2. Tag: Besichtigung von Abu Dhabi


Sabâh al-khair! Guten Morgen!

Nach einer äußert angenehmen und ruhigen Nacht läutete uns der Wecker um 8 Uhr morgens aus dem Bett. Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir: Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Juhuu! Wie sehr hatte ich mich in den letzten Wochen darauf gefreut, endlich mal wieder Sonne abzubekommen.

Im Restaurant Horizon genossen wir ein leckeres Frühstück, dessen Auswahl riesig war. Nebenbei planten wir den heutigen Tag und machten uns kurze Zeit später auch schon auf den Weg.

Auf meinem Stadtplan hatte ich mir das einige Kilometer entfernte Al Hosn Fort herausgesucht, eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten inmitten der Stadt. Dorthin wollten wir uns mit dem Taxi fahren lassen und anschließend mit diversen Abstechern wieder zu Fuß in Richtung Hotel zurück laufen.

Bild Doch in Abu Dhabi scheint alles nicht so einfach zu sein. Nachdem ich dem Taxifahrer mein Ziel genannt hatte, schaute er mich ganz verdutzt an und meinte: "Wohin?" Ich sagte es ihm noch einmal, zeigte auf den Stadtplan (sogar mit Bild!), doch er konnte nichts damit anfangen. Er fuhr zur Seite, drehte den Plan mehrmals hin und her, runzelte die Stirn … er hatte keinen blassen Schimmer! Irgendwann fuhr er dann doch mal los, war aber sichtlich angespannt. Wir fuhren und fuhren und fuhren … lag das Fort denn wirklich soo weit entfernt? Sah gar nicht danach aus … aber wir hatten ja auch keine Ahnung und so ließen wir ihn mal machen. Nach einiger Zeit kamen wir schließlich in einer Wohngegend und vor einer Universität namens Al Hosn zum Stehen. "Wir sind da." Nun, das glaube ich nicht. Hier gibt es zwar eine Uni, nicht aber ein Fort … "Das ist da gleich um die Ecke, nicht mehr weit …" Na gut. Bevor wir jetzt noch länger rumdiskutierten und doch nicht weiter kamen, stiegen wir aus und machten uns eben selber auf die Suche. Ganz klasse, wenn sich schon der Taxifahrer hier nicht auskennt …

Also marschierten wir los. Alle Straßen, die wir passierten, waren auf meinem Stadtplan nicht verzeichnet. Nur die größten und gängigsten. Und momentan befanden wir uns weit davon entfernt. Aber egal. Wir suchten uns die nächst größere und liefen einfach mal Richtung Meer, das war zumindest schon mal die richtige Richtung.

Während des Weges bekamen wir einen ersten Eindruck von einer einerseits modernen Stadt, die aber andererseits weit hinter Dubai liegt und an manchen Stellen noch sehr traditionell wirkt. Vor allem, was die Läden betrifft. Autos rauschten an uns vorbei, Fußgänger waren nur wenige unterwegs. Die Fußwege wurden angeblich auch erst vor wenigen Jahren für die Touristen neu erbaut, denn die Emiratis sind in der Regel "fußkrank".

Irgendwann erreichten wir eine große Kreuzung, eine der Straßen war in meinem Plan verzeichnet, dennoch konnten wir den Fixpunkt nicht ausfindig machen. Da sich in unmittelbarer Nähe eine Mall befand, spazierten wir kurzerhand hinein und ich fragte an der Information nach, ob man mir bitte auf der Karte zeigen könne, wo wir uns hier gerade befinden bzw. wie wir zum Al Hosn Fort kämen. Doch ich hätte es wissen müssen. Der Herr sah mich mit ganz großen Augen an, studierte meine - inzwischen - zwei Stadtpläne, drehte und wendete sie und meinte schließlich ganz begeistert: Das hier kenne ich! Das ist Lulu-Island, das liegt da hinten … Ähm, das ist ja schön, dass du was erkannt hast auf dem Plan, aber ich suche nicht Lulu-Island, ich suche das Al Hosn Fort! Es war wirklich schwierig, im klar zu machen, dass ich weder Lulu-Island noch Breakwater Island oder was weiß ich nicht suche, sondern einzig und allein die Kreuzung und das dämliche Fort. Irgendwann resignierte ich, nahm ihm die Pläne aus der Hand und ging wieder. Ich fragte mich ernsthaft, wie der gute Mann jeden Tag zur Arbeit und wieder nach Hause kommt …

Bild Nun ist es zwar so, dass Abu Dhabi vor kurzem ein paar Straßennamen geändert bzw. durch Ziffern ersetzt hat, aber als Einheimischer sollte ich das doch wissen? Sogar ich hatte mir einen kleinen Spickzettel darüber gemacht, welchen ich dem Herrn in der Mall auch noch gezeigt habe … aber irgendwie glaube er mir das nicht.

Wir spazierten also weiter und irgendwann erreichten wir endlich den Stadtkern. Juhuu, wir hatten es geschafft, wir wussten wieder, wo wir waren und jetzt konnte es auch nicht mehr weit sein. Auf dem Weg kamen wir am Al-Ittihad Square, dem Platz der Vereinigung, vorbei, ein Platz mit riesigen arabischen Denkmälern in Form einer Kanone, einer Teekanne und einem Wehrturm. Die Teekanne ist das Symbol der Gastfreundschaft und in fast jeder emiratischen Stadt an Straßenkreuzungen oder in Parks zu finden.

Nicht weit davon entfernt entdeckten wir es schließlich: Das Al Hosn Fort. Es ist das älteste Gebäude der Stadt und auch das einzig historische Bauwerk. Der Komplex diente knapp 200 Jahre lang als Palast der Herrscher von Abu Dhabi und hat eine Grundfläche von 92 auf 77 m. Heute beherbergt es ein Dokumentationszentrum zur Geschichte Abu Dhabis sowie kleine Gärten und Außenanlagen. Leider blieb uns dies alles verborgen, da es derzeit komplett renoviert wird und daher für Touristen unzugänglich ist. Na klasse, da hatte sich die stundenlange Suche ja echt gelohnt. ;-)

Inzwischen waren wir ganz schön durstig. Die Sonne brannte vom Himmel, dazu der lange Fußmarsch … Leider gibt es in den Emiraten außerhalb der Malls keine richtigen Lebensmittelgeschäfte oder gar Restaurants/Cafés, weshalb wir uns mit dem Taxi zur Marina Mall fahren ließen. Die war dem Fahrer sogar geläufig. Tja, Hotels, Malls und Flughäfen sind dann eben doch bekannt.

Bild Die Marina Mall befindet sich auf Breakwater Island, einer Insel, die zum Schutz vor zu hohem Wellengang künstlich aufgeschüttet wurde. Die Mall ist eine der größten, wenn nicht sogar die größte von Abu Dhabi (ich weiß es nicht genau) und beherbergt über 300 Geschäfte sowie eine Eislaufbahn, eine Skipiste und zahlreiche Restaurants und Bars. Es ist mehr eine Freizeiteinrichtung als ein Einkaufszentrum.

Hier steuerten wir erst einmal den Food Court in der obersten Etage an. Eine Einrichtung, die uns schon in Asien immer sehr begeistert hat, weil man hier einfach unheimlich viel Auswahl an verschiedenem Essen auf einem Platz hat.

Gut gestärkt, ging es kurze Zeit später quer durch die Mall wieder hinaus in die Sonne. Heute Abend würden wir uns hier noch etwas näher umsehen, jetzt aber wollten wir erst einmal die Insel näher begutachten. Wir schlenderten am Yachthafen und dem dazugehörigen Yachtclub vorbei und in Richtung des Heritage Village. Auch hier schauten wir mal kurz hinein, allerdings findet das Leben hier erst in den Abendstunden statt, dann würden auch die Handwerksbetriebe öffnen und der kleine Souk. Mir gefiel es hier auf Anhieb und ich freute mich schon jetzt auf heute Abend.

Von hier aus hatte man einen fantastischen Ausblick auf die Skyline von Abu Dhabi. Wirklich beeindruckend und wunderschön.

Bild Weiter ging es entlang der Promenade in Richtung des Theaters und zum 122 m hohen Fahnenmast mit der Flagge der VAE. Wie sollte es auch anders sein: Natürlich ist er inzwischen der höchste Fahnenmast der Welt; dies war bis vor kurzem noch der Fahnenmast auf dem Merdeka Square in Kuala Lumpur, Malaysia, den wir im August letzten Jahres betrachten durften.

Hinter dem Theater machten wir es uns für kurze Zeit auf einer Mauer mit Blick auf die Skyline bequem. Hier ging ein frischer und angenehmer Wind, zahlreiche Einheimische kamen und gingen; dies scheint hier ein sehr beliebter Picknickplatz zu sein.

Auf dem Weg zurück kamen uns zahlreiche tolle Autos entgegen. Trotz Geschwindigkeitsbegrenzung und eines Polizeiautos wurde sich nur selten an die 40 km/h gehalten und einfach mal aufs Gas getreten. Uns gefiel es. Schöne Autos ziehen uns immer an. Lachen mussten wir, als uns ein Araber freudestrahlend zuwinkte und grinste. Was der sich gedacht hat, kann ich mir gut vorstellen: "Die doofen Touristen … laufen bei der Hitze kilometerweit durch die Stadt."

Wieder zurück an der Marina Mall, gönnten wir uns bei Starbucks einen Kaffee und spazierten anschließend in Richtung des Emirates Palace. Es ist das einzige Luxus-Hotel der Emirate, welches man auch ohne Reservierung in einem der Restaurants betreten darf.

Von der Marina Mall aus sind es etwa 20 Minuten, bis man zum Eingang des Hotels gelangt. Der vordere Eingang ist jedoch nur den VIP-Gästen vorbehalten und auch entsprechend abgesichert. Poller, Sicherheitsbeauftragte und ein riesiges Eisentor erwecken schon von Weitem den Eindruck: Hier darf niemand rein! Während des Weges konnten wir das endlos weite Areal des Hotels bestaunen. Der riesige Garten drum herum ist fast schon eine kleine Verschwendung, hier würde sich ein Golfplatz ganz gut machen. ;-)

Den Eingang für die Hotelgäste erreicht, traten wir etwas bescheiden ein. Ich traue mich bei solchen Hotels meist gar nicht, einfach so drauf los zu gehen, aber die anderen taten es ja auch und schon wurden wir von einem Sicherheitsbeamten freundlich begrüßt und hereingebeten. Kurze Zeit später standen wir direkt vor dem Hotel und marschierten die zahlreichen Treppenstufen hinauf.

Das 3 Milliarden Dollar schwere Emirates Palace ist eines der luxuriösesten Hotels der Welt und wurde nach knapp dreijähriger Bauzeit im Februar 2005 eröffnet. Es befindet sich im Besitz der Herrscherfamilie von Abu Dhabi, welcher auch die gesamte oberste Etage gehört und nur für diese sowie ausgewählte Freunde zugänglich ist. Bis Ende 2010 war es das teuerste Hotel der Welt, inzwischen wurde es von The Cosmopolitan in Las Vegas abgelöst.

Wir schlenderten durch die Lobby des Hotels, die mich allerdings nicht wirklich begeisterte. Es war alles relativ düster und altmodisch. Einzig die goldfarbene Kuppel mit 42 m Durchmesser hat mir gut gefallen, die Möbel fand ich nicht wirklich passend.

Bild Insgesamt ist das Hotel 714 m lang, hat einen Umfang von 2,5 km und eine Fläche von über 243.000 m². Ein 1 km² großer Park mit Gärten und ein 1.400 m langer Strand runden das Hotel ab. Insgesamt gibt es 394 Zimmer und Suiten.

Dass das Hotel eine kleine (große) Attraktion in Abu Dhabi ist, haben wir zwar schon oft gehört, bei unserem Besuch aber dann so richtig gemerkt. Ganze Gruppen wurden hier durchgeschleust, ständig war ein Kommen und Gehen … das war schon fast ein bisschen zu viel. Als Gast würde mich das schon sehr stören, wenn ich Tausende von Euro dafür ausgebe, um mich dann von Touristen anglotzen zu lassen.

Demzufolge verließen wir das Hotel schließlich nach kurzer Zeit wieder und marschierten nach draußen. Noch ein paar abschließende Fotos gemacht, gingen wir zu unserem Hotel auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich hab mich richtig gefreut, dass wir uns das Emirates Palace mal ansehen konnten, nach den vielen Berichten, die wir darüber schon im TV gesehen hatten. Wohnen würde ich dort allerdings nicht wirklich wollen und von außen ist es tausendmal schöner als im Inneren.

In unserem Hotel angekommen, machte ich ein paar Fotos davon und anschließend gönnten wir uns eine kleine Pause. Uns taten die Füße höllisch weh, heute waren wir einen kleinen Marathon gelaufen.

Gegen 18.30 Uhr schnappten wir uns schließlich wieder ein Taxi und ließen uns zum Heritage Village auf Breakwater Island bringen. Natürlich war das mal wieder nicht so einfach, denn auch der jetzige Taxifahrer wusste nicht, was ich eigentlich von ihm wollte. Heritage Village? Noch nie gehört! Dass es sich dabei allerdings zum einen um eine bekannte Sehenswürdigkeit handelt, zum anderen nur wenige Kilometer von hier befand … das ging an dem Fahrer wohl völlig vorbei. Doch das Codewort lautete: Marina Mall! Yeah! Die kannte er natürlich. Jetzt noch ein Stückchen weiter … ja … nur noch wenige Meter. HALT! Da stand es zwar angeschrieben, ganz groß und beleuchtet, doch der Fahrer wäre doch glatt daran vorbei gefahren, hätten wir ihn nicht gebremst. Also manchmal frage ich mich echt …

Das Heritage Village ist ein nachgebautes Volkskundedorf, welches das kulturelle Erbe des Landes präsentiert. Man findet hier Beduinenzelte, Palmwedelhütten und Steinhäuser, in einem Museum auf 500 qm findet man Schmuck, Werkzeuge und Kleidungsstücke und in kleinen Werkstätten präsentieren Handwerker und emiratische Frauen ihr Handwerk, wie z. B. die Weberei, die Flechterei oder auch Schmidarbeiten.

Bild Ich fand das alles richtig spannend und interessant, mir gefallen solche Dörfer immer sehr gut, da man dadurch einfach ein bisschen das Leben der (damaligen) Araber nachempfinden kann.

Auch einen kleinen Souq gibt es hier, allerdings war dort nur Kitsch zu finden, übliche Souvenirs für Touristen, nichts besonderes. Etwas weiter hinten konnte man Kamel reiten. Ich ließ das sein, freute mich aber dennoch über diese tierische Begegnung. Und ganz versteckt entdeckte ich schließlich sogar noch einen kleinen Esel … :-)

Hier hielten wir uns eine Weile auf, ich machte noch ein paar Nachtfotos der Skyline und anschließend fuhren wir mit dem Taxi zur Marina Mall. Hier machten wir erst einmal einen kleinen Bummel durch die Läden und gingen anschließend in einem der zahlreichen Restaurants essen. Hier war heute Abend die Hölle los, alles war gesteckt voll. Wenn es Nacht wird, kommen die Araber aus ihren Höhlen hervor …

Gegen 22 Uhr marschierten wir langsam in Richtung unseres Hotels, im Blick immer das hell beleuchtete Emirates Palace, dessen Kuppel ständig seine Farbe ändert. Sehr schön. Im Hotel angekommen, waren wir so hundemüde, dass wir auch gleich ins Bett sind. Was für ein langer, aber auch schöner Tag in Abu Dhabi.

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