5. Tag:
Kritinía Castle – Láerma – Kloster Thári – Asklipió


Schon so viel die letzten Tage unterwegs gewesen, war ich dennoch nicht müde, auch heute wieder auf Rundfahrt zu gehen. Nach einem kurzen Frühstück packte ich meine Sachen zusammen und startete los.

Etwas über eine Stunde Fahrtzeit waren angesetzt für mein erstes Etappenziel. Heute sollte es erneut quer durch die Insel von der Ost- an die Westküste gehen. In Kiotari gestartet, ging es über Lardos, Aláerma, Atavios und Kritinía zum Kritinía Castle.

Doch schon während der Fahrt boten sich mir immer wieder so viele tolle Ausblicke, dass ich das ein oder andere Mal einfach stehen bleiben musste.

Bild Entlang der landschaftlich unglaublich reizvollen Bergstraße genießt man immer wieder weitreichende Ausblicke über die Insel. Die Straße ist gut ausgebaut, stellenweise aber auch sehr steil und kurvig. Fahrspaß garantiert.

Kilometerweit war nichts und niemand zu sehen. Plötzlich dann rechter Seite ein Kiosk namens Achilles mit Weinverkostung. Hier standen tatsächlich zwei andere Touristen, die schon jetzt am Vormittag das ein oder andere Gläschen tranken. Ich verzichtete darauf. Bei der Hitze Alkohol … und dann noch fahren … lieber nicht! Zu kaufen gibt es allerdings auch Gewürze und Olivenöl. Alles – oder zumindest das meiste – selbst hergestellt.

Kaufen wollte ich jetzt nichts, dennoch stellte ich das Auto ab und spazierte den kleinen Hügel nach oben, der mich wegen seines verlassenen schiefen Bäumchens begeisterte. Ein fantastischer Rundblick von hier oben. Der tiefblaue Himmel wirkte so unglaublich nah. Wunderschön.

Damit der Kioskbesitzer nicht ganz vereinsamt, hatte er sich einige Schafe mitgebracht, die sich hier herumtrieben. Da ich nichts zu Essen mit dabei hatte, wurde ich auch nicht näher beachtet, stattdessen noch schief von der Seite angemeckert. Na gut, dann fahre ich eben wieder. ;-)

Bild So langsam wurde es eng mit dem Tank. Heute Morgen noch an zahlreichen Möglichkeiten vorbei gefahren („da kommen sicher noch einige“), stellte ich schnell fest, dass Tankstellen im Landesinneren dann doch nicht „ganz so“ häufig vertreten sind. Wie auch, wenn ich fast nur auf Bergstraßen unterwegs war? Um nicht irgendwo liegen zu bleiben, suchte ich mir dann doch lieber gezielt die nächstgelegene Tankstelle. Der junge Bursche an der 1-Zapf-Säule im Ort Atavyros fragte mich drei Mal, ob ich auch wirklich volltanken möchte? Na gut, bei den Preisen von rund 1,93 bis 1,97 € pro Liter war das eine durchaus berechtigte Frage. Oder musste er danach schließen, weil leer? Wer weiß …

Weiter entlang der Epar. Od. Ialisou-Katavias erreichte ich nach knapp zwanzig Minuten den Aussichtspunkt Panórama kurz vor Katarti. Was für ein Wahnsinns-Panorama! Über die grünen Hügel hinweg kann man die Inseln Makri, Strongili, Atrákouse sowie die etwas größere Alimia mit Tragoussa erkennen. Traumhaft!

Besonders weit kam ich nicht, schon gab es den nächsten Aussichtspunkt, dieses Mal auf den Ort Kritinía. Diesen wollte ich jetzt nicht besuchen, dafür aber das Kastell Kritinía.

Zum ersten Mal seit Tagen war ich nicht alleine hier. Auf dem oberen Parkplatz war schon gar keine Parklücke mehr zu finden (allerdings fasst dieser auch maximal zehn Autos) und so stellte ich mich eben unterhalb des Kritinía Café & Shop ab.

Bild Schon von Weitem konnte ich das mächtige „Kástellos“, wie es eigentlich genannt wird, erkennen. Der Weg dorthin ist unbefestigt und auf den ersten Blick dachte ich tatsächlich, falsch abgebogen zu sein. Aber das war schon richtig so.

Die markante Johanniterfestung wurde im 15. Jahrhundert auf den Grundmauern einer noch viel älteren Burg erbaut und gehört zu den schönsten und besterhaltenen der Insel. Wie alle anderen Burgen auf Rhodos ebenfalls, diente auch sie ausschließlich als militärische Anlage zur Überwachung der Insel.

Während alle anderen Besucher über die in Fels geschlagene Treppe nach oben stiegen, nahm ich den etwas abgelegeneren und steileren Weg auf der rechten Seite und erreichte einige Zeit später das Eingangstor. Leider war in der Zwischenzeit ein ganzer Bus voll Touristen angekommen, die nun alle nach oben strömten. Blödes Timing. Doch ich ließ mir die Laune nicht verderben und genoss die Aussicht über die Westküste und hinaus aufs Meer.

Auch von hier aus konnte man natürlich die Inseln, die ich bereits zuvor vom Panórama gesehen hatte, erkennen. Darüber hinaus auch die deutlich größere Insel Chálki. Im Inselinneren war das schroffe Attáviros-Gebirge zu sehen.

Bild Mit den Steinbalkonen und den einzelnen Ruinen bot das Kastell wirklich viel Sehenswertes. Ich schlenderte die gesamte Anlage entlang, blickte in kleine Höhlen und durch offene Fenster und war wieder einmal schwer begeistert.

Dieses Mal den Weg zurück über die Felsen-Treppe genommen, erreichte ich kurze Zeit später mein Auto, das der nette Herr Busfahrer so wunderbar eingeparkt hatte. Ich hätte es mir denken können. Dann grinste er mich auch noch dämlich an, machte allerdings so gar keine Anstalten, auch nur ein paar Meter vorzusetzen. Aber nicht mit mir. Ich rückte den Abfalleimer ein wenig beiseite und fädelte mich langsam am Bus vorbei zurück. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Er blickte mich enttäuscht an. Scheinbar hatte er erwartet, ich würde a) warten oder b) ihn um Hilfe bitten. Ne, ganz sicher nicht.

Weiter ging es. Noch einmal einen Blick aufs Kastell geworfen, fuhr ich am Ort Kritinía vorbei und die Epar. Od. Kalavardas-Empona und Epar. Od. Ialisou-Katavias in Richtung Láerma. Nicht, ohne zwischendurch doch immer mal wieder stehen zu bleiben und die Landschaft zu betrachten, unter anderem auch ein längerer Stopp in Agios Isidoros. In dieser Gegend findet man sehr viele Olivenhaine, die ich ohnehin immer so hübsch finde.

Im Bergdorf Láerma das Auto abgestellt, spazierte ich erst einmal zur Kirche Ágios Geórgios, die auf den Mauern eines alten Gotteshauses aus 1882 erbaut wurde. 1990 wurde der Glockenturm erneuert. Hier an der Platía findet man auch die ein oder andere sehr einladende Taverne. Verhungern muss man auf der Insel wirklich nicht.

Bild Ich spazierte ein wenig durch den Ort, der aber außer der Kirche nicht besonders viel Sehenswertes bot. Auch die Gassen hier waren nicht so eindrucksvoll wie in den bisherigen Dörfern, die ich besucht hatte. Und so ging es nun weiter zu meinem nächsten Ziel: Dem Kloster Thári, nur vier Kilometer vom Ort entfernt.

Fast im Zentrum von Rhodos, eingebettet in wunderschöner Natur, befindet sich das dem Erzengel Michael geweihte Kloster in der Senke eines Pinienwaldes. Es zählt zu den schönsten und meistbesuchten Anlagen der Insel. Seit den 1990er Jahren wird es auch wieder von rund 30 Mönchen bewohnt.

Den Namen verdankt es einer romantischen Geschichte, die von einer byzantinischen Prinzessin erzählt. Im 6. oder 7. Jahrhundert kam diese todkranke Prinzessin nach Rhodos, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Doch es kam anders als gedacht und die Prinzessin wurde wieder vollständig gesund. Erzengel Michael begegnete ihr im Schlaf mit den Worten „Échis thári“ (Habet Mut!). Die Kaiserfamilie war über die Genesung der Prinzessin so glücklich, dass sie kurzerhand aus Dankbarkeit diese Kirche erbauen ließ.

Bild Der Eintritt ist frei, allerdings sollte man auf korrekte Bekleidung achten. Da ich aufgrund der Hitze täglich mit kurzen Hosen unterwegs war und ehrlich gesagt auch gar nicht daran gedacht hatte, mir für solche Besuche etwas Langes mitzunehmen, musste ich mir am Eingang einen Umhang oder eine Hose aussuchen. Natürlich hatte ich absolutes Verständnis dafür. In Zeiten von Corona war es jedoch trotzdem etwas befremdlich, denn die Kleidung wurde nach dem Tragen nicht entfernt, sondern wieder an den Haken für die nächsten Besucher gehängt.

Eine „hübsche“, drei Mal zu große Hose herausgesucht, spazierte ich also eher wie ein Harlekin durch die Anlage. Ach herrjeh. Aber egal. Mich kennt hier ja niemand. ;-)

Gleich nach dem Betreten des Klosterhofs blitzt einem das große Kieselsteinmosaik entgegen. Ich spazierte durch den Innenhof und besuchte anschließend das Innere der Klosterkirche.

Die Grundmauern der im 9. Jahrhundert erbauten Kirche sind bis heute erhalten geblieben. Die weiteren Bauteile aus hellem Naturstein sind eine Mischung mehrerer Jahrhunderte. Der Blick ins Innere war unglaublich beeindruckend!

Bild Der Altarraum stammt aus dem 12. Jahrhundert, die Kirchenkuppel und die Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert. Das Tonnengewölbe wurde vom 16. bis 17. Jahrhundert erbaut. Das viele Gold, die vielen Malereien und noch dazu die Kuppel gaben ein auf den ersten Blick eher unwirkliches Bild ab. Das war hier schon ein kleines Juwel.

Ein Mönch erzählte mir und noch drei weiteren Paaren, die hier unterwegs waren, ein wenig über das Kloster und verteilte im Anschluss sogar noch selbstgemachtes Brot und Kekse. Was für eine nette Geste.

Ein mit Weinreben überrankter Weg führt zwischen einem Olivenhain durch den Klostergarten zu einer Quelle. Das Wasser aus dem Brunnen soll heilende Kräfte haben.

Ich ließ mich auf einer Mauer nieder, legte ein kleine Pause ein und betrachtete einfach nur die Gegend um mich herum. Das Kloster, die Pinienwälder, dazu der Olivenhain. Einfach schön.

Alles gesehen, gab ich meine ach so tolle Hose wieder zurück und machte mich auf den Weg zum gerade mal zwanzig Minuten entfernten Asklipió. Ein Hirsch kreuzte meinen Weg, zum Glück aber noch weit genug von mir entfernt.

Bild Asklipió ist ein kleines 480-Seelen-Dorf mit uralter Kirche, liegt in der Hügellandschaft nahe Kiotári und ist gerade mal 4 Kilometer vom Meer getrennt. Vorbei an Tavernen und schlafenden Katzen spazierte ich den Weg zur rund 300 Meter vom Dorfkern entfernten Johanniterfestung entlang, auf dem ich – wie sollte es anders sein – mal wieder vollkommen allein unterwegs war. So langsam hatte ich ja den Eindruck, dass kaum mehr Touristen auf der Insel waren. Das konnte natürlich nicht sein; doch die meisten verschanzten sich vermutlich in ihren Hotels und am Strand.

Die Festung – zwischen 1476 und 1503 erbaut – diente den Bewohnern zum Schutz. Von hier konnten sie einen beträchtlichen Abschnitt der Küste überwachen. Zwei der ursprünglich vier Wachtürme sind heute noch erhalten.

Eine Burg wie aus dem Bilderbuch! Ich stieg die Steinstufen nach oben und stand kurze Zeit später im sog. Innenhof der Anlage. Natürlich war außer Geröll und den Außenmauern nicht mehr viel erhalten. Dennoch hat mir der Anblick gefallen. Eine schöne Anlage, und mit dem Blick über die Dächer des Dorfes hinaus aufs Meer und auf der anderen Seite ins Inselinnere durchaus ein lohnenswerter Besuch.

Ich kraxelte auf einen kleinen Mauervorsprung und lief hier ein Stück entlang. Der Wind war allerdings so scharf, dass ich dann doch lieber wieder ins Windgeschützte flüchtete. Eine Burganlage mal wieder ganz für mich allein. Herrlich.

Bild Fotos gemacht und die Aussicht genossen, spazierte ich nun langsam wieder nach unten. Ein weiteres Highlight der Stadt ist die 1000 Jahre alte Kirche Maria Entschlafung. Und damit meine ich wirklich Highlight!

Den Eintritt von 3,- € bezahlt (Stand: Oktober 2021), spaziert man erst einmal durch ein kleines Sakralmuseum, in dem alte Schriften, Ikonen, aber auch Gewänder des 16. bis 19. Jahrhunderts ausgestellt sind. Etwas dahinter befindet sich das volkskundliche Museum mit alten landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen sowie einer alten Olivenpresse.

Der Mund blieb mir dann aber beim Betreten der Kirche offen stehen. Hat mir schon das Kloster Thári so gut gefallen, war dieses Kirchlein hier noch einmal um ein Vielfaches beeindruckender. Selten so etwas Wunderschönes gesehen.

Zunächst nur mit einem kreuzförmigen Grundriss entstanden, wurde die Kirche im 17. Jahrhundert um zwei Seitenschiffe mit Kreuzrippengewölbe erweitert und vollständig mit Fresken geschmückt. Die Wandmalereien, die Anfang des 20. Jahrhunderts zum Teil restauriert wurden, gehören zu den schönsten der Insel. Was ich nur bestätigen kann! Ich stand lange davor und betrachtete die zahlreichen Darstellungen aus dem Leben Christi. Ein wahres Kunstwerk!

Doch auch von außen ist die Kirche schön anzusehen. Eine klare Empfehlung für alle Rhodos-Besucher!

Der Weg zu meinem Hotel war nicht mehr weit, nur ein paar wenige Kilometer. Meinen Tagesplan hatte ich ebenfalls erreicht und so ließ ich den restlichen Tag noch gemütlich ausklingen. Heute war ich mal etwas früher „zu Hause“ als sonst. An der Activity-Bar holte ich mir kleine Snacks und Getränke und beobachtete das Treiben am Pool. Eine Katze leistete mir Gesellschaft; natürlich immer in der Hoffnung, dass mir jetzt doch bitte mal etwas von meiner Pita auf den Boden fallen würde. Stattdessen gab es Katzen-Leckerlis, die ich noch in der Hosentasche hatte.

Bild Ein kleiner Spaziergang durch die Hotelanlage, schon wieder eine Katze. Ein hübsches Tier, ich streichelte sie und setzte mich eine Weile zu ihr. Böser Fehler – denn ich bekam sie nicht mehr los. Sie verfolgte mich auf Schritt und Tritt und das sogar bis zum Zimmer! Letzten Endes lief ich doch tatsächlich vor ihr davon. So weit ist es schon gekommen …!

Die Zeit des Büffet-Essens war vorbei. Für die nächsten drei Abende hatte ich jeweils einen Tisch in einem der á-la-carte-Restaurants reserviert. Was im Übrigen gar nicht so einfach war. Über eine hoteleigene App konnte man sich seine Kurse, Restaurants und alles andere zusammenstellen. Doch die Lokale waren z. T. schon ausgebucht, bevor ich überhaupt angereist war. Nicht so optimal. Doch zum Schluss hin hatte es ja dann doch noch geklappt.

Und so ging es heute ins Meze Meze-Restaurant. Griechisch. Der Kellner gab mir die Karte in die Hand und erklärte mir gleich einmal, dass er die Vorspeisen alle bringen würde, beim Hauptgericht könne ich dann aus Zweien auswählen. Und er machte keine Scherze! Tatsächlich stand wenige Minuten später mein Tisch voll mit Schälchen und Tellern. Das muss jetzt ja wirklich ziemlich verfressen wirken. Zum Glück hatte ich mich gegen die Grillplatte entschieden; das hätte ich alleine niemals geschafft. Selbst zu Zweit hatten die Leute hier damit zu kämpfen. Ich wählte noch ein Fischgericht und war nach der Nachspeise dann aber wirklich pappsatt. Lecker war es!

Auf Bar und Cocktail hatte ich heute keine Lust mehr und machte es mir stattdessen wieder auf dem Zimmer bequem.

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Fotoalbum Rundfahrt an Tag 5


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