3. Tag: Einmal quer durch Luxemburg:
Tal der sieben Schlösser - Colmar-Berg - Bourscheid - Esch-sur-Sûre - Vianden - Echternach - Luxemburg


Nachdem wir gestern ausgiebigst die Stadt Luxemburg besichtigt hatten, stand für heute eine Rundfahrt durch das Land auf dem Programm. Unsere Wecker läuteten uns um 7.30 Uhr aus dem Bett und kurze Zeit später saßen wir dann auch schon beim Frühstück, um 9 Uhr fuhren wir los. Mit dem Wetter hatten wir wieder ausgesprochenes Glück. Sonne pur! Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet.

In meinem Reiseführer gab es ein Kapitel über "Das Tal der sieben Schlösser". Da wir beide Burgen und Schlösser mögen, entschieden wir uns, genau diese Strecke wie beschrieben abzufahren. Demnach war unser erstes Ziel die Ruine Grevenburg in Koerich. Leider sind tatsächlich nur noch Reste der Mauern und des Burgfrieds zu erkennen, einst muss hier jedoch eine mächtige Festung gestanden haben. Etwas oberhalb auf einem Hügel besuchten wir die Kirche St. Remigius, ein der schönsten Barockkirchen des Landes.

Bild Wenige Kilometer flussabwärts an der Eisch entlang, erreichten wir die Burg Septfontaines. Sie ragt auf einem Bergsporn hervor und entstand im 11. Jahrhundert. Nach einem Brand wurde sie 1919 restauriert und aktuell befindet sie sich in Privatbesitz, weshalb wir sie leider nicht besichtigen konnten. Die Pfarrkirche ganz in der Nähe ist das beste Beispiel für den romanisch-gotischen Übergang und bietet gotische Stilelemente in spitzbögigen Fenstern und Gewölbebögen.

Interessanter wurde es schließlich in Ansembourg. In diesem Dorf mit gerade mal 65 Einwohnern befindet sich auf einem Felsen die gleichnamige Burg (in Privatbesitz) aus dem 17. Jahrhundert und zu ihren Füßen das ebenfalls gleichnamige Schloss.

Bild Dort angekommen, fand gerade ein Volvo-Treffen statt. Auf der linken Seite standen all die alten Volvos, auf der rechten Seite die neueren Modelle. Während die Fans auf dem Ehrenhof Fotos machten und sich über ihre Motoren austauschten, spazierten Christian und ich durch den im französischen Stil angelegten Schlosspark. Das Schloss selbst kann nicht besichtigt werden. Der Schlossgarten jedoch hat uns ausgesprochen gut gefallen. Sehr gepflegt und mit mehreren Statuen der Götter der Antike und zwei Wappen tragende Sphinxen ausgestattet.

Weiter ging es zur mittelalterlichen Burg Hollenfels. Mit mächtigen Zinnen und einem kleineren Rundturm liegt sie oberhalb des Eischtals. Leider die einzigen Überbleibsel der 1380 errichteten Burg. Wir machten Fotos und genossen den weitreichenden Blick über das Eischtal.

Das im Tal stehende Kloster Marienthal sahen wir uns nur von der Straße aus an. Hier war nicht viel zu sehen, Besichtigungen erfolgen nur auf vorherige Anmeldung - und so spannend sah es auch gar nicht aus.

Auch die Burg Schoenfels, von der nur noch der große Burgfried mit vier runden Ecktürmen zu sehen ist, fotografierten wir nur kurz. Hier fanden gerade Bauarbeiten statt.

Der letzte Anlaufpunkt auf dieser "Straße der sieben Schlösser" war der Ort Mersch. Hier wohnen schon wieder etwas mehr Leute, und hier befindet sich auch das Schloss Mersch. Ursprünglich nur aus einem Burgfried und einem Palas bestanden, wurde das Schloss im 14. Jahrhundert um einen Wassergraben erweitert. Heute beherbergt das Schloss das Rathaus. Wir spazierten hier etwas entlang und besuchten anschließend die St. Michaelskirche direkt gegenüber.

Obwohl der Großteil der Burgen und Schlösser auf dieser Strecke leider nicht besichtigt werden kann, lohnt sich ein Abstecher hierher auf jeden Fall. Die Dörfer sind schön anzusehen, hier finde man noch das ländliche Leben der Luxemburger, absolute Ruhe umgab uns während dieser kleinen Rundfahrt. Alternativ kann man hier auch mit dem Rad entlang fahren oder für Wanderer bietet sich auch ein kleiner Marathon an. 41 km lang ist der Wanderweg.

Wieder im Auto, befuhren wir die E421 in Richtung Norden. Bei Colmar-Berg verließen wir die Autobahn; Christian hatte gelesen, dass sich hier die Residenz des Fürsten befinden soll und die wollte er sich gerne ansehen. Schon von weitem konnten wir das Schloss Berg erkennen, jetzt mussten wir ihm nur noch näher kommen.

Bild Doch besonders viel sahen wir nicht. Die Residenz ist eingekesselt von großen Bäumen und nur von wenigen Stellen aus kann man einen kleinen Blick darauf erhaschen. Allerdings auch verständlich; ich würde mir auch nicht ständig von Touristen ins Haus blicken lassen wollen. ;-) Den besten Blick hatten wir schließlich von der Kirche Berg, machten ein paar Fotos und fuhren anschließend wieder weiter.

Zuerst nach Ettelbruck gefahren, ging es weiter über Landstraßen nach Bourscheid. Wir durchquerten kleinere Dörfer und erreichten ein Hochplateau auf etwa 500 m (über dem Meersspiegel). Für Luxemburg eine gigantische Erhöhung, ist das Land ansonsten doch sehr flach. Querfeldein düsten wir auf kleineren Straßen entlang der Felder und es sah fast schon aus wie in Irland - Landschaft und Natur pur! Plötzlich entdeckte ich schräg unter uns die Burganlage von Bourscheid; der Grund, weshalb wir hierher gekommen waren. Kurze Zeit später stellten wir das Auto am Parkplatz ab und liefen zur Festung.

Die Burg Bourscheid steht auf einem von der Sauer umschlossenen Felsvorsprung auf rund 380 m über dem Meeresspiegel. Sie ist eine der größten und stattlichsten Burgen des Landes. Ursprünglich diente sie als Fliehburg für die Einwohner des gleichnamigen Dorfes, entwickelte sich dann jedoch zu einem strategisch günstigen Militärstandpunkt des Grafen von Luxemburg.

Bild Mit knapp 12.000 qm Fläche ist die Burganlage die flächenmäßig größte in Luxemburg. Sie ist in Ober-, Unter- und Vorburg aufgeteilt. Der Burgfried überragt die rund 1000 Jahre alte Ruine. Im 14. Jahrhundert wurde die Anlage durch eine Ringmauer mit Türmen sowie durch das Stolzenburger Haus, einem Wohnpalast, erweitert.

Den Eintritt von 5,- € pro Person bezahlt (Stand: Juni 2012) traten wir ein. Zusätzlich erhielten wir ein Audiogerät, das uns durch die Anlage führte und das uns bei Drücken der jeweiligen Ziffer interessante Erklärungen lieferte. Während Christian sich mehr auf das Fotografieren konzentrierte, hörte ich mir die Geschichte an. Da ein Großteil der Anlage nur noch aus Ruinen besteht, war es sehr interessant zu erfahren, wo sich einst die Küche, der Rittersaal und auch die Gemächer der Landesherren befunden hatten. Gut erhalten ist nach wie vor das Stolzemburger Haus. Hier sind ein paar Möbel untergebracht; anhand von Modellen kann man sehen, wie die Burg in den verschiedenen Jahrzehnten ausgesehen hat. Und auch auf den Burgfried kann man gehen. Eine steile Treppe führt nach oben; von hier aus hat man einen fantastischen Blick über das umliegende Tal.

Ein schöner Abstecher. Im Reiseführer nur winzig klein erwähnt, lohnt sich die Fahrt hierher auf jeden Fall. Ein Muss für Burgfreunde. Nach gut einer Stunde ging es für uns dann aber wieder weiter und wir fuhren noch einmal den zuvor gekommenen Weg zurück. Denn eine Fotoaufnahme der Burg in Gesamtgröße durfte selbstverständlich nicht fehlen.

Das nächste Ziel war der Ort Esch-sur-Sûre. Auf dem Weg dorthin hielten wir nochmals ganz kurz an einer kleinen Kapelle und erreichten anschließend gegen 15 Uhr das 300-Seelen-Nest.

Ganz versteckt zwischen Berghängen und in einer engen, hufeisenförmigen Flussschleife der Sauer gelegen, ist das Dörfchen einer der beliebtesten Orte für Luxemburg-Besucher. Weiß getünchte Häuser drängen sich im Schatten einer mittelalterlichen Burgruine um eine Pfarrkirche; hier hat es seit Jahren keine großartigen Veränderungen gegeben. Kein Wunder, den zum einen fehlt der Platz, zum anderen ist der Ort seit ein paar Jahren denkmalgeschützt.

Wir stellten das Auto am südlichen Ende des Dörfchens ab und marschierten los. Leider zogen gerade wieder dicke Wolken auf, weshalb der Ort an sich auf den ersten Blick etwas trist erschien. In der Hoffnung, später auf besseres Wetter zu stoßen, suchten wir uns erst einmal ein nettes Restaurant und stillten unseren Hunger. Langsam wurde ich wieder müde; wir hatten heute schon wieder so viele Eindrücke mitgenommen, das muss erst mal alles verarbeitet werden.
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Gut gestärkt, machten wir uns gegen 16 Uhr wieder auf den Weg und spazierten einmal quer durch das Dorf. Von der Rue de Kaundorf führt ein kleiner Weg hinter einem Wohnhaus hinauf zu einem Hügel, von wo aus man einen tollen Blick auf die Stadt haben soll. Der Weg ist ziemlich steil und trotz meiner eigentlich guten Kondition kam ich schnell außer Puste. Doch die Anstrengung hatte sich schließlich gelohnt. Von hier oben konnten wir das Dorf im Gesamten betrachten, inklusive der Sauer-Schleife drum herum. Einfach schön …

Wieder nach unten marschiert, ging es über die alte Brücke aus 1787 in den Dorfkern. Dahinter steht ein sog. Pestkreuz, das an die 1636 durch den Schwarzen Tod umgekommenen Einwohner erinnern soll. Damals überlebten nur fünf Familien, die frühzeitig aus dem Dorf geflohen waren.

Vorbei an einem luxuriösen Sterne-Hotel erreichten wir die Pfarrkirche aus dem 17. Jahrhundert und gingen anschließend von hier aus über steile Treppen hoch zur Burgruine. Zu sehen ist die Burgkapelle und der Burgfried. Leider wurde ein Großteil der Burg geschleift, wie so viele in diesem Land.

Als wir uns hier etwas näher umsahen, fing es leider zu Tröpfeln an. Wir hatten inzwischen ohnehin fast alles von Esch-sur-Sûre gesehen, lediglich die Marienstatue in der Nähe des Lochturms wäre noch interessant gewesen, allerdings war der ursprüngliche Weg dorthin gesperrt und der Alternativweg ziemlich weit entfernt. Bei Regen wollte ich auch nicht die glitschigen Steine betreten und so entschieden wir uns zur Weiterfahrt.

Alles in allem hat uns dieser Ort aber unwahrscheinlich gut gefallen. Ein idyllisches Dörfchen, in dem jeder jeden kennt und die Welt noch in Ordnung zu sein scheint …

Bild Inzwischen war es bereits 17 Uhr. Eigentlich stand noch so viel auf dem Programm, wir wollten noch zu einem Stausee ganz in der Nähe, ich hätte mir gerne noch das Schloss Clervaux angesehen und zwischendrin gab es bestimmt noch zahlreiche Burgruinen … doch die Zeit lief uns davon. Nie hätte ich bei der Planung dieser Reise gedacht, dass es hier doch so viel zu Sehen gibt. Doch das Land steckt voller Überraschungen.

Wir entschieden uns, sowohl auf den Stausee als auch auf das Schloss Clervaux zu verzichten und fuhren auf direktem Wege über Ettelbruck nach Vianden. Denn dorthin wollten wir noch auf jeden Fall. Wir erreichten das Bassin Supérieur, einen Stausee, und hatten einen tollen Blick direkt auf die Burg Vianden. Herrlich. Inzwischen war auch das Wetter wieder schön. Der Regen hatte kurz nach Esch-sur-Sûre wieder aufgehört.

In Vianden angekommen, stellten wir das Auto am Parkplatz unterhalb der gleichnamigen Hofburg ab und liefen im Eiltempo nach oben. Es war 17.45, um 18.00 Uhr würde sie schließen. Wir jedoch hatten Hoffnung, dass man vielleicht "open end" drinnen bleiben könnte. Doch dem war leider nicht so. Der Herr an der Kasse schickte uns wieder weg. Schade. Na dann sollte das eben nicht sein, wir beschlossen, morgen - sollte das Wetter gut sein - vor der Heimreise noch mal wieder zu kommen.

Stattessen spazierten wir durch den Ort und waren ganz begeistert davon. Einer der schönsten Orte, den ich bisher gesehen habe. Ein malerisches Burgstädtchen mit sandfarbenen Häusern, engen, gepflasterten Gassen und netten kleinen Restaurants und Cafés. Hier strahlte uns pure Gemütlichkeit entgegen.

Der Ort liegt auf einem Berghang und man merkt, dass sich das Dorf von der Burg aus entwickelt hat. Die Häuser drängen sich dicht daran und werden ortsauswärts freier und weniger. Wir liefen bis zur Our, dem Fluss, der Vianden streift und zum Teil auch die Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg bildet. Denn Deutschland war von hier aus nur noch ein Katzensprung entfernt.

Wieder zurück am Auto, fuhren wir über Bettendorf in Richtung Echternach. Hier begleitete uns die Our ein kleines Stückchen, ein paar Kilometer fuhren wir durch Deutschland und später parallel zu unserem Heimatland. Gut eine Stunde später, gegen halb 20 Uhr, erreichten wir die Willibrord-Stadt Echternach.

Bild Wir stellten das Auto am Grenzübergang Luxemburg-Deutschland ab und spazierten von hier aus in die Stadt. Mensch, was hier los war! Auf einem kleinen Festplatz gab eine portugiesische Fiesta. Fernseher waren aufgestellt, auf dem Grill wurde Fleisch gebraten und laute Musik tönte aus den Lautsprechern. Sofort waren wir umgeben von südländischem Flair. Nun war offensichtlich, dass in Luxemburg viele Portugiesen leben. Speziell zum heutigen Fußballspiel der EM 2012 zwischen Deutschland und Portugal strömten alle Fans hierher.

Zuerst besuchten wir die Pfarrkirche St. Peter und Paul. Sie steht auf einem Hügel und diente in Kriegszeiten als Zufluchtsort für die Bewohner; sie war umgeben von einer Wehranlage. Leider konnten wir sie uns nicht von innen ansehen, da die Türen verschlossen waren.

Gleich gegenüber steht die St. Willibrordus-Basilika. Sie ist die fünfte Kirche an dieser Stelle; alle vorherigen wurden zerstört. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt. Hier konnten wir das Innere besichtigten, das über herrliche glasgemalte Kirchenfenster in den Seitenschiffen verfügt, die das Leben des Heiligen Willibrord darstellen.

Direkt daneben befindet sich die Benediktinerabtei. Sie wurde 698 von Willibrord gegründet und spiegelt den einstigen Wohlstand des Klosters wider.

Die Sehenswürdigkeiten von Echternach halten sich in Grenzen, allerdings versprüht die Stadt sehr viel Charme und wir spazierten gemütlich durch die zum Teil engen Gassen der Stadt.

In einer halben Stunde würde das erste Fußballspiel der Deutschen gegen Portugal übertragen werden, das wollte ich mir natürlich gerne ansehen und so suchten wir uns ein Restaurant mit Fernseher. Das war an sich gar nicht so schwierig, denn im Gegensatz zum langweiligen Rosenheim bot hier fast jedes Lokal Public Viewing an.

Wir wurden auch schnell fündig, nahmen Platz … und stellten erst später fest, dass wir hier bei einem Portugiesen gelandet waren. ;-) Vor und hinter uns lauter Landsmänner. Hihi. Aber so schlimm war das nicht, sie waren alle sehr nett und es war keinerlei Rivalität zu spüren. Bei einem guten Abendessen sahen wir uns nebenbei die erste Halbzeit an, brachen in der Pause dann allerdings wieder auf. Wir hatten noch ein Stück bis nach Luxemburg, außerdem wollten wir heute Abend nochmals in die Stadt.

Eine gute halbe Stunde fuhren wir, als wir gegen 22 Uhr an unserem Hotel ankamen. Nur schnell frisch gemacht, spazierten wir zu Fuß in die Innenstadt von Luxemburg und steuerten dort das Irish-Pub an. Das stach uns schon vor Tagen ins Auge, bisher hatten wir aber keine Gelegenheit dazu. Heute aber wollten wir uns ein kühles Guinness gönnen. Weil es innen brechend voll war, nahmen wir - wie ein Großteil der Einheimischen hier - das Getränk mit nach draußen und mischten uns unter die Leute.

Mit dem Guinness und der angenehmen Atmosphäre vergaßen wir fast die Zeit. Gegen Mitternacht ging es dann aber doch langsam wieder zurück ins Hotel. Schade, dass wir morgen schon wieder die Heimreise antreten müssen. Hier hätten wir es noch ein paar Tage länger ausgehalten.

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