2. Tag: Schifffahrt zu den Schären Helsinkis - Senatsplatz, Esplanade & Design-Distrikt


Den heutigen Tag begannen wir äußerst gemütlich und machten uns erst gegen 10 Uhr auf den Weg zum Frühstücken. Theres' Fuß dankte es uns - und wir hatten ja auch noch genügend Zeit zur Verfügung.

Als wir den Frühstücksraum des Hotels betraten, traf mich zuerst einmal der Schlag. Wir fanden keinen einzigen sauberen Platz, alles klebte, überall standen die benutzten Teller herum. Whow! Damit hatte ich in diesem Hotel nun wirklich nicht gerechnet.

Wir schoben die unappetitlichen Teller auf die Seite, wischten uns ein kleines Eckchen sauber und suchten uns das Frühstück zusammen. Das Büffet an sich war nicht sonderlich groß, auch fand ich nichts wirklich appetitliches. Auch hier klebte alles, die Kaffeetassen waren dreckig und das Rührei sah aus wie Wackelpudding. Hui, was für ein Start in den Morgen. Wir machten trotzdem das Beste daraus, zum Glück hatte ich nicht sonderlich viel Hunger.

Etwa eine halbe Stunde später packten wir unsere Rucksäcke und los ging's mit Runde Zwei durch Helsinki. Auch heute strahlte wieder die Sonne vom Himmel. Juhuu!

Bild Über die bereits bekannte Unioninkatu spazierten wir direkt zum Dom, waren aufs Neue total begeistert davon, und liefen weiter über den Senatsplatz in Richtung Meer. Der Senatsplatz gilt als "eigentliches" Zentrum der Stadt und ist wunderschön anzusehen. Nicht nur, dass hier einfach alles stimmt und alle Gebäude gut zusammen passen, hier hat man einfach unheimlich viel Platz, nichts engt ein, hier fühlt man sich einfach wohl. Selten einen so großen Platz in einer Großstadt gesehen. In der Mitte thront die Statue Alexanders II. Die Frauen rund um den Zaren sollen Gesetz, Frieden, Licht und Arbeit symbolisieren.

Der Senatsplatz wird auch gerne für größere Musikveranstaltungen genutzt und in der Vorweihnachtszeit findet hier natürlich ein großer Weihnachtsmarkt mit dem größten Weihnachtsbaum des Landes statt. Bestimmt auch ein schöner Anblick.

Bild Schließlich am Marktplatz angekommen, steuerten wir direkt auf die Bootsanlegestelle zu, denn für heute planten wir eine kleine Schifffahrt hinaus zu den Schären Helsinkis. Allein im Stadtgebiet zählt man 315 Inseln - die kleineren nicht mitgerechnet!

Grundsätzlich kann man mit jeder Art von Boot/Schiff solch eine Tour unternehmen. Ob Dampfer, Segelschiff oder Ausflugsboot. Wir entschieden uns für ein Ausflugsboot der Royal Line. Denn davon hatten wir bereits einen Flyer mitgenommen und die aufgezeichnete Route gefiel uns.

Den Preis von 20,- € pro Person bezahlt (ohne Essen, mit Büffet plus 14,- €, Stand: August 2011) suchten wir uns einen Platz auf dem Oberdeck und ergatterten die ersten beiden Sitze relativ weit vorne. Somit hatten wir keinen vor uns und konnten hervorragende Bilder machen.

Punkt 13 Uhr legten wir ab und prompt wich die brütend heiße Sonne dem zunächst angenehmen, dann sehr stark werdenden Wind. Hui … kostenloses Lifting inklusive! Doch wir ließen uns davon nicht beirren und blieben tapfer sitzen. So ist das nun mal auf dem Schiff.

Am Marktplatz mit der Rundfahrt begonnen, ging es am Südhafen vorbei zur Insel Klippan, wo wir eine wunderschöne Holzvilla aus dem 19. Jahrhundert entdecken konnten. Entlang der Halbinsel Katajanokka, vorbei an der Waschstraße für Schiffe, der Insel Uunisaari Island, ein über 100 Jahre altes beliebtes Resort und vorbei an den neuen Häusern der Halbinsel, den sog. Eiras, ging es in Richtung der Insel Sirpalesaari, eine der alten Industrieinseln Helsinkis.

Während der Fahrt konnten wir fantastische Aussichten über die Schären, aber auch zurück in Richtung des Doms genießen. Wir waren total begeistert. Hier boten sich uns so viele Fotomotive, dass wir uns irgendwann wirklich selber bremsen mussten, wollten wir das Hafengebiet von Helsinki nicht 1:1 zu Hause nachbauen.

Weiter ging es an den Inseln Pihlajassari (Strand-Bad) und Harakka Island (russische Insel) vorbei zur bekannten Insel Soumelinna. Dieses Mini-Archipel wurde sowohl von den Finnen als auch von Schweden und Russen als militärisches Bollwerk genutzt und noch heute findet man hier eine langgezogene Festungsmauer vor, außerdem Kanonen, Kasernen und Kasematten.

Bild Doch die Insel ist nicht nur ein Ausflugsziel für Touristen, rund 850 Finnen leben hier und sind mit Supermärkten und sogar einer Grundschule bestens ausgestattet. Autos gibt es hier allerdings nicht. Die Bewohner sind häufig zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, manches Mal auch mit Elektroautos. Zu finden ist hier eine Vielzahl an Museen, einfache Spaziergänge und Wanderungen über die Insel sollen jedoch auch sehr lohnenswert sein. Ursprünglich war auch ein Besuch der Insel geplant. Doch das wollten wir Theres' Fuß heute dann doch nicht zumuten. Hier müssen einige Kilometer zurück gelegt werden, um wirklich etwas zu sehen. Da hätte sie sicher keinen Spaß dran gehabt.

Egal - denn vom Schiff aus konnten wir auch schon einiges sehen, außerdem schien dort ganz schön viel los zu sein. Ich glaube, soo viel haben wir da nicht verpasst.

Wir umrundeten fast einmal komplett die Insel mit dem Schiff, fuhren noch zum Kings Gate vor und dann ging es auch schon wieder weiter in Richtung der Inseln Santahamina (Militärgebiet), Vasikkasaari Island (hier konnten wir traditionelle finnische Villen sehen), Saunasaari (hier befinden sich die typischen finnischen Saunen), Laajasalo (Silberminen) und schließlich zur Insel Korkesaari, wo sich der hiesige Zoo befindet.

Nun ging es langsam wieder zurück in Richtung des Hafens Vedjaken, den wir am Vortag bereits besucht haben, weiter zu den Eisbrechern und schließlich zurück zum Marktplatz.

Die 1 ½ Stunden Rundfahrt vergingen wahnsinnig schnell, doch wir waren richtig froh, uns dafür entschieden zu haben. Wir haben so viel gesehen, was man von Land aus gar nicht sehen kann, so viel erlebt und hatten eine Menge Spaß dabei. Eine sehr empfehlenswerte Tour, die man als Helsinki-Besucher auf jeden Fall mit einplanen sollte.

Wieder festen Boden unter den Füßen und ziemlich aufgeheizt, schlenderten wir schließlich an den Markständen vorbei zur mehrfarbigen und schön dekorierten Ziegelsteinhalle, die Alte Markthalle (Vanha kauppahalli). 1888 erbaut, ist sie eine der ältesten und schönsten Markthallen der Stadt. Rund 30 Delikatessenläden und kleine Cafés reihen sich hier aneinander und bieten sowohl Rentierschinken und Bärenfleisch als auch viel Fisch und sogar Süßigkeiten an.

Bild Das Flair hier war richtig schön und wir schlenderten gemütlich durch die Halle, machten Fotos und kauften uns anschließend eine Kleinigkeit zu essen. Zwei kleine Fischbrötchen (á 3,00 €) und jeweils ein kleines Gebäck bzw. Kuchen (á 2,10 €) - damit waren wir fürs erste wieder satt und wenn man schon einmal hier ist, sollte man auch etwas typisch finnisches probieren.

Ein paar Postkarten gekauft, marschierten wir in Richtung der Esplanadi, als ich schließlich eine süße kleine, uralte, Trambahn entdeckte. 5,- € pro Fahrt? Das war ja ein richtiges Schnäppchen! Nicht lange überlegt, holten wir uns das Ticket und sicherten uns auch hier wieder den vordersten Platz.

Die Fahrt war lustig. Sehr ruckelig, ähnlich wie in einem Freizeitpark, aber höchst amüsant. Die kleine Tour ging von der Esplanade am Dom vorbei in Richtung Kaisaniemi, zum Hauptbahnhof und anschließend wieder zurück. In der Nähe der Mannerheimintie war schließlich Endstation. Insgesamt dauerte die Fahrt nur rund eine halbe Stunde, war aber wirklich witzig und hat sich echt gelohnt.

Während des Weges konnten wir uns davon überzeugen, dass die Finnen alles andere als langweilig sind. Als wir an einer roten Ampel standen, riefen zwei Finnen aus ihrem Transporter heraus. Wir schauten in ihre Richtung und prompt bekamen wir eine kleine Wasserladung ab. Hatte der Fahrer doch nicht tatsächlich eine riesige Wasserspritzpistole in der Hand … sooo kindisch. ;-)

Auf der Mannerheimintie stehend, mussten wir uns nun erst einmal wieder ein wenig orientieren. Diese knapp 500 m lange Straße ist nahezu der einzigste unruhige Ort der Stadt. Hier findet man Verkehrslärm, Fußgängergedränge und zahlreiche Kaufhäuser. Nirgendwo sonst in Helsinki herrscht so viel Unruhe wie hier. Doch auf gerade mal 500 m darf das durchaus erlaubt sein. Irgendwo "muss" es ja schließlich mal Großstadtflair zu spüren geben. ;-)

Hier steht auch das Kaufhaus Stockmann. Es ist nicht nur das bekannteste, sondern auch das größte Kaufhaus Skandinaviens. Nicht weit davon entfernt sieht man das Denkmal "Die drei Schmiede", welches von der herrlichen Fassade des dahinter stehenden alten Studentenhauses eingerahmt ist.

Wir schlenderten eine Weile entlang dieser Straße, kamen in Richtung des Hauptbahnhofes und spazierten anschließend wieder zurück zur Pohjoisesplanadi. Dort sollte es einen Weihnachtsladen geben und den wollten wir nun besuchen. Wir mussten nicht lange suchen, schon standen wir davor. Es ist nicht unbedingt ein richtiger Weihnachtsladen, in erster Linie ist es ein Geschäft für finnisches Kunsthandwerk und Souvenirs. Nur im Keller gibt es eine eigene Weihnachtsabteilung.

Hier hielten wir uns eine Weile auf, staunten über die horrenden Preise der Winterkleidung (Strickjacke für ab 300,- €, Handschuhe für gut 80,- €!), probierten die lustigen Wintermützen (Rumpelstilzchen lässt grüßen) und amüsierten uns über die etwas z. T. eigenartigen Weihnachtsartikel. Ein interessanter Laden. Doch sehr schön zum Ansehen.

Ein paar Einkäufe getätigt, spazierten wir wieder zur Esplanade vor und entdeckten eine riesige Menschenmasse. Was war denn hier geboten? Gestern noch die Bastler und heute? Heute fand ein Marathonlauf statt und die Finnen feuerten ihre Lieben dabei kräftig an.

Inzwischen war es schon wieder früher Abend geworden und unsere Füße platt. Wir spazierten in Richtung des Doms, machten ein kleines Fotoshooting und verweilten schließlich einige Zeit auf den Stufen vor dem Dom in der warmen Abendsonne. Ach, war das schön! Wir wollten hier gar nicht mehr weg, lasen im Reiseführer, schauten uns unsere Fotos an … hier könnten wir ewig sitzen bleiben!

Bild Doch irgendwann mussten wir eben doch wieder weiter, schließlich wollten wir heute Abend noch besonders Essen gehen und eine kleine Pause zuvor war dringend nötig.

Im Hotel angekommen, beschäftigte ich gleich mal die junge Dame an der Rezeption, indem ich sie bat, für uns einen Tisch in dem bereits zu Hause ausgewählten Restaurant für uns zu bestellen. Sie kam meiner Bitte gerne nach und erfreulicherweise war auch noch was frei. Ach, was freute ich mich darauf!

Frisch gemacht und heraus geputzt, machten wir uns um kurz nach 19 Uhr auf den Weg zum gegenüberliegenden Bus- und Tram-Bahnhof. Schon vorhin hatten wir nach der richtigen Tramnummer gesucht und nach kurzem Warten war sie auch schon da. 2,- € (Stand: August 2011) kostet eine einstündige Fahrt mit der Tram pro Person, ganz egal, wohin man fährt. Als wir schon einige Zeit saßen, fiel uns plötzlich auf, dass wir ja gar nicht wussten, an welcher Haltestelle wir eigentlich raus müssen. Na super …! Da war doch was …?! ;-) Wir blätterten wie wild im Stadtplan, ein Tramplan war aber nicht zu finden, auch in der Tram selbst und in den Broschüren waren keine Haltestellen verzeichnet, nur Nummern. Tja, jetzt müsste man nur noch wissen, welche Haltestelle zu welcher Nummer gehört. Scheinbar sahen wir ziemlich verzweifelt aus, denn plötzlich hörten wir von gegenüber: "Brauchen Sie Hilfe?" Eine Finnin mit Deutschkenntnissen hatte uns wohl zugehört und war sehr hilfsbereit. Wie sich heraus stellte, musste sie an der gleichen Haltestelle raus wie wir. Das Restaurant kannte sie zwar nicht, aber das würden wir dann schon noch finden. - Kurze Zeit später standen wir direkt vor dem Restaurant Saaga. Geschafft!

Dieses Restaurant wurde mir von einer Internetbekannten empfohlen, die vor wenigen Wochen eine Finnlandrundreise unternommen hatte und u. a. hier eingekehrt war. Sie war total begeistert und auch ich fand es allein von den Fotos her schon äußerst interessant. Wenn man schon einmal in Finnland ist, sollte man auch landestypisch essen und hier standen lappländische Speisen auf der Karte.

Zu unserem Tisch gebracht, spürten wir auch hier wieder die Freund- und Herzlichkeit der Finnen. Ich kann es gar nicht oft genug erwähnen, vielleicht, weil ich von der Servicewüste Deutschland einfach schon zu sehr geschädigt bin. ;-) Zwei Damen waren für uns "zuständig", brachten uns die Karte, eine hatte sofort mitgehört und entdeckt, dass wir deutschsprachig sind und wollte sofort wissen, woher genau wir kämen.

Das Ambiente des Lokals ist sehr gemütlich. Es ist zwar nicht groß, dafür zweistöckig und an den Wänden hängen Fotos aus Finnland, Felle, ein halber Bär, alte finnische Gegenstände und sehr viel Deko aus finnischem Holz. Einfach toll!

Theres und ich entschieden uns beide für das Rentiergeschnetzelte, das wir schließlich in alten Töpfen und mit Holzlöffeln serviert bekamen. Dazu Beeren, Gurken und Kartoffelpüree. Nichts außergewöhnliches, eher "Bauernkost", dafür aber sehr gut. Dazu ein Glas Wein und wir verbrachten einen herrlichen Abend hier. Zum Abschluss gab es schließlich noch flambierte Pfannkuchen, dann waren wir aber auch pappsatt. Billig war der Abend hier nicht, doch gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Die Hauptgerichte fangen hier erst bei 20,- € an, die Nachspeisen bei 10,- €. Doch das war heute unser Abend und ich würde jederzeit wieder hier rein gehen.

Mit der Trambahn wieder zurück gefahren (die Haltestelle kannten wir wenigstens ;-)), und im Hotel angekommen, ließen wir den Abend noch gemütlich in unserem Zimmer ausklingen.

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