2. Tag: Ralswiek & Golfen am Golfclub Sassnitz & Sassnitz & Putbus & Karnitz & Lauterbach & Binz


Gegen 8.30 Uhr morgens klingelte uns der Wecker aus dem Bett. Wir hatten gut geschlafen, allerdings hörten wir ab 7 Uhr nur noch Kindergeschrei … wie gut, dass die Schaukel direkt vor dem Haus steht. ;-)

Wir genossen ein Frühstücksbüffet, das zwar nicht sonderlich groß war, aber völlig ausreichend und sehr lecker.

Für den heutigen Tag war zunächst Golfen geplant. Auf Rügen gibt es offiziell zwei Golfplätze, wir wollten beide kennen lernen, und entschieden uns heute für den im Reiseführer so toll erwähnten Golfclub Sassnitz.

Unsere Golfsachen im Auto verstaut, fuhren wir los in Richtung Norden der Insel. Weil Ralswiek - die Stadt, in der die für Rügen bekannten Störtebeker Festspiele stattfinden - gar nicht so weit entfernt war und wir heute sowieso Karten dafür organisieren wollten, beschlossen wir, dies direkt vor Ort zu tun. Über Bergen erreichten wir schließlich nach etwa 20 Minuten die Festspielstadt. Kurz telefonisch Rücksprache mit unseren Bekannten Gerda und Anton gemacht, holten wir uns Karten der ersten Rang-Kategorie für den übernächsten Tag. Juhuu, es gab sie sogar noch! Ein kleines bisschen Bammel hatte ich ja schon, dass schon alles ausverkauft wäre, doch wollten wir erst die Wettervorhersage abwarten. Ich freute mich riesig darauf. Unsere Bekannten hatten die Festspiele schon mal gesehen und waren total begeistert, auch die Bilder aus dem Internet versprachen einiges … da war ich ja schon gespannt.

Bild Weiter ging es schließlich nach Sassnitz, wo sich der Golfclub Sassnitz auch befinden sollte, in meiner Landkarte war er sogar verzeichnet. Doch wir fanden ihn einfach nicht! Wir fuhren zehnmal im Kreis herum … kein Schild, kein Hinweis, nichts! Also zur nächsten Touristeninformation gefahren und nachgefragt, wo der Herr zunächst jedoch nichts von einem Golfplatz wissen wollte, später schließlich mitteilte, dass es einen gäbe, der aber nur für Privatleute sei.

Mit dieser Information waren wir nicht ganz glücklich und riefen kurzerhand am Golfclub an, im Reiseführer stand ja die Telefonnummer verzeichnet (nicht jedoch die Adresse). Doch, natürlich können wir den Platz bespielen, meinte der Herr am anderen Ende und erklärte uns den richtigen Weg; ein Schild gäbe es tatsächlich nicht.

Wir fuhren über kleine, holprige Feldwege, über Stock und Stein, in total verwucherte Gegenden, als wir schließlich ankamen … rechts der Golfplatz (oder das, was davon übrig geblieben ist) und links ein London-Bus, der als Büro und Shop dient, daneben ein Dixi-Klo. Na das sieht ja heiß aus!

Die Besitzer kamen uns auch gleich entgegen, wir waren momentan die einzigen hier. Sie erklärten uns, dass der neue Platz gerade im Aufbau wäre und nicht bespielbar, der alte Platz nicht mehr so richtig gepflegt werden würde, aber durchaus bespielbar wäre. Nun gut, wir waren gespannt und wollten uns dieses Abenteuer nicht entgehen lassen. Dass es jedoch ein so großes Abenteuer werden würde, damit hatten wir nicht gerechnet …

Bild 20,- € pro Person ärmer, mussten wir erst einmal gut zehn Minuten über Stock und Stein wandern, bis wir überhaupt an den Golfplatz kamen und quasi mittendrin beginnen konnten. Das hier soll ein Golfplatz sein?? Alles war total verwuchert, die Abschlagsplätze kaum zu sehen vor lauter Gras, das Fairway meterhoch mit Unkraut und die Grüns ohne Fahne und sehr holprig, die Bahnen vielleicht 4 m breit?! Aha! Trotzdem fanden wir es anfangs noch lustig und spielten einfach drauf los. Doch der Spaß wurde von Bahn zu Bahn geringer, wir verloren unendlich viele Bälle. Wenn man nicht wirklich schnurgerade schlug (und das tun in der Regel nur die Profis!), landete man im hohen Gras und fand den Ball nie wieder. Nach der etwa vierten Bahn reichte es uns. Wir waren mächtig sauer über diesen verwahrlosten Platz und noch viel mehr, uns dafür so viel Geld abgeknöpft zu haben. Wir packten unsere Sachen und marschierten wieder gut eine Viertelstunde zurück.

Das einzig Positive an dem Platz war die Aussicht. Er liegt direkt an der Steilküste, immer wieder konnten wir auf die Kreideküste und das Meer blicken. Und ein weiteres Highlight: Hunderte von Schmetterlingen in ganzen Schwärmen. Alle flogen kreuz und quer … ein tolles Bild!

Wir waren uns einig, das Geld wieder zurück zu verlangen, denn es war eine Unverschämtheit, die Leute überhaupt noch auf so einen Platz zu schicken. Aber siehe da … während wir in Richtung London-Bus gingen, kam uns der Besitzer auf seinem Rasenmäher entgegen, winkte uns freundlich zu und verschwand, seine Frau hatte sich in der Zwischenzeit auch aus dem Staub gemacht und niemand ward mehr zu sehen. Vermutlich wussten sie schon, wie wir reagieren würden. Wir packten unsere Sachen zusammen und verließen das Gelände. Der Platz sieht uns bestimmt nicht wieder!

Bild Der Ärger verrauchte mit der Zeit und wir machten uns auf den Weg nach Sassnitz. Im Reiseführer als eine der schönsten Städte auf Rügen mit einer fantastischen Altstadt bezeichnet, waren wir neugierig. Schon vor unserem Golfplatz-Abenteuer hatten wir den Hafen von Sassnitz näher kennen gelernt, waren wir doch den kompletten Hafen auf der Suche nach der Touristeninformation abgefahren. Der hat uns schon mal nicht so sehr begeistert, aber vielleicht ist die Altstadt ja wirklich schöner.

Wir stellten das Auto direkt am Tierpark oberhalb der Altstadt ab und marschierten los. Doch irgendwie kamen wir nicht in die Altstadt. Es standen schon typische Häuser aus früheren Zeiten da, doch die Bergstraße entlang gelaufen, waren wir plötzlich am Ortsende angelangt. War es das schon? Und siehe da … wir wären vorhin schon richtig gewesen, doch der Kern der Stadt ist wahrlich nicht groß und besteht nur aus wenigen Häuschen und kleinen Plätzen. Hier ist jedoch der Marktplatz zu nennen, wo sich zahlreiche kleine Kneipen befinden und ein gemütliches Flair verbreiten.

Wir spazierten weiter in Richtung der Strandpromenade mit der Seebrücke und gelangten wieder zum Hafen. Wir hatten ein wenig Hunger und machten es uns in einem kleinen Café bequem. Bei kühlen Getränken und Kuchen genossen wir den Ausblick, nicht aber die aufdringlichen Schwebefliegen und Wespen. Hilfe!

Nach einem weiteren kleinen Spaziergang entlang des Hafens, fuhren wir in unsere Ferienpension, um uns frisch zu machen. Durch die Hitze klebte irgendwie alles an uns.

Bild Gegen 17 Uhr machten wir uns schließlich wieder auf den Weg. Als nächstes Ziel hatte ich mir Putbus heraus gesucht. Schon allein die Fahrt dorthin war sehr interessant, führte sie doch durch zahlreiche beeindruckende Alleen. Denn hier befindet sich auch ein Teil der bekannten Deutschen Alleenstraße. Etwas makaber waren allerdings die z. T. aufgesprühten Kreuze, die die Raser wohl dazu animieren sollen, vom Gas herunter zu gehen.

Putbus ist die jüngste Stadt auf Rügen, bietet allerdings das älteste Inselbad. Sie liegt im Biosphärenreservat Südost-Rügens und ist außerdem eine der ungewöhnlichsten Städte auf Rügen und eine, die wohl auch die meisten Sehenswürdigkeiten zu bieten hat.

Wir stellten unser Auto direkt am Circus ab, ein kreisrunder Platz, auf dem sämtliche Straßen zusammenlaufen und in dessen Mitte sich ein hoch aufragender Obelisk befindet. Der Mittelpunkt der Stadt. Dieser Platz ist der letzte einheitlich ausgeführte Rondellplatz Deutschlands, rund herum findet man acht klassizistische Gebäude schön angeordnet, alle in grellem weiß. Wunderschön anzusehen!

Bild Wir spazierten durch den kleinen Park rund um den Obelisken, sahen uns diesen auch näher an und marschierten anschließend vorbei am größten Gebäude dieses Rondells, dem ehemaligen Pädagogium, jetzt IT-College Putbus, über die Alleenstraße in Richtung Orangerie und Mausoleum. Die Orangerie stammt aus dem Jahre 1853 und diente anfangs zur Überwinterung sog. Kübelpflanzen, später als Wohnung für Umsiedlerfamilien und heute ist es Ausstellungszentrum der Insel Rügen. Im Garten befinden sich angeblich die Gräber der damals dort lebenden Hunde, außerdem eine Statue eines Galliers. In den Garten konnte man allerdings nicht hinein, das Tor war leider verschlossen.

Wir spazierten wieder zurück und erreichten wenig später das Theater, in dem inzwischen die Festspiele Putbus stattfinden und immer wieder Besucher aus ganz Deutschland anziehen. Wiederum nur wenige Schritte weiter erreichten wir den Markt, ein großes Areal mit ebenfalls weißgetünchten Häusern, ähnlich wie der vorhin besuchte Circus.

Nun ging es über die Kirchallee vorbei an der Schlosskirche und wir erreichten den herrlich anzusehenden Schlossgarten. Ruhe pur! Der Park wurde 1804 im französischen Stil angelegt. Inzwischen hat er aber auch etliche englische Einflüsse. Früher stand hier noch das Schloss Putbus, welches aber in den 60er Jahren abgerissen wurde. In dem Park befinden sich zahlreiche Zedernbäume, Rosskastanien und Tulpenbäume sowie ein relativ großer Schwanenteich. Vorbei am Malte-Denkmal zu Ehren des Gründers Fürst Wilhelm Malte I. erreichten wir wenig später den Marstall, der nicht nur zur Unterbringung von Pferden und Kutschen diente, sondern auch als Unterkunft für das Pflegepersonal.

Bild Über die Kastanienallee, die v. a. im Herbst mit dem Laub ziemlich beeindruckend aussehen muss, gelangten wir nach einiger Zeit wieder direkt zum Circus, unserem Ausgangspunkt. Vorher noch am Mausoleum vorbei und an der Villa Löwenstein, einem ehemaligen Gärtnerhaus aus dem Jahre 1828.

Wir setzten uns wieder ins Auto und fuhren unserem nächsten Ziel entgegen: Garz. Auch hier musste ich über die Ausführungen des Reiseführers lachen. Wieder einmal beschrieb dieser Garz als wunderschönes Städtchen mit traumhaften Gebäuden. Als wir dort ankamen, sahen wir nur etwas zerfallene Häuser, hier und da vielleicht mal ein, zwei schöne Gebäude … und schwups waren wir aus dem Ort auch schon wieder draußen. Wir beschlossen, dass ein Stehenbleiben hier nicht unbedingt notwendig ist und fuhren direkt weiter nach Karnitz.

Dort wollten wir den zweiten Golfplatz besuchen und ihn uns vorher erst einmal ansehen, bevor wir am nächsten Tag darauf spielen wollten. Nicht, dass wir wieder so hereinfallen wie am heutigen Tage. Doch der Platz sah sehr vielversprechend aus, schon beim Einfahren in den Parkplatz konnte man das tolle Clubhaus entdecken und dahinter einen weitläufigen 18- und einen kleineren 9-Loch-Platz.

Wir machten unsere Startzeit für den nächsten Tag fest und legten eine kleine Pause am dazugehörigen Restaurant ein.

Bild Der Hunger machte sich auch langsam bemerkbar und wir fuhren wieder zurück in Richtung Putbus. Dort bogen wir ab nach Lauterbach, dem zu Putbus zugehörigen Fischerort. Dort nämlich visierte ich das Räucherschiff Berta an, eine recht bekannte und uns empfohlene Lokalität. Der kleine Kutter steht im Hafen von Lauterbach und dient als SB-Restaurant. Wir holten uns geräucherten Fisch und machten es uns auf dem Schiff bequem. Das war mal ein etwas anderes Abendessen, aber absolut lecker und richtig schön. Als Abschluss spazierten wir noch ein wenig am Hafen entlang, entdeckten dort die Sanssouci von Transocean Tours und fuhren schließlich wieder ein Stückchen weiter.

Als letzten Punkt unserer heutigen Sightseeingtour steuerten wir Binz an. Eines der bekanntesten Ostseebäder auf Rügen, nicht weit von unserer Unterkunft entfernt. Wir stellten das Auto in einer Parkgarage ab, denn freie Parkplätze waren hier absolute Mangelware. Zum einen aufgrund fehlender Parkplätze, zum anderen wegen der zahlreichen Gäste. Hier trafen wir auf die meisten Urlauber während unseres gesamten Aufenthalts auf Rügen. Scheinbar ist Binz der beliebteste Ferienort hier.

Wir spazierten durch die Fußgängerzone (Hauptstraße), links und rechts säumen hochwertige Geschäfte die Straße. In den Restaurants und Bars sowie auch Eisdielen waren nirgends mehr Plätze frei. Besonders gefallen haben mir hier die Gebäude im Stil der Bäderarchitektur. Strahlend weiße Gebäude mit Türmchen und Verschnörkelungen. Richtig schön.

Bild Nach einiger Zeit erreichten wir die Seebrücke und schlenderten über diese in Richtung Meer. Inzwischen war es schon 20 Uhr geworden und die Sonne sank zu Boden. Durch die Wolken entstanden herrliche schöne Lichtspiele; perfekt für mich Hobby-Fotografin. ;-) Hier verweilten wir ein wenig, genossen die letzten Sonnenstrahlen und ließen unsere Blicke übers Meer schweifen. Leider nicht ganz ungestört; denn auch hier waren ziemlich viele Leute unterwegs.

Wieder auf dem Weg zurück hatten wir einen schönen Blick auf das Kurhaus von Binz, eines der bekanntsten und teuersten Hotels des Ortes. Eigentlich wollte ich dort unbedingt übernachten; aber in Echt war es gar nicht mehr so atemberaubend wie auf den Fotos.

Noch ein paar Postkarten gekauft und vorbei an der Live-Musik direkt am Strand, hatten wir plötzlich Hunger auf was Süßes. Wie gut, dass sich hier gleich ganz in der Nähe eine Crépes-Bude befand. ;-) Ein bisschen was mussten wir schließlich jedoch an die Meisen abgeben, denn die waren ganz schön aufdringlich und klauten uns die Brösel schon fast vom Teller! Ganz schön frech!

Mit Einbruch der Dämmerung wurde es schließlich auch ein wenig frisch und wir entschieden uns, zurück zu unserer Unterkunft zu fahren. Für heute hatten wir wirklich genug unternommen.

Auf der Terrasse unserer Ferienpension gönnten wir uns noch ein Gläschen Wein und quatschten über Gott und die Welt. Es war ein schöner, milder Abend mit tollem Sonnenuntergang und einem anschließenden herrlichen Sternenhimmel. Ein schöner Abend ging auf Rügen zu Ende.

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