1. Teil:

Auf den Spuren von Rosamunde Pilcher - Dort, wo die Welt noch in Ordnung ist.

~ Mini-Rundreise durch Devon & Cornwall ~

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1. Tag:
Anreise nach München zur Vorübernachtung am Flughafen


Noch einmal das Haus durchgeputzt, noch einmal mit Hundchen Gassi gegangen. Erst gegen 15.30 Uhr brachen wir auf in Richtung München. Unsere Katzen hatten wir schon mittags in der Katzenpension untergebracht. Von unserer Hundedame wollte ich mich wie üblich erst so spät wie möglich trennen und so lieferten wir sie auf dem Wege bei ihrer Hundesitterin ab.

Eine Stunde später erreichten wir unseren Parkservice, stellen das Auto ab, und wurden zum Hilton Hotel Munich Aiport gebracht. Wir hatten schon oft darüber gesprochen, das ehemalige Kempinski testen zu wollen. Dieses Mal passte es ganz gut in die Planung hinein und wir freuten uns richtig darauf. Der Empfangs- und Lobby-Bereich ist super stylisch gestaltet, die vielen (allerdings unechten) Palmen vermitteln auf Anhieb ein gewisses Urlaubsflair. Das Zimmer selbst hat uns dagegen etwas enttäuscht. Es war zwar groß, spiegelte jedoch das Moderne aus dem Empfangsbereich nicht wider, war ziemlich altbacken. Dafür waren wir dann aber wieder von der Freundlichkeit richtig begeistert. Bild Egal, an welchen Mitarbeiter wir gerieten: Alle hatten ein Lächeln auf dem Gesicht und waren schrecklich hilfsbereit. Das hat uns gefallen, ist die Freundlichkeit doch inzwischen schon zu einer Seltenheit geworden.

Eine kleine Runde durchs Hotel gedreht, trafen wir uns auch schon wieder mit zwei lieben Reisefreunden im "Restaurant Airbräu" am Münchener Flughafen auf ein gemütliches Abendessen. Die Zeit verging dabei wieder einmal viel zu schnell. Ratzfatz waren gut drei Stunden rum.

Von den beiden verabschiedet, tigerten wir zurück ins Hotel und machten es uns noch an der Hotelbar bequem. Die fanden wir nämlich auf Anhieb so toll, dass ein Drink hier einfach sein musste. Bei den Preisen verschlug es mir dann allerdings doch ein wenig die Sprache. 17,- € für einen alkoholischen Cocktail oder 10,- € für ein 0,2-Glas Wein. Auch wenn wir im Urlaub sind, aber das fand ich dann doch ein wenig überteuert. Es wurde schließlich ein alkoholfreier Cocktail im akzeptablen Preisrahmen. Der Barkeeper war witzig und zu Späßen aufgelegt. Es war auch fast nichts los und er sichtlich froh über die kleine Abwechslung.

2. Tag:
Los geht's nach Bristol & Exeter


Gegen 8 Uhr klingelte der Wecker. Sehr angenehm, mal nicht zu Nacht schlafender Zeit an den Flughafen fahren zu müssen, sondern bereits da zu sein und ganz entspannt ins nicht mal zwei Minuten entfernte Terminal zu spazieren. Man könnte sich direkt daran gewöhnen.

Für den Flug nach Bristol hatten wir dieses Mal bmi regional gewählt. Eine britische Traditionsairline, die nach und nach ihre Verbindungen ab Deutschland weiter ausbaut und auch erst seit kurzem die Strecke München-Bristol anbietet. Für uns eine super Alternative, da die Londoner Flughäfen für uns nicht in Frage kamen und wir von Bristol nicht so weit ins geplante Cornwall hatten. Zwei Tage vor Abflug entdeckten wir, dass die Airline zwischenzeitlich auch die Strecke München-Southampton bedient. Das wäre noch einfacher gewesen. Beim nächsten Mal vielleicht.

Als Alliance-Partner von Lufthansa bietet bmi regional an, das Gepäck an den Drop-Off-Automaten auf Reisen zu schicken, was wir auch in Anspruch nahmen. Eingecheckt hatte ich uns schon 48 Stunden vorher online. Und dabei Toni fast ein wenig verrückt gemacht, denn bei der Sitzplatzwahl zeigte mir das System gerade mal neun (!) Reihen an! Tatsächlich handelte es sich bei der Maschine um eine Embraer 145 R mit insgesamt 19 Reihen, wovon jedoch links jeweils nur ein Sitz vorhanden ist und auf der rechten Seite jeweils zwei. Ich erinnerte mich allerdings an meinen Flug nach Zürich in einer ähnlichen Maschine und fand es damals ganz witzig. Solange das Wetter mitspielt, ist es ja ganz angenehm.

Bild Noch schnell Butterbreze und Croissant verspeist, ging es durch die Sicherheits- und Passkontrolle und schließlich gegen 10.15 Uhr auch schon direkt zum Boarden. Vom Wartebereich aus war weit und breit keine bmi regional zu sehen. Hm, ja wo ist sie denn? - Mit dem Bus fuhren wir quer übers Rollfeld und noch weiter, als wir schließlich ganz hinten unsere Maschine erblickten. Unser kleiner Privatjet! :-)

In diesem Moment war ich richtig froh, für die Reise meinen "kleineren" Koffer gewählt zu haben. Ursprünglich wollte ich meinen "Kreuzfahrt-Reisekoffer" mitnehmen, der ganz große, wo zig Schuhe und Kleider Platz haben. Doch da wir ohnehin nur 20 kg Freigepäck hatten, wäre der zur Hälfte leer gewesen. Ich bin mir fast sicher, dass DER hier keinen Platz gefunden hätte. Das Handgepäck (Trolleys) musste man ebenfalls vor dem Einsteigen abgeben, denn dafür waren die Ablageflächen über den Sitzen zu klein.

Wir nahmen in Reihe 5 Platz, das Flugzeug war gerade mal drei Viertel voll, und gegen 10.40 Uhr hoben wir auch schon ab. Cool, das fühlt sich ja an wie auf der Rennstrecke. Die Maschine zog schon ganz anders als die großen Kollegen. Eine Stewardess managte den Laden allein, brachte uns Getränke und Essen und war dabei die Freundlichkeit in Person. Mensch, die hat einen tollen Job. Ganz für sich allein und völlig entspannt. So macht der Beruf als Flugbegleiterin sicher Spaß.

Bild Der knapp zweistündige Flug war erstaunlicherweise mehr als angenehm. Leise, ruhig, keine Turbulenzen. Wir waren positiv überrascht, auch Toni, der beim Anblick der Maschine schon sehr skeptisch war. Auch die Ausstattung war vollkommen in Ordnung, der Sitzabstand sogar besser als in so mancher Air-Berlin- oder Lufthansa-Maschine und man bekam reichlich Getränke.

Den Flughafen Bristol kann man als überschaubar bezeichnen; mit dem Bus ging es in knapp einer Minute ins Terminal und die 'Einreise' (Ausweiskontrolle) dauerte gerade mal zwei Minuten! Rekordzeit! :-)

Unsere Koffer in Empfang genommen, marschierten wir zur Mietwagenstation Hertz. Auf dem Weg dorthin fand ich doch nicht tatsächlich drei Mal Geld! 2 x Britische Pfund und 1 x Euro. England - wo das Geld auf der Straße liegt. Na, wenn das so weiter geht, wird das ein günstiger Urlaub ...

Die Dame bei Hertz hat von der Freundlichkeit der letzten uns begegneten Service-Mitarbeiter wohl nichts mehr abbekommen - sie war gelangweilt, genervt und wollte alles - bloß nicht heute hier sitzen und arbeiten. Natürlich wurde auch wieder versucht, uns alle möglichen Versicherungen aufzuschwatzen. Beim dritten "Nein" gab sie schließlich auf. Wir sind aber auch echt ekelhaft!

Als fahrbaren Untersatz für die nächsten fünf Tage erhielten wir einen dunkelroten Toyota Auris mit knapp 22.000 Kilometer. Ein schönes Auto, wenn auch nicht mit viel PS gesegnet. Natürlich wollte ich prompt wieder auf der falschen Seite einsteigen. Halt, da war doch was? Das würde jetzt erst einmal wieder eine Umstellung werden. Natürlich war Toni der Fahrer, denn mit mir wären wir vermutlich auch nach drei Stunden noch nicht aus dem Flughafengelände heraus gekommen.

Bild Die Adresse unseres Hotels im Navi eingegeben, starteten wir dann auch schon los. Noch war es bewölkt, aber immerhin gab es keinen Regen - und das war ja schon was. England ist ja immer als Schlechtwetter-Land verschrien. Demzufolge war ich schon happy, wenn es einfach nur trocken blieb. Toni hatte sich ziemlich schnell an den Linksverkehr gewöhnt. Es dauerte gerade mal ein paar Minuten, dann fuhr er so, als würde er sein Leben lang nichts anderes machen.

Ich saß mit strahlenden Augen auf dem Beifahrersitz und freute mich riesig, in England und vor allem in der Gegend von Rosamunde Pilcher zu sein. Wie oft hatte ich schon davon gesprochen, nun konnte ich mir endlich einmal selbst ein Bild davon machen.

Zunächst noch auf der Autobahn bzw. Schnellstraße von Bristol nach Exeter gefahren, leitete uns das Navi schließlich auf die Landstraße, denn unser Hotel befand sich ca. acht Kilometer südwestlich der Stadt. Die Wege wurden immer kleiner und kleiner und letztendlich fanden wir uns auf einer einspurigen Straße mitten im Nichts wieder. Und das soll jetzt der richtige Weg sein? Wir hatten da so unsere Zweifel, zumal die Straße links und rechts von hohen Stein- und Blumenmauern eingesäumt war. Was tun, wenn nun ein Auto entgegen kommt? Egal, darüber wollten wir uns Gedanken machen, wenn es soweit war. Im Grunde war hier eh weit und breit niemand zu sehen. Schließlich und endlich, nach vielen Kurven und steilen Auf- und Abfahrten erreichten wir dann doch tatsächlich unsere Unterkunft für diese Nacht: Das Best Western Lord Haldon Hotel, schick untergebracht in einem alten Herrenhaus. Ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Bild Wir checkten ein und stellen fest: Hier ticken die Uhren langsamer. Alles zu seiner Zeit. Eile gab es hier nicht. Aber warum auch. Wir waren schließlich im Urlaub und Ruhe und Gelassenheit war ja genau das, was wir die nächsten zwei Wochen genießen wollten.

Das Zimmer befand sich im zweiten Stock, mit direktem Blick auf den kleinen Garten. Sehr schön. Es war nicht groß, aber ausreichend und das laute Knarzen des mit Teppich überzogenen Holzbodens vermittelte gleich so etwas heimeliges, gemütliches.

Wir sahen uns ein wenig im Hotel um und ich war von der plüschigen Einrichtung ganz begeistert. In der Hotelbar bekamen wir einen Kaffee und blätterten dabei durch den Ringbuchordner über die Geschichte des Hauses und sahen uns die zahlreichen Fotobücher der hier veranstalteten Hochzeiten an. Tatsächlich eine schöne Location. Very british.

Noch schnell frisch gemacht, stiegen wir dann aber auch schon wieder ins Auto, denn das heutige Hauptziel war Exeter, die Hauptstadt Devons. Wir mussten über die gleiche Straße zurück, die wir gekommen waren, eine andere gab es schließlich nicht. Und prompt kam uns ein Auto entgegen. Ohje, und jetzt? Aber irgendwie kamen wir dann doch aneinander vorbei, man braucht eben einfach nur Zeit und Geduld … und natürlich etwas Geschick.

In Exeter angekommen, stellten wir das Auto in der Parkgarage in der Lower Coombe Street ab, welche während unseres Aufenthalts entgegen der Aussagen des Reiseführers auch noch kostenfrei war.

Über die Coombe Street und Palace Gate erreichten wir nach wenigen Gehminuten bereits die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt, die Exeter Cathedral St. Peter. Sie wurden zwischen 1275 und 1369 erbaut und gehört zu den beeindruckendsten gotischen Bauwerken des Vereinten Königreichs.

Bild Wir begnügten uns mit der Außenansicht sowie einen kurzen Blick ins Innere, denn umgerechnet 15 € Eintritt pro Person für einen Rundgang in der Kirche empfand ich ehrlich gesagt als etwas teuer und war es mir nicht wert.

Stattdessen spazierten wir weiter zum Cathedral Yard und ich war ganz begeistert von den vielen unterschiedlichen Häuserfassaden. Die engen Gassen erinnern noch heute an mittelalterliche Zeiten.

Während des Rundgangs stachen uns die zahlreichen Bußgeld-Informationen ins Auge. Wofür es hier nicht alles eine Strafe gibt! Hunde auf dem Rasen: 1000 £ Strafe, Hundekot nicht entfernen: 1000 £ Strafe. Und wer Abfall einfach so auf den Boden wirft, ist mit 2.500 £ dabei. Trotzdem empfand ich die Stadt nicht wirklich sauberer als andere und ich frage mich, ob hier wirklich so hart durchgegriffen wird oder die Schilder nur zur Zierde angebracht sind.

Auf der einen Seite das mittelalterliche Flair - auf der anderen Seite reihen sich in der High Street Einkaufscenter und moderne Restaurants aneinander. Eine Stadt der Gegensätze, was uns ziemlich überraschte.

Bild Immer wieder streiften wir die Stadtmauer aus der Zeit der Römer von 50 n. Chr., die in weiten Teilen sogar noch gut erhalten ist. Dafür konnten wir vom Exeter Castle (Rougemont Castle) aus dem 11. Jahrhundert nur noch die Überreste besuchen.

Gegen Ende unseres Rundgangs durch die Innenstadt kamen wir noch an der Guildhall vorbei, dem Rathaus der Stadt. Es stammt aus dem 12. Jahrhundert und gehört durch seine rund 800jährige Nutzung zu den am längsten geöffneten Stadthallen Großbritanniens.

Zwar liegt Exeter nicht am Meer, dennoch verfügt die Stadt über einen recht ansehnlichen Hafen. Hier fließt der Fluss Exe, welchen sich die Römer einst als Transportweg zunutze machten und demzufolge ein kleines Hafengelände errichteten. Zu finden sind hier niedliche Bars und Restaurants, man kann gemütlich spazieren gehen. Heute war hier so gut wie gar nichts los, in den Sommermonaten stelle ich es mir abends sehr romantisch vor.

Bild In einem kleinen Tante-Emma-Laden deckten wir uns noch mit Keksen und Getränken ein, anschließend spazierten wir zurück zum Parkhaus. Exeter hat mir gut gefallen, ein sehr abwechslungsreiches Städtchen mit schönen Ecken. Und auch Toni, der England bis heute doch eher etwas skeptisch gegenüber stand, war begeistert.

Knapp zwanzig Minuten später erreichten wir wieder unser Hotel in der Prärie. Ich machte es mir auf dem Bett bequem, genoss den wunderschönen Blick auf die Gartenanlage, und hatte tatsächlich so ein kleines Rosamunde-Pilcher-Feeling. Einfach herrlich. Hier könnte ich es durchaus ein paar Tage aushalten.

Fürs Abendessen hatten wir einen Tisch im hauseigenen Restaurant bestellt. Die Karte las sich gut, warum also nicht? Zumal wir auch keine große Lust hatten, wieder nach Exeter zu fahren.

Viel war nicht los, genau genommen waren lediglich drei Tische besetzt. Wir bekamen einen schönen Platz mit Blick auf den kleinen Innenhof, im Hintergrund die von der Abendsonne beleuchteten Hügel. So richtig kitschig-romantisch. :-)

Bei sehr leckeren Vor- und Hauptspeisen (Blue Cheese Salat, Tomatensuppe, Nudeln mit Huhn/Lachs) verbrachten wir einen richtig schönen Abend, spazierten anschließend noch durch den Garten des Hotels und ließen den Tag bei einem Glas Wein in der Hotelbar ausklingen. Ganz gemütlich auf der Couch, so als würden wir im Wohnzimmer von alten Bekannten sitzen.

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Fotoalbum Exeter


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