftuch mochte nicht da bleiben, wo es hingehört. Es ist eine kleine Kunst für sich. Als ich aus der Umkleide wieder heraus kam, grinste Toni mich nur an. Hm, ich musste echt eigenartig aussehen.
Es war heiß da drin, unendlich heiß, außerdem musste ich mich erst an das schleppende Gewand gewöhnen. Doch es störte mich nicht. Im Gegenteil. Nun konnte ich wenigstens mal nachempfinden, wie viel Stoff die muslimischen Frauen da ständig mit sich rumtragen müssen und dadurch, dass alle Frauen so herumliefen, lag eine ganz besondere Atmosphäre über der Moschee.
Die Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan Mosque befindet sich auf einem 56 Hektar großen Gelände und wurde im Oktober 2007 nach 10jähriger Bauzeit offiziell eröffnet.
Sie ist 224 auf 174 Meter groß und bietet für über 40.000 Gläubige Platz. Die Hauptkuppel über dem Gebetssaal ist 75 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 32,2 Metern. 40 weitere Kuppeln zieren den Rand des Zentralbaus.
Knapp 545 Millionen US-Dollar soll diese Moschee gekostet haben. Verwendet wurden 15 verschiedene Marmorsorten und auffällig viel Blattgold. Besonders beeindruckend für mich war jedoch der 5.627 qm große, handgearbeitete Teppich aus dem Iran, der knapp 47 Tonnen wiegt. Er wurde von 1200 Weberinnen über 18 Monate in verschiedenen Städten geknüpft und anschließend zusammengefügt. Eine wahre Meisterleistung, zumal man die Stückelungen nirgendwo sieht.
Sieben Kronleuchter aus vergoldetem Messing und Edelstahl runden dies alles ab. Sie stammen aus Deutschland und sind mit Tausenden von Swarovski-Kristallen in verschiedenen Farben geschmückt. Der größte von ihnen ist 15 m hoch und hat einen Durchmesser von 10 m und gilt als größer Kronleuchter der Welt.
Die Schuhe ausgezogen, schlenderten wir durch die Gebetshallen und bestaunten die herrlichen Kronleuchter, die Seitenwände und … einfach alles. Das hier war schon wirklich eine Moschee der Superlative. Wieder einmal war klar: Wenn in den Emiraten etwas gebaut wird, dann richtig!
Auch der Boden außerhalb der Moschee mit den vielen Mosaiken und Blumen begeisterte mich. Das muss vor allem von oben wunderbar aussehen.
Nachdem ich alles bestaunt und zahlreiche Fotos geschossen hatte, gab ich meine Abaya wieder ab und wir marschierten zurück zum Auto, froh, diesen Abstecher hierher gemacht zu haben. Doch nun sollte es weiter gehen nach Al Ain.
Die knapp zweistündige Fahrt verging relativ schnell. Verkehrstechnisch war nicht viel los, landschaftlich allerdings auch nicht. Wir durchquerten einige kleinere Dörfer, die jedoch meist nur aus wenigen Gebäuden bestanden und mit keinen Sehenswürdigkeiten lockten. Irgendwann nickte ich sogar mal für ein Viertelstündchen ein; das will was heißen.
Gegen frühen Nachmittag erreichten wir schließlich die Oasenstadt Al Ain. Mit über 350.000 Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt des Emirates Abu Dhabi, also längst kein "einsames Oasenstädtchen" mehr, was man vielleicht im ersten Moment glauben mag. Auch ich hatte mir die Stadt vollkommen anders vorgestellt. Dass uns hier breite Teerstraßen und große Malls begrüßten - damit hatte ich nicht gerechnet. Doch es ist das beste Beispiel dafür, wie viel sich innerhalb weniger Jahre in den Vereinigten Arabischen Emiraten getan hat. Nur eine Generation zurück war die Stadt nur mit mehrtägigen Kamelkarawanen zu erreichen, staubige Wege führten durch den Ort und viele Menschen wussten gar nicht, dass Abu Dhabi und Dubai überhaupt existieren. Faszinierend, wie schnell sich so eine Stadt entwickeln kann.
Al Ain liegt am Fuße der Hajar-Berge am Rande ausgedehnter Sanddünenfeldern und direkt an der Grenze zum Sultanat Oman. Das führt teilweise ein bisschen zu Verwirrungen. Denn nur eine Abzweigung falsch genommen, steht man schon am Grenzübertritt. Auch uns sollte das noch passieren …
Doch jetzt leitete uns unser Navi zielsicher zu unserem gebuchten 5-Sterne-Hotel Hilton Al Ain. Zum ersten Mal waren wir wirklich froh, uns das Gerät doch noch hinzu genommen zu haben, denn ohne wären wir hier sicher verzweifelt.
Von außen sah das Hotel schon mal gut aus und auch im Inneren sagte es uns zu. Im Vorfeld waren wir uns ja nicht ganz so sicher, ob man hier mitten in der Wüste wirklich ein anständiges Hotel finden würde. Beim Check-In ergab sich ein nettes Gespräch mit dem Angestellten. Als er unsere ägyptischen Stempel im Pass sah, ging wohl sein Herz auf, denn er selber war Ägypter und freute sich riesig, dass wir auch in seinem Heimatland schon Urlaub gemacht hatten. Er kriegte sich gar nicht mehr ein und auch als wir ihm von unserer Rundreise durch die Emirate erzählten, war er ganz begeistert. Scheinbar ist das hier (noch) nicht üblich.
Eine kurze Pause eingelegt, machten wir uns gegen 15 Uhr schließlich auf den Weg in die Stadt. Das Stadtzentrum ist überschaubar und die Sehenswürdigkeiten alle recht nah beieinander. Relativ zentral liegt die Al Ain Oase, ein großer schattiger Dattelwald mit zahlreichen Spazierwegen und Brunnen, aber auch Restaurants. Doch da es immer noch stark bewölkt war, verzichteten wir hier auf einen Spaziergang. Irgendwie wirkte die Oase bei dem tristen Licht nicht richtig.
Stattdessen besuchten wir das Nationalmuseum von Al Ain. 1971 wurde es eröffnet und ist somit das älteste Museum der Vereinigten Arabischen Emirate. Den Eintritt von 3 Dirham, umgerechnet ca. 0,50 € (Stand: März 2011) bezahlt, schlenderten wir anschließend durch die Räumlichkeiten. Diese sind aufgeteilt in eine ethnologische und eine archäologische Abteilung und zeigen Stücke aus dem traditionellen Leben der Beduinen und Oasenbauern, Perlentaucher und Fischer, wie z. B. Kleidungsstücke, Waffen und Beschneidungsinstrumente. Besonders interessant sind die Fotografien zur Entwicklung von Al Ain. Die Töpferwaren und Ausgrabungsgegenstände haben uns weniger interessiert, gehören aber natürlich dennoch dazu.
Das angrenzende Sultan bin Zayed Fort war leider geschlossen. Es wurde 1910 gegründet und war lange Zeit Herrschersitz der Scheichfamilie. Heute befindet sich eine kleine Fotoausstellung darin.
Einmal rund um die Oase herum und quer durch die Stadt erreichten wir schließlich das Al Ain Palastmuseum. Es ist das alte Wohnhaus des vormaligen Herrschers der Vereinigten Arabischen Emirate, Sheikh Zayed bin Sultan al-Nayhan. 1940 erbaut, bestand das Areal zunächst nur aus wenigen Lehmhäusern und glich allem anderen als einem Palast. Doch durch ständige Ausbauten wurde es immer größer und größer und als der Scheich 1976 auszog, hatte es Palaststatus erreicht. Danach verfiel es jedoch wieder so nach und nach, da sich niemand mehr darum kümmerte. Erst vor wenigen Jahren wurde sich dem Palast wieder angenommen, er wurde restauriert und wieder aufgebaut und entstanden ist ein schönes kleines Museum, welches das damalige Leben der Herrscherfamilie veranschaulicht. Einige Räume können betreten werden, darin stehen alte Möbelstücke und Accessoires der Scheichfamilie.
Eintritt wird hier keiner verlangt, weshalb wir auch gleich durch das Tor schritten. Wir spazierten quer durch die Anlage, schauten in jeden geöffneten Raum und genossen die wundersame Stille. Auch hier war kaum was los. Nur zwei, drei andere Touristen. Wie angenehm. Der Besuch hier hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es ist schon interessant zu sehen, wie der Scheich mal gelebt hat bzw. wo er aufgewachsen ist. Auch, wenn nicht alles originalgetreu ist.
Beim Verlassen des Museums wurde es mir dann für den Bruchteil einer Sekunde etwas mulmig. Am Ausgang saßen zwei mit Gewehr bewaffnete Araber, die - als wir in deren Richtung kamen - plötzlich aufstanden und uns mit einem etwas grimmigen Blick ansahen. Mir rutschte das Herz in die Hose. Was wollen die jetzt von uns? Hätte das Museum doch Eintritt gekostet? Doch stattdessen verabschiedeten sie uns nur ganz freundlich. Puh, was ich mir immer gleich ausmale …
Nach diesem Besuch wollte ich mir noch ganz gerne den Tiermarkt bzw. den Souk ansehen, doch als wir daran vorbei kamen, sah er nicht besonders einladend aus. Genau genommen waren die Märkte in total verfallenen Hallen untergebracht und es sah ziemlich schmuddelig aus. Wir verzichteten auf den Besuch und fuhren wieder zum Hotel zurück.
Dort angekommen, lockten Kaffee und Kuchen und wir machten es uns in der Lobby bequem. Egal, wo in den Emiraten wir uns befanden - die Schokotörtchen sahen überall zum Anbeißen aus. Auch hier konnte ich ihnen nicht widerstehen und langte zu. Mmmhh. Pure Schokolade. Es gibt (fast) nichts besseres.
Ein kleines Nickerchen gemacht und umgezogen, fuhren wir gegen 19 Uhr zur Bawadi Mall. Wir waren auf der Suche nach einem guten Restaurant und lt. dem Concierge im Hotel sollten wir am ehesten dort fündig werden. Natürlich war diese Mall hier nicht vergleichbar mit den riesigen Einkaufszentren in Dubai und Abu Dhabi, doch eine Skihalle mit Schnee gab es auch hier. Sie lag direkt neben dem Schwimmbad. ;-) Schon irre, was es auf dieser Welt alles gibt.
Wir spazierten durch die Mall, schauten in den ein oder anderen Laden und stellten schnell fest, dass wir mit Al Ain wohl ein sehr traditionsbewusstes Städtchen erwischt hatten. Traf man in Abu Dhabi doch noch auf zahlreiche unverschleierte Frauen, waren die Mädchen hier ausnahmslos alle verschleiert. Außer dem 15 cm großen Sehschlitz waren sie von oben bis unten umhüllt mit ihrer Abaya, manche von ihnen waren sogar komplett verschleiert und hatten schwarze Handschuhe an. Interessant war der Anblick schon und faszinierte mich immer wieder: Die Männer kurzärmelig und modern gekleidet, in Begleitung von ein oder mehrerer Frauen in schwarzer Abaya. Nicht selten stellten wir uns die Frage: Sind das Freundinnen oder alles Ehefrauen dieses einen Mannes? Denn bis zu vier Frauen darf ein Muslim ja ehelichen.
Langsam machte sich der Hunger bemerkbar und in einem amerikanisch-asiatischen Restaurant nahmen wir Platz. Eine außergewöhnliche Mischung, die uns neugierig machte. Hier ließen wir den Abend gemütlich ausklingen und fuhren gegen 22 Uhr langsam wieder zum Hotel zurück.