2. Tag: Unterwegs in Cartagena & Licor 43 Experiencia Tour & Torrevieja


Nach einer sehr angenehmen und ruhigen Nacht klingelte mich um kurz vor 8 Uhr der Wecker aus dem Bett. Ein Blick vom Balkon auf das Meer - die Sonne strahlte mir entgegen. Herrlich!

Bild Schnell fertig gemacht für den Tag, ging es jetzt erst einmal zum Frühstücken. Ich hatte freie Platzwahl, außer mir hatte es noch niemand hierher geschafft. Auch eine Seltenheit, normalerweise gehöre ich eher zu den Langschläfern.

Das Frühstücksbüffet war hervorragend! Frische spanische Wurst, spanischer Käse, dazu Müsli, Croissants, verschiedene Brot- und Brötchensorten, Eierspeisen, Waffeln, Säfte und Kaffee aus dem Automaten. Was will man mehr?

Gut gestärkt, packte ich meinen Rucksack zusammen und machte mich gegen 9 Uhr langsam auf den Weg ins rund eine Stunde entfernte Cartagena. Die Fahrt war sehr angenehm, mein kleiner Opel Corsa machte echt Spaß, und irgendwie hatte ich gar nicht das Gefühl, auf Urlaub zu sein. Obwohl ich noch nie hier war, fühlte ich mich "wie zu Hause". Irgendwann merkte ich selbst, dass ich strahlend im Auto saß.

Weil bei mir vieles durchgeplant ist, hatte ich bereits im Vorfeld über das Handy nach einem zentralen Parkplatz gesucht und so stellte ich das Auto bei Parking del Puerto am Paseo Alfonso XII direkt am Hafen ab. Einmal die Treppe nach oben, stand ich inmitten eines riesigen, schön angelegten Platzes mit spanischer Flagge und Blick auf das Meer, etwas weiter entfernt lag eine Yacht in der Werft. Ich spazierte hier ein wenig umher, die Kamera klickte, was für ein schöner Anblick.

Bild Nicht weit entfernt steht die 5 Meter hohe, 2,5 Tonnen schwere und rund 740.000 € teure Bronzeskulptur "El Zulo" des Künstlers Victor Ochoa, die seit 2009 an die Opfer des Terrorismus gedenkt. Sie repräsentiert einen nackten Mann in der Haltung eines Nachdenkenden, sitzend, niedergeschlagen und seine Beine fest umklammert. Eine beeindruckende Skulptur, die perfekt auf diesen Platz passt.

Nur wenige Meter dahinter befindet sich der Antigua Club de Regatas Cartagena und im Wasserbecken kann man die Skulptur Whale Tail erkennen. Eine bronzene Wal-Flosse, die aus dem Wasser ragt.

Das Hafenviertel hier ist wunderschön! Aufgeräumt, sauber, mediterranes Flair, einfach herrlich. Viel war nicht los, weder um die Uhrzeit noch für die Zeit im Allgemeinen. Der Tourismus ist um diese Zeit stark eingeschränkt, was mir nur zu Gute kam.

Bild Einmal über den Paseo Alfonso XII hinweg, steht man auf der Plaza Héroes de Cavite, in dessen Mitte ein aus schwarzem Marmor und Bronze gefertigtes, 15 Meter hohes Monument zu sehen ist, inmitten eines herrlich grünen Parks mit Palmen. Das Denkmal erinnert an die Toten des Spanisch-Amerikanischen Kriegs von 1898.

Rund herum findet man auch immer wieder ein paar Bronzefiguren aus dieser Zeit, ein wartender Soldat auf der Bank oder ein spazierender Seemann.

Gleich dahinter befindet sich der Palacio Consistorial aus dem Jahre 1907, das dreieckige Rathaus von Cartagena. Genau diese Jugendstilgebäude sind es in Spanien, die mich so faszinieren. Beeindruckende Fassaden aus weißem Marmor, Kuppeln aus Zink und Verschnörkelungen an jeder Ecke. Wunderschön.

Ich spazierte die Einkaufsstraße Calle Mayor entlang, immer wieder stachen mir tolle Häuserfassaden entgegen, vorbei am Casino, der Casa Cervantes, streifte das Gran Hotel Cartagena, das heute ein Bank ist, und entdeckte tolle Bars und Restaurants, aber auch schöne Skulpturen und romantische Gassen. Trubel gab es hier ohnehin nicht, aber je weiter ich mich vom Hafenviertel entfernte, desto ruhiger wurde es und teilweise war ich vollkommen allein in den Straßen unterwegs.

Bild Nach einiger Zeit erreichte ich das Teatro Romano, ein Amphitheater aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., welches erst 1988 im Zuge von Bauarbeiten entdeckt wurde. Viele archäologische Überreste wie Altare und Statuen wurden entdeckt und noch immer sind die Ausgrabungen nicht beendet. Ich spazierte die steile Treppe der Calle Dr. Tapia Martínez hoch, von wo aus man immer wieder einen tollen Blick auf das Theater hat. Auch das Innere kann besichtigt werden, allerdings verzichtete ich darauf, denn so viel mehr sah man dabei auch nicht, mir genügte der Blick auf das Theater im Allgemeinen.

Wenn man sich das alles so ansieht, kann man gar nicht glauben, dass es so lange unentdeckt blieb. Und noch überraschender ist es, wie gut erhalten alles ist. Wirklich eine ganz besondere Ecke der Stadt.

Oberhalb des Theaters befindet sich der Parque de la Conisa, ein schön angelegter Park mit Terrassen und einer Vielzahl von Bäumen. Zypressen, Steineichen, Kiefern oder auch weiße Lantas sind zu sehen, die das ganze Jahr über blühen. Von einer Aussichtsterrasse aus hat man einen schönen Blick über Cartagena und den Hafen (Tipp für Kreuzfahrer, wenn ihr Schiff im Hafen steht!). Hier legte ich eine kleine Pause ein, genoss die wunderbare Ruhe um mich herum den traumhaften Ausblick auf die Stadt. Was für ein herrlicher Tag.

Bild Der Weg führte mich von hier aus weiter zum 70 m hoch gelegenen Castillo de la Concepción aus dem 11. Jahrhundert. Es ist keine Burg im klassischen Sinne, eher langweilig in seiner rechteckigen Form, bietet jedoch im Inneren auf einer Fläche von rund 300 qm eine interessante Ausstellung über die 3000-jährige Geschichte der Stadt. Interessant auch der Eintrittspreis von 3,25 €, der aber in Ordnung ist. Vom Burg-Innenhof hat man einen schönen Ausblick über die Stadt, den ich aber bereits vorhin schon von der Aussichtsplattform des Parque de la Conisa genossen habe.

Am Weg zurück entdeckte ich noch einen kleinen Turm etwas unterhalb der Burganlage, weiter ging es wieder zurück über die Calle Dr. Tapia Martínez in Richtung Innenstadt. In diesem Viertel gibt es zahlreiche interessante Bars, die Häuserfassaden sind mit künstlicheren Graffiti verziert. Cartagena kann also nicht nur historisch, sondern durchaus auch modern und jung.

Bild Quer durch die Altstadt, auch mal in den ein oder anderen Laden geschaut, erreichte ich nach einiger Zeit das Arsenal Cartagena, ein Militärstützpunkt und Arsenal der spanischen Marine. Sie ist eine der ältesten Marinestützpunkte in Spanien und wurde im 18. Jahrhundert errichtet. Und auch hier findet man direkt gegenüber des Eingangs auf der anderen Straßenseite die Bronzefigur eines marschierenden Offiziers. So etwas gefällt mir.

Am Arsenal entlang, durch einen wiederum schön angelegten Palmen-Park, spazierte ich noch ein wenig durch die Gassen der Altstadt und machte es mir im Anschluss direkt gegenüber des Palacio Consistorial in einem Café bequem.

Gegen 13.15 Uhr brach ich dann langsam wieder auf. Von Cartagena hatte ich soweit alles gesehen. Die Stadt hat mich unglaublich begeistert. Nicht nur die tollen Jugendstilgebäude, auch die zahlreichen schön angelegten Parks mit den vielen bunten Blumen und hohen Palmen, aber auch die vielen Bronzefiguren und auch die Sauberkeit überall faszinierten mich. Eine Stadt, die man gesehen haben muss. Müsste ich sie mit einer anderen spanischen Stadt vergleichen, käme València am nächsten.

Bild Doch jetzt war ich sehr gespannt auf den Nachmittag. Bei meinen Urlaubsplanungen entdeckte ich nämlich, dass sich etwas außerhalb von Cartagena die Produktionsstätte des spanischen Licors 43 befindet. Noch nie getrunken, dafür aber immer die Werbung gesehen, wurde ich neugierig darauf. Weil ich generell ein sehr wissbegieriger und neugieriger Mensch bin und mich Produktionsstätten im Allgemeinen sehr interessieren, meldete ich mich vorab über das Internet für eine Werksführung an. Weil eine deutsche Führung nicht zustande kam, wählte ich eben die Englische. So viel würde ich gerade noch verstehen.

Schon auf der Fahrt vom Hotel nach Cartagena konnte ich das moderne Gebäude von Licor43 erkennen. Jetzt musste ich es nur noch wieder auf dem Rückweg finden, denn mein Navi hatte keine Ahnung, wohin. Einmal von der Autobahn in einen Feldweg abgebogen (so etwas in Deutschland? Never!), war ich nach rund 15 Minuten auch schon da. Viel zu früh, denn die Führung begann erst um 14 Uhr. Aber egal. Ich meldete mich an, zahlte das Ticket für 14 € (Anmeldung vorab über das Internet dringend zu empfehlen!), bekam meinen Visitor-Ausweis und spazierte ein bisschen über das Gelände, machte Fotos, und schaute gleich einmal in den Shop hinein, was ich mir später Feines mitnehmen würde.

Punkt 14 Uhr versammelten wir uns schließlich alle in der Bar (wir waren eine Gruppe von rund 20 Personen) und wurden von unserem spanischen Guide begrüßt. Zum Einstieg in die Führung erhielten alle ein Gläschen des Likörs 43 und ganz ähnlich einer Weinprobe wurde dieser in allen Einzelheiten auseinandergenommen und besprochen. Welche Kräuter wir erschmecken würden, nach was er riechen würde etc.

Bild Nach dieser kleinen Einführung traten wir in den nächsten Raum, ein kleines Museum, welches über die Entwicklung des Licors43 von Anfang bis heute erzählt. Die gesamte Firma ist noch immer in Familienhand und wird in 3. Generation geführt. Die Zahl 43 ist nicht das Entstehungsjahr (obwohl es fast hinkommen würde, denn 1942 wurde die Rezeptur von Diego Zamora gekauft), nein, in dem Likör sind 43 Kräuter enthalten. Drei davon sind geheim und kennen ausschließlich drei Personen der Zamora-Familie.

Anhand zwei kurzer Filme wurde die Geschichte der Familie Zamora erzählt. Diego Zamora brachte den Likör gemeinsam mit seinen beiden Geschwistern 1946 auf den Markt und galt damals als Visionär mit Weitblick. Gemeinsam mit dem Guide spazierten wir von Station zu Station des Museums und entdeckten die Weiterentwicklung des Getränks. Diego Zamora verstand es schon sehr früh, dass nur mit richtigem Marketing das Produkt weiträumig verkauft werden kann und so setzte er häufig Werbegeschenke und zielgerichtetes Marketing ein.

Das Museum ist sehr schön gestaltet, immer wieder wurden uns kurze Videos mit den längst vergangenen Werbefilmen gezeigt. Ebenfalls interessant: Deutschland hat den größten Marktanteil des Likörs, gemeinsam mit Mexiko und den USA.

Bild Etwa eine Stunde hielten wir uns hier auf, im Anschluss gelangten wir dann sozusagen in die Heiligtümer des Unternehmens: Die Fabrik. Wir besuchten die Räumlichkeiten, in denen der Likör sowie die abgewandelten 43-Produkte in den verschiedenen Kesseln "gebraut" werden. In einem Kessel kommen die drei geheimen Zutaten hinein, wofür ausschließlich die eingeweihten Familienmitglieder zuständig sind.

Weiter ging es schließlich in die weitere Verarbeitung. Wir konnten zusehen, wie der Likör abgefüllt wird, wie die Etiketten entstehen und auf die Flaschen kommen, bis hin zur Verpackung und zum Versand. Für mich persönlich absolut beeindruckend! Vor allem auch, wenn man die Größte der Fabrik sieht. Eigentlich ein überschaubarer Raum und trotzdem werden pro Stunde rund 9.000 Flaschen produziert.

Fotos durften leider - aber verständlicherweise - nicht gemacht werden. Deshalb: Wer mal in der Nähe ist und sich auch nur ansatzweise dafür interessiert: Unbedingt machen!

Bild Das Schöne an der Führung war auch, dass man den Guide alles fragen konnte und er uns auch alles beantworten konnte. In der letzten Halle hielten wir uns ziemlich lange auf, wir wurden nicht getrieben. Der Guide hatte Spaß daran, uns alles zu erklären, er brannte sichtlich für das Produkt und für seine Arbeit.

Nun ging es langsam wieder zurück in die Bar, wo bereits einige Gläschen auf uns warteten. So konnten wir eine Kostprobe des milderen Orochata nehmen, aber auch den brandneuen Barista probieren. Ebenso gab es einen leckeren 43-Cocktail mit Ginger Ale und Crush-Eis. Trotz dass ich mit dem Auto unterwegs war, konnte und wollte ich auf die Kostproben nicht verzichten. Erstaunlicherweise und trotz des Alkoholgehalts machte mir die Kostprobe aber auch nichts aus. Ein Glück, denn es wäre schade gewesen.

Rund eineinhalb Stunden insgesamt dauerte die Führung, die von Anfang bis Ende unglaublich interessant war. Der Guide verabschiedete sich, so nach und nach trennte sich auch die Gruppe. Im hauseigenen Laden kaufte ich mir schließlich eine limitierte Flasche des Original-43-Likörs als auch eine Flasche des Orochata, der mein neuer Lieblingslikör ist.

Noch ein bisschen über das Gelände spaziert, machte ich mich um kurz nach 16 Uhr dann langsam wieder auf den Weg. Weil ich noch keine Lust auf Hotel hatte, hieß der nächste Stopp: Torrevieja!

Bild Das Auto in einer etwas düsteren Parkgarage namens La Plasa an der Plaza Isabell II abgestellt, spazierte ich in Richtung Hafen und erreichte den Paseo Vistalegre, eine futuristisch überdachte Promenade, an dessen Ende eine Skulpturen-Gruppe in Form von verschiedenen Musikern zu sehen ist. Der weitere Weg ist gesäumt von zahlreichen Marktständen, an denen es den üblichen Kitsch zu kaufen gibt. Gefälschte Taschen, irrwitzige Souvenirs, übel riechende Klamotten aus China. Das sprach mich jetzt leider so gar nicht an, irgendwie waren hier auch teilweise komische Gestalten unterwegs, so dass ich eher zügig hindurch ging.

Am Paseo Juan Aparicio angekommen, strahlte mir ein großer und etwas kitschiger, aber trotzdem schöner Weihnachtsbaum entgegen. Die erste weihnachtliche Deko außerhalb des Hotels. In Cartagena war noch gar nichts davon zu sehen. Es war kurz nach 17 Uhr, die Sonne stand tief, ich spazierte gemütlich ein Stück die Promenade entlang und genoss auch einfach mal auf einer Bank den Blick hinaus aufs Meer. Die Farbspiele waren wunderschön, was mir wieder einige Fotomotive bescherte.

Weil sich so langsam der Hunger zu Wort meldete, nahm ich im "La Cantina Food & Drinks" Platz. An Restaurants gibt es hier an der Promenade eines nach dem anderen, einige sprachen mich nicht an, das hier sah aber ganz gut aus. Aufgrund der noch immer warmen Temperaturen nahm ich draußen auf der Terrasse Platz und bestellte einen Merluza, Seehecht. Ich wollte unbedingt frischen Fisch. Nun ja, er war essbar, aber keine Besonderheit, auch optisch war er nun nicht sonderlich ansprechend gestaltet. Eher gute Hausmannskost. Nachdem dann das Bezahlen eine gute Viertelstunde dauerte, weil die Kellnerin lieber mit ihren Freundinnen shakerte als sich um das Rückgeld zu kümmern, machte ich mich gegen 18.45 Uhr dann auch langsam wieder auf den Weg. Inzwischen war es dunkel geworden und auch etwas frisch; ich fröstelte.

Den Weg zurück zum Parkhaus ging ich eher schnellen Schrittes. Ich musste wieder die Marktstraße entlang und irgendwie fühlte ich mich hier gar nicht wohl. Jetzt noch schnell durchs Parkhaus und nach Hause, wo ich gute dreißig Minuten später ankam. Ich war platt. Der Tag war heute echt gut ausgefüllt, ich hatte unglaublich viel gesehen und erlebt und freute mich jetzt auf einen gemütlichen Fernsehabend im Zimmer.

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