2. Tag: Letzter Rundgang durch Colmar, Weiterfahrt nach Basel & Zoo Basel & Spielzeugmuseum


Bonjour, Colmar!

Ausgezeichnet geschlafen, machte ich mich gegen 8.30 Uhr fertig für den Tag und startete nochmals in Richtung Little Venice. Auf das Frühstück im Hotel hatte ich aus Kostengründen verzichtet. 19 € ist zwar für ein 4-Sterne-Hotel nicht soo besonders teuer. Dafür, dass ich aber höchstens zwei Kaffee und ein Croissant nehme, lohnte es sich für mich nicht. Ich wollte mir daher lieber etwas am Weg holen.

Doch das war in der Tat gar nicht so einfach. Es war Sonntag-Morgen und die Stadt wie ausgestorben. Die Pâtisserien waren geschlossen. Egal, irgendwo werde ich schon etwas finden.

Bild Und so spazierte ich also in aller Ruhe erneut das Gerberviertel und Fischerviertel entlang, vorbei an der Markthalle, und erreichte eine schöne kleine Promenade an der Rue Schwendi. Über die Rue du Chasseur stand ich wenig später wieder an der Kirche St. Mattheus und durchstreifte zahlreiche Gassen, bis ich wieder in der Einkaufsstraße angekommen war. Hier entdeckte ich einen Supermarkt und holte mir Kaffee und ein Croissant für eine kleine Pause auf der Bank.

Auch heute entdeckte ich wieder so viele Kleinigkeiten und Gebäude, die gestern unter der Vielzahl der Leute etwas untergegangen waren. Jetzt, um halb 10 Uhr morgens, war es teilweise noch menschenleer, so dass ich noch einige schöne Fotos schießen konnte.

Ebenfalls gestern irgendwie verpasst hatte ich das Kopfhaus in der Rue des Têtes. Ein schöner Bau aus dem Jahre 1609. Seinen Namen verdankt er den 106 Köpfen und grotesken Masken, die die Fassade schmücken. Wieder mal ein Haus, das lohnt, es sich etwas genauer anzusehen.

Gleich gegenüber befindet sich das Hansi-Museum. Hier kann man in die elsässische Welt eintauchen, wie einst das Leben und Arbeiten hier war. Ich verzichtete auf einen Besuch, stattete jedoch dem im Erdgeschoss befindlichen Laden einen Besuch ab. Außer Kitsch und Souvenirs gab es allerdings nichts und so machte ich mich wieder auf den Rückweg.

Knapp zweieinhalb Stunden spazierte ich noch durch die Stadt, setzte mich hier und dort mal hin und genoss einfach nur den Blick und die Ruhe. Irgendwie wollte ich noch gar nicht weiter ziehen, aber andererseits hatte ich ja auch alles von Colmar gesehen. Es wurde also Zeit für neue Erlebnisse.

Zurück im Hotel packte ich meine Sachen zusammen, checkte aus und machte mich auf den Weg zum Bahnhof. Das Gleis war schnell gefunden und Punkt 12.23 Uhr ging es auch schon weiter nach Basel. Dieses Mal in der 2. Klasse und ohne Reservierung. Aber es war kaum etwas los und somit hatte ich freie Sitzplatzwahl.

Bild Die Fahrt verging schnell, denn schon um kurz nach 13 Uhr erreichte ich den Bahnhof SBB Basel, der am nächsten zu meinem gebuchten Hotel 'Motel One Basel' lag. Google Maps führte mich in rund zwanzig Minuten mit Straßenlärm und durch das Gewusel der Menschen direkt dorthin. Ich war in der Großstadt angekommen. Nach dem beschaulichen Colmar musste ich mich erst einmal daran gewöhnen.

Mein Zimmer war erfreulicherweise bereits bezugsfertig. Perfekt! So mag ich das, denn dann konnte ich mich in aller Ruhe frisch machen, umziehen und den weiteren Tag planen. In der Vergangenheit war ich schon in mehreren Hotels der Kette Motel One und bin immer wieder begeistert davon. Modern und großzügig gestaltet, immer freundlicher Service. Auch dieses Hotel hier verdiente wieder volle 4 Sterne.

Etwa eine halbe Stunde pausiert, ging es nun auf Erkundungstour durch Basel. Weil es aktuell stark bewölkt war und ich außerdem ziemlich müde (der lange Tag gestern steckte mir doch irgendwie noch in den Knochen), verlegte ich den großen Stadtrundgang auf morgen und entschied mich für den etwas ruhigeren Besuch des Zoos. Dieser lag nur rund 1 km, also gute 10 Minuten Fußweg entfernt.

Beim Check-In hatte ich die BaselCard erhalten, mit der ich den gesamten Aufenthalt über kostenlos mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt fahren, aber auch satte Rabatte auf verschiedene Eintritte erhalten konnte. Der Zoo zählte dazu und so bezahlte ich statt 22 € Eintritt nur die Hälfte.

Irgendwie war ich es von meiner Rundfahrt am Genfersee gewöhnt, auch alles in Euro bezahlen zu können. Das war dort nie ein Problem. Weil Basel zudem von Frankreich und Deutschland - also zwei Euro-Ländern - umrahmt wird, ging ich stark davon aus, dass das hier erst recht kein Thema sein dürfte. War es aber. Weil man keine Euro-Münzen annehmen durfte, zahlte ich nur 10 €; Scheine wurden angenommen.

Tatsächlich hatte ich während meines Aufenthalts in der Stadt immer wieder ein Thema damit. Im Hotel durfte man gar keine Euros annehmen, im Supermarkt bekam man das Wechselgeld in Schweizer Franken zurück (was ja ok ist). Also zog ich mir schlussendlich ein bisschen Bargeld am Automaten und griff ansonsten auf Kartenzahlung zurück.

Bild Der Zoo Basel ist der älteste Tierpark der Schweiz. Im Juli 1874 eröffnet, bietet er mit rund 7000 Tieren in 628 Arten den mit Abstand größten Tierbestand. Sehr interessant ist dabei die Geschichte und Entwicklung des Zoos, die man hier auf der offiziellen Seite nachlesen kann: https://www.zoobasel.ch/de/aktuelles/blog/3/zoo-geschichte/

Einen kleinen Überblick anhand des Parkplans verschafft, spazierte ich nun rund eineinhalb Stunden ganz gemütlich über die Anlage. Besonders viel war nicht los, trotz des Sonntags, so dass der Aufenthalt auch sehr angenehm war. Hier findet man sich wirklich in einer grünen Oase inmitten der Stadt wieder.

Man sieht dem Zoo allerdings auch sein Alter an. Obwohl in der Zwischenzeit vieles renoviert wurde und aktuell auch das Vogelhaus mit begehbarer Voliere saniert wird, empfand ich viele der Gehege als deutlich zu klein und in manchen Bereichen auch als deutlich zu nüchtern.

Der Bereich der Pinguine im Vivarium z. B. war ein Trauerspiel. Ein Glaskasten mit kahlen Wänden, wenig Wasser, dreckigen Steinen. Mir taten die Tiere leid. Dieser Bereich müsste um so vieles größer gestaltet werden.

Generell befanden sich komischerweise viele Tiere in den Häusern und weniger im Freien. Gut, es war natürlich ziemlich warm, aber immerhin brannte heute keine Sonne herunter. Trotzdem lagen viele in den nüchternen Häusern/Schaukästen.

Dafür hatten es die südafrikanischen Pinguine etwas schöner und plantschten ausgelassen im Teich im Freien, daneben eine große Anlage für die Nilpferde und Affen.

Bild Alles in allem ein etwas widersprüchlicher Zoo. Viele Bereiche sind großzügig gestaltet, u. a. auch die Wege für die Besucher. Auch gibt es ein riesiges Restaurant auf drei Ebenen, das u. a. auch für Events angemietet werden kann. Andere Bereiche dagegen sind dringend sanierungsbedürftig.

Aber auch ein paar Babys durfte ich bewundern. So wurde Anfang Juli ein Okapi geboren und wenige Monate zuvor ein Nashorn. Wie es so klein und tapsig hinter der Mama herlief und schließlich eine Runde Baden ging - herzig. Das hat mich natürlich wieder begeistert.

Interessant finde ich ja auch immer den Besuch der Gorillas. Wie sie da so sitzen und uns genauso anstarren wie wir sie. Was die sich wohl denken? - Ich glaube, ich möchte es lieber nicht wissen.

Alles gesehen, verließ ich den Tierpark langsam wieder und spazierte zurück in die Stadt. Durch Zufall entdeckte ich eine kleine Gasse, die mit tollen Murals verziert waren. Hier reihten sich Albert Einstein, Nikola Tesla und Marie Curie sowie viele weitere Persönlichkeiten aneinander. Wunderschön dargestellt, eine wahre Kunst.

Einen Kleinigkeit bei McDonalds am Barfüsserplatz gegessen, beobachtete ich schon eine ganze Weile die herumtanzende Vogelfigur vor dem Spielzeugmuseum gegenüber. Bei Maskottchen werde ich ja ganz schnell wieder zum Kind und so steuerte ich direkt darauf zu - und lernte somit Globi, die erfolgreichste Schweizer Kinderbuchfigur, kennen. Mit dem Papagei-Menschen reisen die Kinder um die ganze Welt; in Bilderbüchern, Comics oder auch Hörspielen. Tatsächlich hatte ich bis heute nie davon gehört. Schade eigentlich.

Bild Wenn ich schon einmal hier bin, könnte ich doch auch eigentlich auch mal das Spielzeugwelten Museum besuchen. Auch hier kostete mich der Eintritt nur die Hälfte und so fuhr ich mit dem Aufzug in den 4. Stock, wo der Rundgang begann.

Das Museum mit einer Ausstellungsfläche von über 1.000 m² auf vier Stockwerken ist einzigartig in Europa. Es beherbergt die weltweit größte Sammlung alter Teddybären (ca. 2.500 Stück) sowie historische Puppen, Puppenhäuser, zeitgenössische Miniaturen und filigrane Kaufmannsläden.

Schon der erste Raum brachte mich zum Staunen. Hir stand wirklich ein Bär neben dem anderen. Neben der bekannten Marke Steiff findet man hier auch zahlreiche Bären aus den USA, aus Großbritannien, aber auch aus der Schweiz. Der älteste stammt aus 1904. Immer wieder werden kleine Szenen dargestellt, wie z. B. ein Picknick, eine Schule oder ein Formel 1 Rennen. Auch 'Prototypen' aus vergangenen Jahren und das letztendliche Ergebnis werden gezeigt.

Die Puppenhäuser sind mit so viel Liebe gestaltet, zeigen Hausrat und Selbstverständnis früherer Generationen. Eine besondere Attraktion aber ist auch die Sammlung verschiedener Karussells und Fahrgeschäften, die sich mit Knopfdruck in Bewegen setzen lassen und man sich plötzlich inmitten einer Kirmes befindet.

Für mich persönlich waren das absolute Highlight dieser Austellung jedoch die Kaufmannsläden und Miniaturwelten. Mit einer unglaublichen Detailgenauigkeit erzählen die Miniaturen ihre eigenen Geschichten und bilden die Vorlagen im Maßstab 1:12 nach. Wie z. B. der Bäcker, der auf dem Rad eine Torte transportiert, im Gepäck außerdem Baguette und Leckereien. Alles so mini und trotzdem täuschend echt gestaltet. Die Kaufsmannshäuser geben Einblick in das Leben des 19. und 20. Jahrhunderts und dienten einst weniger als Spielzeug, sondern viel mehr als Schaustück. Und so entdeckte ich eine Vielzahl an Läden, wie z. B. eine Bäckerei oder Pâtisserie, eine Apotheke oder ein Fotoladen, ein Kaffeehaus oder ein Markt. Ganz ehrlich: Man könnte hier STUNDEN verbringen, um sich alles ganz genau und in Ruhe anzusehen. Diese Ausstellungsstücke sind ein wahrer Schatz, etwas ganz Besonderes. Und wer auch nur ein klitzekleines bisschen was mit solchen Dingen anfangen kann, sollte einen Besuch hier auf jeden Fall einplanen - es lohnt sich! Der ideale Ort, um einmal so richtig abzuschalten, die Liebe zum Detail zu betrachten und zu realisieren, welch wundervollen Dinge damals entstanden sind. Die heutige Spielzeugwelt könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.

Bild Über eine Stunde brachte ich hier zu und legte im Anschluss schließlich eine weitere Stunde Pause im Hotel ein, das direkt um die Ecke lag.

Gegen 18 Uhr zog es mich dann aber erneut nach draußen. Ich wollte heute unbedingt noch an den Rhein, der sich durch Basel zieht. Von Barfüsserplatz ging es die Freie Straße und den St.-Alban-Graben entlang, vorbei am Kunstmuseum Basel direkt zur Wettsteinbrücke. Whow - die war ja mal breit! Von hier aus hatte ich einen schönen Blick auf den Fluss und die Skyline von Basel.

Auf der anderen Seite der Brücke erreichte ich den Wettsteinplatz sowie Theodorskirchplatz mit der gleichnamigen Kirche und besuchte die Anlage der Kartause, als es kurz darauf über die Wettsteinbrücke wieder zurück in Richtung Innenstadt ging.

Am St.-Alban-Rheinweg bummelte ich ein wenig entlang, setzte mich auf einen Felsen mit Blick auf den Rhein und blieb eine ganze Weile hier sitzen, einfach nur, um die Ruhe zu genießen.

Zurück ging es durch die Rittergasse und am Münster vorbei. Eine Stunde später saß ich in der Lobby des Hotels und genoss einen leckeren Roséwein. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen, allein im Zimmer sitzen wollte ich auch nicht und so stimmte ich mich auf einen gemütlichen Abend ein.

Kurz vor 21 Uhr hatte sich der Regen verzogen, rund herum begannen die Gebäude zu leuchten und so drehte ich eine kleine Runde durch das abendliche Basel. Zur Blauen Stunde und auch später in der Nacht wirkte die Stadt gleich ganz anders.

Bild In der Gerbergasse besuchte ich das wohl bekannteste Graffiti der Stadt: Die Wall of Fame mit den Portraits der größten Rock-Musiker aller Zeiten. Wirklich beeindruckend und definitiv einen Abstecher wert.

Rund eine Stunde spazierte ich kreuz und quer durch die Altstadt/Innenstadt von Basel, entdeckte wundervolle Gassen, hübsche Gebäude sowie zahlreiche Restaurants und Bars. Der erste Eindruck gefiel mir, ich freute mich auf morgen, wenn ich Basel anhand eines Rundwegs genauer kennenlernen würde.

Jetzt aber war es Zeit fürs Hotel. Auch heute war ich wieder viele Stunden auf den Beinen. Aufgrund des eher komischen Wetters - ein Mix aus Wolken, Sonne und Regen - hatte ich mit heftigen Kopfschmerzen zu kämpfen; die sollten morgen wieder verschwunden sein.

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