3. Tag:
Plymouth - Zwischen Devon und Cornwall


War es die Neugier auf den heutigen Tag oder einfach nur die Tatsache, dass ich den frühen Sonnenaufgang in England noch nicht gewöhnt war? Schon um 6 Uhr morgens lag ich hellwach im Bett. Ein Blick aus dem Fenster zeichnete ein Lächeln auf mein Gesicht: Die Sonne strahlte vom wolkenlosen, blauen Himmel. Oh wie schön! Ich war einfach nur glücklich. So hatte ich mir Südengland gewünscht. Ich war dankbar über jeden einzelnen Sonnenstrahl, den wir abbekommen sollten, denn wirklich gerechnet hatte ich damit nicht.

Bild Während Toni sich noch einmal umdrehte, begab ich mich mit meiner Kamera auf einen kleinen Spaziergang vor das Hotel. Überall roch es schon nach Kaffee, die Vögel zwitscherten und die Blumen reckten sich gen Himmel.

Das Frühstück im Hotel war richtig gut. Neben einem kleinen Büffet konnten wir uns sowohl ein typisch englisches Frühstück bestellen (nein, danke! ;-)) als auch einfach nur Rühreier in den verschiedensten Variationen. Wir beschränkten uns auf das Büffet und hätten ewig hier sitzen können. Dabei vertieften wir unsere gestrige Idee, doch mal einen längeren Urlaub mit Hund in England zu verbringen. Eine schöne Vorstellung, die mich natürlich nicht mehr los ließ. Ich war ganz überrascht und natürlich auch begeistert, dass Toni so schnell Gefallen an England gefunden hat. Er selbst konnte es noch nicht so recht glauben, aber Südengland war gar nicht so übel, wie er es sich immer vorgestellt hatte. Und wer weiß - mit Fähre, Eurotunnel & Co. könnte man es ja vielleicht mal in Betracht ziehen.

Nach dem Frühstück packten wir wieder unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Weg zu unserer nächsten Station: Plymouth. Knapp eine Stunde dauerte die Fahrt, die wir über die Autobahn bzw. Schnellstraße zurück legten.

Bild Als Hotel hatten wir erneut ein Best Western gewählt, dieses Mal das "Duke of Cornwall" im äußeren Stadtzentrum. Es hatte uns sowohl von den Empfehlungen als auch von seinem Aussehen her überzeugt. Nicht nur von außen gleicht es einem alten Schloss, auch das Innere zeugt von alten Zeiten. Ein großer und pompöser Treppenaufgang, mit Ornamenten verzierte Tapeten, knarzende Treppen. Toni hörte von mir nur noch ein: Uuii, ooohh, und "schau mal hier". Manuela im Romantik-Wahn.

Der Check-In verlief problemlos und schnell, die Koffer in den Mini-Aufzug gepackt, war er auch schon bis auf den letzten Zentimeter ausgereizt. Beim Betreten des Zimmers dann die Überraschung: Wir hatten sogar noch einen Nebenraum, ein kleines Wohnzimmer mit "Geheimtüre". Nicht, dass wir das gebraucht oder gar genutzt hätten, aber gefallen hat es uns trotzdem. Die Möbel waren klassisch in braunem Holz gehalten, der Teppichboden hatte seine besten Zeiten bereits hinter sich und das Bad bestach durch seine grün gestrichenen Holzverschalungen.

Wir sahen uns kurz im Hotel um, besuchten den klassischen Speisesaal und die Hotelbar und spazierten anschließend in die Stadt. Ich war neugierig auf Plymouth, hatte mir im Vorfeld schon einige Punkte heraus gesucht, die ich mir gerne ansehen wollte und außerdem wollte die Sonne genutzt werden.

Bild Nur wenige Minuten trennten uns von einem der schönsten Plätze der Stadt: Der Plymouth Hoe. Bereits auf dem Weg dorthin, entlang der Hoe Road, eröffneten sich uns tolle Ausblicke auf das Meer, die Klippen und die wunderschönen Häuser der Stadt.

Der perfekte Ort, um eine kleine Pause einzulegen und das Gesehene auf sich wirken zu lassen. Wir hatten ohnehin etwas Hunger und so nahmen wir in einem kleinen Bistro namens "The Terrace Café" an den Klippen Platz. Ich bestellte mir ein Krabben-Sandwich, Toni einen Cesars-Salad. Beides war ausgesprochen lecker. Mit Blick auf das Meer und die darin tobenden Hunde saßen wir hier eine ganze Weile, bis unserer Rundgang weiter ging.

Bild Auf einer Anhöhe befindet sich ein groß angelegter Park, in dessen Mitte der Smeaton's Tower, ein klassischer Leuchtturm, in die Höhe ragt. Er stammt aus dem Jahre 1759, hatte seinen ersten Sitz allerdings an der Südküste von Cornwall. 1877 wurde er abgebaut und nach Plymouth gebracht, wo er nun an seinen Konstrukteur John Smeaton errinnert. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, die 93 Stufen nach oben zu erklimmen (Eintritt: 3 £, Stand: April 2016).

Zunächst führen kleine Wendeltreppen nach oben, wenig später gibt es nur noch steile und enge Holzleitern. Ich bin ja nun wirklich nicht dick, aber mit meiner kleinen Tasche auf dem Rücken hatte ich dann doch Mühe, hier hoch zu kommen. Jedes Stockwerk hat hier natürlich seine eigene Bedeutung, so dass man einmal durch die Küche läuft und später dann durch das ehemalige Schlafzimmer des Leuchtturmwärters.

Von der Aussichtsplattform hatte ich schließlich einen fantastischen Ausblick über die Stadt. Städte von oben zu betrachten, hat mir schon immer Spaß gemacht und gehört für mich einfach dazu, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Bild Zahlreiche Fotos geschossen, ging es im Schneckentempo schließlich wieder nach unten. Rückwärts versteht sich, denn ansonsten wäre ich vermutlich vorne über gekullert.

Der Besuch war ein schönes Erlebnis, das mich zum Strahlen brachte. Ich weiß, ich bin wohl ziemlich schnell zu beeindrucken, aber solche kleinen Highlights sind eben genau das, was mich auf Reisen so begeistert.

Die Parkanlage selbst ist einfach riesig. Eine Staute erinnert an den Seefahrer Sir Francis Drake, der von Cornwall aus aufbrach, um die Welt zu entdecken. Auf dem Platz direkt davor finden mehrmals im Jahr große Marineparaden und Open-Air-Konzerte statt. Und noch etwas ist uns absolut positiv aufgefallen: Die zahlreichen Hunde, die in der gesamten Stadt unterwegs waren. Hier scheint jeder Zweite eine kleine Fellnase zu haben. Im Gegensatz zu Exeter, wo wir doch immer mal wieder Hundeverbotsschilder entdeckten, durften hier die Hunde so gut wie überall hinein. Es störte auch niemanden, wenn diese kreuz und quer über die Terrassen liefen und sich ihre Streicheleinheiten bei fremden Leuten abholten. Jeder lachte, jeder liebkoste die Tiere. Genau der richtige Ort für uns! Ein Moment, in dem wir unsere Hundedame wieder schmerzlich vermissten.

Das unterhalb des Parks gelegene Meerwasser-Schwimmbecken war heute noch geschlossen, was die Leute allerdings nicht von ihrem Vorhaben, ins Meer zu gehen, abhielt. Unglaublich! Ich wäre bestimmt schon erfroren! Aber wie man an der Kleidung der Einheimischen hier sah: Rund 20 Grad in der Sonne entsprach hier wohl schon dem Hochsommer, denn viele waren gerade mal mit T-Shirt und kurzer Hose unterwegs.

Bild Wir spazierten die Madeira Road entlang und erreichten die angrenzende Royal Citadel. Die Festung aus dem 16./17. Jahrhundert ragt hoch über der Stadt und wird noch heute militärisch genutzt. Allein die in Zacken verlaufenden Außenmauern sind schon sehr beeindruckend.

Ees ging die Madeira Road weiter, immer am Wasser entlang, mit herrlichen Ausblicken auf die vorgelagerten Inseln und die kleinen Fischerboote. Wir erreichten das Stadtviertel Barbican, ein altes Hafenviertel mit engen Gassen und zahlreichen mittelalterlichen Gebäuden. Mehr als 100 davon stehen heute unter Denkmalschutz. Untergebracht sind hier Pubs, Shops und nette Cafés und nahezu alle sind bestens restauriert. Eine wirklich wunderschöne Ecke! Wir schlenderten durch die kleinen Gassen, auf der Suche nach dem Elizabethan House in der Castle Street. Es gehörte einst einem Kapitän und spiegelt die goldenen Zeiten der Seefahrt wider.

Hier entlang der Straße, direkt am Hafenbecken, reihen sich kleine mobile Cafés aneinander, untergebracht z. B. in einer kleinen Lokomotive. Auf der anderen Seite der Brücke befindet sich das National Marine Aquarium, das größte Aquarium Großbritanniens mit vielen einheimischen, aber auch exotischen Fischen. Obwohl es sicherlich sehr sehenswert ist und auch von vielen Seiten empfohlen wurde, verzichteten wir darauf, denn wir hatten doch mehr Lust, den Rest der Stadt zu erkunden.

Eigentlich wäre ich gerne mit der Fähre zum Edgumbe House gefahren, einem alten Herrenhaus mit Parkanlage, wo bereits einige Rosamunde-Pilcher-Filme gedreht wurden. Lt. Reiseführer sollte von den Mayflower Steps im Barbican-Viertel eine Fähre starten. Doch dem war leider nicht so. Von hier aus starteten lediglich diverse Hafenrundfahrten, mit welchen man das Herrenhaus vom Schiff aus betrachten konnte. Eine Fähre direkt dorthin sollte genau am anderen Ende von Plymouth ablegen. Schade, aber das war uns dann doch zu umständlich, zumal es noch so vieles anderes zu sehen gab.

Bild Entlang der Vauxhall Street und durch kleine Gassen hindurch, hielt uns schließlich ein Engländer auf. Meine Kamera hatte uns natürlich gleich als Touristen enttarnt und so empfahl er uns den Besuch eines der ältesten Gebäude der Stadt, das hier gleich um die Ecke sein sollte. Er beschrieb uns den Weg und erklärte uns ein bisschen was zu dem Gebäude, was ich echt nett fand. Er hätte auch einfach nur an uns vorbei gehen können, stattdessen nahm er sich Zeit und wollte uns Gutes tun. Ja, die Freundlichkeit der Engländer hier war auch so etwas, was mich sehr positiv überraschte und freute.

Natürlich sahen wir uns das Gebäude daraufhin näher an. Wir waren zwar nicht ganz so begeistert wie der Herr, aber egal. Wir waren hier! :-)

Bild Einige Meter weiter erreichten wir den Andrews Cross sowie die daneben liegende Stadtkirche St. Andrews, zwischen 1370 und 1485 entstanden. Gleich daneben entdeckten wir die Guildhall, das Rathaus der Stadt.

Von hier aus eröffnet sich dem Besucher schließlich der Armada Way, die Einkaufsstraße der Stadt. Links und rechts reihen sich bekannte und weniger bekannte Läden aneinander, Restaurants und Bars/Pubs zwischendrin. Zwei Straßenmusikanten sorgten für Unterhaltung. In einem nahe gelegenen Starbucks holten wir uns einen Kaffee, machten es uns auf einer der Bänke bequem und lauschten der Musik. Herrlich!

Natürlich schauten wir auch mal in den Drake Circus hinein, ein Einkaufszentrum ganz in der Nähe. Zum Shoppen hatte ich heute allerdings wenig Lust. Da würde sich in Spanien während der Kreuzfahrt vielleicht noch die ein oder andere Gelegenheit ergeben.

Bild Einmal komplett die Fußgängerzone hoch und runter, ging es nun wieder zurück über die Stadtkirche zur Sutton Wharf, wo wir nochmals ein wenig durch die Gassen liefen. Wir stießen auf die Black Friars Distillery, wo seit 1793 der bekannte Plymouth Gin hergestellt wird.

Ganz gemütlich spazierten wir zurück in Richtung Hafen, wo inzwischen zwar weniger Handelsschiffe liegen, dafür aber die ein oder andere Yacht und natürlich zahlreiche Ausflugsboote. Wir streiften durch den Sutton Harbour, ich konnte mich an den tollen Gebäuden gar nicht satt sehen. Nach einem schnellen Espresso liefen wir schließlich zurück zum Hoe Park. Inzwischen war es schon früher Abend geworden, es war immer noch angenehm warm, und so nahmen wir auf einer der vielen Bänke um den Leuchtturm Platz und blickten einfach nur hinaus aufs Meer. Ruhe und Entspannung pur, Menschen beobachten … und sich einfach nur freuen, hier zu sein.

Plymouth ist die größte Stadt des County Devon und die letzte auf dem Weg nach Cornwall. Für mich war sie während unseres kurzen Aufenthalts hier die mit Abstand schönste Stadt und genau so, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte. Gemütlich, maritim, romantisch, wild. Ein Muss für jeden Cornwall-Besucher, zumindest in meinen Augen.

Bild Hier im Hoe Park hielten wir uns lange auf. Genau genommen wollten wir eigentlich gar nicht mehr weg. Doch irgendwann mussten wir dann doch aufbrechen. Der Hunger machte sich bemerkbar, wir wollten uns noch frisch machen, also langsam zurück zum Hotel.

Wir wählten den Weg quer durch den Park, vorbei am Kriegsdenkmal, über die Notte Street, als wir schließlich das Theatre Royal in der Royal Parade erreichten. Zahlreiche Plakate künftiger Vorstellungen zierten die Außenwände, als unser Blick schließlich bei "Hairspray" hängen blieb; dem aktuellen Stück. Hm, das wär' eigentlich was. Vor sechs Jahren hatten wir das Musical auf der Oasis of the Seas (Kreuzfahrtschiff) gesehen. Nur waren wir damals so müde, dass wir tatsächlich nur die Hälfte mitbekamen. Na, dann fragen wir doch einfach mal nach, was so ein Ticket kostet ...

Gesagt, getan. Es waren zwar nur noch die letzten zwei Kategorien verfügbar, alles andere bereits ausverkauft, doch für umgerechnet nicht mal 50 € pro Person mittige Plätze mit uneingeschränktem Blick auf die Bühne? Die nehmen wir!

Die Vorstellung sollte schon in zwei Stunden starten. Unsere ursprüngliche Abendplanung war somit zwar über den Haufen geworfen, aber das war total egal. Wir freuten uns beide riesig auf das Musical.

Bild Im Eiltempo fertig gemacht, suchten wir uns in einem der zahlreichen Restaurants ganz in der Nähe des Theaters einen Platz und wurden im "Revolution" fündig. Ein schön gestaltetes Lokal mit stylischer Cocktailbar. Wir entschieden uns für Burger und Tacos. Lecker!

Um kurz nach 19 Uhr brachen wir zum Theater auf. Wir belegten unsere Plätze und waren von der Größe des Saales ganz überrascht. Insgesamt fasst das Theater 1.320 Plätze, rund 95 % Auslastung gab es heute; und das an einem Dienstag-Abend. Obwohl wir ziemlich weit oben saßen, hatten wir aufgrund der steilen Sitzanordnung einen tollen Blick auf die Bühne.

Punkt 19.30 Uhr ging es dann auch schon los. Knapp drei Stunden inkl. Pause durften wir schließlich eine tolle Vorstellung des Musicals "Hairspray" genießen. Die Geschichte ist simpel, die Musik mitreißend. Alles in allem war es ein richtig toller Abend und wir froh, heute durch Zufall auf das Theater gestoßen zu sein. Es war eine schöne Abwechslung und der perfekte Abschluss eines traumhaften Tages.

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Fotoalbum Plymouth


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