1. Tag: Ankunft in London-Stansted & Leeds Castle & Canterbury & Eastbourne


Nach einer relativ kurzen Nacht hieß es bereits um halb 4 Uhr morgens wieder aufstehen und nach München fahren. Der Abschied von Toni fiel mir schwer und ich musste doch ein paar Tränen wegwischen.

Nach einer Stunde angenehmer Autofahrt erreichte ich unseren Parkservice in Hallbergmoos, der mich auch sogleich zum Flughafen brachte. Dort wartete ich schließlich auf Heike, die eine Viertelstunde später um die Ecke bog.

Nach Einchecken und Durchlaufen der Sicherheitskontrollen war es dann auch schon gleich Zeit zum Boarden und pünktlich 6.30 Uhr hob die Air Berlin in Richtung London ab. Das Flugzeug war nur halb voll, weshalb wir uns beide jeweils eine 3er-Bank gönnten und noch etwas Schlaf nachholten.

Schon 1 ½ Stunden später landeten wir gegen halb 8 Uhr Ortszeit auf dem Flughafen London-Stansted. Wir wurden direkt auf dem Rollfeld herausgelassen und standen erst einmal etwas dümmlich in der Gegend herum, bis uns ein Flughafenangestellter schließlich den Weg wies. Über mehrere Treppen und durch ein etwas unfertig scheinendes Gebäude hindurch gelangten wir mit einer Bahn endlich ins richtige Flughafengebäude und zum Kofferband, wo unsere Trolleys nur wenige Minuten später ankamen.

Bei Budget holten wir unseren Mietwagen für die nächsten zwei Tage ab und bekamen einen süßen kleinen Chevrolet Matiz. Die Angestellte war etwas erstaunt, dass wir mit "such a little car" los möchten und wollte uns unbedingt noch eine größere Klasse aufs Auge drücken. Doch für uns reichte das Mini-Auto völlig aus; warum also upgraden?

Die Koffer im Auto verstaut und los ging's. Mit der Karte in der Hand, machten wir uns auf den Weg zu unserem heutigen ersten Ziel: das Leeds Castle Nähe Maidstone. Momentan war es noch sehr bewölkt und auch noch etwas frisch. Aber es war jetzt auch gerade mal halb 9 Uhr. Das wird schon noch!

Wir fuhren die M25 entlang in Richtung Dover und verpassten wegen unser Quasselei gleich zwei mögliche Ausfahrten, weshalb wir kurze Zeit etwas - ähm - in die falsche Richtung fuhren. Bis zur nächsten Ausfahrt zum Wenden verging eine Weile, denn irgendwie sind in England nur alle heiligen Zeiten Ausfahrten vorhanden. ;-) Doch irgendwann kamen wir dann doch endlich mal zum Umdrehen und fuhren wieder ein Stückchen zurück, als wir schließlich ohne Probleme die richtige Abzweigung erwischten. Wie konnten wir die vorher nur übersehen? Eigenartig …

In Maidstone angekommen, fuhren wir erst einmal quer durch den Ort und ich sah zum ersten Mal die typisch englischen Landhäuser und die allseits bekannten roten Telefonhäuschen. Wie schön.
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Nur knapp 200 m vor unserem Ziel passierte es dann aber: In einen Kreisel eingebogen und die Ausfahrt zum Schloss im Visier, übersah uns ein Kleintransporter und krachte in die rechte Seite unseres Matiz hinein. Es gab einen dumpfen Schlag und Heike und ich sahen uns nur etwas erschrocken an: Na toll.

Zum Glück erwischten wir einen recht netten Unfallgegner (witzigerweise von einer anderen Mietwagenfirma), der nicht gleich auf uns los ging, sondern auch noch alles für uns managte. Eigentlich wollten wir die Polizei hinzu holen, da wir einen Unfallbericht für unsere Mietwagenfirma benötigten, aber da ja nichts weiter (also uns) passiert ist, wollte sie auch nicht erscheinen (ist wohl so üblich in England). Misstrauisch, wie ich nun mal bin, dachte ich zunächst, er wolle uns das nur erzählen, um nicht vielleicht selbst Ärger zu bekommen, aber letztendlich stellte sich dann doch heraus, dass er die Wahrheit sagte. Die Daten ausgetauscht und die Mietwagenfirma in Kenntnis gesetzt, fuhren wir eine halbe Stunde später schließlich wieder weiter. Beide mit leicht wackeligen Knien.

Das Auto sah schon übel aus, aber zum Glück war uns nichts passiert. Dennoch standen wir beide eine Weile neben uns, waren einfach irgendwie "schockiert". Außerdem wussten wir auch nicht wirklich, was jetzt auf uns zukommen würde. Trotz dass wir ohne Selbstbeteiligung den Mietwagen gebucht hatten, waren wir uns beide nicht sicher, ob wir nicht doch was blechen müssen? Keine Ahnung. Aber was hilft's. Passiert nun mal. Ändern kann man es nicht mehr.

Bild Das Auto am Parkplatz abgestellt und vom Wächter aufgemuntert, schlenderten wir schließlich zum Leeds Castle vor und holten uns die Tickets. Leider war es wettermäßig nicht ganz so toll wie erhofft. Wolken über Wolken … das Schloss präsentierte sich uns etwas trist. Der von Heike gewünschte blaue Himmel ließ sich leider nicht blicken.

Heike holte sich ein Audio-Gerät, über das sie ausführlich über das Schloss und deren Besitzer informiert wurde; ich beschränkte mich auf einen kleinen Zettel, der das Wichtigste in Kürze zusammenfasste.

Das Lustschloss liegt mitten im Herzen der englischen Grafschaft Kent und wurde ursprünglich nach dem angrenzenden Dorf Leeds benannt. 857 wurde zunächst nur ein königliches Herrenhaus errichtet, welches dann im Laufe der Jahre so nach und nach erweitert wurde und schließlich zu dem wurde, was man jetzt besichtigen kann. Wenn man es sich so ansieht, glaubt man gar nicht, dass es schon über 1000 Jahre alt ist. Man denkt eher an eine Festung aus einem Freizeitpark, da es irgendwie unwirklich und eben ziemlich neu wirkt.

Das Schloss steht auf zwei Inseln in einem künstlich angelegten See inmitten einer herrlichen Parklandschaft. Vom Parkplatz aus muss man erst einmal ein paar Schritte durch einen Wald und anschließend entlang weitläufiger Wiesen und vorbei an Teichen spazieren, bis man nach einiger Zeit das Schloss erreicht.

Bild Das Leeds Castle fand im Laufe der Zeit große Verwendung. Zunächst als normannische Festung erbaut, wurde es später als Wohnsitz von sechs mittelalterlichen Königinnen genutzt, danach war es Palast des berühmten Heinrich VIII. und Zufluchtsort der Reichen und Mächtigen.

Die jetzige Inneneinrichtung verdankt das Schloss im Wesentlichen Lady Baillie, die es 1924 erwarb und mit Antiquitäten aus ganz Europa ausstattete. Die Originalausstattung musste leider schon Jahre zuvor zwangsversteigert werden. Schade, da man sich das mittelalterliche Leben hier aufgrund der "modernen" Einrichtung nicht mehr wirklich so vorstellen kann.

Fast eine Stunde spazierten wir durch die Räumlichkeiten des Schlosses, konnten uns zumindest das Leben der Lady Baillie - auch aufgrund zahlreicher Portraits - etwas vorstellen und hatten von den einzelnen Zimmern immer wieder tolle Ausblicke auf die Parklandschaft rund herum und sogar auf den nahe gelegenen Golfplatz. ;-)

Nachdem wir das Schloss besichtigt hatten, spazierten wir noch gemütlich durch den Park, machten zig Fotoaufnahmen und konnten - wie schon zu Anfang unseres Besuchs - wieder einige Pfaue herumlaufen sehen. Manche drehten sogar extra für uns ein Rad. Wie schön! Auch Schwäne und Enten liefen munter durch die Gegend. Das Leeds Castle ist u. a. auch bekannt für seine graziösen schwarzen Schwäne.

Gegen 13 Uhr setzten wir uns schließlich wieder ins Auto und fuhren weiter in Richtung Canterbury. Dorthin wollte ich unbedingt, hatte ich doch schon einiges über diesen Ort gehört. Heike war zwar vor ein paar Jahren schon einmal hier, aber sie hatte nichts dagegen, noch einmal einen Abstecher dorthin zu unternehmen.

Bild Nach ca. zwei Stunden Fahrt parkten wir das Auto Nahe der Kathedrale und machten uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt. Inzwischen fing es leider auch zu regnen an. Die Benutzung des Regenschirms war unumgänglich. Schade ...

Wir erreichten das Christ Church Gate, ein beeindruckendes Tor, das zur Canterbury Cathedral führt. Das Tor ist mit einem Wappen und einer Christusstatue geschmückt und wirkt sehr beeindruckend. Die Kathedrale selbst sahen wir uns nur von außen an und auch nur durch das Tor hindurch, da bereits das Betreten der Anlage 7 Pfund gekostet hätte. Bei schönem Wetter hätte ich mir die Kathedrale sicher angesehen, aber bei dem Regen hatte ich echt keine Lust. Wir machten nur ein paar Fotos und liefen auch gleich wieder weiter. Abgesehen davon muss ich sagen, dass ich die Kathedrale (zumindest von außen) auch nicht wirklich beeindruckender fand als z. B. die Notre Dame in Paris. Aber vielleicht lag's auch wirklich nur am schlechten Wetter.

Wir schlenderten die Fußgängerzone St. Peters High Street entlang und entdeckten dabei wunderschöne typisch englische Gebäude, urige Pubs und sogar schiefe Häuser! ;-) Den River Stour überquert, sahen wir die sog. The Weavers - drei Tudor-Fachwerkhäuser aus dem Jahre 1500. Früher waren hier Weber ansässig, heute werden die Gebäude als Restaurants und kleine Läden genutzt.

Wenige Schritte weiter erreichten wir das Westgate. Es ist das einzig erhaltene der ursprünglich sieben vorhandenen Stadttore. Im Inneren ist ein Waffenmuseum untergebracht, das wir uns jedoch nicht angesehen haben.

Der Regen hatte zwischenzeitlich wieder ein wenig aufgehört und so liefen wir weiter in einen richtig tollen kleinen Park. Blumen über Blumen, süße Parkbänke, der River Stour zieht hindurch ... das gab tolle Fotomotive. Hier hat es mir sehr gut gefallen.

Wir liefen wieder zurück in Richtung der Fußgängerzone. Langsam machte sich Hunger bemerkbar und da wir noch ein ganz schönes Stückchen zu fahren hatten, entschieden wir, bei einer der Fish&Chips-Bars einzukehren. Leider gab es nur Sitzplätze draußen, so dass wir uns drinnen auf die Fensterbank platzierten und das Essen verspeisten.

Bild Im Laufe der letzten Stunde hatte ich leider ziemliche Kopfschmerzen bekommen, die auch immer schlimmer wurden. Auch Heike ging es nicht besonders gut und beide hatten wir kurzzeitig Bedenken, ob wir nicht vielleicht doch etwas von dem Unfall von heute Morgen davongetragen hatten? Hoffentlich nicht ... das könnten wir jetzt nicht gebrauchen.

Canterbury wieder verlassen, steuerten wir auf direktem Wege Eastbourne an. Da das Wetter eher schlechter als besser wurde und auch meine Kopfschmerzen immer unerträglicher, entschieden wir uns, keine weiteren Stopps mehr einzulegen. Wir würden eh noch ne ganze Weile brauchen und erst abends beim gebuchten B&B-Haus ankommen.

Wir fuhren zunächst in Richtung Ashfort und bogen anschließend ab in Richtung Hastings. Während der Fahrt wechselten sich Sonnenschein, dunkle Wolken und Weltuntergangsstimmung ab. Stellenweise schüttete es ohne Ende und die Straßen standen unter Wasser. Eigentlich ein typisch englisches Wetter und somit ein tolles Fotomotiv. Aber wir beide hatten keine Lust, stehen zu bleiben und gar noch auszusteigen. Wir mussten diese Motive also in unseren Köpfen abspeichern. ;-)

Durch Hastings hindurch gefahren, stellten wir fest, dass das eigentlich eine recht schöne Stadt wäre und mit Sicherheit interessant, anzusehen. Aber nein ... wir fuhren lieber weiter. Wir wollten nur noch zum B&B. Kurz hinter Hastings kauften wir noch ein paar Dinge ein und etwa eine halbe Stunde später erreichten wir bereits Eastbourne. Kurz am Meer angehalten und frische Luft geschnappt, machten wir uns anschließend auf die Suche nach dem gebuchten B&B Brayscroft House, was gar nicht so einfach war ohne Navi. Doch nach einer Viertelstunde wurden wir endlich fündig. Das Auto abgestellt, fing es pünktlich zum Ausstieg mal wieder heftigst zu Schütten an. Na klasse ... Tolles Timing. ;-)

Bei den Gastgebern angemeldet, füllten wir beide einen kleinen Zettel aus und wurden auch gleich zum Zimmer geführt. Das Haus sah wirklich süß aus. Alles in weiß und creme gehalten, viel Deko, viel englischer Kitsch ... aber schön.

Ich glaube, ich war noch nie so froh wie heute, endlich ein Bett zu sehen. Meine Kopfschmerzen gingen wie meistens mal wieder in Migräne über und meine Verfassung war nicht mehr die beste. Irgendwie stand ich kurzzeitig total neben mir und bekam nur noch alles am Rande mit.

Während Heike sich noch einmal auf den Weg machte und mit ihrer Kamera durch den Ort streifte, verabschiedete ich mich bereits ins Bett. Kein guter Ausklang des ersten Tages, aber morgen wird hoffentlich alles besser ... gute Nacht!

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