1. Tag: Anreise von München nach Genf &
Weiterfahrt nach Montreux mit Stadtbesichtigung und Abstecher nach Vevey


Bereits um 3.15 Uhr klingelte mich der Wecker aus dem Bett. Fertig gemacht und den letzten Rest in den Koffer gepackt, machte ich mich eine Stunde später auf den Weg zum Münchner Flughafen. Um diese Zeit war kaum etwas los auf den Straßen und so stellte ich gegen 5.15 Uhr mein Auto im Parkhaus P8 ab.

Den Flug hatte ich gestern bereits online eingecheckt. Um das Gepäck musste man sich heute ebenfalls selbst kümmern. Inzwischen gibt es am Flughafen einen eigenen Automaten, nur um das Kofferband auszudrucken. Dieses am Gepäck angebracht, schickt man es schließlich an einem weiteren Automaten auf Reisen.

Bild Weder bei der Sicherheitskontrolle noch beim Einstieg in das Flugzeug gab es eine Ausweiskontrolle. Wie meistens. Für mich nicht nachvollziehbar. Dafür gab es den obligaten Sprengstofftest bei der Sicherheitskontrolle. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich komme aber auch echt jedes Mal an die Reihe.

Der Flughafen wirkte wie ausgestorben. Zwar standen einige Flugverbindungen auf der Tafel, doch bei weitem nicht so umfangreich wie in normalen Zeiten. In einem kleinen Café gönnte ich mir Kaffee und Croissant, holte mir noch eine Zeitschrift, und gegen 7.00 Uhr war auch schon Boarding. Wir hatten einen Cityliner CRJ900, der mehr oder weniger am Rand des Flughafens stand und so konnten wir direkt über das Rollfeld dorthin laufen. Das Boarding war schnell abgeschlossen. Nach 16 Personen (90 passen hinein) schlossen sich die Türen und wir hoben eine gute Viertelstunde früher als geplant ab in Richtung Genf. Die Leute waren alle gut verteilt und der Mindestabstand mehr als erfüllt. Irgendwie surreal. Die Maske blieb aber dennoch die ganze Zeit über angelegt.

Während des knapp einstündigen Flugs genoss ich wundervolle Ausblicke auf Berge und Seen. Kurz vor Landung musste noch eine Corona-Einreisekarte ausgefüllt werden. Ich mit einem grünen Buntstift von Lufthansa for Kids, weil weder ich noch die Stewardess einen Kugelschreiber mit dabei hatten.

Auf einem Außenstellplatz geparkt, ging es über einen Teil des Rollfelds ins Gebäude und zum Kofferband, wo lediglich drei Gepäckstücke anlandeten. Meinen Koffer in Empfang genommen, machte ich mich direkt auf den Weg zum Bahnhof, der hier ebenfalls gleich um die Ecke liegt. Perfekt.

Bild Weil wir zum einen eine gute halbe Stunde früher als geplant in Genf ankamen und auch sonst nichts los war, war nun Warten angesagt. Aber lieber so als zu viel Stress. Um 9.20 Uhr ging die Reise dann aber weiter. Im Zug von Geneve-Airport nach Montreux. Auch hier hatte ich einen Wagen ganz für mich allein. Etwas spooky, wenn man überall so ganz allein ist …

Die Zugfahrt verbrachte ich mit Lesen und einfach nur aus dem Fenster schauen. Ich freute mich so dermaßen auf meine Tage hier in der Schweiz. Mein Grinsen war nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommen.

10.41 Uhr in Montreux angekommen, ging es nun auf die Suche nach meinem gebuchten Hotel 'Parc & Lac'. Doch das war schnell gefunden. Knapp 350 Meter trennten Bahnhof und Hotel. Hervorragend!

Obwohl ich meine frühe Ankunftszeit dem Hotel im Vorfeld mitgeteilt hatte (und mir auch rückbestätigt wurde), war die Dame an der Rezeption dennoch etwas überrascht und wies mich mehrmals darauf hin, dass ich 'aber schon ganz schön früh' hier wäre. Mein Zimmer war aber erfreulicherweise schon fertig. Gott sei Dank! So konnte ich mich etwas frisch machen, mich bei den heißen Temperaturen in leichtere Klamotten werfen und auch den Rucksack von Gewicht befreien.

In der Hotelbuchung inkludiert: Die 'Montreux Riviera Card'. Damit konnte ich nicht nur alle öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt kostenlos nutzen, ich hatte an vielen Sehenswürdigkeiten auch freien Eintritt. Sogar Schiffsfahrten oder die Bergbahn wären inkludiert gewesen; beides habe ich zeitlich jedoch leider nicht geschafft.

Bild Jetzt aber erst einmal ab ins Zimmer – und das war klasse! Zwar nicht sonderlich groß, für mich allein aber absolut ausreichend und der Balkon mit Blick auf den Genfersee einfach traumhaft! Wundervoll! Hier würde ich heute Abend sicher noch ein Weilchen verbringen. Was für ein toller Start in den Urlaub.

In kurze Hosen geschmissen, machte ich mich gegen 11.20 Uhr dann aber auch schon wieder auf den Weg. Die Sonne brannte vom wolkenlosen blauen Himmel, es hatte bereits jetzt um die 32 Grad. Nicht gerade die besten Temperaturen für eine Sightseeingtour, aber ich bin ja hart im Nehmen.

Einmal über die 'Grand Rue' hinweg, stand ich auch schon inmitten des 'Quai de la Rouvenaz', der Seepromenade von Montreux. Diese erstreckt sich insgesamt über rund 13 Kilometer dem Genfersee entlang und ist gesäumt von exotischen Blumen und Palmen. Hier auf der 'Terrasse de la Rouvenaz' war eine kleine Beach-Bar errichtet, ebenso reihten sich einige Marktstände aneinander. Ob Süßwaren, Obst oder auch Klamotten und Seife, zwischendurch Essensstände mit Wok-Gerichten oder auch herzhafte Bratwürste. Besonders schön anzusehen die kleinen Bars, die teilweise über dem See schweben.

Die 'Markthalle' auf dem gleichnamigen Platz ist eines der Wahrzeichen von Montreux. Das Metallgerüst wurde 1891/1892 erbaut, ist den Hallen von Victor Baltard aus Paris nachempfunden und stammt aus dem selben Atelier, das Gustav Eiffel für seinen Turm belieferte. Ein Markt fand hier heute leider nicht statt. Die Halle war aber dennoch sehr schön anzusehen.

Direkt davor spielten Straßenmusiker Jazz-Musik (und das sogar richtig gut), wenige Schritte weiter traf ich auf die nicht minder für Montreux bekannte 'Freddie-Mercury-Statue'. Der Sänger lebte einige Jahre in Montreux, auch wurde das letzte Album hier im Studio im Stadt-Casino aufgenommen. Natürlich ein großer Anziehungspunkt für Touristen, weshalb es schwierig war, die Statue ohne Menschen zu fotografieren.

Bild Waren hier doch etwas mehr Leute anzutreffen, so wurden diese nach und nach – und auf dem Weg die Stadt hinaus – immer weniger. Letztlich traf ich nur noch ab und an auf Jogger oder Gassigeher. Und ich gebe zu: Ich war absolut geflasht vom Anblick der Uferpromenade. Es stellte sich mal wieder ein unendliches Glücksgefühl bei mir ein, Dankbarkeit, dass ich hier sein durfte und all das erleben durfte. Gerade mal eine halbe Stunde unterwegs, war ich schon jetzt hin und weg von Montreux. Das Ambiente hier war einfach unvergleichlich. Die komplette Promenade entlang stößt man auf Bäume und Pflanzen aller Farben, Größen und Düfte. Dazu das bezaubernde Panorama auf den Genfersee und die umliegenden Berge … unvergleichlich! Das tolle Sommerwetter lockte Groß und Klein an und auf den See. An den Stränden tummelten sich die Badefreunde, auf dem See waren Segler und Bootsführer unterwegs.

Immer wieder blieb ich stehen, fotografierte die für mich z. T. unbekannten Pflanzen, genoss den Ausblick auf die atemberaubende Landschaft und dachte nur: Wie eine kleine heile Welt! Plötzlich waren alle Gedanken und die Unsicherheiten Corona betreffend wie weggeblasen. Hier schienen sie einfach nicht zu existieren. Und für eine Weile gefiel mir diese Vorstellung.

Vorbei an herrschaftlichen Hotels, wie z. B. das 'Palace Eden' oder auch am protzigen 'Casino Barrière Montreux', erreichte ich langsam entlegenere Ecken des Ortes. Nun gab es nur noch kleinere Boots-Stege, zwischen wuchernde Gärten hindurch, und alle paar hundert Meter Skulpturen. Ob ein verliebtes Paar oder eine überdimensionale Weinflasche.

Bild Denn auch das zeichnet Montreux, aber generell zahlreiche Orte am Genfersee aus: Die unzähligen Skulpturen in Form von bekannten und unbekannten Menschen und moderner Kunst. Allein anhand dieser Skulpturenvielfalt kann man schon ein ganzes Fotoalbum füllen. Mich begeisterten sie nahezu alle und sie passen sich auch gut an das Gesamtbild an. Manche von ihnen wechseln oftmals ihre Standorte, neue kommen hinzu, alte gehen weg. Es lohnt sich also durchaus, Montreux des Öfteren mal einen Besuch abzustatten.

Immer am 'Quai Alfred Chatelanat' entlang, eine Strecke von rund 3 Kilometern, erreichte ich nach einer kleinen Wohngegend mit wunderbaren Villen eine gute Stunde später einen Weinberg, nur einen knappen halben Kilometer vom 'Schloss Chillon' entfernt. Schon seit Jahrhunderten werden rund um das Schloss Reben angebaut. Heute besteht der 'Clos de Chillon' aus zwei großen Parzellen mit insgesamt 12.000 qm. Dem Seeufer entlang wachsen Chasselas-, Garanoir-, Gamaret- und Merlottrauben.

Obwohl man das 'Schloss Chillon' bei genauem Hinsehen (und Wissen) auch von Marktplatz bereits erkennen kann, sah ich es tatsächlich erst jetzt so langsam im Schoße der Berglandschaft hervor blitzen. Auf dem Weg dorthin streift man nochmals einen kleinen Badestrand, an dem heute natürlich auch einiges los war. Direkt davor gibt es zudem einen eigenen kleinen Bahnhof (Veyaux-Chillon). Wer also nicht so gut zu Fuß ist, kann durchaus auch mit dem Zug hierher fahren und muss dann nur noch rund 300 Meter laufen (hinterhalb des Schlosses gibt es auch eine Bushaltestelle). Dann aber versäumt man den wundervollen Spaziergang entlang der Seepromenade.

Auf einer natürlichen Felseninsel (100 x 50 m breit) direkt am Ufer des Genfersees liegt das 'Schloss Chillon* (was übersetzt heißt: Felsplatte). Diese Wasserburg gehört zu den meistbesuchten historischen Gebäuden der Schweiz und war fast vier Jahrhunderte lang Wohnsitz und Zollstation der Grafen von Savoyen.

Bild Dank der inkludierten Montreux Riviera Card sparte ich mir die umgerechnet 13,50 € (Stand: Juli 2020) Eintritt und trat ein. Ich hatte mich im Vorfeld nicht über das Schloss informiert, stellte aber schnell fest, dass das hier genau meinen Vorstellungen entsprach. Meistens ist es ja so, dass nur wenige Räume besucht werden können und diese oftmals leer sind. Ganz anders hier. Mit Schlossplan bewaffnet, kann man hier über 46 Räume bzw. Bereiche besichtigen, jeder einzelne Bereich wird ausgiebig erklärt. Wer möchte, erhält am Eingang gegen eine kleine Gebühr ein Audiogerät für umfangreichere Informationen. Ich verzichtete darauf. Merken kann ich mir das ohnehin nicht alles, lieber noch einmal nachlesen und jetzt einfach nur genießen.

Der Ansturm auf dieses Schloss war heute erfreulicherweise nicht ganz so groß, normalerweise reisen rund 400.000 Menschen pro Jahr extra dafür hierher.

Das heutige Schloss Chillon ist das Ergebnis jahrhundertelanger Bauarbeiten und Umgestaltungen. Ausgrabungen Ende des 19. Jahrhunderts zeigen, dass die Felseninsel schon in der Bronzezeit besiedelt war. Der nördliche Teil bildet die Burg mit Schießscharten, der südliche Teil gleicht eher einer fürstlichen Residenz. Insgesamt gibt es über 300 Objekte in Form von Rüstungen, Sammlungen oder auch Waffen zu sehen.

Bild Ich schlenderte nun also rund eineinhalb Stunden ganz gemütlich von Station zu Station, bewunderte die Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert, die prächtigen (und kühlen!) Gewölbe, Paradesäle und das original erhalten Schlafzimmer aus der Zeit der Berner Herrschaft. Insgesamt besteht die Anlage aus 25 Gebäuden und drei Höfen, die von zwei Ringmauern umgeben sind. Obwohl sich viele der Räume ähnelten – z. B. war in fast jedem Raum ein überdimensionaler Kamin zu finden -, war ich trotzdem jedes Mal aufs Neue fasziniert. Auch die Verbindungswege zwischen den einzelnen Höfen gefielen mir. Die Holztreppen und -wege knirschten, teilweise waren die Anstiege schräg angelegt und immer wieder gab es tolle Ausblicke aus kleinen Fenstern oder in die Höfe hinein.

Natürlich ließ ich es mir auch nicht nehmen, auf jeden erdenklichen Turm zu steigen und die Aussicht auf den Genfersee und zurück auf Montreux zu genießen. Eine Burganlage wie aus dem Bilderbuch. Wenn man die Augen schließt, kann man hier immer noch die Burgfräulein, Ritter und auch Gaukler herumschwirren sehen.

Mir war jetzt schon klar: Ich fotografiere viel zu viel. Aber es waren auch einfach viel zu viele tolle Motive. Schloss Chillon zum Nachbauen zu Hause. Auch gut. Wer kann das schon? ;-)

Alle Räumlichkeiten und Ausstellungen besucht, machte ich noch einen Abstecher in den Shop. Neben den üblichen Souvenirs gab es auch den Chillon-Wein zu kaufen. Ich haderte lange mit mir, aber 10 € für eine Mini-Flasche und über 20 € für eine große, die ich dann auch noch bei der Hitze mitschleppen musste, hielten mich vom Kauf zurück. Leider konnte ich vorab auch nicht probieren, sonst hätte ich mich vielleicht anders entschieden.

Bild Durst hatte ich schon – aber weniger auf Wein, sondern vielmehr auf was Erfrischendes. Und so legte ich einen kurzen Stopp in der 'Taverne du Chateau Chillon' ein. Hier gab es zur Selbstbedienung eine Art Büffet, doch bei den Preisen schlackerten mir die Ohren. Ein kleines Cola plus ein kleines Bircher-Müsli, schon waren 10 € weg. Aber egal. Ich hatte etwas Hunger und vor allem jede Menge Durst bei diesen heftigen Temperaturen.

Natürlich hätte ich den Zug oder oder den Bus zurück in die Stadt nehmen können. Aber der Hinweg entlang des Genfersees hat mir so gut gefallen, dass ich hier noch einmal entlang schlendern wollte. Und tatsächlich gab es wieder vollkommen neue Blickwinkel. Immer wieder blieb ich stehen.

Direkt vor dem 'Casino' gibt es eine kleine Area mit verschiedenen kleinen Bars. Hier hat man die Möglichkeit zur Weinprobe, einen leckeren Cocktail trinken oder einfach nur gemütlich auf einer Holzterrasse sitzen. Alles so ordentlich und sauber – und sehr einladend.

Bild Eine gute Stunde später erreichte ich wieder mein Hotel, legte eine kurze Verschnaufpause ein und machte mich eine halbe Stunde später erneut auf den Weg. Dieses Mal stand das 'Queen: The Experience Museum' auf dem Programm. Es sollte sich in der Nähe des Casinos befinden. Angeschrieben war es, aber ich konnte es einfach nicht finden. Die Pfeile zeigten immer zum Casino, da stand aber ein Türsteher und dass ich mit kurzen Hosen hier Einlass bekommen würde, konnte ich mir nicht vorstellen. Doch nachdem dann eine Familie mit Kinderwagen eintrat, fragte ich doch auch mal zaghaft an … und tatsächlich: Das Museum befindet sich direkt im Casino Montreux.

Einen Blick auf die zahlreichen Automaten und Roulette-Tische im Untergeschoss geworfen (von einer Balustrade aus hat man einen kompletten Rundum-Blick), sah ich mir die Ausstellung näher an. Besonders groß ist sie nicht. In Vitrinen liegen Bilder, Schallplatten-Cover, aber auch Song-Texte und Gekritzeltes der Bandmitglieder. Ein paar Kleidungsstücke aus den Konzerten sind ebenfalls zu bestaunen und zu guter Letzt auch noch das ursprüngliche Studio, in welchem neben Queen auch David Bowie und die Rolling Stones Alben aufgenommen haben. Einmal rund herum gegangen, hatte ich nach wenigen Minuten alles gesehen. Aber wer sich für Queen interessiert, sollte auf jeden Fall mal vorbei schauen.

Bild Vorbei am prächtigen 'Grand Hotel Suisse' ging es nun noch die Seepromenade die andere Richtung entlang. Denn natürlich wollte ich mir diesen Teil der Stadt ebenfalls noch näher ansehen. Ich spazierte den 'Quai Edouard-Jaccoud' und den 'Quai de Vernex' entlang und traf auch hier wieder auf zahlreiche Skulpturen. Ob Sportler, Musiker oder auch einfach nur Büsten.

Auch dieser Teil der Promenade war wieder mit bunter Blumenpracht geschmückt, etwas weiter hinten erreicht man den 'Parc de Vernex' direkt neben dem 'Auditorium Strawinsky'. Eigentlich findet hier jedes Jahr im Juli das berühmte Montreux Jazz Festival statt. In diesem Jahr aus bekannten Gründen leider nicht.

Hier in diesem Park sind mehrere Kunstwerke zu bestaunen, wie z. B. ein Springbrunnen oder die Büsten von Richard Strauss und Miles David.

Geht man noch einige hundert Meter weiter, trifft man auf weitere Lokalitäten sowie auf das 'Royal Plaza Montreux & Spa', einem weiteren sehr luxuriösen Hotel hier in Montreux.

Bild Beim Betrachten meines Stadtplans fiel mir der dazugehörige Stadtplan von Vevey, einem Ort ganz in der Nähe, auf. Auch er schien einige Skulpturen aufzuweisen und auch die dortige Seepromenade wirkte einladend. Nachdem ich ja ohnehin die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen konnte, entschied ich mich kurzerhand, einfach noch einen Abstecher dorthin zu machen. Es war gerade erst 16 Uhr. Also warum nicht?

Die nächste Bushaltestelle ausfindig gemacht (Vernex) ging es mit der Buslinie 201 ins ca. 30 Minuten entfernte Vevey. An der Haltestelle 'Ronjat' ausgestiegen, führte mich der Weg vorbei am 'Rathaus' und kleinen Restaurants direkt zum See.

Die Leute strömten mit Badeklamotten und Schwimmtieren zum See. Trotz der Masse an sich verteilten sie sich aber sehr schnell wieder. Hier gibt es zum Glück genügend Platz.

Ich lief den 'Quai Perdonnet' entlang, erreichte einen hübschen kleinen Yachthafen, und weiter zum 'Quai Roussy' mit dem gleichnamigen Park. Hier stehen zahlreiche hunderte von Jahren alte Bäume, die ordentlich Schatten spenden. Gerade richtig im Moment.

In einer imposanten Burganlage ist das 'Schweizerische Spielmuseum' untergebracht. Das sah ich mir zwar nicht an, dafür aber von außen den Turm und die dahinter liegende Burgruine. Ein kleines Restaurant lädt zum Verweilen ein.

Da auf dem weiteren Weg nichts Nennenswertes mehr zu besichtigen war, drehte ich wieder um und begab mich nun auf „Schnitzeljagd“ der einzelnen Skulpturen. Gleich gegenüber des 'Hotels Du Lac' befindet sich eine Skulptur von Édouard Marcel Sandoz 'La première chevauchée de Bacchus', Kinder, die mit einem Steinbock spielen. Gleich unterhalb des Hotels ist eine Statue von Henryk Sienkiewics zu finden.

Doch nicht nur die Figuren sind interessant, auch das 'Historische Museum' oder das 'Alimentarium' – ein Museum der Illusionen – untergebracht in schönen Gebäuden.

Bild Besonders beeindruckt hat mich jedoch die 8 x 1,3 m große Gabel, die im See steckt. Sie blitzt in der Sonne schon von Weitem entgegen und macht diesen Seeabschnitt zu etwas Besonderem. Auf den Steinen am Strandufer sind zugehörig zu dieser Kunst noch Drehsessel angebracht.

Ganz interessant … Die Gabel wurde zum 10jährigen Jubiläum des Alimentariums erschaffen und wurde 1995 im See aufgestellt. Doch wie es immer so ist. Es fehlte die gesetzliche Erlaubnis und so musste sie nur ein Jahr später ihren Standort verlassen und stand eine Weile im Garten einer Besteckfabrik. Zu einer Sonderausstellung kam sie 2007 wieder an ihren alten Standort am Genfersee zurück und mit Petitionen und vielen Gesprächen darf sie nun ganz offiziell bleiben. Seit 2014 ist sie als die größte Gabel der Welt im Guinness Buch der Rekorde verzeichnet.

Gleich gegenüber steht Charlie Chaplin, einer der Hauptgründe, weshalb ich noch hierher gefahren bin. Ich erinnerte mich an seine Statue in Waterville/Irland, die wir 2002 gesehen haben, und war neugierig auf das Pendant hier, was mir gut gefiel. Daneben noch Skulpturen von Mihai Eminsescu und Nicolas Gogol, anschließend ging es die 'Place de l'Ancien-Port' und die 'Rue du Lac' durch die engen Gassen der Stadt. Das hier hatte schon etwas von südländischem Flair, herrliche Häuserfassaden, bunt und lustig bemalt (z. B. mit Hummern), aber auch gesäumt von zahlreichen Boutiquen und kleinen Bars.

Bild Den 'Grand Place' erreicht, entdeckte ich auch schon das nächste Kunstwerk, dieses Mal eine kinetische, sich bewegende 'Kunst-Skulptur von Charles Morgan'. Bunt, Geräusche gebend wie ein Uhrwerk und irgendwie faszinierend. Einmal über den Platz spaziert, der im Übrigen ziemlich groß ist und vorzugsweise als Parkplatz genutzt wird, vorbei an einer künstliche angelegten Beach-Bar, erreichte ich das 'Château de l'Aile', erbaut 1840 bis 1846. Das als Schweizer Kulturgut geltende Gebäude wurde 1988 an die Stadt verkauft, mit dem Plan, es in einen Hotelkomplex umzuwandeln. Dieser Plan scheiterte, stattdessen wurde es in eine Luxusresidenz mit vier Wohnungen verwandelt, wovon eine über 1.500 qm groß ist. So nah am Genfersee in der Tat eine fürstliche Residenz.

Ich spazierte am 'Jardin du Rivage' entlang und entdeckte die beiden Skulpturen im Wasser: 'Der Brunnen des Kriegers'. Zwei auf Seepferdchen reitende Frauen. In diesem Moment legte die 'La Suisse' an, ein 1910 erbauter Schaufelraddampfer auf dem Genfersee, das Flaggschiff der Belle-Époque-Dampferflotte der CGN. Sie und ihre vier Schwestern verkehren zwischen den zahlreichen Orten am See. Zunächst hatte ich überlegt, damit nach Montreux zurückzufahren, aber für heute gab es leider keine Verbindung mehr, was sehr schade war. Das hätte mir noch gut gefallen.

Auf den Besuch des Internationalen Firmensitzes von Nestlé verzichtete ich. Der wäre noch rund 1,5 km entfernt gewesen, aber was will man da schon großartig sehen? Im Grunde steht hier nur das Bürogebäude.

Bild Stattdessen ging ich langsam über den 'Quai Maria Belgia' und den 'Quai Monerat' einmal quer über den 'Place du Marche', spazierte noch ein wenig durch die engen Gassen der Stadt und stieg schließlich an der Haltestelle Ronjat wieder in die Buslinie 201 zurück nach Montreux.

Die Seepromenade in Vevey hat mir ausgesprochen gut gefallen. Alle voran natürlich die zahlreichen Skulpturen und der herrliche Ausblick auf den Genfersee. Trotzdem kommt die Stadt nicht an Montreux heran. Vevey wirkte etwas distanzierter, kühler, anonymer. Vielleicht auch deshalb, weil in vielen Teilen der Stadt absolut nichts los war und sie teilweise wie ausgestorben wirkte.

Auf der Busfahrt zurück musste ich gegen meine Müdigkeit ankämpfen. Inzwischen war ich seit 16 Stunden wach und nahezu nonstop auf den Beinen. An der Haltestelle 'Montreux Marché' ausgestiegen, steuerte ich mein Hotel an, legte ein paar Sachen ab, machte mich dann aber trotzdem gleich noch einmal auf den Weg.

Bild Die Abendstimmung war einfach so schön und die tief stehende Sonne hüllte die Seepromenade und den gesamten See in ein unglaublich schönes Licht. Ich lief nochmals einen Teil der Promenade hoch und runter, machte Fotos, und sah dem Treiben der Leute zu. Gen Abend wurde es immer voller hier, die Marktstände waren gut besucht, die Bars bis auf den letzten Platz voll. Ich hätte nicht gedacht, dass die Schweizer so spät essen. Um 20 Uhr bekam ich nirgendwo mehr einen Platz im Restaurant, so dass ich mir eben bei McDonalds was zu Essen holte, mich auf eine Bank setzte und einfach nur den Ausblick genoss.

Eine halbe Stunde später ging es schließlich zurück ins Hotel, wo ich es mir auf meinem süßen, kleinen Balkon gemütlich machte; endlich sitzen. Ich hatte mir extra noch im Laufe des Tages in einem Supermarkt eine kleine Flasche Fendant geholt – ein Schweizer Wein aus Sion. Den ließ ich mir während eines traumhaften Sonnenuntergangs über dem Genfersee schmecken und war glücklich über einen unglaublich tollen und eindrucksvollen ersten Tag meiner kleinen Romandie-Rundreise.

Doch bevor ich mich endgültig schlafen legte, musste ich dann doch nochmal kurz raus. Die kleine Bar gegenüber des Hotels war so schön beleuchtet, außerdem hatte es langsam etwas abgekühlt und so entschied ich mich noch einmal zu einem Abendspaziergang. Am See war immer noch einiges los, ein Feuergaukler gab ein kleines Programm und am Marktplatz drehte sich das Karussell. Die Gebäude strahlten um die Wette und am anderen Ufer des Sees blitzten die Lichter auf.

Ich tat es den Einheimischen gleich und setzte mich noch eine Weile auf die Stufen vor der Freddie-Mercury-Statue und blickte einfach nur hinaus aufs Wasser. Von der kleinen Bar nebenan erklang gute Musik. Herrlich! Ich philosophierte ein wenig, wie es wohl wäre, hier ein kleines Ferienhaus zu haben … das könnte mir gefallen. Selten einen Ort gesehen, der mich so in seinen Bann gezogen hat.

Nachdem die Musik erlosch (auch hier gibt es eine Art Zapfenstreich), machte ich mich dann aber auch auf den Weg ins Hotel und ins Bett. 20 Stunden war ich jetzt schon wach … Jetzt aber gute Nacht!

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