2. Tag: Eastbourne & Beachy Head & Windsor Castle & London


6.45 Uhr ... der Wecker läutet mich aus dem Bett. Mir geht's wieder gut. Kopfschmerzen und Migräne sind wie weggeblasen. Na Gott sei Dank!

Fertig gemacht und den Koffer soweit wieder zusammengepackt war ich bereit fürs Frühstück und wunderte mich noch, warum Heike so gar nicht reagierte. Bis wir plötzlich feststellten, dass ich in dem ganzen Chaos gestern total vergessen hatte, die Uhr zurück zu stellen! Wir hatten noch ne Stunde! Na gut ... peinlich berührt legte ich mich also auch wieder ins Bett. Sollte es heute vielleicht wieder so chaotisch weitergehen? ;-)

Bild Der Frühstücksraum war klein, aber fein. Neben Müsli und Obst konnten wir sogar aus einer kleinen Menükarte wählen, die uns die Besitzern gleich in die Hand drückte. Es gab Toast, Eier in allen Variationen und natürlich hausgemachte Marmelade.

Gut gestärkt machten wir uns gegen halb 10 Uhr wieder auf den Weg. Die Sonne strahle vom wolkenlosen blauen Himmel. Herrlich! Es versprach, ein toller Tag zu werden.

Da ich gestern nichts mehr von Eastbourne mitbekommen hatte, entschlossen wir uns, erst noch ein wenig durch den Ort zu streifen, bevor wir in Richtung Windsor Castle aufbrechen. Schnell alles im Auto verstaut und auf die Promenade gegangen, spazierten wir entlang dieser in Richtung Pier.

Die Ausblicke sowohl auf die Stadt als auch auf das Meer und den im Rücken liegenden Kreidefelsen war einfach toll. Die ganze Stadt wirkte so sauber und aufgeräumt, strahlte, wirkte so einladend, überall blühten Blumen … Heike und ich waren uns einig, dass man hier gut ein paar Tage verbringen könnte. Denn rund herum gab es natürlich auch noch einiges zu erkunden.

Bild Wir liefen über den 300 m langen und 20 m breiten Pier, auf dem es eine Diskothek und eine Spielhölle gibt und von dem aus man einen schönen Blick auf's Meer hat. Entlang der Promenade gibt es auch ein Theater, Konzertpavillon, Parkanlagen usw. Im Sommer finden hier außerdem regelmäßig Flugschauen statt, die Besucher aus Nah und Fern anziehen.

Wieder am Auto angelangt, fuhren wir die Küstenstraße B2103 entlang (King Edwards Parade übergehend in die Upper Dukes Dr) und bogen schließlich in die Beachy Head Road ein. Wir wollten uns unbedingt noch die Kreidefelsen aus nächster Nähe ansehen und stellten unser Auto auf einem öffentlichen Parkplatz mit Blick auf Eastbourne ab. Nun mussten wir aber erst noch ein Stückchen über die Felder und Wiesen laufen, bis wir zum Leuchtturm kamen.

Die Landschaft war ... gigantisch! So etwas wunderschönes! Diese weitreichenden Blicke, die Schafe, die ein paar Meilen weiter auf den Wiesen grasten, dann der Blick auf's Meer, die Sonne ... es hat einfach alles gepasst.

Bild Wir machten unzählige Fotos und konnten kurze Zeit später auch schon den Leuchtturm sehen. Der Kreidefelsen Beachy Head ist mit 162 m der höchste seiner Art in Großbritannien. An ihn grenzen die Seven Sisters an; sieben weitere Kreideklippen.

Besonders schön fand ich, dass hier nichts abgesperrt war. Keine hohen Zäune, damit man nicht abrutscht, keine großartigen Info-Tafeln. Eben einfach noch unberührt. Ich hoffe, das bleibt noch länger so!

Alles gesehen, stiegen wir wieder ins Auto. Nach Windsor Castle war es doch noch ein ganz schönes Stück und nach London mussten wir heute ja auch noch. Nicht, dass wir die Zeit übersehen. Wir fuhren zunächst in Richtung Brighton, nahmen dann die A23, die M23 und fuhren anschließend über die M25 in Richtung Windsor, wo wir schließlich gegen halb 14 Uhr ankamen.

Das Auto an einem der Parkplätze abgestellt, spazierten wir in Richtung des Schlosses. Ehrlich gesagt hatte ich mir die Lage ganz anders vorgestellt. Ich war mir eigentlich sicher, dass das Schloss völlig abgeschottet und inmitten einer riesigen Parkanlage steht. Doch in Wirklichkeit steht es quasi mitten in der Stadt, gleich unterhalb der Mauern beginnt die Fußgängerzone, die Hauptstraße führt hindurch, zahlreiche Geschäfte und Pubs reihen sich aneinander. Ein etwas ungewöhnliches Bild.

Bild Wir stellten uns in der Schlange am Ticketschalter an und befürchteten schon, ewig hier stehen zu müssen. Aber die Abfertigung ging recht schnell und eine Viertelstunde später konnten wir auch schon ins Schloss.

Windsor Castle ist das größte private und älteste durchgängig bewohnte Schloss der Welt. Gemeinsam mit dem Buckingham Palast und dem Holyrood Palace in Edinburgh ist es eine der Hauptresidenzen der britischen Königsfamilie. Vor allem Königin Elisabeth II. verbringt viele Wochenenden des Jahres auf diesem Schloss. Sie nutzt das Gebäude sowohl für Empfänge als auch für private Zwecke.

Fast alle Königinnen und Könige Englands hatten Einfluss auf die Konstruktion des Schlosses, immer wieder wurde es erweitert oder umgebaut.

Schon bis wir überhaupt den "richtigen" Eingang in die Festung erreicht hatten, waren die ersten 30 Bilder verschossen. ;-) Der Blick auf den Runden Turm, im Vordergrund der fantastische Garten ... wir mussten einfach stehen bleiben. ;-) Durch das St. Georgstor hindurch gelangten wir schließlich zum Turm König Eduards III., dem Lancaster-Turm, dem Tor König Georgs IV. und vielem, vielem mehr.

Bild Dank eines Audio-Geräts wurden wir ausführlich über das Leben im und über das Schloss selbst informiert. Manchmal waren es fast schon zu viele Informationen, denn in den Räumlichkeiten wurden die Portraits oftmals ziemlich ausgiebig besprochen. Aber interessant war es schon zu erfahren, wie die Monarchen hier gelebt haben und auch heute immer noch leben.

Besonders interessant waren natürlich die Staatsgemächer. Schon allein der große Treppenaufgang ist beeindruckend. Nicht nur die täglichen Touristen streifen über den roten Teppich - auch Staatsoberhäupter und Gäste der Königin betreten das Schloss von dieser Seite!! Der Treppenaufgang ist insoweit beeindruckend, weil er jeweils links und rechts Reiter auf ihren Pferden in Originalgröße zeigt und auch die Decke ziemlich weit nach oben ragt, riesige Fenster viel Licht in den Raum fallen lassen.

Auf unserem Rundgang konnten wir einige interessante Räumlichkeiten betrachten, darunter u. a. den Waterloo-Saal, den Salon des Königs, das Schlafgemach des Königs, den Salon der Königin und vieles mehr.

Die atemberaubende St. Georgs-Halle mit zahlreichen Portraits und Rittern an den Wänden und Wappen an der Decke faszinierte mich total. Der Raum ist 56 m lang und 9 m breit und wird immer wieder für Staatsbankette genutzt. Schon allein der Banketttisch lässt sich auf eine Länge von 53 m ausziehen und bietet für 162 Personen Platz. (!) Man kann sich gar nicht vorstellen, wie prunkvoll das aussehen muss, wenn hier ein entsprechendes Bankett stattfindet. 1992 fielen das Dach und die Ostwand Flammen zum Opfer, die gesamte Halle wurde schwer beschädigt. Doch dank Restaurierungsarbeiten sieht man inzwischen nichts mehr davon. Man kann bei genauem Hinsehen nur erkennen, dass eben eine neue Decke eingezogen wurde; die Farben sind frischer als im Rest des Schlosses.

Bild Auch das Oberlicht-Foyer wurde nach dem Brand komplett neu errichtet. Auch dieses hat mir ausgesprochen gut gefallen. Hier steht eine Ritterrüstung Heinrich VIII. und man kann ziemlich gut den außergewöhnlichen, aber bekannten, Leibesumfang des Königs erkennen. ;-)

Insgesamt 23 Räume beherbergen allein die Staatsgemächer. Einer schöner wie der andere, alle mit zahlreichen Portraits ausgestattet. Hier befinden sich wirkliche Schätze.

Wir spazierten wieder weiter in Richtung der verschiedenen Türme und dem von überall zu sehenden Runden Turm und schauten uns anschließend die St. Georgskapelle näher an. Diese eigene Kathedrale ist wirklich wunderschön gestaltet. Man kann einige Gräber der früheren Monarchen besuchen und den herrlichen Altar bestaunen.

Wieder im Freien, gingen wir zum hufeisenförmigen Kreuzgang und dem Zapfenstreichturm, bis es schließlich schon wieder Abschied nehmen hieß. Wir hatten alles - oder zumindest fast alles - von Schloss Windsor gesehen und inzwischen war es auch schon recht spät geworden. Wir mussten langsam wieder in Richtung London.

Ja, das Windsor Castle hat uns beide total beeindruckt. Der Besuch hat sich echt gelohnt, der Rundgang war total interessant. Ein Schloss, das man wirklich weiter empfehlen kann.

Bild Doch so schön das auch alles war; mit etwas flauem Magen erreichten wir wenig später den Flughafen Stansted und gaben das Auto zurück. Was wird uns jetzt wohl erwarten? Heike musste einige Formulare bzgl. des Unfalls ausfüllen und auch sofort 650,- € berappen. Denn ausgerechnet Budget hat mit Holidayautos einen ganz besonderen Vertrag und man muss die Kosten erstmal vorschießen und sich später von Holidayautos wieder zurückholen. Na super. Aber wenigstens gab's sonst keinen Ärger und die Sache war schnell abgeschlossen.

Die Zugtickets für den Stansted Express gekauft, fuhr uns dieser in einer knappen dreiviertel Stunde direkt zur Liverpool Station in London. Zeit, um sich etwas zu erholen. Von der Station aus gingen wir schließlich zu Fuß zum gebuchten Hotel, da es lt. Karte nicht sonderlich weit war. Und wirklich: Nach nur 10 Minuten standen wir bereits davor. Doch etwas eigenartig war es schon. Auf dem gesamten Weg trafen wir kaum Leute, alles wirkte wie ausgestorben - und wir sind wirklich in London?? Erst auf dem Rückweg zwei Tage später stellten wir fest, dass es sich hier um ein reines Bankenviertel handelt und samstags natürlich nichts los ist.

Eingecheckt und die Koffer in unser riesiges Zimmer gebracht (daraus hätte man locker zwei machen können) ging es nach kurzem Frischmachen gleich wieder los. Heike war kaum mehr zu halten … man sah ihr richtig an, wie glücklich sie war, endlich wieder in ihrer Lieblingsstadt zu sein. :-) Und auch ich strahlte, als ich zum ersten Mal die Tower Bridge sah. Wieder einmal war es einer dieser Momente, wo man endlich - nach langer, langer Zeit - vor etwas steht, was man schon so oft im Fernsehen oder in Zeitungen gesehen hat.

Wir schlenderten über die Tower Bridge und bogen dann rechts in Richtung Uferpromenade ein, spazierten entlang der Themse in Richtung Houses of Parliament. Heike wollte mit mir ihren üblichen ersten Stadtspaziergang unternehmen, doch das ganze war ein ganz schönes Stück zu laufen. Allerdings dachte ich mir nichts weiter, bis Heike mir gestand, dass sie sich ein wenig in der Entfernung verschätzt hätte. ;-) Egal … hätte sie es nicht gesagt, hätte ich es nicht gemerkt. ;-) Wir wollten schon fast umdrehen, als wir dann doch noch den Big Ben & Co. erblickten und weiter liefen. Wir machten tolle Nachtaufnahmen und kurze Zeit später stand ich direkt unter dem Big Ben. :-)

Bild Nun hatten wir aber beide ziemlich Hunger bekommen, denn seit dem Frühstück haben wir nichts mehr gegessen. Doch in London ist es scheinbar gar nicht so einfach, etwas anständiges zu finden, jedenfalls liefen wir eine gute Stunde kreuz und quer, bis wir endlich einen McDonalds auftrieben. Nicht gerade das feinste Essen - aber immerhin Essen! :-) Als wir so durch die Weggeh-Meile liefen, hätte ich so richtig Lust gehabt, in die ein oder andere Disco oder in das ein oder andere Pub zu gehen. Einfach mal sehen, wie sich das Leben dort so abspielt. Aber uns taten die Füße höllisch weh und wir waren auch hundemüde. Also zurück zum Hotel. Doch zum Laufen hatten wir keine Lust mehr und so bezahlten wir zähneknirschend 4 Pfund pro Person für eine einfache Strecke (!). Ein stolzer Preis und irgendwie eigenartig, da eine Tageskarte nur 6,50 Pfund (Stand: Juni 2008) kostet … Doch unsere Füße dankten es uns sehr, denn schon allein die letzten Meter waren höllisch! Völlig erschöpft fielen wir gegen Mitternacht ins Bett.

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