2. Tag:
Besichtigung von Rhodos-Stadt


Kaliméra Rhodos! Die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich durch den Vorhang. Es war schon jetzt unglaublich warm. Zeit um aufzustehen. Ein kleines Frühstück zu mir genommen, packte ich meinen Rucksack und machte mich um kurz nach 9 Uhr auf den Weg nach Rhodos-Stadt

Der Weg war mir bereits bekannt. Einmal auf die Ethniki Odos 95 abgebogen, folgte ich dieser kerzengerade rund eine Stunde. Schon vorab hatte ich mir zwei zentrale Parkplätze herausgesucht, die ich nun ansteuerte. Doch diesen Plan verfolgten wohl auch noch andere. Alles war bis auf den letzten Platz belegt. Das kann doch nicht wahr sein! Und ich dachte noch, früh genug unterwegs zu sein.

Eine geschlagene halbe Stunde kurvte ich auf der Suche nach einer klitzekleinen Parklücke herum. Doch es war nichts zu machen. Und jetzt? Das fing ja schon gut an. Etwas genervt folgte ich der Straße stadtauswärts, als ich schließlich hinter dem Hafen auf der Afstralias 86-94 einen großen und noch dazu freien Parkplatz entdeckte. Zwar wirkte er nicht besonders vertrauenswürdig auf mich, die Gegend erschien mir eher etwas schmuddelig. Doch das war mir jetzt egal. Hier konnte ich sogar kostenfrei parken und der Weg in die Stadt war auch nicht allzu weit. Das Auto würde später hoffentlich noch immer da stehen …

Bild Entlang der Afstralias spazierte ich sodann in Richtung Akandia Rhodos Habour, in dem die Mein Schiff 6 von TUI Cruises angelegt hatte. Griechenland war in Zeiten von Corona ein beliebtes Reiseziel für die Kreuzfahrtschiffe, war doch die Einreise um so vieles einfacher als andernorts.

Einen kleinen Blick auf die Stadtmauer geworfen und ein paar Schritte am Wallgraben entlang spaziert, drehte ich wieder um und lief die Rodou Lindou entlang, als ich einige Zeit später die schöne Promenade Akti Sachtouri direkt am Meer mit Blick auf den Hafen und die vielen beeindruckenden Yachten erreichte. Ein herrlicher Weg. Immer wieder blieb ich stehen und blickte hinaus aufs Meer. Rechter Hand eine kleine Werft mit alten, bereits z. T. verrotteten Booten. Im Hintergrund die strahlend blaue Mein Schiff. Was für ein Kontrast.

Am Kolona Harbor reihten sich kleine Fischer- und kitschige Souvenirboote aneinander. Letzteres hatte ich so auch noch nie gesehen. Ein schwimmender Marktstand. Nicht so wie in Asien. Irgendwie anders.

Am Tor des Heiligen Paulus erreichte ich eine kleine Festungsmauer, von der aus man einen fantastischen Ausblick hinaus aufs Meer und zum Mandráki-Hafen hat. Natürlich stieg ich die steilen Treppenstufen nach oben und lief ein Stück die Mauer entlang.

Bild Auf den Abstecher zum De Nailac Turm verzichtete ich und spazierte stattdessen die 400 Meter lange Mole Pl. Neoriou entlang. Links der Yachthafen und darüber hinaus der Blick in Richtung Altstadt. Rechts der weite Blick hinaus aufs Meer. Und nur ein paar Schritte weiter die drei mittelalterlichen Windmühlen von Rhodos. Wohl eines der bekanntesten Motive von Rhodos-Stadt. Dort wurde einst das Getreide gemahlen, welches die Handelsschiffe mitbrachten.

Während des Wegs erreichte ich einen Erker, vor dem einige Menschen zum Stehen gekommen waren. Schnell erkannte ich den Grund: Mehr als zehn Katzen lagen in ihren Bettchen oder auf Decken und hatten hier ihr ganz eigenes, kleines Reich. Ein Tierschützer kümmerte sich um sie, es standen Spendendosen bereit und Futter wurde verteilt. Ich kam mit einer Finnin ins Gespräch, die mir erklärte, alle drei Monate extra wegen der Katzen hierher zu reisen und den Tierschützer zu unterstützen. Sie nannte mir alle Namen der Katzen, wie alt sie wären und man merkte ihr richtig an, wie wichtig ihr die Vierbeiner waren. Für mich war es schön zu sehen, dass es doch immer wieder Leute gab, die sich dem Schicksal der Tiere hier annahmen.

Am Ende der Mole erreichte ich einige Zeit später die kleine Festung Agios Nikolaos aus dem 15. Jahrhundert und lief weiter bis zur schmalen Hafeneinfahrt des Mandráki-Hafens. Links und rechts stehen auf zwei Säulen ein Hirsch und eine Hirschkuh – die Wappentiere der Insel Rhodos. Der Legende nach haben sie die Insel von einer Schlangenplage befreit. Genau hier soll zudem 305/304 v. Chr. nach erfolgreicher Verteidigung der Insulaner gegen Eindringlinge der berühmte Koloss von Rhodos aufgestellt worden sein. Die als Weltwunder der Antike geltende, rund 33 Meter hohe Bronzestatue des Sonnengottes soll jedoch nur 50 Jahre lang aufrecht gestanden haben, bevor sie bei einem Erdbeben ins Meer stürzte.

By the way: Tatsächlich ist geplant, den Koloss von Rhodos als Museum im Hafen neu zu erbauen. Dann aber drei Mal größer mit rund 150 Metern Höhe. Kostenpunkt: 240 Mio Euro. Ob und wann es dazu kommen wird, steht jedoch noch in den Sternen.

Bild Den Blick hinaus aufs Meer und weiter in Richtung Innenstadt genossen, ging es nun langsam den Weg wieder zurück. Noch einmal vorbei an der Katzenfamilie und anschließend entlang der Pl. Eleftherias immer am Hafen entlang zur zweiten Säule der Hafeneinfahrt. Während des Wegs gab es viele Anbieter für Bootstouren, aber auch kleine Bars und den ein oder anderen Kiosk. Eine schöne kleine, langgezogene, Parkanlage. Von hier aus hatte ich auch nochmals einen schönen Blick auf die drei Windmühlen.

Unweit der Hafeneinfahrt steht die Kirche Evangelismós, mit dreischiffiger Basilika und einem Glockenturm in venezianischem Stil. Hier hielt ich mich eine Weile auf, setzte mich an den Fuß der Hirsch-Säule und genoss die leichte Brise, die vom Meer her wehte.

Weiter ging es nun entlang der Pl. Antinavarchou Perikli Ioannidi, einer kleinen Parkanlage, als ich schließlich am Gouverneurspalast umdrehte und wieder in Richtung Altstadt lief, entlang der Pl. Eleftherias und durch den Neuen Markt hindurch.

Dieser Komplex wurde von Italienern erbaut, die 1912 bis 1943 die Insel regierten. Der orientalisch wirkende Bau verfügt über einen langen Arkadengang mit zahlreichen Restaurants und Cafés. Im Innenhof steht ein größerer Pavillon, rund herum findet man Souvenirläden und weitere Lokale. Leider ist der einstige Markt-Charakter im Laufe der letzten Jahre verloren gegangen. Typische Marktstände sucht man hier vergeblich. Vereinzelt entdeckt man noch Feinkostläden und hochwertige Juweliere. Der Großteil ist jedoch ziemlich touristisch und die aufdringlichen Restaurantbetreiber machen es nicht besser.

Bild Ich spazierte durch die zahlreichen Gassen hindurch, streifte einige Gebäude im orientalischen Stil, in denen hochwertige Restaurants untergebracht sind. Einmal über die Papagou hinweg, erreichte ich schließlich eine kleine, aber herrlich angelegte Parkanlage mit Blick auf die Festungsmauern der Johanniterritter. Im Park herrschte absolute Stille, ich war komplett allein unterwegs und staunte über das üppige Grün, die mächtigen Palmen und den Massen an Bougainvilleas, deren kräftiges Violett mich immer wieder aufs Neue fasziniert. Eine kleine Oase, in der ich mich hier gerade befand.

Aber auch der Blick auf die Festungsmauer begeisterte mich. Ein wirklich imposantes Bauwerk, das man so gar nicht auf einer griechischen Insel vermuten mag. Bereits im 7. Jahrhundert erbauten die Byzantiner aus Angst vor Angriffen der Araber ein erstes, sicheres Festungswerk. Doch ihre heutige Form mit dem markanten, gewaltigen Bollwerk erhielt sie erst in den Anfängen des 14. Jahrhunderts. Weitere zwei Jahrzehnte wurde es immer weiter verstärkt. Heute gilt sie als eine der eindrucksvollsten Festungen im Mittelmeerraum.

Über die Ethnarchou Makariou streifte ich den Park Platanakia und lief entlang einer kleinen Gasse, in der sich ein Souvenirstand an den nächsten reihte. Kurze Zeit später erreichte ich auch schon das Tor d`Amboise, das eindrucksvollste Tor der Mauer. Das 1512 fertiggestellte Tor begeistert mit den markanten Türmen und der verwinkelten Brücke Platanakia, die von der Neustadt in die Altstadt führt. Von der Brücke hat man einen gigantischen Ausblick über den riesigen Wallgraben mit den zahlreichen (noch originalen) Kanonenkugeln und einem schönen Rundweg. Heute waren nur wenige Leute hier unterwegs. Kein Wunder. Die Sonne brannte unerbittlich herunter. Im Wallgraben gab es keinen Zentimeter Schatten, so dass auch ich letztlich auf einen Rundgang hier verzichtete. Mir war heute ehrlich gesagt schon heiß genug.

Bild Einmal durch das Tor hindurch stand ich auf einer schönen Allee mit (endlich) Schatten spendenden Bäumen. Künstler hatten sich hier aufgebaut und priesen ihre Zeichnungen und Bilder an. Im Blick die Rückseite des Großmeisterpalastes. Gegenüber des Tors des Heiligen Antonius stieg ich ein paar Stufen nach unten, durchquerte einen stockdunklen Tunnel und stand kurze Zeit später mitten im Wallgraben. Auch von hier unten war der Anblick einfach nur fantastisch und unglaublich beeindruckend.

Wieder durch den Tunnel zurück, ging es nun über die Ippoton zum Großmeisterpalast. Wie ein Märchenschloss steht er hier inmitten der Altstadt mit den hoch aufragenden Rundtürmen.

Der einstige Wohn- und Amtssitz des obersten Ordensritters wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Im 15. Jahrhundert nach einem Erdbeben wieder aufgebaut, hatte ihn ein weiteres im Jahr 1851 erneut schwer beschädigt. Nur fünf Jahre später zerstörte eine Explosion den Palast fast gänzlich. Erst 1940 wurde der Großmeisterpalast schließlich auf den Mauern des Außenportals, der Außenmauer und die ihn flankierenden Türme von Italienern nach alten Plänen und Erzählungen neu aufgebaut.

Bild Durch das Tor hindurch und den Eintrittspreis von 8,- € (Stand: Oktober 2021) bezahlt, stand ich auch schon im Innenhof, um den sich verschiedene Gebäude gruppieren. Gleich aufgefallen sind mir die vielen antiken Statuen, die hier nebeneinander aufgereiht standen. Rhodos war damals für die Herstellung dieser Figuren weitreichend bekannt.

Im Obergeschoss können ein paar wenige Räume besichtigt werden, besonders beeindruckend sind dabei die Mosaike, die nahezu jeden Raum hier zieren. Auf halber Höhe der Treppe zum Obergeschoss kann man zudem einen Blick in die Palastkapelle werfen.

Im Erd- und Untergeschoss des Palastes gibt es mehrere Ausstellungen über die Geschichte von Rhodos, ab Gründung bis zur Römerzeit und die Eroberung durch die Osmanen. Auch hier war kaum etwas los. Gerade mal zehn Leute, die sich den Palast näher ansahen. Herrlich! So mochte ich das.

Eine Weile hier aufgehalten und mir alles angesehen, machte ich mich nun langsam wieder auf den Weg und weiter zur wohl meist fotografierten Straße der Stadt: Die Ritterstraße. Die Odós Ippotón führt vom Großmeisterpalast zum ehemaligen Hospital der Ritter (jetzt Archäologisches Museum). Die (original restaurierte) gepflasterte Hauptstraße des Wohnviertels der Ritter (Collachium genannt), zeugt vom Stil der Spätgotik. Links und rechts säumen klar gegliederte Häuserfassaden den Weg. Sie waren einst Paläste der einzelnen Zungen und zeigen noch heute detailgetreue Steinmetzarbeiten und herrliche Wappenschilder.

Bild Und tatsächlich: Diese Ritterstraße ist wirklich etwas ganz Besonderes. Hier fühlt man sich sofort ins Mittelalter zurückversetzt und erwartet jeden Moment Ritter und Pferdekutschen um die Ecke biegen. Unglaublich toll. Während des Weges zweigen immer wieder kleine Gassen ab. Hübsch dekoriert mit Blumentöpfen und unglaublich romantisch, weil einsam.

Ich setzte mich eine Weile auf den Gehweg entlang der Ritterstraße, blickte einfach nur die Straße entlang und lauschte den Musikern, die mit klassischen Instrumenten traditionelle Musik spielten. Umringt von zahlreichen Touristen, die – wie ich – begeistert waren.

Durch verschiedene Gassen hindurch, entdeckte ich schließlich ein unglaublich süßes Boutique Hotel namens Avalon. Diese 4-Sterne-Unterkunft ist ein wahres Juwel inmitten der Stadt. Untergebracht in einem historischen Gebäude findet man hier fast nur Suiten, die noch dazu mit Badewanne und Whirlpool ausgestattet sind. Luxus pur. Wer also mal mit dem Gedanken spielt, ggf. ausschließlich Rhodos-Stadt besuchen zu wollen: Das hier wäre die perfekte Schlafgelegenheit!

Bild Ein paar Schritte weiter stieß ich wieder auf eine kleine Katzenfamilie und die Kamera glühte. Katzen sind eben immer das perfekte Fotomotiv. Im Laufe der Reise sollte ich noch einige vor die Linse bekommen.

Mit den vielen Abstechern in die Seitengassen erreichte ich schließlich das Ende der Ritterstraße und stand vor dem Archäologischen Museum. Auf den Besuch verzichtete ich. Dafür war mein Interesse dann doch nicht groß genug.

Einmal abgebogen auf die Apellou erreichte ich nun das türkische Viertel von Rhodos-Stadt. Zahlreiche Restaurants, entlang der geschäftigen Odós Sokrátous ein Laden nach dem anderen. Schade, eigentlich hatte ich hier in der Altstadt mit kleinen Boutiquen und hochwertigen Geschäften gerechnet. Stattdessen konnte man hier billigen Kitsch und (z. T. echt schlechte!) nachgemachte Ware erstehen. An den Häusern entlang des Straßenzugs war mit den typischen Holzbalkonen das türkische Erbe unverkennbar zu sehen.

Am Ende der Straße erreichte ich die rosafarbene Süleyman-Pascha-Moschee, eine osmanische Moschee, die 1523 durch den gleichnamigen Sultan hier erbaut wurde. Der heutige Komplex stammt aus 1808, auch der Platz vor der Moschee wurde nach Sultan Süleyman I. benannt.

Bild Gleich gegenüber entdeckte ich den Rolói (Clock Tower). 1856 wurde dieser Uhrturm im Stil des Barock an der Stelle eines alten byzantinischen Wachtturms erbaut. Mit dem mittlerweile schon über 150 Jahre alten Uhrwerk diente er zur osmanischen Herrschaft dazu, die Menschen darüber zu informieren, wann sie die Stadt betreten und auch wieder verlassen durften.

Der Turm gefiel mir, außerdem konnte man auf die Aussichtsplattform hinauf und das ließ ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen. Den Eintrittspreis von 5,- € (Stand: Oktober 2021) bezahlt, ging es zunächst an historischen Fotos vorbei, die den Umbau des Turms dokumentieren, anschließend führt eine steile Holztreppe nach oben. Die hatte es auch wirklich in sich, vor allem bei den Temperaturen. Durch die Enge kann man nur hoffen, dass nicht zig Leute entgegen kommen, denn dann wird es kritisch. Zu meinem Glück war aber auch hier wieder kaum etwas los.

Kurz zuvor allerdings rutschte mir das Herz ganz, ganz tief in die Hose. Nur schnell was getrunken und den Rucksack auf der Zwischenplattform neben mir abgestellt, fand ich plötzlich mein Handy nicht mehr. Ich durchwühlte den gesamten Rucksack, wurde immer hektischer, blickte rund herum, nichts. Das kann doch nicht wahr sein? Ich wie vom Hafer gestochen wieder die Treppenstufen nach unten geeilt (und dabei fast gestürzt), in der Hoffnung, das Handy beim Bezahlen liegen gelassen zu haben. Aber auch hier war nichts zu sehen und die Dame blickte mich auch nur mit ganz großen Augen an. Mir wurde siedend heiß, ich sah schon tausend Probleme über mich hereinbrechen. Und das am zweiten Urlaubstag …

Bild Noch einmal voller Panik alles aus dem Rucksack geholt, konnte ich es dann schließlich doch endlich ertasten. Puh. Da hatte ich aber noch mal richtig Glück gehabt. Ich zitterte am ganzen Körper. Diese Aufregung hätte es jetzt wirklich nicht gebraucht.

Auf der Aussichtsplattform angekommen und wieder beruhigt, genoss ich fantastische Ausblicke über die Stadt. Zum einen auf die Süleyman-Pascha-Moschee, aber auch auf den nicht weit entfernten Großmeisterpalast und die Festungsmauer. Und auch für Ship-Spotter ist dieser Platz geeignet, denn von hier aus hat man einen tollen Blick zum Hafen und auf die dort liegenden Kreuzfahrtschiffe. Dieser Platz ist die höchste Erhebung von Rhodos-Stadt und somit auch eine klare Empfehlung für alle, die gerne auf Aussichtspunkte stürmen. Platzangst darf man allerdings nicht haben, denn der Raum ist ziemlich klein.

Wieder nach unten spaziert, legte ich im hübschen Innenhof des Rolói Café & Bar eine kleine Pause ein. Im Eintrittspreis enthalten war ein Getränk seiner Wahl und so holte ich mir jetzt ein eiskaltes Cola. Mmmmmh, sehr erfrischend. Die kleine Bar gefiel mir, rund herum alles schön dekoriert mit gemütlichen Sitzgelegenheiten.

Bild Entlang der Straße Orpheus, weiter über die Timokreontos, durchstreifte ich erneut enge und romanische Gassen und stand wenig später inmitten eines unglaublich schönen Innenhofs. Davon gab es hier wirklich genug. Eigentlich kenne ich das ja eher von spanischen Dörfern. Diese hier stehen ihnen aber in nichts nach. Immer weiter gelaufen, kannte ich mich ehrlich gesagt so gar nicht mehr aus. Ich traf niemanden mehr an, die Gassen wurden immer kleiner. Dabei begeisterten mich die vielen bunten Türen und Fensterrahmen. Alles wirkte so aufgeräumt, so sauber, wie gerade frisch gestrichen. Auch hier stieß ich immer wieder auf Gästehäuser bzw. Bed & Breakfast-Unterkünfte. Eine schöner als die andere. Wer nicht unbedingt ein großes Hotel benötigt, ist hier wirklich gut mit alternativen Unterkünften bedient.

An der Ecke Agiou Fanouriou/Omirou befindet sich die Kirche von St. Fanourious, gleich dahinter buhlen mehrere Restaurants unter Schatten spendenden Bäumen um Kunden. Auch gerade eben lieferten sich zwei Restaurantbesitzer ein kleines Wortgefecht, jeder pries seinen Laden an und wollte die dazwischen stehenden Gäste zu sich locken. Mit den Worten „best german beer“ hatte einer von ihnen dann aber leider endgültig verloren. Schön zu sitzen war es hier aber allemal. Mitten im Hof, aber trotzdem gemütlich.

Für alle Katzenfreunde bietet sich der kleine Laden „Sidoroff Atelier Rhodes“ an der Ecke Agiou Fanouriou/Zinonos an. Hier kann man zahlreiche Artikel rund um das Thema Katze erstehen. Ob Schmuck, getöpferte Figuren, Steinfiguren, Kleidung und vieles mehr. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Alles in liebevoller Heimarbeit erstellt. Im Laden selbst tummeln sich zudem zahlreiche „lebendige“ Katzen. Ob sie alle der Inhaberin gehören oder es sich um Straßenkatzen handelt, die hier Unterschlupf finden, ist mir nicht bekannt. Gut geht es ihnen hier aber auf jeden Fall; die Ladenbesitzerin hat sich hier ihren Lebenstraum erfüllt.

Wer es etwas kunstvoller mag, kann in der Pension Klimt absteigen. Schon die Gasse hier sah sehr künstlerisch aus. Wie gemalt. Einfach unglaublich schön. Ich konnte mich von dem Anblick gar nicht loseisen. Es gibt wirklich so viele wunderschöne Ecken hier in der Stadt. Einfach treiben lassen, mal hier und mal dort hinein schlendern – dann sieht man die schönsten Dinge.

Bild Den ruhigen und nahezu menschenleeren Bereich verlassen, erreichte ich nun den Hippokratesplatz mit dem Eulenbrunnen, auf dem wieder reges Treiben herrschte. Ich schlenderte einmal um den Platz herum, sah in den ein oder anderen Laden und entdeckte schließlich einen – im wahrsten Sinne des Wortes – zuckersüßen Laden namens „Hans & Gretel“. Märchenfiguren und Zuckerstangen locken hier nicht nur die Kleinsten an. Auch ich stand kurze Zeit später mit offenem Mund zwischen bunten Lollys, noch bunteren Donuts & Muffins und vor einer großen Eistheke. Der Laden ist so was von süß gestaltet, ein wahrer Märchentraum. Alles bunt, wie im Disneyland. Ich hatte mich gewehrt … wirklich … ich war auch schon fast wieder draußen … aber dann beschloss ich doch, den heute Mittag auf der Festungsmauer gefunden 5-Euro-Schein sinnvoll wieder in Umlauf zu bringen und kaufte mir eine Riesen-Eistüte mit drei Kugeln, Waffeln und zig süßen Verzierungen. Daff fmeckt aber gfut … Ein bisschen schlecht war mir danach ja schon. Aber egal. Das musste jetzt einfach mal sein.

Weiter ging es über die Aristotelous zum Platz Evreon Martiron, einer kleinen Parkanlage mit weiteren Restaurants. Hier entdeckte ich plötzlich eine Vielzahl von Papageien, zum einen in Volieren, zum anderen aber auch einfach nur auf der Stange. Scheinbar für Fotos mit den Touristen.

Bild Nur ein paar Schritte weiter steht die Kirche der Heiligen Jungfrau von Burgh, besser gesagt die noch zu sehende Ruine davon. Sie wurde einst im 14. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet und verfügte über eine dreischiffige Basilika. Viel ist heute nicht mehr davon erhalten, allerdings dient sie aufgrund der guten Akustik für musikalische Veranstaltungen.

Von hier spazierte ich die Solomou Alchadef entlang, durch den Park Dionisio. Während meines Rundgangs heute durch Rhodos-Stadt hatte ich an allen Ecken unzählige Katzen getroffen. Die meisten von ihnen schienen mehr oder weniger gut genährt. In jedem Falle aber nicht unzufrieden. Hier im Park Dionisio sah das plötzlich ganz anders aus. In einer etwas herunter gekommenen Ecke, mit Maschendrahtzaun und hohen Mauern, saßen mindestens zehn Katzen eng beieinander. Viele von ihnen zutraulich, andere wiederum vollkommen verschreckt. Der Anblick schmerzte und mir schossen die Tränen ins Gesicht. Wie sie hier so saßen, vollkommen sich selbst überlassen, in einer lauten Stadt mit vermutlich nicht immer wohlgesonnenen Menschen, zerriss mir das Herz. Am liebsten hätte ich jede von ihnen eingepackt.

Inzwischen war es schon später Nachmittag und ich vollkommen aufgebrannt von der Sonne. Ich hatte zwar sicher nicht alles, aber bestimmt einen Großteil der Stadt gesehen und war unglaublich dankbar für diesen so wundervollen Tag. Rhodos-City ist eine Stadt der Gegensätze. Auf der einen Seite die prunkvollen Festungsmauern und Paläste sowie die typisch griechischen Windmühlen. Auf der anderen Seite das unverkennbar türkische Flair. Eine beeindruckende Kombination. Tatsächlich musste ich das alles erst noch verarbeiten. Ich hatte heute so viel gesehen, so viel erlebt und zahlreiche Fotos geschossen. Für den ersten Tag hier auf der Insel war das schon eine ganze Menge.

Bild Und wer weiß – sollte ich irgendwann noch einmal wieder kommen, dann werde ich mir auf jeden Fall noch den Monte Smith mit den Überresten der Akropolis von Rhodos sowie den Rodíni-Park ansehen. Beides empfand ich heute als nicht ganz so spannend, ist aber sicherlich auch sehenswert. Und wenn ich es mir so recht überlege … vielleicht sollte ich doch nochmal ein verlängertes Wochenende in Rhodos-Stadt einplanen …

Jetzt aber erst einmal zurück. Durch das Akandia-Tor hindurch, lief ich nun wieder die Promenade am Meer entlang, verließ den Hafenbereich und erreichte nach rund zehn Minuten den Parkplatz. Mein Auto stand noch hier, Gott sei Dank. In der Zwischenzeit hatte sich auch dieser Platz gut gefüllt.

Eine gute Stunde wieder zurück zum Hotel gefahren, machte ich es mir im Anschluss auf meiner Terrasse und am Pool bequem. Das war schon ein kleiner Luxus, den ich hier hatte. Bei dem Ausblick machte mir auch das Arbeiten nichts aus; leider geht es eben doch nie so ganz ohne Büro.

Bild Später noch eine kleine Runde durchs Hotel gedreht, ging es pünktlich zum Sonnenuntergang zum Strand. Hier war kaum mehr was los; die meisten hatten sich bereits auf ihre Zimmer oder zum Abendessen zurückgezogen. Mit dem pastellfarbenen Himmel herrschte eine herrliche Abendstimmung, die ich bei einem leckeren Erdbeer Daiquiri in vollen Zügen genoss.

Nach dem Abendessen ging es zur Show ins Amphitheater. Ich war gespannt, was man hier auf die Beine stellen würde. Statt der erwarteten und ausgeschriebenen Broadway-Show gab es schließlich Salsa & Flamenco. Dank des südamerikanischen Sängers und Tänzers auch wirklich ansprechend. Eine Stunde beste Unterhaltung, mit ganz viel guter Laune.

Den restlichen Abend ließ ich bei netten Gesprächen mit anderen Reisenden in der Main Bar ausklingen und fiel gegen 1 Uhr nachts schließlich todmüde ins Bett.

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Fotoalbum Rhodos-Stadt


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