2. Tag: Stadterkundungen & L'Oceanogràfic (Aquarium)


Eigentlich wollten wir heute ja ein wenig ausschlafen und den Tag ruhig angehen lassen. Doch dieses Vorhaben scheiterte um 8 Uhr, als plötzlich die Reinigungskraft vor unserem Bett stand und nachfragte, wann sie denn nun putzen könne ... Hallo?? So etwas haben wir ja noch nie erlebt! Ich musste ganz schön blöd geschaut haben; auf jeden Fall war sie schneller wieder draußen als sie drinnen war ...
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Eine Stunde später machten wir uns schließlich auf den Weg in die Stadt. Für heute war die Sightseeing-Tour mit dem Doppeldeckerbus geplant. Diese Tour hatten wir bisher in jeder größeren Stadt unternommen und waren immer restlos begeistert. Dabei erfährt man einfach ne Menge über die Stadt, was man sich sonst nirgendwo so kompakt herauslesen kann.

Wir schlenderten entlang der Straßen und suchten den Startplatz des City-Tour-Busses, was gar nicht so einfach war. Wir verliefen uns ständig in den vielen Gassen, kamen dabei aber auch an Plätzen vorbei, die wir sonst vermutlich nie entdeckt hätten. Nach einer guten halben Stunde gelangten wir schließlich zur Plaza de la Reina, wo auch schon der Bus (auf uns?) wartete. 12 € (Stand: April 2005) pro Person kostete die Tour; dafür aber kann man das Ticket 24 Stunden nutzen und den lieben langen Tag damit herumfahren. Wir lösten zwei Tickets und stiegen nach ganz oben, von wo aus man einen tollen Blick hat. In gut zehn Minuten geht die Fahrt los ...

Als erstes kamen wir zur Zentralen Markthalle, die wir uns bereits auf unserem Weg zum Bus näher angesehen hatten. Dieses Marktviertel gehört mit ihrem kaufmännischen Geist zu den lebhaftesten Quartieren der Stadt. Natürlich ließen auch wir es uns nicht nehmen, einmal durch die Markthalle zu schlendern, doch lange hält man es hier nicht aus! Schon nach wenigen Schritten schlägt einem ein übelriechender Duft entgegen; durch die eng aneinander liegenden Fleisch-, Fisch-, Obst- und Gemüsestände vermischen sich die Düfte und kompensieren zu einem einzigen Gestank. Trotzdem war es interessant, was hier alles angeboten wurde und ich staunte über die umfangreichen Auslagen. Selbst an Fleischwaren gab es hier Dinge, die mich nur den Kopf schütteln ließen: ganze Hasen, Hühner und Gänse ... ekelerregend! Doch das ist die spanische Küche und für die Einheimischen völlig normal.
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Gegenüber der Zentralen Markthalle befindet sich die Lonja – die alte Seidenbörse. Viel war nicht da drin zu sehen. Lediglich ein großer Saal mit wenigen Stühlen war geboten. Dieses Gotikgebäude wurde vor Jahren zum Weltkulturerbe der UNESCO deklariert.

Weiter ging's über bekannte Straßen, vorbei an interessanten Gebäuden direkt zum Torre de Quart. Diese beeindruckenden Zwillingstürme an der Avenida de Guillem de Castro flankieren ein als Segmentboden ausgeführtes Tor, über dem sich eine große Schießscharte befindet. Die Türme wurden zwischen 1444 und 1460 aus Ziegeln und Quadersteinen erbaut. Große Einschusslöcher zeugen noch heute von der Belagerung des französischen Heers während des Unabhängigkeitskrieges.

Vorbei am Rathausplatz, den wir uns ja bereits am Vortag näher angesehen hatten, ging's zum Palacio del Marqués de dos aguas (Keramikmuseum), welcher schon von außen sehr prunkvoll wirkte. Die gesamte Fassade besteht aus feinstem Marmor und der Eingangsbereich ist mit wunderschönen Gemälden verziert.

Bild Nun waren wir am Flussbett des Turia angelangt. Seit der Gründung Valèncias durch die Römer waren Überschwemmungen ein ständig wiederkehrendes Ereignis. Nachdem 1957 eine Überschwemmungskatastrophe rund 100 Menschenleben kostete, entschied man sich, den Fluss drei Kilometer weiter südlich zu leiten und das Flussbett somit austrocknen zu lassen.

Heute findet man in dem gut 10 Kilometer langen Flussbett eine riesige Grünfläche vor mit vielen wunderschönen Parkanlagen (Parque de Cabecera, Jardines del Real und Jardines de Monforte), div. Spielplätze, aber auch einigen Museen (wie z. B. Museo Provincial de Bellas Artes) und einen großen botanischen Garten. Der Jardin del Turia bietet somit ein reichhaltiges öffentlichwirksames Kulturangebot an und lockt die Valencianer sowie auch viele Nachbarn immer wieder aufs Neue an.

Wir kamen u. a. vorbei am Parque Gulliver, ein Spielplatz, der nach dem Märchen "Gullivers Reisen" benannt wurde. Wem sich die Möglichkeit bietet, die Stadt von oben zu betrachten, wird die Figur Gullivers auf dem Rasen liegend in seiner ganzen Pracht erkennen können.

Bild Schließlich gelangten wir in der "Stadt der Künste und Wissenschaften" an (Ciudad de las Artes y las ciencias). Hierbei handelt es sich um das ehrgeizigste Projekt der Stadt, eine Art "Future-Stadt", zumindest dem Aussehen nach zu schließen. Auf rund 350.000 qm befinden sich vier Anlagen: Das Imax- und Laser-Show-Theater "L'Hemisferic", das Museo de las Ciencias Principe Felipe, das Meeresaquarium L'Oceanogràfic sowie die Kunsthalle Palau de les Arts.

L'Hemisferic ist ein riesiger Kuppelbau um eine 900 qm große konkave Leinwand, der mit einer raffinierten Projektions- und Beschallungsanlage sensationelle Vorführungen und Shows bietet. Hinter der gigantischen Fassade des Museo de las Ciencias verbirgt sich eine 42.000 qm große Ausstellungsfläche, die nach den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen unterteilt ist. Hier finden auch div. wirtschaftliche Kongresse und Konferenzen statt. Die Kunsthalle Palau de las Artes war gerade in Bau und sollte in gut einem halben Jahr dem Publikum ihre Pforten öffnen. Es befinden sich drei Ausstellungssäle und ein Freilichttheater für rund 4000 Gäste in dieser Halle, was für Aufführungen aller Bühnenkünste bestimmt ist. Das Gebäude gleicht einem menschlichen Auge und zieht somit sofort alle Blicke auf sich.

Wir waren beeindruckt von der riesigen futuristischen Anlage und dem krassen Gegensatz zum "alten" València. Schon allein die Gebäude faszinierten uns, alle sind so riesig und andersartig.

Bild Leider hatten wir nicht so viel Zeit, um alles besuchen zu können, weshalb wir uns für die – unseres Erachtens – interessanteste Anlage entschieden: L'Oceanogràfic. Hierbei handelt es sich um eine Unterwasserstadt, die von 10.000 Tierarten und 500 Unterwassergewächsen bewohnt wird.

Der Eintrittspreis schockierte uns zunächst: 24 € (Stand: April 2005) pro Person. Ganz schön heftig. Aber trotzdem zögerten wir nicht lange und kauften zwei Tickets. Auf der Stadtrundfahrt wurde uns eine Menge darüber erzählt und es hörte sich so schön an; das dürfen wir auf keinen Fall verpassen.

Wir durchquerten also den Eingangsbereich und gelangten sogleich in die erste Halle, in der einige Fischarten in Plastik ausgestellt waren. Natürlich gab's hier auch gleich einen kleinen Shop, in dem alle möglichen Fische aus Plüsch angeboten wurden. Anfangs war ich ein wenig enttäuscht: Ist das alles? Doch nur mit der Ruhe – die Anlage ist riesig und es gibt noch so viele Gebäude zu sehen ... Toni nahm den Parkplan in Beschlag und leitete uns damit fortan durch den Park.

Im Mediterranen Haus erwarteten uns sieben wunderschön verschieden angelegte Aquarien, in denen die bunte vielfältige Unterwasserwelt zu sehen ist. Hier hielten wir uns lange auf, denn die Fische faszinierten mich immer wieder. Zudem waren in einem Aquarium auch noch Taucher; es schien uns, als wäre es eine Art "Führung", denn die zweite Person durfte die Aale und Fische streicheln und füttern und man sah, dass ihr dazu auch einiges erklärt wurde.

Weiter ging's schließlich zu einer von Netz überspannten 26 m hohen Kugel, in deren Innenraum sich tropische Vögel befanden. Hier wurde eine kleine Führung angeboten, doch leider waren wir immer zu früh oder zu spät dran; und warten wollen wir auch nicht. Arg viel gab es da drinnen eh nicht zu sehen, denn von außen hat man einen genau so schönen Blick auf die faszinierenden Vögel, die uns in knallbunten Farben entgegenleuchteten.

Bild Die Salzwasser- und Süßwasser-Aquarien, sowie das Ozean-Aquarium begeisterten uns am meisten. Wir gelangten in einen großen Raum, wo sich links und rechts riesig große Aquarien befinden. Schon das faszinierte uns, denn die bisherigen von uns besuchten Aquarien in Zoos waren immer viel, viel kleiner. Doch es kam noch besser, als wir den Weg zum Ozean-Aquarium weiterschlenderten: Wir gelangen in ein toll angelegtes Tunnelsystem, wo die Fische nicht nur mehr links und rechts an uns vorbei schwammen, sondern direkt über unseren Köpfen hinweg!! Bisher kannten wir das nur aus Reportagen über SeaLife in Florida und wir hätten niemals gedacht, das einmal live zu erleben. Doch jetzt waren wir erst einmal baff und staunten ... Besonders spektakulär war natürlich das Haifisch-Aquarium, wo wir uns über eine halbe Stunde aufhielten. Schon gigantisch, wenn ein Hai gut 20 cm über einen hinwegschwimmt und man ihn von allen Seiten und in aller Ruhe ohne jegliche Gefahr betrachten kann. :-) Da das Wasser da drin recht trüb war, tauchten die Tiere immer wie aus dem Nichts auf und wir erschraken ganz schön, als uns auf unserer Höhe ein Hai entgegen kam, um dann kurz vor uns wieder abzubiegen. ;-)

Irgendwann mussten wir uns aber doch wieder von den Haien trennen und auf dem Weg zur nächsten Halle kamen wir an den Seelöwen und den Robben vorbei. Ihr süßer Blick und die frechen Spielereien untereinander brachten uns zum Lachen. Wie süß doch Tiere sein können ...

Nun packte uns aber der Hunger und wir legten eine kleine Pause in einem der vielen Restaurants ein. Vom SB-Restaurant bis hin zum 5-Sterne-Restaurant findet man hier alles. Durch den langen Spaziergang und die vielen Eindrücke waren wir wie "erschlagen" und freuten uns auf ein gutes Mittagessen und ein paar entspannende Minuten ...

Bild Nach einer halben Stunde ging's aber wieder weiter und wir schlendern durch den Park, wo man immer wieder tolle Gartenanlagen und Wasserbecken findet. Auf der einen Seite tummeln sich die Seelöwen, auf der anderen Seite die Pelikane ...

Etwas kälter wurde es schließlich in der gut 12 m hohen igluähnlichen Arktis- und Antarktishalle. Gerade noch bei 26 Grad herumgelaufen, froren wir hier ganz schön. Doch nur so kann einem der richtige Eindruck vermittelt werden. Im Arktis-Teil besuchten wir eine See-Kuh, die ich zum ersten Mal überhaupt sehe. Schon irgendwie ein komisches Tier. Wir schlenderten weiter und gelangten zur Antarktis, wo sich die süßen Humboldt-Pinguine tummeln. Die fühlten sich hier pudelwohl und sprangen freudig ins Wasser oder auf ihren Steinen herum. Niedlich ...

Nun hatten wir alle Hallen gesehen und warteten auf den Einlass für's Delphinarium. Bis dahin war's aber noch eine dreiviertel Stunde hin und so spazieren wir noch einmal in aller Gemütlichkeit durch den gesamten Park, machten Fotos und blieben schließlich wieder bei den Robben hängen. Dort wurde gerade eine kleine Show geboten, doch die Robben wollten nicht so wie ihre Herrchen. Jegliches Zureden brachte nichts ... sie schienen gerade etwas trotzig zu sein. ;-)

Nach einer dreiviertel Stunde aber hatte das Delphinarium geöffnet und wir eilten gleich mal zu einem Platz etwas weiter oben. Erfahrungsgemäß hat man von dort einfach einen schöneren Blick auf das gesamte Becken. Nach nur wenigen Minuten ging's auch schon los und neben stimmungsvoller Musik zeigten die Delphine ihre hinreißenden Kunststücke. Besonders toll waren natürlich immer die gemeinsamen Sprünge über das Seil oder das Surfen mit den Herrchen ... eine super Leistung!! Ich staune jedes Mal aufs Neue, was man diesen Tieren so alles beibringen kann!

Nach dieser gut zwanzig Minuten langen Show ging's nun gegen späten Nachmittag wieder Richtung Hotel. Wir hatten den ganzen Park gesehen und waren richtig froh, uns den Eintritt "geleistet" zu haben. So etwas Schönes haben wir schon lange nicht mehr gesehen. V. a. die Tunnel-Aquarien sollen noch lange in unserem Gedächtnis haften bleiben; wir redeten den ganzen Abend über fast nichts anderes mehr ... :-)

Bild Zunächst fuhren wir aber mit dem Sightseeing-Bus noch die restliche Tour mit; zurück zu unserem Ausgangspunkt an der Plaza de la Reina. Wir kamen noch an drei kleinen Palästen vorbei, die aber nicht wirklich außergewöhnlich sind. Mit einem guten (und teuren) Eis (2 € die Kugel) schlenderten wir gemütlich zurück zum Hotel und genossen die Sonne und die Wärme in vollen Zügen ...

Nach einer kleinen Verschnaufpause ging's abends auf Shopping-Tour. Bereits im ersten Geschäft wurde ich fündig; hier war schon die neueste Mode geboten. Toll!! Wir klapperten so gut wie jeden Laden ab und staunten über die günstigen Angebote. València lohnt sich richtig für ein Shopping-Wochenende!!

Gegen 21 Uhr suchten wir uns ein Lokal; der Hunger machte sich bemerkbar. Die Karte zuerst in Englisch verlangt, bestelle ich jedoch auf Spanisch und machte dem Kellner damit eine große Freude. Er grinste übers ganze Gesicht und meinte nur: Hablas español? Muy bien! ... Und schon hatte ich einen Stein im Brett!! :-)

Wir plauderten über den vergangenen Tag, tranken noch einen Kaffee in einem angrenzenden netten Lokal und machten uns schließlich langsam zurück ins Hotel, natürlich nicht ohne vorher noch ein paar schöne Nachtfotos der angrenzenden Gebäude zu machen. :-)

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