2. Tag: Letzter Spaziergang durch Montreux, Weiterreise nach Lausanne & Rundgang


Hervorragend geschlafen, wachte ich um kurz nach 8 Uhr auf. Mein Zug nach Lausanne sollte erst gegen halb 12 Uhr gehen, das Zimmer musste ich erst auf 11 Uhr verlassen, so dass ich noch genügend Zeit für einen schönen Spaziergang durch Montreux hatte. An der Seepromenade gegenüber erwachte langsam das Leben und die Marktstände wurden eröffnet. Ansonsten war es etwas ruhiger, denn heute feierte die Schweiz ihren Nationalfeiertag!

Bild Alles schon einmal zusammengepackt, machte ich mich um kurz nach 9 Uhr auf den Weg. Vom Hotelausgang bog ich links ab auf die sehr steile 'Rue du Marché' und erreichte dabei wunderschöne Häuser mit tollen Fassaden und einladende Gassen. Noch war der Himmel etwas bewölkt und es gab auch ein paar Tropfen Regen. Doch das löste sich nach einer Viertelstunde zum Glück gleich wieder auf.

Ich streifte den Hintereingang des luxuriösen Hotels 'Fairmont Le Montreux Palace', wenige Schritte weiter steht die 'Deutsche Kirche Montreux'. Hier bog ich wieder ab auf die 'Grand Rue' und konnte mich nicht entscheiden, ob ich den Hotelkomplex des 'Fairmont Palace' von vorne jetzt beeindruckend oder altmodisch finden sollte. Einerseits ist das 1906 erbaute Haus im Belle Époque-Stil wirklich toll, es zeugt von alten Zeiten hier am Genfersee. Aber irgendwie … ich weiß auch nicht … war es auch ein wenig too much. Trotzdem verbindet es Tradition und Eleganz und bietet 236 Zimmer und Suiten mit luxuriöser Einrichtung. Dazu gibt es mit dem 'Montreux Jazz Café' eine hervorragende Küche, im Sommer kann man auch auf der 'La Terrasse du Petit Palais' speisen. Die 'Funk Claude's Bar' ist für Nachtschwärmer und die rund 2.000 qm Garten, die direkt an das Hotel grenzen, bieten eine große Liegefläche, Außen- und Innenschwimmbad, Whirlpool und vieles mehr. Definitiv ein Ort zum Wohlfühlen.

Gleich gegenüber des Haupteingangs befindet sich der 'Le Jardins du Palace'. Diese akkurat und sauber gehaltene Parkanlage beherbergt eine Vielzahl an Jazz-Musiker-Skulpturen, wie z.B. Ella Fitzgerald und Herbie Hancock, aber auch Carlos Santana. Ich freute mich sehr, diesen Park noch gefunden zu haben. Gestern hatte ich ihn vergeblich gesucht. Auch von hier aus hat man wieder einen traumhaft schönen Ausblick auf den Genfersee und die bis zu 2.000 m hohen Berge. Was für ein Anblick. Diese Weite und diese Sauberkeit hat mir in Montreux besonders gefallen. Alles wirkte so aufgeräumt und ordentlich, wie aus einem Bilderbuch.

Bild Von hier aus ging es nun wieder in Richtung See und die 'Quai Edouard Jaccoud' entlang. Ich entdeckte Skulpturen, die sich gestern aus welchen Gründen auch immer vor mir verborgen hielten. Die Blumenpracht begeisterte mich aufs Neue und so blieb ich hier noch eine ganze Weile sitzen, bis ich mich um kurz vor 11 Uhr auf den Weg zurück ins Hotel machte.

Noch einmal den Ausblick vom Balkon aufgesogen, den Rucksack vollbepackt und es konnte weitergehen. Den Bahnhof erreichte nach wenigen Minuten, wenn auch außer Atem. Den Koffer rund 80 Stufen nach oben tragen und das bei den Temperaturen … der Morgensport war somit auch schon mal erledigt.

Als ich am Bahnhof stand, entdeckte ich, dass mein Zug nach Lausanne rund 20 Minuten Verspätung haben sollte. Ein Blick auf mein Ticket verriet mir aber, dass ich ausgerechnet bei dieser Verbindung keine Zugbindung hatte. Was für ein Zufall. Alle anderen Tickets waren Sparbillets, nur die heutige hatte ich normal gebucht. Also musste ich gar nicht warten, sondern konnte einfach einen anderen Zug nehmen. Glück muss man haben …

Bild Die Fahrt zum 'Lausanne Gare' dauerte gerade mal eine halbe Stunde. Begleitet von wunderbaren Aussichten auf den See. Am Hauptbahnhof musste ich schließlich umsteigen in die Metro, die mich in weiteren zehn Minuten direkt zum Hotel brachte.

Und mit direkt meine ich auch direkt. Einmal aus der Metro raus, 100 Meter nach links und schon stand ich in der Lobby des Hotels 'Aulac Lausanne'. Eine noch bessere Anbindung ist kaum möglich.

Lausanne ist die kleinste Stadt der Welt mit einer eigenen Metro. Die fast 6 Kilometer lange Bahnstrecke weist weltweit den größten Höhenunterschied einer U-Bahn auf, fast 336 Meter mit einer Steigung bis 12 %. Schon 1877 startete man mit einer Standseilbahn, danach wurde sie in eine Windenbahn verwandelt und jetzt handelt es sich um Fahrzeuge ganz nach dem Muster der Pariser Metro. Sie verläuft zur Hälfte unterirdisch, ist vollständig automatisch und ferngesteuert. Wenn man ganz vorne steht, hat man den Eindruck, sie selbst zu führen.
Die Bahn wird rege genutzt, ist sie doch eine große Erleichterung, von A nach B zu kommen. Vor allem die Strecke zum Strand ist sehr beliebt. Aktuell gibt es zwei Linien, eine dritte soll in den nächsten Jahren gebaut werden. Ich fand sie sehr übersichtlich und einfach.


Im Hotel angemeldet und eingecheckt, war mein Zimmer um kurz nach 12 Uhr leider noch nicht bezugsbereit. Also stellte ich nur schnell meinen Koffer unter und machte mich wieder auf den Weg. Auch heute gingen die Temperaturen wieder in die Höhe. Im Moment hatten wir rund 34 Grad. Puh.

Bild Ich ließ das Hotel hinter mir, was mir im Übrigen auch von außen her optisch unglaublich gut gefiel. Wie ein Rathaus aus der Belle Époque-Zeit, auf den ersten Blick gar nicht als Hotel erkennbar. Ebenfalls hier untergebracht ist das 'Restaurant Le Pirate Brasserie'.

Ich schlenderte über den 'Place de la Navigation'. Den 1995 angelegten Platz grenzt in Richtung der Straße, wo früher das Ufer war, ein Wasserbecken ab. Heute handelt es sich hier um eine Erholungsanlage. Ursprünglich wurde dieser Teil industriell genutzt.

Ich entdeckte das 'Café Terrasse d'Ouchy'. Da ich ohnehin wieder mächtig Durst und auch etwas Hunger hatte, nahm ich Platz. Doch irgendwie schien das niemanden zu interessieren. Die Kellnerinnen und Kellner sahen mich zwar, gingen aber permanent an mir vorüber. Anderen Gästen ging es genauso. Da wurde sich lieber intern unterhalten und gescherzt als die Gäste bedient. Nach rund zwanzig Minuten war es mir ehrlich gesagt zu blöd und ich ging wieder.

Ich schlenderte den 'Quai des Savoyards' entlang. Hier im 'Port de Lausanne-Ouchy' standen zahlreiche kleine Boote und Schwäne schwammen gemütlich entlang. Natürlich immer auf der Suche nach etwas Essbarem durch die Touristen.

Bild Meiner Karte folgend, ging es nun über den 'Quai de la Nautique' weiter, vorbei am 'Place Bellerive', als ich letztlich das Schwimmbad 'Bellerive Plage' erreichte. Von einer kleinen Anhöhe aus hatte ich einen schönen Blick auf die gesamte Anlage mit Kinderpools, großen Pools und dahinter der direkte Weg in den See. Trotz der Temperaturen und des Feiertags war hier verhältnismäßig wenig los, was mich ziemlich wunderte.

Hinter dem Schwimmbad gab es nichts Nennenswertes mehr zu sehen und so drehte ich langsam wieder um. Auf dem Weg kommt man auch an der Werft der CGN Schifffahrtsgesellschaft vorbei. Hier standen zwei Dampfer auf Halde.

Im 'Restaurant La Nautica' direkt am 'Quai de la Nautique' versuchte ich schließlich nochmals mein Glück mit Essen und Trinken. Und siehe da: Nach wenigen Minuten hatte ich nicht nur die Speisekarte, ich konnte auch rasch bestellen. Ich entschied mich bei den heißen Temperaturen für einen Griechischen Salat und war wieder einmal leicht schockiert über die Preise. 24 € für den Salat plus rund 6 € für ein kleines Sprite … Pizza gab es erst so ab 28 € und bei den Fleischgerichten lag man bei zwischen 35 und 40 €. Mir ist schon klar, dass der Verdienst hier deutlich höher ist, aber heftig fand ich es trotzdem irgendwie.

Dafür aber war es ausgesprochen lecker, ich genoss das Sitzen und den Blick auf den Hafen mit den seinen zahlreichen Booten und plante den weiteren Tag.

Bild Eine Stunde später machte ich mich langsam wieder auf den Weg und schlenderte gemütlich über den 'Quai de Savoyards' vorbei an meinem Hotel und dem kleinen Hafen. Von hier aus kann man sehr gut die 'Skulptur Eole' erkennen, einen halbkreisförmige Windfahne mit einem Durchmesser von 20 Metern. Sie richtet sich an der Ufermauer des 'Hafens von Ouchy' je nach herrschender Windrichtung aus.

Ein paar Schritte weiter erreicht man einen kleinen, aber schön angelegten Park mit vielen schattenspendenden Bäumen und der – natürlich – ein oder anderen Skulptur. Eine Kaimauer umgibt den Park halbkreisförmig, so dass man von überall aus einen herrlichen Blick über den Genfersee genießen kann. Der Park war um diese Zeit natürlich gut besucht, viele hatten ihre Picknick-Decken dabei und ließen es sich einfach gutgehen.

In diesem Eck starten auch die Dampfschifffahrten zu den anderen Orten am Genfersee. Ein kleines Terminal, modern gestaltet und mit regem Treiben.

Bild Entlang der 'Place du Vieux Port' hat man immer wieder Ausblicke auf den 'Place du Port' auf der gegenüberliegenden Seite mit dem luxuriösen 'Beau Rivage Hotel'. Besonders fasziniert war ich von dem blau-türkis-farbenen Wasser, glasklar. Einfach wunderschön. So sauber erlebt man selten einen See.

Direkt am See steht hier das 'Château d'Ouchy'. Ein mittelalterliches Schloss, welches vor vielen Jahren zu einem hochpreisigen Hotel verwandelt wurde. Top Lage und wirklich wunderschön. Allein die Terrasse davor mit dem 'Grillrestaurant 57°' wirkt sehr einladend. Die Preise natürlich weniger. Mein Hotel fand ich ja schon toll, aber das hier war natürlich noch einmal ein Stück fürstlicher.

Weiter ging es nun entlang des 'Place du Port', gesäumt von vielen wunderschönen Häusern, in denen Bars und Restaurants untergebracht sind. Die bunten Häuserfassaden erinnerten mich ein wenig an kleine französische Städte.

Nun ging es die rund 1 km lange, wunderschöne 'Seepromenade Quai de Belgique', übergreifend in die 'Quai d'Ouchy' entlang. Die Sonne brannte unerbittlich herunter, doch die Aussicht war einfach grandios. Zudem war weder auf der Straße noch auf dem Spazierweg etwas los. Hin und wieder rasten Rennradfahrer die kerzengerade Straße hoch und runter (diese Straße ist prädestiniert für Paraden), Jogger kamen mir entgegen … aber sonst gähnende Leere. Die Grünstreifen waren mit vorzugsweise gelben Blumen gesäumt, es war alles so sauber und einfach unbegreiflich schön. Immer wieder blieb ich auch hier stehen, genoss den Ausblick auf den See, sah den Booten zu und staunte über einen Wasserski-Fahrer, der mit hoher Geschwindigkeit vorbei rauschte.

Bild Natürlich findet man auch auf diesem Wege nicht nur schöne Bäume, sondern auch die ein oder andere Skulptur. Eine der interessantesten war die vor dem Olympischen Park. Vier Menschen, die die fünf olympischen Ringe stemmen.

Seit 1915 ist Lausanne Sitz des Internationalen Olympischen Komitees. Hier befindet sich außerdem das weltweit einzigartige 'Olympische Museum Musée Olympique' hier im gleichnamigen Park. Am 23.06.1994 wurde Lausanne zur Olympia-Hauptstadt erklärt.

Doch bevor ich mir die Parkanlage näher ansah, schlenderte ich erst einmal den 'Quai d'Ouchy' weiter entlang. Auf dem Rückweg kam ich ohnehin hier noch einmal vorbei.

Am Ende der Straße erreichte ich den Kreisverkehr mit dem 'Tour Haldimand', eine künstliche Ruine in Form eines Turms. Hier bog ich nach links ab in den 'Parc du Denantou'. Der am Ende der Uferanlagen von Ouchy gelegene öffentliche Park bietet großzügige Rasenflächen mit prachtvollen Bäumen, die bereits mehrere hundert Jahre alt sind. Auch hier war kaum etwas los. Hier und dort picknickten ein paar Leute, aber vermutlich war es einfach nur zu heiß. Auch ich hatte mit den Temperaturen heute mächtig zu kämpfen.
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Das Schmuckstück der Parkanlage ist eindeutig der 16 Meter hohe 'thailändische Pavillon', ein Geschenk des thailändischen Königs, der hier einige Zeit lebte und studierte. Irgendwie war das ein ziemlich unwirkliches Bild. Man steht in der Schweiz und betrachtet einen original thailändischen Pavillon. In der Sonne glitzerte er schon von Weitem entgegen. Nicht nur ich war absolut fasziniert davon. Zwei Herren waren ebenfalls auf Foto- und Sightseeingtour hier und blieben – genau wie ich – immer wieder stehen, um einfach nur dieses Gebäude zu bestaunen.

Einmal quer durch den Park hindurch, erreichte ich einen kleinen Teich, aus dem mich ganz frech ein Frosch angrinste. Rund herum standen verschiedene Skulpturen, wie z. B. ein Wildschwein, sich umarmende Eisbären oder auch die bekannten drei Affen (sieht nichts – hört nichts – sagt nichts), eine Skulptur von Edouard Marcel Sandoz.

Auf dem Weg zurück erreichte ich nun wieder den 'Parc Olympique' und sah mich natürlich auf diesem Gelände näher um. Das Innere des Museums besuchte ich nicht. Es besteht hauptsächlich aus audiovisuellen, interaktiven Vorträgen/Spielen und nur wenigen Exponaten, was mich in der Tat weniger interessierte. Dafür gab es aber im Außenbereich eine ganze Menge zu sehen. Schon allein der Treppenaufgang ist ein Blickfang, denn auf jeder einzelnen der insgesamt 97 Stufen sind die bisherigen olympischen Austragungsstätten mit Jahreszahl verzeichnet. Auf den Zwischenplattformen stehen jeweils links und rechts Figuren aus dem Sport. Ob Läufer, Radfahrer oder Ringer. Die insgesamt rund 40 Skulpturen sind sehr schön anzusehen und gemeinsam herrlich in Szene gesetzt.

Bild Oben angekommen, brauchte ich allerdings erst einmal eine Verschnaufpause. Was für ein Aufstieg. Direkt vor dem Museum befindet sich das olympische Feuer, welches tatsächlich brannte. Auf einer 100-Meter-Laufbahn kann man – wenn man denn will – versuchen, den Weltrekord von Usain Bolt zu schlagen. Eine Lichtinstallation verdeutlicht die unglaubliche Geschwindigkeit des jamaikanischen Läufers.

Der Spaziergang hier hindurch hat mir viel Spaß gemacht. Etwas weiter hinten trifft man noch auf eine Villa, die seit Jahren im Besitz des olympischen Komitees ist. Die Statuen sind toll gestaltet und generell bietet dieser Park schon einen fantastischen Einblick in die Welt von Olympia. Die ganze Anlage gleicht einer antiken Stadt oberhalb des Genfersees. Ruhig gelegen und trotzdem brodelnd mit vielen Geschichten.

Die olympische Geschichte hinter mir gelassen, ging es nun wieder weiter in Richtung meines Hotels und ich erreichte das 'Beau Rivage Hotel' mit dem vorgelagerten 'Place du Général Guisan'. Ein kleiner Park mit Reiterstatue und natürlich zahlreichen Blumenarrangements.

Bild Gegen 14.45 Uhr erreichte ich schließlich wieder mein Hotel. Erfreulicherweise war mein Zimmer inzwischen fertig. Ich checkte ein, ging nach oben, und war sprachlos. Was für eine Unterkunft! Ein top-modernes und großes Zimmer, dazu ein noch großzügiger Balkon! Was für ein Luxus! Ich hatte eine riesige Terrasse mit Blick auf den Hafen und den Genfersee. Herrlich. Na, da würde ich es mir heute Abend sicher wieder mit einem Gläschen Wein gemütlich machen …

Jetzt aber erst einmal unter die Dusche und abkühlen. Tat das gut! Das Problem war nur: Kaum draußen, wollte ich schon wieder rein. Es war so unglaublich dampfend heiß heute in Lausanne und Duschen eigentlich vollkommen sinnlos.

Eine knappe halbe Stunde Pause gemacht, zog es mich aber auch schon wieder nach draußen. Schließlich wollte ich mir nun auch Lausanne-Stadt näher ansehen. Aufgrund der vom Hotel inkludierten City-Card konnte ich auch hier wieder alle öffentlichen Verkehrsmittel kostenfrei nutzen, was mir für die Metro sehr gelegen kam. Schon beim Mittagessen hatte ich mir die strategisch am günstigsten gelegene Station herausgesucht und so stieg ich nun in die M2 mit dem Ziel 'Ours', das ich nach rund 15 Minuten erreichte.

Zunächst noch den Besuch des 'Parc de Mon-Repos' angedacht, verzichtete ich dann kurzerhand doch darauf. Ich gebe zu: Langsam waren meine Füße müde und ich hatte ja doch noch die gesamte Altstadt vor mir. Und so besonders viel gab es hier auch nicht zu sehen. Und man kann ja auch nicht alles sehen.

Deshalb navigierte ich mich schließlich in Richtung 'Kathedrale', vorbei an süßen kleinen Restaurants und einmal über die 'Brücke Pont-Ch.-Bessières' hinweg.

Bild Lausanne liegt am nördlichsten Punkt des Genfersees und wurde auf mehreren Hügeln erbaut. Hier muss man gut zu Fuß sein, denn die steilen Straßen und zahlreichen Treppen erfordern gute Kondition. Auch der Aufstieg zur Kathedrale aus östlicher Richtung hat es in sich.

Die 'Kathedrale Notre Dame' wurde im 12. und 13. Jahrhundert im Stile der Gotik erbaut. Sie ist die bedeutendste Kirche der Stadt und das größte Bauwerk der Schweiz, das den Baustil der Region geprägt hat. Und tatsächlich ist sie ein äußerst imposantes Gebäude hier inmitten der Wohnhäuser. Hauptaugenmerk liegt auf der Fensterrose im Querhaus der Kathedrale, aber auch der Rest ist sehr beeindruckend. So ist die Orgel z. B. 11 Meter lang und knapp 40 Tonnen schwer und beinhaltet über 7000 Orgelpfeifen. Modernste Technik lässt hier einen wundervollen Klang zu.

Ich sah mir die Kirche anhand eines Rundgangs genauer an, machte zahlreiche Fotos und war wirklich begeistert. Schlicht, aber nicht zu einfach mit vielen schönen Fenstern und (natürlichen) Lichtspielen.

Über leere Gassen und Straßen, vorbei an bunten Häuserfassaden und alten Gemäuern, erreichte ich nach einiger Zeit schließlich das 'Château St. Maire'. Es befindet sich ganz im Norden des Altstadthügels und war seit jeher Sitz der regionalen Herrscher. Es wurde von 1400 bis 1430 von den Bischöfen von Lausanne als Sitz erbaut. Es diente sowohl zu militärischen Zwecken als auch als Wohnsitz. Was für ein tolles Schloss.

Bild Wieder zurück an der Kathedrale, stieg ich die 'Escaliers du Marche', die überdachte, mittelalterliche Markttreppe aus dem 13. Jahrhundert, hinab. Sie führt direkt zur 'Place de la Palud' und ist einer der malerischsten Orte des Stadtzentrums. Entlang der Treppe sieht man Häuser aus dem 16. Jahrhundert.

Unten angekommen, erreicht man den 1906 eingeweihten 'Palais de Rumine'. Ganz im Stil der Florentiner Renaissance erbaut, mit Monumentsäulen, Loggien und Campanilen. Im Inneren befinden sich kantonale Museen für Geologie, Zoologie und Archäologie sowie ein Münzmuseum und die Universitätsbibliothek. Dieses Gebäude hat mich in der Tat direkt an Italien erinnert; es könnte genau so gut am Markusplatz von Venedig stehen.

Gleich um die Ecke erreicht man den 'Place de la Palud', ein Platz inmitten der Fußgängerzone. Hier steht das 'Rathaus' aus dem 17. Jahrhundert im Waadtländer Stil mit Arkaden und einer Renaissance-Fassade. Beeindruckt hat mich die riesige Schweizer Flagge, die direkt vor dem Rathaus gespannt war und mehr oder weniger als Dach diente. Ob man diese hier immer findet oder nur aufgrund des Feiertages, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. In jedem Falle eine schöne Idee, was in Deutschland wieder viele Probleme hervorrufen würde, würde man selbiges mit deutscher Flagge machen …

Der Brunnen in der Mitte des Platzes mit der 'Jusitizia-Statue' ist der älteste der Stadt, allerdings wohl auch einer der kitschigsten. Hier wurden alle Farben verarbeitet, die man so fand. Highlight ist eine Wanduhr direkt dahinter. Von 9 bis 19 Uhr kommen zu jeder vollen Stunde Figuren hervor, es gibt eine kurze Geschichte über die Waadtländer, ein kleines Glockenspiel. Ich wusste das zuvor nicht, kam jedoch Punkt 16 Uhr hier an, so dass ich dieses Spektakel miterleben konnte. Was für ein Timing.

Durch mehrere, fast menschenleere, Gassen hindurch, erreichte ich nach einiger Zeit die Bögen der 'Brücke Grand Pont'. Sie war ursprünglich 180 Meter lang, der höchste Punkt liegt 25 Meter über der Fahrbahn. Sie ist Wahrzeichen der Stadt und hat die Südwestansicht der Stadt wesentlich verändert.

Bild In einer Brasserie kühle Getränke gekauft, ging es weiter zum 'Place Saint-Francois' mit der gleichnamigen Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Drum herum findet man sowohl ein imposantes Postgebäude als auch verschiedene Banken, die allesamt und unglaublich schönen Häusern untergebracht sind.

Inzwischen zog sich der Himmel leicht zu und in den engen Gassen der Altstadt wurde es irgendwie dunkel. Teilweise war keine Menschenseele weit und breit zu sehen, die Stadt war wie ausgestorben, ein sehr eigenartiges Gefühl. Da ich ohnehin alles Sehenswerte hier gesehen hatte, spazierte ich nur noch ein wenig entlang der Fußgängerzone (deren Läden aufgrund des Feiertags natürlich geschlossen hatten) und machte mich anschließend von der Station 'Lausanne-Flon' mit der Metro wieder auf den Weg nach 'Ouchy' zu meinem Hotel.

Überraschenderweise war die Metro brechend voll. Scheinbar zog es nun alle an den See. Ich war froh, die Bahn nach rund 10 Minuten wieder verlassen zu können und suchte noch einen Laden auf, um den Wein für heute Abend zu organisieren. Mit einem Schweizer Wein wurde ich leider nicht fündig, dafür aber immerhin ein französischer. Weil ich nur kleinen Hunger verspürte, holte ich mir zudem ein frisches, belegtes Riesen-Baguette und machte es mir anschließend auf meiner Terrasse bequem. Bei Sonnenschein, herrlichem Blick aufs Meer … und einer Horde Spatzen, die es auf mein Essen abgesehen hatten.

Bild Gut gestärkt und erholt, ging es eine gute Stunde später erneut 'on tour'. Ich verließ mein Hotel und bog links ab in Richtung 'Quai de Savoyards'. Hier und dort ab es Eis- oder Zuckerwatten-Stände, ein Kinderkarussell drehte seine Runde und die Leute strömten entlang der Promenade. Es herrschte eine fröhliche Stimmung in allen Ecken; befremdlich war jedoch die Tatsache, dass sich viele hier nicht an die erforderlichen Abstände wegen Corona hielten, weshalb es für mich teilweise im Slalom durch die Ansammlungen ging.

Mit meiner Foto-Glas-Kugel probierte ich das ein oder andere Motiv, setzte mich einfach nur mal auf die Kaimauer und sah den Leuten und den ankommenden Dampfschiffen zu. Gut gefiel mir auch die Skulptur 'Ouverture au monde' am Ende der 'Jetée d'Osches'. Diese Plastik des Künstlers Ángel Duarte war ein Geschenk von Rotary International und besteht aus 6 Halbkugeln, die aus 36 transparenten Elementen aus Stäben geformt sind. Eine coole Fotokulisse, auch für Selfies.

Nachdem ich mich ausgiebig mit der Glaskugel und den entsprechenden Fotomotiven beschäftigt hatte, ging es eine Stunde später langsam wieder zurück ins Hotel. Bis zu den Feierlichkeiten des Schweizer Nationalfeiertags machte ich es mir auf meinem Balkon bequem, genoss meinen Rosé-Wein, las etwas und beobachtete einfach nur die vielen Leute unten an der 'Place da la Navigation'. Hier und da wurden Böller und Leuchtraketen losgelassen. Obwohl der offizielle Teil und das große Feuerwerk aufgrund Corona schon vor Monaten abgesagt wurden, ließen sich die Schweizer ihre Feierlaune nicht trüben.

Nach dem Sonnenuntergang um kurz nach 21 Uhr packte ich mich nochmals zusammen und schlenderte querfeldein durch Ouchy. Im Wasserbecken des 'Place da la Navigation' plantschten die Leute, rundherum flogen Kracher und Raketen in die Höhe.

Bild Am 'Quai Jean Pascal Delamuraz' machte ich es mir wie viele andere auch auf der Mauer direkt am Genfersee bequem und blickte einfach nur hinaus aufs Wasser. In nahezu allen Orten rund um den See war ein Feuerwerk zu sehen. Kaum zu glauben, dass es sich hier um rein private Veranstaltungen handelte. Es wurde kühler, angenehmer, ich genoss trotz des Trubels um mich herum den herrlichen Ausblick.

Heute Abend waren alle ziemlich kontaktfreudig. Schon auf meinem Spaziergang wurde ich von dem ein oder anderen angesprochen und als ich hier saß, wollte man auch ständig mit mir ins Gespräch kommen. Es scheiterte dann jedoch meistens an meinen fehlenden Französisch-Kenntnissen, denn 'natürlich' konnte nahezu keiner der Einheimischen hier Englisch. Warum auch? Dafür aber kam ich mit einer netten kolumbianischen Familie ins Gespräch, die mir sogleich von ihrem Essen anbot und mit denen ich mich immerhin auf Spanisch etwas verständigen konnte. Später hatte ich das Gefühl, in deren Familie aufgenommen worden zu sein und die gesamte Lebensgeschichte zu kennen. Auf Abstand war die Unterhaltung nicht ganz so einfach, aber trotzdem nett und wir verabschiedeten uns eine gute Stunde später voneinander.

Gegen 22.30 Uhr wurde es mit dem Feuerwerk schließlich intensiver. Ich spazierte die 'Place du Vieux Port' quer durch den kleinen Park hindurch und setzte mich dann hier nochmals ein wenig auf die Mauer, im Blick das Beau Rivage, über welchem ein riesiges Feuerwerk entfacht wurde. Wunderschön! Ich war richtig happy. Nachdem alles abgesagt wurde, ging ich nicht davon aus, doch noch eine solche Feierlichkeit mitzuerleben. Wie sieht es dann wohl erst aus, wenn hier richtig die Post abgeht??

Vorbei am 'Château d'Ouchy' erreichte ich den 'Place du Port'. Hier stand ich nun inmitten des Feuerwerks. Von allen Seiten schossen die Raketen in die Höhe, es gab buntes Feuerwerk und dazu die ein oder andere Musik. Unglaublich! Hier war zumindest etwas weniger los, auf den Mauern am See wurde es zum Schluss hin wirklich proppenvoll und an Abstand wurde hier kaum mehr gedacht.

Doch all das Feuerwerk endete schließlich jäh in einem Unwetter. Schon vorhin um 21 Uhr sah man heftiges Wetterleuchten über den Bergen des Genfersees. Das Gewitter zog langsam aber sicher zu uns und gegen 23.15 Uhr hatte es Ouchy erreicht. Schließlich knallten nicht nur mehr die Böller und Raketen, sondern dicke Blitze brachen sich über Lausanne. Es sah toll aus – aber bei Gewitter habe ich zugegebenermaßen etwas Angst und so machte ich mich auf den Weg ins Hotel. Zum Glück, denn kaum dort angekommen, schüttete es wie aus Kübeln und ein heftiger Sturm zog auf. Die Balkonmöbel gesichert und dem Treiben aus dem sicheren Zimmer verfolgt, ging es gegen Mitternacht dann doch langsam ins Bett. Ein toller Tag in Lausanne ging zu Ende. Auch heute hatte ich wieder unglaublich viel gesehen. Das Feuerwerk und die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag waren der krönende Abschluss. Schade, dass der Abend von einer Sekunde auf die andere vom Gewitter beendet wurde. Aber so hatte ich zumindest nicht das Gefühl, noch etwas verpasst zu haben. ;-)

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