1. Tag: Ankunft auf Mallorca & Besuch der Herrenhäuser im Westen & Paguera


Einen schönen und besinnlichen Heiligabend in gewohnter Tradition mit meinen Eltern verbracht, ging es bereits um 2.30 Uhr nachts schon wieder in Richtung München. Glücklicherweise ohne Schnee und Eis; das erste Mal, dass ich über die Schneearmut in diesem Jahr froh war. Natürlich waren wir wieder viel zu früh dran und warteten eine halbe Stunde auf unseren Zubringerdienst. Aber lieber zu früh als zu spät.
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Nach raschem Einchecken und Abgabe des Gepäcks warteten wir mit unserem üblichen Flughafen-Frühstück aufs Boarding und konnten erstaunlicherweise sogar pünktlich an Bord; die letzten Male mit Air Berlin hatten wir stets Verspätungen. Vom Flug selbst haben wir kaum etwas mitbekommen; die Zeit nutzten wir lieber, um etwas Schlaf nachzuholen. Die Strecke kannten wir ja bereits gut genug. ;-)

Zwar waren wir mit 8.35 Uhr überpünktlich am Palma de Mallorca International Airport gelandet (selbst der Kapitän war darüber sichtlich erstaunt), doch brachte uns das nicht wirklich viel, weil wir etwa 40 Minuten auf unser Gepäck warten mussten. Doch siehe da, irgendwann hatten sie's dann doch mal geschafft und wir marschierten nach draußen. Annette und Rüdiger warteten schon auf uns und holten uns mit ihrem gemieteten Citroën Berlingo ab. Endlich hatten wir es geschafft, endlich sind wir wieder auf "unserer" Insel, zu Viert. Die Freude war riesengroß.

Das Gepäck verstaut, ging's auch gleich direkt zum Hotel Barceló Pueblo Park. Beim Einchecken wäre ich fast verzweifelt. Die Dame an der Rezeption war völlig überfordert, bediente drei Gäste gleichzeitig und doch nicht richtig. Es dauerte ewig, bis ich endlich unsere Zimmerkarte in den Händen hielt, zwischendurch wurden noch zig Telefonate getätigt. Doch dafür gab's eine kleine Entschädigung: Statt einem gebuchten Doppelzimmer bekamen wir doch tatsächlich ein Appartement mit Wohnzimmer, integriertem Esszimmer, Küche, Bad und natürlich Schlafzimmer. Nicht, dass wir es richtig genutzt hätten, dafür waren wir zu viel unterwegs. Gefallen hat es uns trotzdem, so hatten wir massig Platz.
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Rüdiger und Annette besuchten uns dann auch gleich noch in unserem kleinen Reich und brachten uns ein kleines Getränkepaket und Schokolade mit. Super! Auch die Bescherung machten wir gleich an Ort und Stelle … ein zweites Weihnachten. :-)

Nun hatten wir aber alle Hunger und machten uns auf den Weg zum Frühstücksraum. Ich hatte extra deshalb das Sandwich im Flieger verschmäht, denn hier gab's eindeutig das bessere Essen.

Gut gestärkt, machten wir uns gegen 10.30 Uhr schließlich auf den Weg, wieder einen Teil der Insel zu erkunden. Schon zu Hause hatten wir beschlossen, heute mal ein paar der mallorquinischen Herrenhäuser abzufahren, da wir mit Ausnahme eines einzigen bisher noch keines davon besucht hatten.

Die Sonne strahlte inzwischen vom fast wolkenlosen blauen Himmel und die warmen Temperaturen waren wie Balsam auf unserer Seele. Etwas eigenartig wirkten die schneebedeckten Gipfel des Tramuntana-Gebirges. Eine Woche zuvor kam hier nämlich einiges an Schnee herunter und in den Bergen herrschten z. T. sehr winterliche Verhältnisse (Straßen waren gesperrt, Autos kamen nicht mehr vor- und rückwärts; eben ein richtiges Schneechaos).

Wir fuhren zunächst in Richtung Palma und bogen anschließend ab in Richtung Esporles und Valldemossa. Unser erstes Ziel war heute das Gutsgehöft La Granja aus dem 10. Jahrhundert, welches zwischen Esporles und der Einmündung in die Küstenstraße Ma-10 zwischen Banyalbufar und Valldemossa liegt.

Bild Wie schon fast vermutet, war das Landgut heute aufgrund Feiertag geschlossen und wir die einzigen Gäste. Rüdiger entdeckte jedoch, dass das Tor zur Anlage geöffnet war und so huschten wir ganz schnell hinein. Solange uns niemand vertreibt, wollten wir zumindest das Drumherum besichtigen. Das Innere können wir ein andermal immer noch mal besuchen.

La Granja war bereits zu Zeiten der Römer aufgrund der umliegenden Bäche sehr beliebt, später wurde es von den eingedrungenen Mauren übernommen. Mit der Eroberung durch die Christen im Jahre 1229 begann eine ganz neue Epoche mit dem Übergang in Feudalbesitz, bis es zehn Jahre später an die Zisterziensermönche abgetreten wurde. Etwa 200 Jahre später ging es schließlich in Privatbesitz über, der bis heute mehrmals wechselte.

Das Landgut ist eine Mischung aus ländlichem und herrschaftlichem Stil, denn neben seiner Funktion als Herrschaftssitz war es auch ein Landgut zur Herstellung eigener landwirtschaftlicher Produkte. Heute ist La Granja eine Touristenattraktion. Auf etwa 60 Stationen kann der Besucher in verschiedenen Werkstätten und Stuben die alten Bräuche näher kennen lernen und sich auf dem Weg mit Speis und Trank verköstigen lassen. Als kleiner Spaziergang bietet sich der eigene La-Granja-Wanderweg an, von dem aus man herrliche Ausblicke auf das umliegende Land und das Herrenhaus selbst genießen kann. Auch der Garten lädt zum Träumen ein.

Bild Uns waren heute die Verköstigung und die Darstellung der Bräuche verwehrt, allerdings war ich ehrlich gesagt auch ein wenig froh darüber. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie voll es hier ist, wenn zahlreiche Touristen sich durch den Hof schlängeln. Da geht doch nur das wunderschöne Flair verloren …

Gleich nachdem wir das Tor durchschritten hatten, kamen wir an einem kleinen Gehege mit Ziegen und dickem Ziegenbock vorbei. Für mich natürlich das Höchste. Weiter marschierten wir in Richtung Innenhof, der gesäumt ist von tollen Büsten, Palmen, außerdem den einzelnen Werkstätten und Stuben. Einige davon waren sogar offen und wir entdeckten dabei u. a. eine Keramikwerkstatt und eine Schreinerei.

Während Rüdiger sich schon auf den Weg zu den Gärten machte, hörte ich aus seiner Richtung plötzlich ein lautes und aufgeregtes I-AH. - Esel! In wenigen Sekunden war ich an Ort und Stelle und total begeistert. Eine ganze Eselfamilie! Juhuu! Wo ich doch so eselbegeistert bin. Tja, jetzt würde mich hier nichts mehr so schnell wegbringen. Die Eltern waren komischerweise recht ruhig. Es sah aber auch ganz danach aus, als wären sie froh, dass sich mal jemand um ihr Kleines kümmert und Streicheleinheiten hatte er dringend nötig. Letzten Endes konnte ich mich kaum von ihm loseisen und auch der Esel von mir nicht. Zum Glück war er hinter Zaun, sonst hätte er sich vermutlich noch mit ins Auto gesetzt … hihi.

Auch eine Vielzahl an Hühnern, ein Pony und Truthähne marschierten auf dem Gut herum. Inzwischen hatten wir soweit auch alles gesehen und traten wieder den Rückweg an.

Wir freuten uns, dass wir es wieder einmal geschafft hatten, in eine ruhige Ecke zu fahren und so viel Schönes zu erleben. Erst als wir uns ins Auto setzten, kamen schließlich noch weitere Touristen. Perfektes Timing!

Bild Unser nächstes Ziel waren die Jardins d'Àlfabia. Wir folgten der Straße in Richtung Sóller und kurz vor der Tunnel-Mautstation hinter Bunyola lagen schließlich die kunstvollen Gärten. Die Wasserspiele, Teiche und die Brunnen dieses Landguts gehen auf das 12. Jahrhundert zurück. In dem weitläufigen Garten blühen das ganze Jahr über Pflanzen, schattige Lauben laden zum Ausruhen ein. Besichtigt werden kann das Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, mit hohen und prunkvollen Räumlichkeiten.

Dieses Mal hatten wir leider nicht so viel Glück; die Tore waren verschlossen und wir konnten auch nicht einmal in die Gärten hinein. Schade. Der Besuch wäre sicher schön gewesen, denn schon von außen sah man die herrlichen Blumen blühen. Aber hilft alles nichts. Dann eben ein andermal.

Wir schlenderten draußen auf dem Vorplatz noch ein wenig umher, als es schließlich wieder weiter ging zu den beiden nächsten anvisierten Zielen: Son Marroig und Monastir Miramar.

Statt den Sóller-Tunnel zu durchqueren, entschieden wir uns, direkt übers Gebirge zu fahren und dabei die Aussichten zu genießen. Rüdiger dankte es uns ;-) er war schließlich der Fahrer und musste sich um die vielen Serpentinen mühen. Aber indirekt hat es ihm doch auch viel Spaß gemacht.

Wir fuhren also die Ma-10 entlang und kamen dabei auch durch Deià hindurch. Neben Valldemossa ist dies eines der schönsten Dörfer und auch eines der bekanntesten. Hier ließen sich bereits seit Anfang des letzten Jahrhunderts zahlreiche Künstler nieder, u. a. auch Andrew Lloyd Webber, Pierce Brosnan und Peter Ustinov, um nur wenige zu nennen. Kein Wunder, der Ort liegt schön eingebettet am Rande des Tramuntana-Gebirges und ist so wundervoll idyllisch.

Nach unzähligen Kurven erreichten wir schließlich die Gegend, in welcher sich das Kloster Miramar befinden sollte. Lt. Beschreibung sollte es ein kleines Hinweisschild geben und eine kleine Einfahrt. Hm. Eine kleine Einfahrt entdeckten wir schon, allerdings war sie soo klein, dass wir uns nicht hineinfahren trauten. Kann es das wirklich gewesen sein? Wir waren uns nicht sicher, fuhren ein Stück weiter und standen schließlich direkt vor dem Herrenhaus Son Marroig. Na gut, dann haben wir das andere doch irgendwie übersehen. Egal, so groß kann es nicht gewesen sein, an Gebäuden konnten wir jedenfalls nichts entdecken.

Bild Son Marroig befindet sich ca. 3 km westlich von Deià und gehört zu den ausgedehnten Besitzungen von Erzherzog Ludwig Salvator. Das Anwesen befindet sich auf einem der schönsten Plätze der Costa Nord und bietet einen unvergesslichen Blick auf die Punta de sa Foradada und auf die vor gelagerte Insel Sa Dragonera.

Das Herrenhaus wurde von Ludwig Salvator ausreichend renoviert und im italienischen Stil erweitert, ein Wehrturm aus dem 17. Jahrhundert blieb erhalten, im Garten direkt vor dem Gutshof steht ein klassizistischer Tempel aus weißem Carrara-Marmor. Das Landgut kann in vollem Umfang besichtigt werden, v. a. der Hausmeister freut sich riesig über Besuch und ist auch sehr gesprächig, wie wir schon selbst erfahren durften. ;-)

Wir schlenderten ein wenig durch die Anlage und hatten einen schönen Ausblick auf den durchlöcherten Foradada-Felsen. Leider zogen inzwischen Wolken auf. Schon komisch. Als wir vor Jahren schon einmal hier waren, hatten wir genau das gleiche Wetter. Unter Sonnenstrahlen konnten wir das Landgut leider noch nie betrachten.

Bild Inzwischen übermannte Toni und mich ein wenig die Müdigkeit und von den vielen Serpentinen waren wir auch angeschlagen. Also entschieden wir uns, langsam den Rückweg in Richtung Hotel anzutreten, vorher aber noch nach Paguera zu fahren und eine Kleinigkeit zu essen. Wir nahmen also die Ma-11 und die Ma-1 direkt nach Paguera und begaben uns erst einmal auf die Suche nach dem Hotel von Rüdiger und Annette, in welchem sie im März nächsten Jahres sein würden. Leider hatte es geschlossen und wir konnten es uns nur von außen ansehen. Dass wir bald selbst das Hotel buchen würden, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. ;-)

Das Auto im Zentrum abgestellt, spazierten wir ein wenig durch den Ort, der außerhalb der Ferienzeit ganz angenehm aussah, in der Hauptsaison aber sicherlich ziemlich überladen wirkt. Wir setzen uns in ein Café, genossen die Sonne und ein riesiges (ziiemlich riesiges) Stück Kuchen mit Kaffee. Das tat gut. Anschließend spazierten wir noch zum Meer vor und dort die Promenade entlang, als schließlich das Gespräch auf einen Kurzurlaub im März kam. Tja … und irgendwie dauerte es nicht lange, bis wir beschlossen, uns im März hier wieder treffen zu wollen. :-)

Inzwischen war es schon später Nachmittag geworden und wir fuhren zurück zum Hotel. Toni und ich waren so geschafft, dass wir uns erst einmal ein Stündchen hinlegten und ausruhten. Was für ein langer Tag.

Auf kurz nach 18 Uhr ging es schließlich frisch und munter zum Abendessen. Wir genossen das äußerst gute Essen (spanisches Büffet mit viel Fisch … was will man mehr?) und machten anschließend noch einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Playa de Palma. Eigentlich wollten wir im benachbarten Hotel Playa de Palma Suites & Spa noch auf einen Absacker gehen, doch war die Bar rappelvoll, weshalb wir uns dazu entschlossen, den Abend langsam zu beenden. Morgen ist ja auch noch ein Tag.

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