2. Tag: Hafen in Bremerhaven & Wattwanderung Cuxhaven-Duhnen


Ach wie schön ... wie in einem kitschigen Inga-Lindström-Film. :-) Während ich den Tisch deckte, spazierte Toni zum nahe gelegenen "Nah & Gut" und kaufte für unser Frühstück ein. Frische Brötchen, Marmelade, frische Eier ... es gab blauen Himmel und Sonnenschein. Idylle pur.

Praktisch ist das ja schon. Direkt im Feriendorf gibt es einen kleinen Supermarkt, der mit den wichtigsten Lebensmitteln sowie frischen Backwaren ausgestattet ist. Preislich ein klein wenig teurer als im Discounter, aber nicht dramatisch. Zusätzlich kann man einen Brötchen-Bringdienst buchen. Den haben wir jedoch nicht genutzt.

Bild Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es ins ca. 25 km entfernte Bremerhaven. Ziel war das Kreuzfahrtterminal, denn heute sollte hier die Astor von Cruise & Maritime Voyages (ehemalige Transocean) einlaufen.

Zunächst einmal fuhren wir jedoch durchs Hafengelände und waren zum einen sehr überrascht, wie frei man sich hier bewegen kann. Zum anderen waren wir von der Größe wahrlich beeindruckt.

Die Hafenanlage in Bremerhaven besteht aus insgesamt fünf Hafengebieten: Der Alte Hafen, der Neue Hafen, der Fischereihafen, die Geestemündung sowie die Überseehäfen.

Letztere sind mit einer Größe von knapp 7,8 Millionen Quadratmetern die größte Hafenanlage der Stadt und setzen sich aus Container-, Auto-, Ro-Ro-, Frucht-, Stückgutterminal sowie dem Kreuzfahrtterminal Columbuskaje zusammen.

Bild Wir fuhren einmal quer durch den Hafen hindurch, entdeckten riesige Frachter und Tausende von PKW's. Wansinn! Noch nie habe ich so viele Autos auf einem Fleck gesehen! Das Auto-Terminal gehört zu den größten der Welt. Pro Jahr werden hier rund 1,3 Millionen Autos umgeschlagen, auf einer Fläche von rund zwei Millionen m².

Der Containerhafen "Wilhelm Kaisen" besitzt die länge Seekaje der Welt und gehört zu den größten Containerhäfen Europas. Die Frachter stapeln hier bis zu 8000 Container. Zahlen, die einen regelrecht in Staunen versetzen.

Am Kreuzfahrtterminal Columbuskaje erfragten wir nach einigem Umherirren den Aufweg zur Aussichtsplattform. Das Terminal war grundsätzlich noch geschlossen, aber an der braunen Seitentür konnten wir nach oben. Leider hatte die Astor Verspätung, so dass wir etwas über eine Stunde auf sie warteten. Aber egal, wir hatten schließlich Urlaub und Benita war auch ganz geduldig.

So langsam füllte sich schließlich das Terminal, die neuen Passagiere trudelten ein und dann kam sie auch schon auf uns zu: Die Astor. Was soll ich sagen? Da ich kein Fan von alten Schiffen bin, war es natürlich nicht unbedingt "das" Highlight für mich. Aber wir konnten schöne Fotos machen und alles in allem hat sich der Ausflug hierher gelohnt.

Zurück im Ferienhaus, bereiteten sich Toni und Benita auf einen gemütlichen Fußball- und Grillabend vor, während ich mich fertig machte für meine Wattwanderung. Mensch, war ich gespannt!

Über den Veranstalter "Wunderwelt Watt" buchte ich bereits im Februar eine rund 4-stündige Tour zu den Seehunden vor Duhnen. Die Wanderung hörte sich interessant an, Tiere mag ich immer und die Dauer war auch ordentlich. Dann nichts wie los.

Bild Treffpunkt war um 16.30 Uhr am Kreisel in Duhnen (kurz davor gibt es einen großen Parkplatz, gebührenpflichtig). Bei den Jungs von "Wunderwelt Watt" angemeldet, teilten mir diese gleich mit, dass ich heute besonderes Glück hätte. Denn statt der üblichen rund 20 Teilnehmer sollten wir heute nur zu Dritt sein (plus Guide) und würden daher eine sehr private Tour erhalten. Super, das hörte sich gut an, da hatte ich ja mal wieder richtig Glück! Das Wetter spielte auch hervorragend mit. Blauer Himmel und Sonnenschein. Besser konnte es ja gar nicht sein.

Trotzdem bereiteten mir meine Schuhe noch ein wenig Kopfzerbrechen. Gemäß der Information, unter gar keinen Umständen Gummistiefel zu tragen, holte ich mir zu Hause extra noch die empfohlenen Neopren-Schuhe. Bei dem Gedanken allerdings, dass wir durch kniehohe Priele laufen würden, zog sich alles in mir zusammen. Ich hasse es, mit Klamotten ins Wasser zu gehen. Ui ui ui ... Außerdem hatte ich angst, völlig erkältet wieder zurück zu kommen, denn das Wasser ist doch sicher schrecklich kalt ... Doch meine Bedenken wurden schnell weggewischt - das Wasser sei relativ warm. Na mal sehen.

Nachdem die restlichen zwei Teilnehmer angekommen waren, ging die Tour dann auch schon los. Ein wenig am Strand entlang, marschierten wir schließlich ins Watt und kurze Zeit später musste ich mich schon arg überwinden! Ab ins Wasser ... Zuerst nur knöchelhoch, dann immer weiter ... Hui! Das Wasser floss in meine Schuhe - und tatsächlich: Es wurde wohlig warm. Puh, Gott sei Dank. Vier Stunden im kalten Wasser zu stehen wäre übel geworden.

Bild Und so ging es munter weiter. Mal mehr und mal weniger Wasser, zwischendurch streiften wir kniehohe Priele. Und schon zahlten sich meine Schuhe aus, denn während sich bei einem Teilnehmer die Gummistiefel bis oben hin mit Wasser füllten und das Gehen erschwerten, konnte ich einfach drauf los laufen. Auch die Regenhose hielt erstaunlich viel ab, fast so wie ein Schutzschild. Und irgendwann war mir sowieso alles egal und es fing an, richtig Spaß zu machen. Plötzlich konnte es gar nicht mehr tief genug sein. ;-)

Immer wieder blieben wir stehen und unser Guide Hans erklärte uns die Tiere im Wattenmeer. Wir entdeckten in erster Linie natürlich die Wattwürmer und ihre Hinterlassenschaften, aber auch viele verschiedene Muscheln, außerdem Quallen, Schwämme und eine kleine Krabbe sowie eine Auster.

Besonders faszinierend fand ich die Muscheln. Muscheln vergraben sich im Sand. Gräbt man diese (lebendig) aus und legt sie auf die
Oberfläche, buddeln diese sich innerhalb von Minuten wieder ein. Und tatsächlich! Man konnte ihnen dabei richtig zusehen. Faszinierend.

Unser Guide hatte per GPS immer den "Weg" im Blick, führte uns um zu hohe Priele herum und erzählte uns sehr viel Interessantes rund ums Watt. Zurück ließen wir die "Skyline" von Cuxhaven-Duhnen, die immer kleiner und kleiner wurde. Links von uns lag die Insel Neuwerk, die wir jedoch auch einige Zeit später hinter uns ließen.

Bild Der Anblick der vorbei fahrenden Frachter einige Kilometer entfernt war schon komisch. Wir marschieren hier durchs Meer und dort drüben fahren die Schiffe vorbei. Schon irgendwie eigenartig.

Faszinierend war auch das unterschiedliche Landschaftsbild des Watts. Die Sanformationen sahen immer unterschiedlich aus, teilweise wirkten sie wie auf einer Mondlandschaft. Toll.

So langsam mussten wir die Seehundbänke erreichen, wir waren alle schon sehr gespannt, hatten uns aber wohl auch alle etwas anderes darunter vorgestellt. ;-) Denn tatsächlich kamen wir nur auf rund 700 Meter ran und konnten die Seehunde gerade mal stecknadelgroß erkennen. Ah ja! Doch die Enttäuschung hielt sich in Grenzen, vor allem als uns unser Guide erklärte, wie aggressiv sie werden können, vor allem in der Brutzeit. Und genau in dieser befanden sich die Tiere hier ja. Ich glaube, das muss niemand erleben.

Mit dem Fernglas suchten wir die Seehundbänke ab, ich machte trotzdem ein paar Fotos und dann ging es auch schon wieder zurück. Da sich die Wasserstände hier inzwischen verlagert hatten, nahmen wir einen etwas anderen Weg als vorhin, aber ganz ehrlich: ICH konnte das nicht erkennen. Für mich sah das hier alles gleich aus und ich wurde in meiner Meinung bestätigt: Niemals alleine ins Watt gehen. Wenn man sich nicht auskennt, lieber sein lassen oder eben einer geführten Tour anschließen. Allein der Schlick kann einem hier schnell zum Verhängnis werden. Und der ist als Laie kaum zu erkennen!

Weil unsere zwei Begleiter es plötzlich ziemlich eilig hatten, ließ Hans sie schließlich nach Hinweisen zum Weg ziehen und marschierte mit mir gemütlich zurück. Wir konnten die Eile nicht so ganz verstehen. Es war so ein wunderschöner Tag, die Sonne ging langsam unter und hüllte das Watt und die Landschaft in ein so wunderbar warmes Licht. Ich blieb immer wieder stehen, um Fotos zu machen und war völlig fasziniert von diesem Anblick. Nicht umsonst gehört das Watt hier zum UNESCO Weltnaturerbe. Lt. Hans' Aussagen war dieser klare Sonnenuntergang ohne Wolken heute auch noch etwas ganz Besonderes, den es hier eher selten zu sehen geben soll.

Bild Gegen 21 Uhr erreichten wir schließlich in der Dämmerung nach insgesamt 12,4 km wieder den Sandstrand von Duhnen. Nach so vielen Stunden auf unebenem Boden war ich jetzt erst einmal ziemlich wackelig auf den Beinen.

Mensch, sah ich aus! Meine Schuhe waren tropfnass (und langsam wurde es doch kalt), meine Hose war bis oben hin dreckig. Ich freute mich jetzt richtig auf meine warmen Socken und die Couch. Von Hans verabschiedet, zog ich mich schnell um und düste wieder "nach Hause".

Ich war absolut begeistert. Die Tour war echt klasse und kann ich jedem nur empfehlen. Dass sie eigentlich nicht wirklich was mit Seehunden zu tun hat, störte mich dabei gar nicht. Das ganze war für mich trotzdem ein ganz tolles Erlebnis. Und eines hatte ich ebenfalls dazu gelernt: Watt bedeutet nicht, dass das Wasser komplett verschwindet ... ;-)

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Fotoalbum Bremerhaven 2015


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Fotoalbum Wattwanderung Cuxhaven-Duhnen 2015



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