8. Tag:
Besuch von Lazise


Was für eine Nacht! Noch am späten Abend hatten wir wohlweislich die Markise eingefahren und die Sitzgarnitur verräumt; gegen Mitternacht erreichten uns heftige Regenschauer und die letzten Ausläufer des Gewitters, das schon seit Stunden über dem Gardasee seine Runden drehte, Lazise jedoch für den Schluss aufbewahrte.

An Schlaf war nicht zu denken, der Regen prasselte auf das Autodach und verursachte eine Menge Lärm. Wohl war weder mir noch den Hunden, aber irgendwann übermannte uns dann doch die Müdigkeit und am nächsten Morgen war der Spuk auch schon wieder vorbei.

Nach dem Frühstück wieder alles hervorgeholt und aufgestellt, drehten wir unsere gewohnte Morgenrunde über den Platz.

Bild Während Toni es sich am Camper bequem machte und noch einiges zu erledigen hatte, startete ich gegen die Mittagszeit meinen Ausflug nach Lazise. Der Ort ist vom Campingplatz La Qercia keine 15 Gehminuten entfernt und somit natürlich ein absolutes Muss. Besonders schön: Man kann direkt am Strand entlang spazieren und umgeht somit den von Radfahrern völlig überfüllten Hauptweg.

Am See war bereits reges Treiben. Das schöne Wetter zog wieder einige aufs Boot und manche lernten gerade das Kitesurfen. Auch die ersten Badegäste waren bereits im Wasser.

Lazise ist einer der beliebtesten Orte am Gardasee und gehört zur Provinz Verona. Bereits in der Bronzezeit lebten Fischer und Bauern hier, in der Römerzeit war Lazise eine typische Siedlung der Antike. 1405 gelangte Lazise unter venezianische Herrschaft, 1815 wurde es österreichisch und ca. fünfzig Jahre später wieder dem italienischen Königreich zugeordnet.

Bild Direkt am Wasser und sozusagen auch am südlichen Ortseingang befindet sich die sechstürmige Scaligerburg aus dem 9. Jahrhundert mit der Parkanlage der Villa Bernini. Einen Blick durch das Tor erhascht, lief ich die Via Rosenheim entlang. Hier befindet sich auch das Stadtwappen von Rosenheim, Partnerstadt von Lazise.

Einmal über die hohe Ecke hinweggeblickt und die Burg in seiner ganzen Größe bestaunt, durchquerte ich das Porta del Lion, an dessen rechter Seite sich auch die mittelalterliche Stadtmauer anschließt.

Die erste Abzweigung nach links über die Via Castello genommen, erreichte ich die Via Barbieri, von wo aus man einen fantastischen Ausblick auf den See hat. Abseits des Stadttrubels ein schönes kleines Fleckchen der Ruhe.

Bild Wieder zurück und weiter über die Piazetta Partenio ging es mit diversen Schlenkern zum Monumento Commemorativo al Caduti, einem Denkmal für die Gefallenen von Lazise aus dem Ersten Weltkrieg. Gleich dahinter öffnet sich der kleine Bootshafen, schöne eingebettet zwischen den Häuserfronten der Stadt.

Auch in den Seitengassen entdeckte ich wunderschöne Häuserfronten, ein Fotomotiv jagte das nächste. Damit hatte ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet.

Ich lief am Hafen entlang, vorbei an der Pieve Romanica di San Nicolo aus dem 12. Jahrhundert und genoss den wundervollen Blick zurück auf den Obelisken und darüber hinaus auf den See. Eine absolute Bilderbuchstadt.

Bild Jetzt, um kurz vor 12, war bereits eine Menge los in der Stadt. In den zahlreichen Cafés und Bars rund um den Platz und entlang des Sees war alles bis auf den letzten Platz belegt. Und selbst in den Nebenstraßen füllte es sich zusehends. Mit so einem Ansturm hatte ich heute gar nicht gerechnet.

Weiter über die Via Fontana erreichte ich die große Uferpromenade und spazierte entlang der Lungolago Maconi, vorbei am Hafen für Charter-Boote. Langsam wurde es weniger mit den Leuten, einige Meter weiter entlang der Lungolago da Lzise a Cisano war kaum mehr etwas los. Dabei war diese Straße mit den mächtigen Bäumen wirklich schön anzusehen.

Bild Hier lief ich ein ganz schönes Stück, genoss die Ruhe und die wundervollen Ausblicke, entschied mich dann jedoch irgendwann wieder zur Rückkehr. Denn ich kenne mich … Ich könnte stundenlang so entlang spazieren und käme dann irgendwann in Bardolino und Garda heraus. Beide Orte waren aber deutlich zu weit weg und natürlich wollte ich auch nicht den ganzen Tag unterwegs sein. Wer jedoch viel Zeit hat und gut zu Fuß ist, kann hier tatsächlich nahezu ohne Ausnahme direkt am See entlang zu den verschiedensten Orten laufen.

Für mich ging es nun wieder über die Uferpromenade zurück in die Stadt. Begeistert haben mich die wundervollen Blumenbeete entlang des Weges, aber auch die mich begleitenden Möwen am Seeufer. Flora und Fauna inmitten einer Kleinstadt.

Erst jetzt entdeckte ich die Statua La Sirenetta Del Lago, eine Figur der Kleinen Meerjungfrau des Gardasees. Natürlich ein beliebtes Fotomotiv.

Bild Die nächste halbe Stunde lief ich querfeldein durch die Stadt, entdeckte immer wieder neue Gassen und Straßen und somit auch unglaublich schöne Ecken und Fotomotive, bis ich plötzlich vor der imposanten Chiesa parrocchiale die Santi Zenone e Martin, ebenfalls eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert, stand. Was für ein Anblick.

Einmal durch das Kircheninnere spaziert, führte ich meinen Rundgang durch Lazise fort, besuchte den ein oder anderen Laden und entdeckte viele kleine Besonderheiten in Form von bunt bemalten Häuserfassaden, kleinen Kunstwerken auf Stromkästen oder auch kitschig drapierte Fahrräder mit Sonnenblumen.

Zum Abschluss des Rundgangs lief ich die Stadtmauer auf der Via Rocca entlang und erreichte nun wieder die Porta Lion. Lazise hinter mir gelassen, ging es nun langsam wieder zurück nach Hause. Ich freute mich über diesen absolut gelungenen Ausflug und die vielen schönen Eindrücke einer fantastischen Stadt.

Wieder am Camper angekommen, stand bereits das Mittagessen für mich bereit (was für ein Service, den ich im Laufe der Woche im Übrigen sehr häufig genoss!), gleich im Anschluss machten wir uns mit den Hunden wieder auf einen gemütlichen Gassi-Gang und legten eine kurze Kaffeepause im Restaurant ein.

Weil wir heute Abend keine Lust auf Grillen oder Kochen hatten, holten wir uns eine leckere Pizza in einem der beiden Restaurants am Platz. Wenn man schon mal in Italien ist … Viel Knoblauch, viele Muscheln – und sooo lecker.

Um kurz nach 19 Uhr brachen wir mit den Hunden dann nochmals zum Strand auf. Heute gab es nämlich endlich wieder einen Sonnenuntergang für mich, nachdem es die Abende zuvor leider zu bewölkt dafür war.

Bild Einen schönen Platz gefunden, genossen wir diesen fantastischen Anblick, die Ruhe um uns herum und ich war wieder unglaublich dankbar für diese so tolle Woche. Leider war es bereits der letzte Abend unserer Reise, aber der erste Camper-Urlaub war um so vieles schöner und ereignisreicher als ich es mir je hätte vorstellen können. Wir haben in diesen Tagen so viel erlebt und gesehen, nette Leute kennengelernt und das Schönste für mich: Die Hunde waren von Anfang an und durchwegs entspannt und freudig mit dabei.

Auch jetzt buddelte Benita wieder ausgelassen im Sand, sprang herum und war einfach nur happy. Doch kurz nachdem die Sonne untergegangen war und wir eigentlich noch einen kleinen Spaziergang unternehmen wollten, merkten wir, wie müde sie doch tatsächlich war. Die Woche hatte den Hunden einiges abverlangt. Zuhause sind wir Alltags bedingt bei Weitem nicht so viel unterwegs; natürlich schlaucht das die Hunde irgendwann. Benita warf mir einen leicht flehenden Blick zu, doch nicht mehr allzu weit zu spazieren und so ging es auch geradewegs wieder zum Camper zurück.

Während die beiden auch sogleich ins Land der Träume entschwanden, genossen wir noch einen gemütlichen Abend am Platz und vernichteten die letzten Getränkevorräte.

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