5. Tag: Sightseeing pur in Genf & Heimreise


Um 7.30 Uhr klingelte mich der Wecker aus dem Bett. Nicht, dass ich nicht noch liebend gerne länger geschlafen hätte, doch für den heutigen Tag war noch einiges geplant und so machte ich mich eine gute dreiviertel Stunde später auf den Weg.

Mit dem Inhaber des Hotels hatte ich vereinbart, das Zimmer heute bis 12 Uhr zu nutzen. Anschließend könnte ich den Koffer in der Lobby unterstellen, denn mein Flug ging ja erst um 20.30 Uhr.

Bild Bei endlich wieder herrlichstem Sommerwetter konnte es heute also zum letzten Mal auf ausgiebige Sightseeing- und Fototour durch Genf gehen. Ein paar Punkte hatte ich noch, die ich mir unbedingt ansehen wollte. Anderes war nur am Rande interessant und wollte ich je nach Zeit und Laune besuchen.

Um diese Zeit war es noch richtig angenehm. Eine gute Luft, wenige Menschen, lediglich die Büroleute huschten in ihre Offices. Die Geschäfte öffneten erst später.

Vom Hotel ging es über die 'Rue du Mont Blanc' und den 'Quai de Bergues' entlang der Rhône zum 'Tempel von Saint-Gervais'. Im 10. Jahrhundert noch eine römische Kirche, wurde sie im 16. Jahrhundert protestantischem Glauben zugeordnet. Unter dem Tempel befindet sich eine archäologische Stätte mit Ruinen eines gallisch-römischen Tempels und den ersten Spuren menschlicher Ansiedlung auf Genfer Boden.

Einmal die 'Rue de Coutance' entlang, erreicht man eine kleine Insel direkt gegenüber des 'Place Bel-Air'. Die Brücke verbindet beide Ufer miteinander und war daher viele Jahre lang der einzige Kontrollpunkt der Nord-Süd-Verbindung Europas. Eine Gedenkplatte erinnert an die Zerstörung der Brücke durch Julius Cäsar 58 v. Chr. Der Wiederaufbau machte die Stadt schließlich zum europaweiten Handelszentrum. Von der im 13. Jahrhundert errichteten Festung ist leider nur noch der Turm übrig geblieben.

Bild In einem kleinen Park am 'Boulevard Georges-Favon' entdeckte ich eine große Kugel, in der sich die umliegenden Häuserfassaden spiegelten. Natürlich musste ich mir das genauer ansehen.

Ein paar Querstraßen weiter erreichte ich den 'Place de Neuve' am Fuße eines ehemaligen Schutzwalls der Stadt. In deren Mitte steht die Statue eines Schweizer Nationalhelden, rund herum liegen das 'Grand Théâtre', die Oper, die ich gestern schon kurz besucht habe, das 'Musikkonservatorium' sowie das 'Museum Rath' für außergewöhnliche Werke.

Nur wenige Schritte weiter steht man schon im 'Parc des Bastions'. Sofort aufgefallen sind mir die Riesenschachbretter, die vorzugsweise von den Senioren rege bespielt wurden. Eine tolle Idee zur Freizeitgestaltung und ein echter Blickfang. Generell bietet der große Park viele verschiedene Möglichkeiten. So findet man immer wieder die ein oder andere Skulptur, es gibt ein sehr hübsches Restaurant in Form eines Pavillons und der erste botanische Garten ist zu sehen. Der größte Anziehungspunkt für Leute wie mich ist aber die mehrere Meter lange 'Reformationsmauer' mit den vier Hauptakteuren der Genfer Reformation als Statuen. In die Mauer eingraviert ist das Motto der Stadt: 'Post Tenebras Lux' (Nach der Dunkelheit kommt das Licht.). Eine wirklich imposante Anlage. Schön erhalten, mit einem kleinen Wassergraben davor. Toll!

Bild Auf der gegenüberliegenden Seite des Parks befindet sich noch die 'Universität' von Genf. Normalerweise finden in diesem Park zahlreiche Großveranstaltungen statt. In Zeiten von Corona wurden leider auch diese alle abgesagt.

Ich verließ den Park des Bastions, überquerte die 'Rue de la Croix Rouge' und stiefelte den Hügel in Richtung Altstadt hoch. Was für ein Anstieg, der hatte es wirklich in sich.

Von der erhöhten 'Promenade de la Treille' aus hat man einen weitreichenden Blick über den südlichen Teil der Stadt, der allerdings nur wenige wirklich interessante Gebäude zum Vorschein bringt. Hier befinden sich zahlreiche Picknick-Plätze und ein Spielplatz. Dank der schattenspendenden Bäume ein kleines Erholungsgebiet für Familien.

Bild Über die 'Rampe de la Treille' gelangte ich nun in den historischen Altstadtkern. Hier begann sozusagen das Mittelalter. Man hatte wirklich den Einruck, eine komplett andere Welt zu betreten. Mit ihrer rund 2000jährigen Geschichte gehört zu den größten Altstädten Europas.

Das Rathaus 'Hôtel de Ville' ist seit rund 500 Jahren Mittelpunkt des politischen Lebens der Stadt. Es ist Sitz der Regierung des Kantons Genf und beherbergt auch den bekannten Alabama-Saal, in welchem die erste Genfer Konvention stattfand. Geburtsstunde des Roten Kreuzes.

Die 'St.-Germain-Kirche' gleich in der Nähe ist eine der ältesten von Genf. Diese gotische Kirche war zunächst protestantisch, anschließend katholisch und 1873 schloss sie sich schließlich der christlich-katholischen Kirche der Schweiz an.

Der Spaziergang durch die Altstadt war herrlich. Wie eingangs schon erwähnt, fühlte man sich hier teilweise wie im Mittelalter mit den kleinen und steilen Gassen im Kopfsteinpflaster. Auf dem Weg kommt man an einigen Kunstgalerien, Antiquitätengeschäften und Museen vorbei, auch die Restaurants haben sich perfekt an das Stadtbild angepasst.

Bild An der 'Rue de Puits-Saint-Pierre' steht das 'Alte Zeughaus', welches Anfang des 18. Jahrhunderts als Getreidespeicher errichtet wurde, bevor es 1877 in ein Militärdepot verwandelt wurde. Unter den Arkaden stehen fünf Kanonen aus der Zeit der Verteidigung des Schutzwalls. Die drei Fresken an der Rückwand zeigen die wichtigsten Perioden der Geschichte von Genf.

Ein paar Schritte weiter erreichte ich das 'Maison Tavel', das älteste erhaltene Privathaus der Stadt und Zeichen der bürgerlichen Mittelalterarchitektur. Im Laufe der Jahrhunderte war es im Besitz zahlreicher einflussreicher Familien, 1963 wurde es von der Stadt Genf gekauft. Seit 1986 ist es Museum für Stadtgeschichte.

Ein paar Schritte weiter stand ich vor dem Herzstück der Altstadt: Die 'Kathedrale St. Peter'. Im 12. Jahrhundert errichtet, wurde sie im 16. schließlich stark umgebaut. Während der Reformation wurde sie protestantischer Glaubensort. Im Inneren findet man eine große Anzahl an romanischen und gotischen Kapellen. Wie es nun mal bei Kathedralen so ist: Besonders viel war nicht zu sehen, etwas spärlich ausgestattet, aber dennoch sehr schön gestaltet. Die Orgel sah von Weitem wie ein Engel aus.

Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, die beiden Aussichtstürme der Kathedrale zu besuchen. Das Ticket für 7 € geholt, ging es nun 157 Stufen nach oben. Bei der Hitze war das ganz schön anstrengend. Oben angekommen, bekam ich erst einmal ein etwas mulmiges Gefühl. Am 'Dachboden' alles nur aus Holz, alles knirschte und knarzte und manche Stellen waren stockdunkel. Weil der erste Turm 'besetzt' war (eine Ampel zeigt, ob der Aufgang genutzt werden kann oder nicht), ging ich weiter zum Südturm. Der Ausblick von hier oben war einfach fantastisch! Ich war begeistert! Ein wunderschöner Panoramablick über die Stadt. Hinaus auf den Genfersee, die Fontäne Jet d'Eau und die zahlreichen Gebäude. Ich blieb ich eine Weile stehen, genoss den Ausblick und freute mich unglaublich, hier zu sein. Zum Glück war auch nichts los. Ich und noch eine Dame waren die einzigen hier. Das ist der Vorteil, wenn man so früh auf den Beinen ist.

Bild Ich spazierte nochmals zurück zum Nordturm, von dem man ebenfalls einen tollen Ausblick auf den anderen Teil der Stadt hat und ging eine gute halbe Stunde später langsam wieder die Stufen nach unten. Der Abstecher hat sich trotz der Anstrengung wirklich gelohnt.

Die Kathedrale wieder verlassen, spazierte ich in den vorgelagerten, kleinen Park und von hier aus weiter wieder in Richtung See. Ich passierte die 'Rue de Rive' und erreichte den 'Molard-Turm' am 'Place du Molard'. Er ist ein Relikt aus dem kaufmännischen Genf des Mittelalters und gehörte ab dem 14. Jahrhundert zur Stadtmauer, die den Hafen Molard schützte.

Über die 'Pont du Mont Blanc' ging es nun erst einmal wieder zurück zum Hotel. Ich wollte noch einmal eine kurze Pause einlegen, außerdem musste der Koffer noch flugtauglich gepackt werden. Den Koffer stellte ich schließlich in der Lobby des Hotels ab. Weil die Rezeption nur selten besetzt ist, sollte ich den Zimmer- nebst Haustürschlüssel behalten, schließlich musste ich heute Abend ja wieder ans Gepäck dran kommen. Auch recht.

Und so ging es um kurz vor 12 wieder weiter auf Tour. Auf dem Stadtplan waren zwei Viertel eingezeichnet, die mich neugierig machten. Der Weg war weit, aber ich hatte noch genügend Zeit.

Vom Hotel ging es über den 'Quai der Bergues' und den 'Quai Turrettini', bis ich schließlich am Kulturzentrum abbog auf die 'Pont de la Coulouvrenenière' weiter in den 'Boulevard Georges Favon'. Hier erreichte ich den 'Plaine de Plainpalais', ein Areal in Trapezform, auf dem das ganze Jahr über verschiedenen Veranstaltungen stattfinden. Vor allem aber gibt es seit 1970 jeden Mittwoch, Samstag und ersten Sonntag im Monat einen der größten Schweizer Flohmärkte. Heute waren hier lediglich ein paar Obst- und Gemüsestände, dazwischen auch kleine Food-Trucks.

Bild Diese Anlage ist wirklich riesig. Statt Grünfläche gibt es hier roten Sand, ganz so wie auf einem Tennisplatz. Heute sah er etwas verloren aus.

Auf meinem Stadtplan war das Stadtviertel 'Carouge' als Little Italy bezeichnet. Tolle Restaurants, tolles italienisches Flair. Vom Plaine de Plainpalais ging es daher über die 'Pont des Arcacias' in Richtung dieses Viertels. Auf den Straßen totales Chaos. Die Ampeln waren ausgefallen, Polizisten regelten den Verkehr manuell, hier und dort fuhren Polizei und Krankenwägen. Es war laut, es war heiß … und irgendwie eine komische Atmosphäre. Ich lief eine ganze Weile hier durch diverse Straßen, doch italienisches Flair konnte ich ehrlich gesagt nicht erkennen. Irgendwann drehte ich daher wieder um und lief wieder zurück in Richtung Innenstadt, als ich kurze Zeit später am 'Ronde Point de Plainpalais' ankam. Ein kleines Rondel mit Busbahnhof, daneben zahlreiche Geschäfte. Besonders gut gefielen mir hier die Skulpturen, die auf dem gesamten Platz verteilt waren, wie z. B. eine Geschäftsfrau oder auch ein wartender Reisender.

Ich passierte die Universität am Bastion Park, spazierte einmal quer hindurch und stieg anschließend wieder an der 'Rue de la Croix-Rouges' den Hügel zur Altstadt hoch. Der Unterschied zu heute Morgen war enorm. War ich gegen 9.30 Uhr vollkommen allein hier unterwegs, schoben sich jetzt um kurz nach 13 Uhr die Leute durch den Park. Na, da hatte ich ja nochmal Glück gehabt.

Unterhalb der Kathedrale, an der 'Rue de la Fontaine', entdeckte ich ein süßes kleines Café namens 'A. Pougnier' und entschied mich, eine kurze Pause einzulegen. Eigentlich hatte ich das ja im italienischen Viertel geplant, aber da war nichts, was mich auch nur annähernd angesprochen hatte. Hier saß ich ruhig und gemütlich, ich wählte ein Stück Torte und Kaffee und genoss es, einfach nur mal ruhig dazusitzen. So langsam streikten dann doch tatsächlich meine Beine. In den letzten Tagen bin ich insgesamt rund 65 Kilometer gegangen, und das teilweise bei Temperaturen um die 35 Grad. Das spürte ich dann auch langsam.

Bild Frisch gestärkt, spazierte ich weiter zur 'Place du Bourg de Four' und staunte nicht schlecht. Denn jetzt dachte ich tatsächlich, in Italien zu sein. Dieser Platz hier ist gesäumt von einladenden Restaurants und Bars, direkt davor ein kleiner Brunnen und die Häuser in den verschiedensten Farben. Ein sehr gemütliches Flair und der Treffpunkt für Alt und Jung.

Über die 'Rue Etienne Dumont' bog ich links ab auf die 'Promenade de Saint Antoine' und fand mich auf einem wiederum schönen kleinen Platz mit einer Handvoll toller Belle-Époque-Häuser. Auf diesem Platz hätte um diese Zeit eigentlich das Genfer Streetfood-Festival stattgefunden. Aus bekannten Gründen war jedoch gähnende Leere zu sehen.

Vorbei am 'College Calvin' spazierte ich die 'Rue Chares-Galland' entlang, rechter Hand das 'Kunst- und Geschichtsmuseum'. Von außen schon ein sehr beeindruckendes Gebäude. Ich überlegte kurz, ob ich mir auch das Innere ansehen sollte. Seit meinem Besuch im Dresdner Zwinger hatte ich irgendwie Geschmack gefunden an Kunstmuseen. Aber andererseits war das Wetter so schön, so dass ich dann doch lieber noch draußen herumlaufen wollte. Vielleicht beim nächsten Mal.

Bild Stattdessen bog ich in die 'Rue Rudolphe-Toepffer' ab und erreichte nach ein paar Minuten eine 'russisch-orthodoxe Kirche', deren goldene Türme schon von Weitem zu sehen waren. Unter dem blauen Himmel und der Sonne glitzerten sie einfach herrlich. 1859 wurde diese Kirche mit finanzieller Unterstützung der Schwester des Zaren Alexander I errichtet. Schon erstaunlich. Mitten im Wohngebiet, auf einem Rechteck, drum herum einfache Wohnhäuser. Ein etwas unwirklicher Anblick.

Im ersten Moment war ich mir nicht sicher, ob man die Kirche auch im Inneren besichtigen kann. Die Türen standen jedoch offen – die Kirche wurde gerade auf Vordermann gebracht. Und so trat ich ein und sah mich ein wenig um. Besonders groß war sie nicht, aber unglaublich beeindruckend. So viel Gold, so viele bunte Farben … einfach wunderschön.

Alles gesehen, lief ich die 'Rue Charles-Galland' wieder zurück und spazierte durch den 'Observatory Park', ein kleiner Hügel mit Picknickmöglichkeiten. Weiter ging es nun auf den 'Boulevard Helvétique' und zum 'Place des Eaux-Vives'. Dieser Platz sowie die darauffolgende 'Avenue Pictet-de-Rochemont' brachten mich erneut zum Strahlen. Die Häuser hier sind einfach traumhaft! Eines schöner als das andere, alle wieder in diesem Belle-Époque-Stil, die meisten davon wohl frisch renoviert, in verschiedenen Farben und mit wunderschönen Balkonen und Türmchen. Während die oberen Stockwerke Wohnungen sind, befinden sich im Erdgeschoss Restaurants, Bars oder auch die ein oder andere Boutique. Dieser Straßenzug ist wirklich empfehlenswert und sollte man bei einem Genf-Besuch meiner Meinung nach auf jeden Fall mit einbauen.

Bild Über eine kleine Verkehrsinsel erreichte ich das 'Rathaus von Eaux-Vives', genauer genommen eigentlich das Bürger- und Standesamt. Eigentlich sieht es auf den ersten Blick eher wie eine Kirche aus, was für Eheschließungen in jedem Fall eine schöne Kulisse bildet. Und auch heute fand hier gerade eine Hochzeit statt. Rund um das Gebäude versammelten sich die schick gekleideten Gäste. Nur wenige dahinter steht eine protestantische Kirche.

Von hier aus spazierte ich nun die 'Rue du 31 Décembre' kerzengerade in Richtung Genfersee, als ich nach einer guten Viertelstunde schließlich wieder an der 'Promenade du Lac' direkt am Steg zur Fontäne Jet d'Eau herauskam. Doch irgendwas war heute anders … Ja, genau! Die Fontäne schoss nicht in die Höhe. Sie war abgestellt. Komisch. Es war weder windig noch eisig. Naja, vielleicht wird ja gerade etwas repariert. Ich jedenfalls war froh, dass ich gestern schon hier war und das Spektakel aus nächster Nähe betrachten konnte. Die heutigen Besucher zogen lange Gesichter.

Ich spazierte die Promenade wieder zurück zum 'Jardin Anglais', dem Englischen Garten, und beschloss, mir eine Runde Riesenrad zu gönnen. Der Preis von 7,- € war in Ordnung. Das Wetter war schön und für mich kann es sowieso nie hoch genug sein. Dank der aktuellen Corona-Verordnungen hatte ich außerdem eine Gondel ganz für mich allein. Hervorragend.

Bild Doch den Wind hatte ich nicht mit eingerechnet! Die Gondel schwankte ganz schön. Eigentlich habe ich kein Problem mit Höhenangst, aber durch das Offene und die Bewegungen war mir dann doch stellenweise etwas mulmig. Aber die fantastische Aussicht war es wert. Was für Farben, was für eine Weite. In der Tat ein kleines Highlight in Genf.

Wieder unten angekommen, besuchte ich die paar Buden, die rundherum hier aufgestellt waren. Ob Churros, Moet oder auch einfach nur ein gemütliches Lokal. Hier kann man es sich gutgehen lassen. Auf einer der Bänke an der Promenade du Lac am Rande des Jardin Anglais mit Blick auf den See machte ich es mir für eine halbe Stunde mit meinem Buch gemütlich. Ich genoss es, einfach nur hier zu sitzen, zu lesen und immer mal wieder den Blick über den See schweifen zu lassen. Die Touristen fragten mich einer nach dem anderen, ob ich wüsste, weshalb die Fontäne heute nicht zu sehen wäre. Die Frage konnte ich allerdings leider auch nicht beantworten und ich war froh, sie noch gesehen zu haben. Immerhin gehört zu den Wahrzeichen der Stadt. Ärgerlich, wenn man hierher reist und dann ausgerechnet sie nicht zu sehen bekommt.

Da ich aber irgendwann nicht mehr zur Ruhe kam, verlagerte ich meine Ruhepause auf den 'Rotonde de Mont Blanc', wo deutlich weniger los war und ich noch eine weitere halbe Stunde gemütlich mit Lesen verbrachte.

Meine Füße hatten sich soweit wieder erholt und so spazierte ich wieder ein Häuschen weiter, erreichte auf Höhe des 'Jetée de Patis' den 'Quai Wilson', wo ich schließlich ein klein wenig den Glauben an den Verstand der Genfer verloren hatte. Die gesamte Promenade entlang stand ein Fahrgeschäft nach dem anderen, die Leute drängten sich auf dem gerade mal drei bis vier Meter breiten Weg aneinander – und rund 80 % ohne Maske. Hier schien coronfa-freie Zone zu sein. Überall sonst in der Stadt wurde mehr oder weniger penibel auf den Abstand geachtet, doch hier stand man Schulter an Schulter an, in den Fahrgeschäften saß man sich gegenüber und schrie sich an. Vor wenigen Tagen hieß es, dass Genf Corona-Hotspot in der Schweiz sei und 'eigenartigerweise' die Infizierungen innerhalb der Familien stattfinden. Also seit heute wunderte mich das nicht mehr.

Ich spazierte daher den kleinen Steg am 'Port Wilson' entlang, ein kleiner Hafen mit zahlreichen Booten. Ein schönes Fleckchen, wo man sich ganz gemütlich auf die Steine setzen und einfach nur auf den Genfersee hinausblicken kann. Auf der anderen Seite das Festival. Interessant war es schon, dem Treiben zuzusehen.

Bild Ich überquerte die Straße und spazierte an den Hotels und Bürogebäuden vorbei, als ich wieder das Brunswick Denkmal erreichte. Ein paar wenige Schritte weiter, und ich war um 17.30 Uhr wieder an meinem Hotel Tor angekommen. Wie erwartet: Alle Lichter waren aus und ich schien allein zu sein. Den Koffer noch etwas umgepackt und den Schlüssel hinterlegt, ging es nun langsam zum Bahnhof Cornavin. Noch schnell das bereits vorgebuchte Zugticket zum Flughafen per App umgebucht, ging es um gegen 18 Uhr dann auch schon langsam zum 'Airport Géneve'. Die Fahrt dauerte gerade mal zehn Minuten. Sicher war ich wieder viel zu früh dran, aber da ich ohnehin soweit alles von der Stadt gesehen hatte und meine Füße jetzt dann langsam wirklich in den Streik traten, war das auch in Ordnung.

Weil die Automaten nicht funktionierten, checkte ich ganz gewöhnlich am Schalter ein, auch die Sicherheitskontrollen waren schnell erledigt und so ging ich nun noch auf kleine Einkaufstour durch die Läden. Ich wollte noch etwas 'Schoggi' mit nach Hause nehmen. Und da sich auch der Hunger zu Wort meldete, gab es noch ein kleines Baguette, das musste reichen.

Um kurz nach 20 Uhr war es dann soweit. Das Gate wurde geöffnet und der Flug aufgerufen. Doch irgendwie bewegte sich niemand? Na gut, dann geh ich eben mal als erstes. Ich glaube, ich bin noch nie als erster Passagier ins Flugzeug gestiegen, normalerweise gibt es immer Drängler, die Angst haben, etwas zu verpassen. Mein Sitzplatz wurde zwei Tage zuvor von Lufthansa abgeändert. Vermutlich, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Fünf Minuten gesessen, hieß es dann auch schon: Klappe zu – wir waren vollständig. Ich blickte mich um und zählte in der Tat ganze fünf Personen – inklusive mir! Whow! Es war ja schon am Hinflug kaum was los, aber fünf Personen waren dann doch … naja … seehr wenig. Ob sich das lohnt, bezweifle ich.

Pünktlich um 20.30 Uhr gestartet, erwartete uns ein wundervoller Sonnenuntergang über den Wolken. Der perfekte Abschluss eines traumhaft schönen Kurztrips.

Um 21.25 Uhr am Flughafen München gelandet, konnte ich meinen Koffer auch sofort in Empfang nehmen und düste kurze Zeit später mit dem Auto nach Hause, das ich gegen 23 Uhr hundemüde, aber auch glücklich, erreichte.


Mein Fazit zu dieser Reise


Mein Kurztrip in die Romandie war eine rundum perfekte Reise! Es stimmte einfach alles! Sowohl die Auswahl der besuchten Orte mit ihren vielen Highlights als auch die Hotels und deren Lage. Selbst die Zugverbindungen und die Flüge funktionierten pünktlich und ohne Zwischenfall. Auch dass es zwischendurch mal regnete, tat meiner Freude keinen Abbruch. Und nicht zuletzt freute ich mich auch sehr, meine Freundin aus der Schweiz endlich mal wieder gesehen zu haben.

In den wenigen Tagen habe ich so viel erlebt und gesehen und bin unglaublich glücklich und dankbar dafür. Reisen ist ein Geschenk – das ist mir in diesen Tagen wieder einmal mehr bewusst geworden. In fünf Tagen legte ich knapp 65 Kilometer zu Fuß zurück. Das spürte ich zum Ende der Reise hin auch ganz schön, doch jeder einzelne Kilometer hat sich gelohnt.

Obwohl Genf der Auslöser für diese Reise war, muss ich zugeben, dass mir die kleineren Städte Montreux, Lausanne, aber auch Neuchâtel, ein Stückchen besser gefallen haben. Genf hat wundervolle Ecken, aber auch eine ganz eigene Atmosphäre, die ich nicht wirklich beschreiben kann. Stellenweise fühlte ich mich in eine komplett andere Welt versetzt. Die Genfer sind anders, eigenwilliger, extravaganter. Auch wollte ich nachts nicht unbedingt alleine als Frau durch die Stadt laufen, worüber ich mir in allen anderen Orten keine Sorgen machte.

Dass ich in der französischen Schweiz unterwegs bin, spürte ich von der ersten bis zur letzten Sekunde. Die Einheimischen waren selten gewillt, Englisch zu sprechen. Lieber versuchten sie es mit Zeichensprache. Jetzt kann mir aber niemand erzählen, dass die jungen Leute hier kein Englisch können?! Die Nähe zu Frankreich war hier deutlich zu spüren …

Abschließend gesagt, würde ich die Reise jederzeit wieder genau so gestalten und freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Besuch in der Schweiz. Denn der ist zumindest im Kopf schon grob geplant …


Reisen in Zeiten von Corona


Dass ich in 'diesen Zeiten' auf Reisen gehe, traf nicht überall auf Zustimmung. Und natürlich machte auch ich mir meine Gedanken, ob es 'richtig' ist, in ein Flugzeug zu steigen, mich in Züge zu setzen oder durch Städte zu laufen. Doch sind wir mal ehrlich: Wenn man sich an alle Vorschriften hält und Vorsicht walten lässt, ist die Gefahr zu erkranken doch wirklich sehr gering.

Und es ist ja nicht so, dass in Deutschland selbst nicht auch eine gewisse Gefahr besteht. Ich kann und ich will auch nicht bis zum Ende der Pandemie zu Hause sitzen und in der Schweiz war die Fallzahl noch relativ human. Erst als ich dann schon dort unterwegs war, wurde Genf plötzlich zum Hotspot der Schweiz erklärt.

Aber was heißt Hotspot überhaupt? Es ist ja eigentlich ganz natürlich, dass in einer Stadt mit hoher Einwohnerdichte der Ausbruch ggf. schneller erfolgt. Meine Konsequenz daraus war dann eben die, auch auf den Straßen bzw. den öffentlichen Bereichen die Maske zu tragen. Lediglich in Parkanlagen oder Gegenden, in denen mir niemand entgegen kam, nahm ich sie ab. Es hat mich nicht gestört und tat meiner Reisefreude keinen Abbruch. Und vielleicht hat es mich ja tatsächlich auch vor einer Ansteckung geschützt. Im Übrigen galt in den öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in Geschäften von Haus aus Maskenpflicht.

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