7. Tag:
Gennadi – Lechania – Prasonísi – Kattavia – Kloster Skiadi


Ein kleines bisschen länger geschlafen als in den vergangenen Tagen, ging es nach dem Frühstück auch schon wieder on tour. Das letzte Mal für diese Reise, denn morgen musste ich schon wieder Abschied nehmen von der Insel.

Doch daran wollte ich jetzt noch gar nicht denken und so startete ich ins nicht weit entfernten Gennádi. Das weitläufige Bauerndorf hat sich trotz der kleinen Hotels, die im Laufe der letzten Jahre hier entstanden sind, seinen Charme erhalten. In den engen Gassen abseits der Hauptstraße findet man noch byzantinische Kirchen, Gebäude aus italienischer Besatzungszeit und auch viele renovierte Bauernhäuser. Besonders schön wieder der Glockenturm der Dorfkirche Agíos Ioánnis Theológos aus dem Jahre 1841.

Bild Auch der rund 6 Kilometer lange Sand- und Kiesstrand lädt zum Verweilen hier. Neben ansprechenden Tavernen und Bars findet man hier zahlreiche Liegemöglichkeiten. Heute Morgen war noch nicht viel los hier, tatsächlich wirkte der Strand wie ausgestorben. Nur draußen am Meer entdeckte ich ein kleines Fischerboot.

Weiter ging es nun nach Lechanía. Doch warum auch immer … mein Navi spielte heute absolut verrückt. Zum einen wollte es mich ständig in irgendwelche Straßen schicken, die ich noch nicht einmal mit dem Fahrrad befahren würde. Zum anderen merkte ich nach einiger Zeit, dass sie mich wieder genau dorthin geschickt hatte, wo ich schon vor einer halben Stunde war. Was war denn jetzt los?

Bild Zumindest war die Landschaft wieder herrlich anzusehen. Kleine Straßen durch die Wälder und nichts los. In einem Waldstück entdeckte ich plötzlich ein Schild zu einem Kloster und bog ab. Nicht weit gefahren, stand neben mir im Wald ein Reh. Weil hier ohnehin absolut kein Verkehr war, blieb ich stehen, um es zu beobachten. Natürlich blieb das Reh nicht lange allein. Nur wenige Meter vor mir huschten noch weitere Rehe über die Straße. Interessant dabei war, dass der Hirsch sich tatsächlich so lange mitten auf die Fahrbahn stellte, bis alle Rehe die Seite gewechselt hatten. Er folgte ihnen als Schlusslicht. Was für ein Gentleman. - Auch das war wieder so ein Erlebnis, das es nur gerade jetzt, in diesem Moment gab. Natürlich sind Rehe und Hirsche nichts besonderes, die gibt es bei uns auch. Trotzdem fand ich das Erlebte schön.

Am Kloster St. Thomas in der Espar. Od. Mesanagrou blickte ich mich ein wenig um. Viel gab es aber nicht zu sehen. Ein großer Hof mit zahlreichen Sitzmöglichkeiten, die Kirche war leider verschlossen. Also ging es wieder zurück, denn das hier war eine Sackgasse.

Erneut mein gewünschtes Ziel ins Navi eingegeben, brachte mich die dumme Kuh schon wieder in einen völlig falschen Ort. Plötzlich stand ich in Mesanágros. Weil ich langsam echt vom GPS genervt war, bog ich nun eben einfach mal in die Straße ab, die sie so unbedingt wollte. Tja, das war dann doch keine so gute Idee. Beim Einfahren sah es noch breit genug aus. Die herausragende Wand hatte ich aber nicht gesehen. Na herrlich. Jetzt hatte ich mich also auch noch in einer Gasse verkeilt. Gott, wie peinlich!

Sofort kam eine etwas ältere Dame zu mir und erklärte mir auf griechisch, dass ich da aber nicht durchfahren könne. Ja, so viel hatte ich dann doch noch verstanden. Ich entschuldigte mich für meine Dämlichkeit, sie lachte aber nur und meinte, ich müsse ja einfach nur wieder raus fahren. Durch meine Wut auf das GPS und vor lauter Peinlichkeit verkeilte ich mich schließlich nur noch mehr. Wenn da aber auch so ein blödes Quad mittendrin stehen muss.

Bild Die ältere Frau holte eine weitere Dame, vermutlich ihre Tochter mit Enkelin. Gemeinsam schoben wir das Quad auf die Seite, sie half mir noch um die Ecke und dann war ich auch schon wieder erlöst. Ohje, das war vielleicht was. Das ganze Theater dauerte keine zehn Minuten. Vorgekommen ist es mir wie eine halbe Stunde. Ich bedankte mich bei den beiden Damen für ihre Hilfe und das Verständnis für eine dumme Touristin und düste wieder ab. Naja, dann gab es jetzt im Örtchen Mesnágros mal wieder was zu tratschen. Viel scheint hier sonst nicht los zu sein. Das Dörfchen liegt hier wirklich mitten im Nirgendwo. Zu sehen sind hier aber wunderschöne alte Gotteshäuser, wie die auf alten Ruinen stehende Kímissi tis Theotóku.

Beim dritten und somit auch letzten Versuch mit dem Navi brachte es mich plötzlich ohne Zwischenfälle dann doch noch in den gewünschten Ort Lechanía. Warum nicht gleich so? Also manchmal frage ich mich ja schon, warum gewisse Dinge passieren. Sollte ich einfach nur in Kontakt mit Einheimischen kommen?

Weil ich mich hier nicht auch wieder verfranzen wollte, stellte ich das Auto am Rande des Ortskerns ab, was auch gut so war. Denn die Gassen hier waren nicht wesentlich größer.

Der Ort liegt am Fuße eines Hügels und gilt mit den zahlreichen historischen Häusern als eines der schönsten Dörfer der Insel. Gerade mal 150 Einwohner zählt es, mit Hilfe von Künstlern wurde das Dorf nach und nach liebevoll restauriert und trägt seither den Beinamen: Künstlerdorf.

Bild Die zahlreichen weiß getünchten Einraum-Häuser mit den in blau oder grün gestrichenen Türen begeisterten mich. Manches Mal stand sogar eine alte Säule davor. Neben dem dunkelblauen Himmel strahlten auch die farbenfrohen Bougainvillen entgegen.

Viele dieser Häuser werden auch als Gästehäuser vermietet. Zu gerne hätte ich mir mal eines von innen angesehen, aber leider war mal wieder keine Menschenseele zu sehen.

Die Platía ist ein gemütlicher Ort, mit einer kleinen Taverne und den vielen Schatten spendenden Platanen. Gleich daneben steht die schneeweiße Dorfkirche Áigos Geórgios von 1848 mit dem 2008 originalgetreu rekonstruierten Glockenturm. Der Innenhof weist wieder wunderschöne Mosaike aus weißen und schwarzen Kieselsteinen auf.

Bild Und auch hier traf ich natürlich wieder auf die ein oder andere Katze, die meine Leckerlis gerne annahmen. So langsam musste ich das Futter los werden. Viele Ziele standen heute nicht mehr auf dem Programm.

Rund zwanzig Minuten wieder mit dem Auto unterwegs gewesen, hatte ich nun die südlichste Spitze von Rhodos erreicht. Vom „letzten Dorf“ der Insel, Kattaviá, das mit den zahlreichen Tavernen ziemlich touristisch auf mich wirkte, führt eine rund 8 Kilometer lange Asphaltstraße zum landschaftlich reizvollen Strand Prasonísi.

Bei meiner Planung und anhand der Beschreibungen hatte ich ja eigentlich erwartet, einen menschenleeren Strand, naturbelassen und in absoluter Einsamkeit vorzufinden. Doch kurz vor Ankunft wurde mir klar: Is` nicht!

Einmal über den Hügel drüber, blickte ich auf einen riesigen Strand-Parkplatz mit einer Masse an Autos und sogar den ein oder anderen Bus. Na, das überraschte mich jetzt wirklich. Da hatte ich mal eine vollkommen falsche Vorstellung davon. So viele Menschen war ich doch gar nicht mehr gewohnt.

Bild Dennoch ließ ich mich davon nicht beirren, parkt das Auto am Light House Restaurant und spazierte los. Denn auch Tavernen, Bars und Geschäfte für Wassersport sind hier angesiedelt.

Der Strand von Prasonísi ist atemberaubend! Feinster Sand und eine unendliche Weite! Hier trifft das Mittelmeer auf die Ägäis, was hervorragende Windbedingungen für Surfer und Kiter schafft. Und die waren auch heute hier anzutreffen. Viele von ihnen waren mit ihrem Lehrer unterwegs, machten Trockenübungen und kämpften im Anschluss gegen Wind und Welle an. Die eingefleischten Surfer waren etwas weiter draußen zu sehen und gaben eine gute Figur ab.

Spaziert man den Strand entlang, erreicht man nach einiger Zeit die winzige unbewohnte Insel Praso mit einem alten Leuchtturm. Sie ist durch einen überspülten Sandstreifen mit der Südküste verbunden. Manche Besucher krempelten sich die Hosenbeine hoch und wateten hinüber. Ich verzichtete darauf. Tatsächlich stand das Wasser ziemlich hoch: Mit Rucksack und Kamera wollte ich nicht unbedingt Schwimmen gehen.

Trotz der vielen Menschen verteilte sich alles sehr gut und der Ort gefiel mir. Ein wahres Wassersport-Eldorado.

Einige Zeit hier verbracht, den gesamten Strand abspaziert und den Sportlern ein wenig zugesehen, ging es langsam wieder zurück zum Auto. Auf dem Rückweg legte ich am Hügel noch einmal einen kleinen Stopp ein. Von hier hat man noch einmal einen schönen Blick auf den gesamten Strand mit der Insel im Hintergrund.

Bild Vorbei an der Church of St. Stephanos wieder in Richtung Kattávia, bog ich anschließend ab auf die Epar. Od. Ialisou-Katavias und erreichte somit die unglaublich faszinierende Westküste. Das Tiefblau des Meeres strahlte mir entgegen, dazu die frisch geteerte Straße. Wunderschön.

An einer der Haltebuchten am Straßenrand das Auto abgestellt, spazierte ich über Gestrüpp zum Meer vor und war einfach nur beeindruckt. Das war jetzt genau das, was ich eigentlich vorhin am Strand Prasonísi erwartet hatte. Eine schroffe Felsküste, das Meer schlägt kräftige Wellen und rund herum .. nichts und niemand. Trotz des heftigen Windes hier ließ ich mich einige Zeit nieder und schaute einfach nur den Wellen zu. Etwas weiter hinten konnte ich die Insel Ktenies erkennen.

Im Sommer scheint es hier jedoch nicht ganz so einsam zu sein. An machen Stellen entdeckte ich regelrechte Schuh-Friedhöfe! Von der Sandale bis zum schweren Arbeitsschuh war alles mit dabei. Und sah man etwas zwischen die Sträucher, konnte man auch die ein oder andere Plastikflasche erkennen.

Bild Wieder ein Stück weitergefahren, erreichte ich nach einiger Zeit das auf einem Hochplateau gelegene Kloster Skiádi. Die Straße ist steil und vermutlich auch nicht ganz so stark befahren, da ich immer wieder vom Straßenrand herausragenden Sträuchern oder kleinen Büschen, die mitten aus der Fahrbahn wuchsen, ausweichen musste. Das hatte ich so auch noch nie gesehen. Es wirkte ganz so, als wäre hier mindestens zwei Jahre lang keiner mehr unterwegs gewesen.

Am Parkplatz des Klosters angekommen, wurde ich schon von zwei Katzen erwartet, die es sich auf den Steinbänken bequem gemacht hatten. Noch etwas Futter im Gepäck, verteilte ich es an die zwei Damen, als plötzlich von allen Seiten weitere Katzen hervor krochen und teilweise quer über den Platz schossen. Ach Gott! Damit hatte ich nicht gerechnet. Ausgerechnet jetzt war das Futter aus.

Die Tiere verfolgten mich auf Schritt und Tritt. Als weitere Touristen ankamen, staunten diese nicht schlecht. Ich, umringt von 15 Katzen, inmitten des Platzes. Das muss ein Bild abgegeben haben. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie akzeptiert haben, dass es von mir heute leider nichts mehr ab und so dampften sie nach und nach wieder ab.

Bild Moni Skiádi ist eines der bedeutendsten Pilgerziele auf Rhodos und wird noch heute von jungen Mönchen bewohnt. Es beherbergt eine bekannte Ikone der Panagía Skidianí, der Muttergottes, die als wundertätig gilt und in der Klosterkirche aufbewahrt wird. Die Kreuzkuppelkirche aus dem 13. Jahrhundert wurde in das Gotteshaus aus 1861 integriert und dient dort sozusagen als Altarraum. Hier findet man noch jahrhundertealte Fresken.

Die gesamte Anlage liegt wirklich einsam und idyllisch oberhalb der Westküste, die man von hier oben auch wunderbar überblicken kann.

Alles gesehen und von den vielen Katzen verabschiedet, machte ich mich nun quer durch die Insel wieder auf den Rückweg Richtung Hotel. Doch vorher legte ich nochmal einen kleinen Stopp im Ort Kiotari ein. Rund 6 Kilometer von meinem Hotel entfernt, war mir der Weg zum Laufen zu weit, zumal er über den Strand zu anstrengend und über die normale Straße zu langweilig gewesen wäre.

Ich spazierte hier noch ein wenig am Strand entlang, besuchte das Restaurant & Café Lighthouse und drehte im Anschluss noch eine kleine Runde durch die Souvenirgeschäfte. Ich war müde, die letzten Tage steckten mir jetzt doch ein wenig in den Knochen. Ich hatte so viel gesehen und war so viel unterwegs; der restliche Nachmittag diente jetzt nur noch zur Erholung. Hier was trinken, dort ein kleiner Snack … und ausruhen auf der Liege am Pool. Hach, das tat gut!

Mein letztes Abendessen im Hotel Lindos Imperial Resort & Spa genoss ich im á-la-carte-Restaurant „The Italian“. Auch heute bekam ich wieder einen tollen Tisch direkt am Pool, bestellte Antipasti, einen kleinen Fischteller und Pasta. Mit einem Italiener hatte das Restaurant zwar wenig gemein, aber geschmeckt hat es trotzdem.

Für vollkommen verrückt hatte mich dann aber vermutlich der Kellner erklärt. Während des Essens entdeckte ich eine Art Rosenkäfer mit Sturzflug in den Pool platschen. Das arme Tier kam gute zehn Minuten nicht mehr auf die Beine. Er schwamm auf dem Rücken und kämpfte um sein Leben. Weil ich mir das nicht mit ansehen konnte, der Käfer aber zu weit entfernt war, bat ich den Kellner, das arme Tier doch zu retten. Sein Blick sagte alles. Dennoch holte er Besenstiel und Glas. In der Zwischenzeit allerdings hatte das Wasser den Käfer zu mir getrieben und so konnte ich ihn herausfischen. Der Kellner blickte mich an, schüttelte leicht den Kopf und meinte nur: Das habe ich auch noch nicht erlebt. - Tja … das bin eben ich.

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Fotoalbum Rundfahrt an Tag 7


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