4. Tag: Weiter nach Genf & Erste Stadterkundungen


Heute startete ich in die letzte Etappe meiner Kurzrundreise in der Schweiz. Endpunkt: Genf. Die Stadt, die der Auslöser dieser Reise war und in der ich schließlich noch zwei volle Tage zur Verfügung hatte.

Gegen 8 Uhr aufgestanden und alles wieder in den Koffer gepackt, machte ich mich eine Stunde später auf den Weg zur nur wenige hundert Meter entfernt gelegenen Standseilbahn-Station Université. Gestern bin ich den Weg vom Bahnhof zum Hotel zu Fuß marschiert und mir graute schon davor, den steilen Hügel mit Koffer wieder hoch zu laufen. Aber das musste gar nicht sein. Mit dieser Bahn war ich in wenigen Minuten ohne jegliche Anstrengung oben und hatte zudem ein Abteil ganz für mich allein. Perfekt.

Bild Gegen halb 10 Uhr ging es dann auch schon wieder Richtung Genf. Vor mir lagen rund eineinhalb Stunden Zugfahrt, die ich mit Lesen und natürlich auch wieder mit dem Anblick der wundervollen Landschaft verbrachte.

Um kurz nach 11 Uhr am 'Bahnhof Genf-Cornavin' angekommen, regnete es mal wieder in Strömen. Ach nö – fast die gesamte Fahrt über war es trocken und fünf Minuten vor dem Ziel fing es an. Die Wetter-App versprach erst gegen Abend Besserung. Schade, aber nicht zu ändern. Einfach das Beste aus dem Tag machen.

Mein gebuchtes 'Tor Hotel' erreichte ich ziemlich easy nach gerade mal fünf Gehminuten. Einfach nur die 'Rue de Mont Blanc' kerzengerade Richtung See und die dritte Abzweigung links; dann stand ich auch schon davor.

Obwohl es als ein 3-Sterne-Hotel ausgezeichnet ist, empfand ich es eher als ein etwas besseres Hostal, wenn ich ehrlich bin. Der Eingang liegt etwas versteckt, das Hotel selbst befindet sich im 4. Stock. Dort angekommen, saß ein älterer, sehr freundlicher Herr an einem Schreibtisch, der mich schon erwartete (ich hatte meine Ankunftszeit vorab mitgeteilt). Die Formalitäten erledigt, konnte ich zum Glück auch schon in mein Zimmer. Doch als ich es betrat, war ich ehrlich gesagt leicht irritiert. Dass ich kein Luxus-Hotel gebucht hatte, war mir klar. Die Preise hier in Genf für zentral gelegene Hotels sind nicht ohne. Aber das hier war schon speziell. Komplett dunkel, selbst die zwei Lampen brachten wenig Licht. Das Fenster ging in den Hinterhof. Die mobile Klimaanlage stand mitten im Raum, das Bad war ein langer Schlauch. Hui. Aber es war sauber und für eine Nacht ok.

Bild Meine Sachen untergebracht und kurz frisch gemacht, zog es mich dann aber trotz Regen trotzdem nach draußen. Ich war neugierig auf Genf, auf den 'Fontaine Jet d'Eau', den ich nun endlich einmal selbst sehen wollte. Ich spazierte die 'Rue de Mont Blanc' entlang und weiter über die 'Pont du Mont Blanc', die Brücke. Und da war sie: Die Fontäne. Toll anzusehen, selbst bei schlechtem Wetter.

Weiter ging es in die Stadt über den 'Place du Port', als ich dort einen Starbucks entdeckte. Das war jetzt genau das richtige. Ein guter Kaffee und ein Muffin. Ich hatte heute noch nichts gefrühstückt. Der Regen hatte aufgehört, ich setzte mich im Außenbereich unter die großen Schirme und wurde mal wieder von zahlreichen Spatzen besucht, die alle etwas von meinem Kuchen abhaben wollten.

Weil vor wenigen Tagen Genf als Corona-Hotspot ernannt wurde, wurde die Maske mein ganztäglicher Begleiter. Selbst auf den Straßen zog ich sie an und merkte schnell, dass knapp 80 % der Leute hier mit Mundschutz herumlief. Und ganz ehrlich: Es störte mich in keinster Weise. Stellenweise merkte ich es sogar nicht mal mehr, dass ich eine Maske anhatte. Warum so viele Leute das immer so dramatisieren, ist mir schleierhaft. Es gibt wirklich Schlimmeres.

Eine halbe Stunde später machte ich mich dann auch schon wieder auf den Weg und lief kreuz und quer durch die Stadt. Ich besuchte die 'Einkaufsstraße Rue du Rive' entlang, weiter zur 'Place de la Madelaine' und der weiteren 'Einkaufsstraße Rue du Marché' und 'Rue de la Croix-d'Or'.

Bild Geplant war eigentlich, bei diesem Wetter etwas Shoppen zu gehen. Das scheiterte jedoch an den entsprechenden Läden. Entweder waren es hochpreisige Mode-Labels oder kitschige Souvenirläden. Kein einziger Laden sprach mich an. Sehr eigenartig.

Durch Zufall entdeckte ich den Eingang zur 'Markthalle Bistro des Halles de Rive'. Sie ist in der Tat leicht zu übersehen und verbindet zwei schlauchartige Straßen miteinander, an denen sich Gemüse-, Fisch- Fleisch- aber auch Blumen- und Käsestände aneinander reihen. Nicht so üppig wie viele andere Markthallen in südlichen Gefilden. Aber trotzdem sehr sehenswert und für mich als Markt-Fan genau das Richtige.

Weiter ging es nun zum 'Jardin Anglais'. Ich spazierte die 'Promenade du Lac' entlang, anschließend wieder über die 'Pont du Mont Blanc' und bog an deren Ende ab in die 'Quai du Mont Blanc'. Denn genauso wie ich neugierig auf die Fontäne war, war ich jetzt auch neugierig auf das Hotel 'Beau Rivage'. Es war der letzte Aufenthalt Kaiserin Elisabeths von Österreich (Sisi), bevor sie am 10. September 1898 nur wenige Meter vom Hotel an der Uferpromenade erstochen wurde.

Von außen hat mich das Hotel eher weniger überzeugt. Da fand ich die 5-Sterne-Hotels in Montreux weitaus ansprechender. Einmal am Portier vorbei, trat ich in den Innenraum, der mich dann aber doch wieder begeistert hatte. Es war absolut nichts los und irgendwie hatte ich auch ein mulmiges Gefühl, als Nicht-Gast hier einzutreten. Prompt sprach mich auch die Rezeptionistin an. Doch als ihr sagte, ich würde mich nur gerne mal umsehen, lächelte sie nur. Scheinbar kannte sie das schon.

Bild Die Lobby, aber auch die Nebenräume (Kaminzimmer, Tagungszimmer) sind tatsächlich immer noch im Stil des 19. Jahrhunderts gestaltet. Sehr prunkvoll. Kleine Figuren und Statuen runden die Einrichtung ab. Auch wenn hier seit 1898 sicher einiges renoviert wurde, bin ich mir sicher, dass viele Elemente von damals erhalten geblieben sind.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich halbkreisförmig ein kleiner Park mit herrlichem Blick auf den Genfer See und einen Teil der Stadt. Der Park ist gesäumt von zahlreichen Bänken und alten Bäumen. Auch die Statue von Kaiserin Elisabeth ist hier zu finden, die mich allerdings gar nicht angesprochen hat. Hier wird Sisi als abgemagerte Frau dargestellt. Etwas zu modern für meine Begriffe.

Einmal über den 'Quai du Mont Blanc', vorbei am 'Hotel d'Angleterre', ging es nun wieder zurück zum Hotel. Jetzt erst einmal eine kleine Pause einlegen. Zwar regnete es nicht ununterbrochen, aber es fing immer wieder an und so machte das Sightseeing aktuell eher wenig Freude.

Zwei Stunden später wurde es etwas besser und so machte ich mich um kurz nach 15 Uhr wieder auf den Weg in die Stadt. Erstes Ziel war ein Hundeladen ganz in der Nähe. Schließlich wollte ich auch meinen Hunden etwas Besonderes mitbringen und ich würde sogar fündig.

Bild Über die 'Rue de Chantepoulet' erreichte ich nach knapp fünf Minuten die 'Basilika Notre Dame'. Sie wurde zwischen 1852und 1857 auf einer ehemaligen Festungsbastion errichtet und zählt den wichtigsten katholischen Gebäuden der Stadt. Sie ist zudem eine Pilgeretappe auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Von innen konnte ich sie mir leider nicht ansehen; alle Türen waren verschlossen.

In meinem Stadtplan las ich von einem sog. 'Haus der Schlümpfe' im 'Stadtteil Les Grottes'. Das belebte Viertel gleich hinter dem Bahnhof wirkte etwas eigenartig auf mich. Neben Graffiti (schönes und weniger schönes), waren viele der Häuser etwas verfallen, aus dem Fenster hingen Plüschtiere und alles wirkte etwas düster. Ich konnte mir nicht vorstellen, was das mit den Schlümpfen zu tun haben sollte … Ein paar Schritte weiter stieß ich auf riesige, wenig einladende, Häuserblocks, in denen zu wohnen ich mir niemals vorstellen könnte. Viele von ihnen waren aber immerhin in bunten Farben gestaltet, mit bunten Fensterrahmen und Balkonen. Eines von ihnen stach dabei besonders hervor: Ein künstlerisches Haus, welches 1982 bis 1984 von inspirierten Architekten erbaut wurde und ein klein wenig an Antoni Gaudí erinnert. Balkone mit Reliefs, keine gerade Linie, zahlreiche Farben … aufgrund dieser Ungleichheit nannte man dieses Haus daher das 'Haus der Schlümpfe'.

Weil ich mich in der Gegend nicht besonders wohl fühlte, spazierte ich wieder zurück zum Bahnhof Cornavin und von dort in Richtung See, über die 'Pont du Mont Blanc' in die Einkaufsstraße. In einer hübschen Arkade entdeckte ich einen der zahlreichen Schokoladen-Läden von Läderach. Die Auslagen waren einfach fantastisch. Obwohl die Preise mich etwas abschreckten, ließ ich es mir dennoch nicht nehmen, mich mal im Laden umzusehen. Neben Schokoladenbruch in großer Auswahl kann man auch abgepackte Schokolade, Schokoladenfiguren, Kekse und eine Vielzahl von Pralinen kaufen. Allein die Pralinenauswahl war einfach gigantisch! Doch bei der Hitze, die zumindest morgen wieder aufkeimen sollte, war es Irrsinn, etwas für zu Hause zu kaufen. Und so nahm ich mir lediglich zwei Schokoladen-Tafeln für die kommenden Tage mit. Eine Tafel 7 €! Hui, das sind Preise. Aber eben auch mal etwas Besonderes … und man gönnt sich ja sonst nichts. ;-)

Bild Läderach ist ein im Kanton Glarus ansässiges Unternehmen, das seit 1962 feinste Pralinen und Konfekt herstellt. Sie gehören zudem zu den World Chocolate Masters. Die Herstellung der Pralinen erfolgt ausschließlich in der Schweiz und wird in rund 60 Läden vermarktet.

Weiter ging es schließlich in die noch günstigere Ecke zu Tiffany & Co. oder auch Bvlgari in der 'Rue du Rhône'. Hier beschränkte ich mich allerdings auf die Außenansicht der z. T. wirklich tollen Gebäude, welche hauptsächlich aus großflächigen Glasfassaden bestehen.

Entlang des 'Quai de Bergues', der ebenfalls von schönen Häuserzeilen gesäumt ist, hat man zudem einen guten Blick auf die andere Seite der Rhône, dem Fluss, der den Genfersee auf seinem Weg von Wallis ins Mittelmeer durchfließt.

Abgebogen auf die Brücke 'Rue de Moulins', spazierte ich nun den 'Quai de la Poste' entlang, übergehend in den 'Quai des Forces-Motrices'. Rechter Seite in L-Form ein ehemaliges Laufwasserkraftwerk namens BFM Arfluvial SA.

Je weiter ich ging, desto industrieller wurde die Gegend. Der Blick auf die gegenüberliegende Seite zeigte riesige Wohnblöcke, die mich wieder ziemlich abschreckten. Linker Hand gab es viele Hallen, zwischendurch dann aber auch immer mal wieder historische Gebäude. Am 'Palladium' angekommen, bog ich dann jedoch nach links in die 'Rue des Rois' ein, streifte eine kleine Parkanlage und erreichte die 'Victoria Hall', ein Konzertsaal zur Wiedergabe klassischer Musik. Und gleich gegenüber das 'Grand Théâtre', das größte Opernhaus der Westschweiz mit über 1.500 Plätzen und einem Programm mit Opern, Ballettaufführungen sowie Konzerten von internationalem Niveau. Schon von außen hat mich dieses Opernhaus begeistert. Riesige Statuen, die den Eingang säumen, Säulen neben den Balkonen. Ganz dem Pariser Stil entsprungen.

Bild Von hier aus ging es nun erst einmal auf direktem Wege wieder zurück zum Hotel. Da morgen das Wetter eindeutig besser werden würde, entschied ich mich, die Besichtigung dieser Gegend auf morgen zu verlegen. Schließlich wollte ich ja auch ein paar schöne Fotos machen und das war morgen sicherlich einfacher.

Schnell telefoniert, ging es um kurz nach 18 Uhr dann aber auch wieder weiter. Das Wetter wurde deutlich besser, nun war auch schon wieder etwas blauer Himmel zu sehen und es sollte für den Rest des Tages trocken bleiben. Endlich! So macht Sightseeing doch gleich viel mehr Spaß.

Vorbei an der 'Holy Trinity Church', die Kirche, die meinem Hotel direkt gegenüber lag, ging es nun den 'Quai du Mont Blanc' entlang. Gleich nach dem 'Ritz Carlton Hotel', welches eine schöne Parkanlage im Hinterhof beherbergt, befindet sich das 'Brunswick Mausoleum'. Das unter Denkmalschutz stehende Monument besticht durch seine Architektur und Geschichte. Dieses im neugotischen Stil erbaute Mausoleum ist eine Reproduktion des Familiengrabs der Scaligeri im italienischen Verona aus dem 14. Jahrhundert und wurde auf Wunsch des Herzogs von Brunswick erbaut.

Dieser wurde 1804 geboren und 26 Jahre später aus seiner Heimat vertrieben. Auf seiner Flucht ins Exil machte er Halt in verschiedenen Städten, in Paris letztlich machte er ein Vermögen und ließ sich im Anschluss in Genf nieder. Dort verstarb er 1873 und hinterließ der Stadt sein gesamtes Vermögen, unter der Auflage eines Denkmals. Es war das erste Mausoleum der Stadt und wurde im 'Jardin des Alpes' errichtet.

Und es ist wirklich beeindruckend. Rund um das Mausoleum gibt es prächtige Blumenarrangements, wachsame Löwen zieren den Eingang. Das Mausoleum selbst spiegelt sich im davor angelegten Brunnenbecken und rund herum gibt es genügend Sitzmöglichkeiten, um den Ort auf sich wirken zu lassen. Obwohl dieser direkt an einer vielbefahrenen Straße liegt, ist er dennoch so abgeschieden aufgrund seiner Erhöhung, dass man von den Autos nur wenig mitbekommt und sich in einem ruhigen Park wähnt.

Bild Weiter ging es nun wieder vorbei am Hotel 'Beau Rivage' und auf die halbkreisförmige 'Rotonde'. Von hier genoss ich einen fantastischen Ausblick auf die 'Fontäne Jet d'Eau'. Vorbei am 'Fairmont Grand Hotel' ging es zum kleinen Yachthafen und anschließend die 'Mole Jetée des Pâquis' entlang, an dessen Ende der 'Phare de Pâquis' steht, ein Leuchtturm, der seit 1894 die Einfahrt zur Reede der Stadt Genf kennzeichnet. Er wurde nach dem Stadtquartier Les Pâquis benannt.

Hier an dieser Mole befindet sich auch der 'Place de jeux des Bains des Pâquis'. Ein Strandbad mit Duschen, Kiosk und einen kleinen Strand. Der war um diese Zeit sogar gut besucht.

Wieder über die Brücke 'Pont du Mont Blanc', erreichte ich das 'Nationaldenkmal im Jardin Anglais', dem Englischen Garten. Es wurde 1869 eingeweiht und liegt gegenüber des Sees. Das Denkmal zeigt zwei junge Frauen in bronzener Kleidung – die Republik Genf und Helvetia – die sich an der Taille umfassen.

Bild Gleich dahinter stand während meines Besuchs das 50 Meter hohe und 36 Gondeln umfassende 'Riesenrad Swiss Wheel'. Recherchen ergaben, dass es erstmals 2017 von einem Zürcher Ehepaar hier aufgestellt wurde und seitdem sozusagen 'auf Tournee' ist. 2020 stand es vom 1. Juli bis 13. September im Englischen Garten – definitiv ein Highlight dieser Stadt.

Am Rande des Parks, in Richtung der Stadt, befindet sich eine der meistfotografierten Attraktionen der Schweiz: Die 'Blumenuhr' (die im übrigen tatsächlich wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert – die Zeit wird per Funkt übertragen!). Schon heute Vormittag hatte ich sie entdeckt. Bei Regenwetter sah sie aber nicht annähernd so schön aus wie jetzt. Sie ist seit 1955 das Symbol der weltweit bekannten Genfer Uhrenindustrie. Sie ist ein Meisterwerk der Technik. Das einzigartige Ziffernblatt besteht aus rund 12.000 Blumensorten. Die Uhr wird aus acht Kreisen gebildet, deren Farben sich mit den Jahreszeiten und Blumentypen verändern. Die Sekundennadel ist mit 2,5 Metern die größte der Welt! Wunderschön – und nicht ohne Grund ein beliebtes Fotomotiv.

Ich lief einmal quer durch den 'Englischen Garten', welcher 1955 angelegt und 1863 in seine jetzige Trapez-Form umgeändert wurde. Im gesamten Park sind verschiedene Skulpturen zu finden. Mittig steht ein riesiger Bronzespringbrunnen, aus dem man sich erfrischen kann. Generell ist dieser Park ein großer Anziehungspunkt für die Genfer. Ob in der Mittagspause, am Abend oder auch für den ein oder anderen Anlass: Hier flaniert man gerne.

Entlang der 'Promenade du Lac' passiert man einen kleinen Hafen, in dem zahlreiche Schwäne ganz frech zwischen den Booten warten und sofort zur Stelle sind, sobald man auch nur annähernd etwas Essbares in der Hand hat.

Ein Steg führt von hier direkt zur 'Wasserfontäne Jet d'Eau'. Am Weg hat man immer wieder schöne Ausblicke auf den Hafen und je näher man der Fontäne kommt, desto lauter wird es auch. Bis ganz vor zur Düse bin ich ehrlich gesagt nicht gelaufen, ich wollte im Moment eher nicht duschen. Aber den ein oder anderen Verrückten gab es doch, der sich natürlich direkt darunter hinstellen musste.

Bild Pro Sekunde werden 500 Liter Wasser mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h in eine Höhe von 140 Metern gestoßen. Das 1886 errichtete Wahrzeichen der Stadt diente ursprünglich zu technischen Zwecken. Aufgrund stetig steigender Einwohnerzahlen benötigte Genf immer mehr Energie, die ein Wasserkraftwerk ausgleichen sollte. Wegen Überdruck musste dann jedoch ein Ventil erschafft werden. Öffnete sich dieses, schoss das Wasser damals 50 Meter in die Höhe. Nur wenige Jahre später wurde es überflüssig, die Fontäne blieb aufgrund ihrer Beliebtheit aber und wurde auf den Jetée des Eaux-Vives verlagert. Sie wird jeden Tag manuell von Ruheständlern der SIG an- und wieder abgestellt und ist nahezu täglich in Betrieb. Lediglich bei zu starkem Wind oder bei Temperaturen um den Gefrierpunkt hat sie Pause.

An dem Steg hielt ich mich eine ganze Weile auf, setzte mich hin und sah einfach nur den Wassermassen zu. Wirklich beeindruckend und in der Tat 'das' Wahrzeichen der Stadt. Durch die Wolkenformationen und den dunkelblauen Himmel gab es eine fantastische Abendstimmung, die Luft war richtig klar und rein. Ein herrlicher Abend.

Bild Wieder zurück und entlang des 'Quai Gustave-Ador' kam ich an vielen schönen Häusern im Belle-Époque-Stil vorbei und erreichte direkt an einem Eck des 'Boat Clubs' einen öffentlichen, kleinen Sandstrand. Nur ein kleines Fleckchen, aber immerhin eine weitere Möglichkeit, sich in heißen Sommermonaten abzukühlen. Komplett entlang der Straße gibt es zudem einen Kiesstrand und einen angrenzenden Campingplatz, der aktuell jedoch geschlossen war.

Ebenfalls auf einer Wiese hier zu sehen ist eine 5 Meter hohe Skulptur, die den berühmten 'Kopfstoß' des Fußballers Zinedine Zidane gegen Marco Materazzi aus dem WM-Finale von 2006 darstellt. Sie stand ursprünglich in Doha, wurde dort jedoch 2013 abmontiert. Wo sie in der Zwischenzeit war und warum und wie lange sie jetzt hier in Genf steht, konnte ich trotz Recherchen nicht in Erfahrung bringen. Toll anzusehen war sie aber allemal, durch die Größe ziemlich beeindruckend.

Einmal über die Straße drüber, stand ich vor den Toren des 'Parc la Grange'. Vorsichtshalber suchte ich nach Öffnungszeiten. Inzwischen war es nämlich schon nach 20 Uhr. Nicht, dass ich die Nacht noch hier im Park verbringen muss. Doch wie es schien, war er rund um die Uhr zugänglich und so spazierte auch ich durch die Anlage.

Ursprünglich im Besitz der Familie Favre ging der Park 1918 in den Besitz der Stadt Genf und ist seitdem für die Öffentlichkeit zugänglich. In dem rund 12.000 qm großen Blumengarten gibt es 200 verschiedene Rosensorten. Im Zentrum steht das Herrenhaus, umgeben von Springbrunnen und Blumenarrangements. Im 'Théâtre de Verdure' finden im Sommer Gratiskonzerte statt. Vom Herrenhaus aus hat man einen fantastischen Blick über den Park und weiter zum Genfersee. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, man blickt aufs Meer hinaus.

Bild Ein wenig durch den Park flaniert, wurde es immer dunkler und so entschied ich mich, ihn zu verlassen und über die 'Avenue William Favre' zurück auf die Seepromenade, dem 'Quai Gustave-Ador', zu laufen. Auf dem Weg dorthin wollte doch nicht glatt ein Schweizer mit mir über die Maske diskutieren. Warum ich sie auf hätte. Tja, weil eben!

Auf der Seepromenade war nun einiges los. Die Leute strömten in alle Richtungen, und das an einem Montag-Abend! Um 21.30 Uhr erreichte ich langsam wieder das Riesenrad von Genf, ging dann aber auch gleich wieder weiter über die 'Pont du Mont Blanc' in mein Hotel. Zum einen war ich richtig müde; heute hatte ich wieder über 20 Kilometer zurückgelegt. Zum anderen fühlte ich mich so ganz allein als Frau im Dunkeln ehrlich gesagt nicht ganz so wohl in der Stadt. In allen anderen Städten hatte ich damit überhaupt kein Problem, hier fühlte ich mich teilweise unwohl, zumal die Leute auch extrem nah aufrückten auf den Straßen.

Weil ich nichts mehr zu Trinken hatte, ging es noch auf einen Abstecher zum Supermarkt Coop am Bahnhof Cornavin, ich deckte mich mit Getränken und eine Kleinigkeit zu Essen ein und machte es mir anschließend bei meiner Lieblingsserie im Hotelzimmer bequem. Kurz vor Mitternacht hieß es dann: Gute Nacht!

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