6. Tag: Zu Besuch in Lübeck & Travemünde


Nach einem gemütlichen Morgenspaziergang am Strand von Boltenhagen holten wir uns das Frühstück heute auf unser Zimmer, was dank den Hotelbesitzern auch kein Problem war. Benita konnten wir aufgrund des offenen Büffets nicht in den Frühstücksraum mitnehmen und allein im Zimmer lassen wollten wir sie dann auch nicht.

Gegen 10 Uhr brachen wir dann schließlich zu unserer Sightseeingtour auf. Heute war noch einmal schönes Wetter vorher gesagt und das wollten wir nutzen. Momentan hing zwar noch dicker Nebel über Boltenhagen, doch der sollte sich schnell verziehen.

Knapp eine Stunde dauerte die Fahrt nach Lübeck, entlang weiter Wiesen, vorbei an wunderschönen Seen und durch kleine Dörfer hindurch. Richtig idyllisch.

Bild In Lübeck angekommen, stellten wir das Auto im Parkhaus am Holstentor ab und marschierten los.

Lübeck ist die Stadt Heinrichs des Löwen und trat um 1300 als Bischofssitz und Freie Reichsstadt der Hanse bei. Sie nahm eine zentrale Rolle in der nordeuropäischen Wirtschaft ein und gilt als "Die Stadt der 7 Türme".

Das meistfotografierteste Gebäude der Stadt und auch ihr Wahrzeichen ist natürlich das Holstentor. Es wurde 1464 bis 1478 erbaut und ist neben dem Kölner Dom und dem Brandenburger Tor ein weltweit bekanntes, deutsches Bauwerk.

Wir erreichten es über den vorgelagerten Holstentorplatz mit kleinen Grünflächen und zwei Löwen-Denkmälern (Wachender und Schlafender Löwe). Auf den ersten Blick waren wir beide sehr überrascht - wir hatten es uns größer vorgestellt. Irgendwie kommt es auf Bildern und in TV-Reportagen immer größer rüber. Schief ist es obendrein; der Südturm sackt schon ziemlich ab. Grund hierfür ist die schlechte Fundamentierung im 15. Jahrhundert. ;-) Doch schön anzusehen ist das Tor dennoch und auf jeden Fall zu Recht eines der schönsten Gebäude der Stadt. Im Inneren befindet sich das Holsten-Musem, welches die Themen Hanse, Handel, Macht und Reichtum behandelt.

Wir überquerten die Holstenbrücke und bogen schließlich rechts ab. Entlang der Stadttrave und der Uferpromenade An der Obertrave entdeckten wir ein paar Schiffe, die gerade zu einer kleinen Hafenrundfahrt ablegten. Auch Fischer waren hier einige zu sehen - na, ob es da wirklich so viele Fische gibt?

Von hier aus konnten wir die ehemaligen Salzspeicher erkennen, die direkt am Traveufer stehen. Sie stammen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Das aus Lüneburg stammende Salz wurde hier gelagert und anschließend nach Russland und Nordeuropa exportiert.

Wir bogen ab in die Dankwartsgrube und spazierten über die Parade, anschließend erreichten wir den Dom zu Lübeck. Dieser wurde im Auftrag von Heinreich des Löwen im Jahre 1173 errichtet und beherbergt Kunstwerke aus dem 14. bis 17. Jahrhundert. Während Toni mit Benita draußen wartete, schaute ich kurz in das Kircheninnere. Doch wie so häufig, fand ich auch diesen Dom nicht sonderlich spannend. Die meisten sind irgendwie spärlich eingerichtet.

Bild Über die Straße Fegefeuer (interessant - ich würde hier nicht wohnen wollen ;-)) ging es entlang der Mühlen- und Sandstraße ins Stadtinnere. Hier sind die Straßen gesäumt von zahlreichen Geschäften, Boutiquen und Cafés. Hier war auch ein ganz schönes Treiben. Klar, das Bundesland hatte gerade Ferien und so waren die ganzen Teenager auf ihren Shoppingtouren. ;-)

Am Kohlemarkt steht das Rathaus, welches über mehrere Jahrhunderte in Etappen entstand. Die Schaufassade wurde im Jahre 1435 errichtet, die Renaissancegaube und die Treppe im 16. Jahrhundert und der Erker wurde erst 1586 erbaut.

Direkt dahinter steht die St. Marien Kirche, welche nach dem Stadtbrand von 1251 zur Basilika ausgebaut wurde. Eine Besichtigung war gerade nicht möglich, weil eine Mittagsmesse stattfand, also gingen wir auch gleich wieder weiter.

Nun liefen wir die Breite Straße entlang, ebenfalls eine Straße mit mehreren Geschäften. Hier ist auch das Buddenbrookhaus zu finden. Es ist ein kleines Museum, welches den Roman "Die Buddenbrooks" von Thomas Mann mehr oder weniger begehbar gemacht hat. Im Obergeschoss des Hauses, in welchem einst die Großeltern der Brüder Mann wohnten, sind heute Szenen der Familiensaga nachgestellt. Doch da mir das Buch zwar bekannt ist, ich es allerdings nie gelesen habe, verzichtete ich auf einen Besuch; für mich war es nicht sonderlich interessant.

Entlang der Kleinen Burgstraße gelangten wir schließlich zum Burgkloster und dem Burgtor. Das nördlichste Stadttor wurde 1444 vollendet und ist eingerahmt vom Zöllnerhaus und dem Marstallgebäude.

Hier drehten wir auch schon wieder um und liefen die Große Burgstraße entlang, vorbei an diversen Museen, unter anderem auch am Willy-Brandt-Haus und dem Günter-Grass-Haus. Über die Königstraße erreichten wir schließlich wieder das Rathaus und den Kohlemarkt, wo unser Rundgang schließlich endete.

Im Schaufenster des Cafés Niederegger bestaunten wir das große Marzipan-Holstentor, für welches lt. Beschreibung ca. 300 Arbeitsstunden benötigt wurden. Nicht umsonst trägt die Stadt den Beinamen: Die Marzipanstadt. Bereits 1822 gründete Johann Georg Niederegger seine Firma und baute diese in den folgenden Jahrzehnten immer weiter aus, so dass sie weltweit verbreitet wurde und bis heute als Marzipan-Hersteller bekannt ist.

Der Rundgang durch Lübeck hat mir sehr gut gefallen. Das Holstentor gehörte schon lange zu den Bauwerken, welches ich gerne einmal live sehen wollte - heute war es also so weit. Die Aufteilung der Stadt ist sehr einfach, die Hauptsehenswürdigkeiten liegen alle sehr nah beieinander. Eine Besichtigung per pedes ist also ohne Probleme zu bewerkstelligen. Parkhäuser sind in dieser Stadt zahlreiche vorhanden. Es empfiehlt sich, das Auto nahe des Holstentors abzustellen, da man von hier aus einen richtig schönen Rundgang starten kann.

Bild Inzwischen war es Nachmittag geworden und weil das Wetter noch mitspielte, entschieden wir uns für einen Abstecher nach Travemünde. "Lübecks schönste Tochter" wurde 1187 von Graf Adolf III von Schauenburg als Stützpunkt an der Travemündung gegründet. Im 16. Jahrhundert siedelten hier Fischer und Schiffer an, wie noch zahlreiche Fachwerkhäuser rund um die St. Lorenz Kirche zeigen. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt zum mondänen Seebad mit Strandpromenade und bedeutenden Gästen.

Wir stellten das Auto am Dr.-Heinrich-Zippel-Park ab und spazierten ins Dorfinnere. Denn als Stadt kann ich Travemünde nicht wirklich bezeichnen, zumindest nicht den Kern. Es ist in meinen Augen ein ruhiges, beschauliches Dorf; im Sommer sicherlich stellenweise überlaufen, doch während unseres Besuchs war hier kaum etwas los.

Wir liefen die Vorderreihe entlang, eine Uferstraße mit einer hübschen Häuserzeile und Blick auf die Travemündung. In den Häusern sind heute zahlreiche Boutiquen, aber auch so manches Café und der ein oder andere Souvenirladen zu finden.

Hier gegenüber befindet sich auch der Kreuzfahrthafen. Große Schiffe können hier zwar nicht anlegen, doch die MS Deutschland war schon das ein oder andere Mal hier. Ein besonders Ziel eben.

Weiter ging es entlang der Travepromenade zum Alten Leuchtturm. Er ist der älteste Leuchtturm Deutschlands und steht seit 1539 an der Travemündung. Wir liefen noch ein Stückchen weiter zur Strandpromenade und am Hotel Maritim vorbei. Am Strand konnte sich Benita mal wieder ein wenig austoben. Ein Spielpartner war schnell gefunden; eine Hundedame wartete wohl schon sehnsüchtig auf eine Gefährtin und so drehten die beiden ein paar Runden.

Bild Von der Travepromenade aus hatten wir einen schönen Blick auf den Viermaster Passat aus dem Jahre 1911. Seine letzte Reise hatte er 1957 von Hamburg nach Buenos Aires. Heute ist es ein Museumsschiff und kann in allen Details besichtigt werden. Doch um überhaupt aufs Schiff zu können, muss man erst einmal mit der Fähre auf die Halbinsel Priwall übersetzen. Neben dem Schiff gibt es auch noch einen schönen Strand und ein Vogelschutzgebiet, das man sich näher ansehen kann.

Wieder zurück an der Vorderreihe, kehrten wir im Café Marleen ein. Was für ein hübsches Café! Richtig verspielt, mit uralten Möbeln, viel Trödel, zahlreichen Schleifchen, Bildern, etc. eingerichtet. So richtig kitschig eben, aber auch irgendwie süß. Hier verspeisten wir leckeren Kuchen und fuhren schließlich gegen frühen Abend wieder zurück nach Boltenhagen. Auch Benita sollte noch ein wenig auf ihre Kosten kommen und so wollten wir noch ein wenig an den Strand.

Dort liefen wir noch einmal eine gute Stunde entlang, genossen die Stille und das Meeresrauschen sowie die gute Luft. Benita hatten ihren Spaß und gegen 18 Uhr erreichten wir alle Drei total platt das Hotel. Jetzt erst einmal eine kleine Pause …

Um 19.30 Uhr war dann auch schon wieder Abendessen angesagt, was wir im Steakhouse No. 9 zu uns nahmen. Den restlichen Abend plagten mich dann leider mal wieder starke Kopfschmerzen. Es war heute ein langer Tag, dann der Wind … das hatte mich irgendwie geschlaucht. Doch abends waren wir eh meist auf dem Zimmer, von daher konnte ich mich hier gut erholen.

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