1. Tag: Ankunft in Köln & Erste Stadterkundungen


Endlich Urlaub!! Eine Woche hatten wir uns Mitte Juli 2006 frei genommen und damit wohl eine der schönsten Wochen des Jahres erwischt. Die Sonne schien die ganze Zeit fröhlich vom Himmel und wir hatten Traumtemperaturen von über 30 Grad. Herrlich!

Doch nichts war mit Baden gehen oder faul am See herumliegen. Die Woche war wie immer ziemlich gut verplant und uns standen tolle Tage und Ausflüge bevor - unter anderem auch in Köln und Düsseldorf.

Den Koffer bereits am Vortag gepackt, brach Montagmorgen trotzdem wieder das ganz normale (Urlaubs-)Chaos über uns herein und wir kamen erst mit einiger Verspätung um kurz nach 7 Uhr von zu Hause los. Zu allem Überfluss streikte dann auch noch unser Navi, welches uns bisher eigentlich immer ohne Probleme zu unserem Parkservice gebracht hatte. Heute aber schien es wohl keine rechte Lust zu haben.

Bild Zum Glück aber waren wir die Strecke inzwischen schon so oft gefahren, dass wir das letzte Stück dann auch ohne Hilfe gefunden hatten und schließlich auf kurz nach 8 Uhr zum Flughafen München gebracht wurden.

Nach dem Einchecken und durch die Sicherheitskontrollen hindurch war es dann auch gleich Zeit zum Boarden. Da die Germanwings keine Platzkarten vergibt, war der Andrang mal wieder recht groß. Aber auch wir ergatterten einen guten Platz am Fenster – und wir konnten endlich ein wenig entspannen.

Rund 50 Minuten dauerte der Flug, welcher wieder einmal ein richtiges Erlebnis für mich war. Trotz dass ich inzwischen schon so oft geflogen bin, ist es nach wir vor das Highlight jeder Reise für mich. Dieses Mal hatten wir auch richtiges Glück mit dem Wetter: Es war keine einzige Wolke zu sehen und da wir aufgrund der kurzen Strecke auch nur eine relativ geringe Flughöhe erreichten, hatte man einen traumhaften Ausblick auf die unter uns vorbeiziehende Landschaft. Besonders faszinierend fand ich dabei den Blick auf den Frankfurter Flughafen, aber auch die vielen verschiedenfarbigen Felder, die kleinen Häuschen und die winzigen Autos begeisterten mich immer wieder aufs Neue. Zum krönenden Abschluss sah ich dann schließlich auch noch den Kölner Dom von oben!!

Schon um kurz vor 10 Uhr erreichten wir den Flughafen Köln-Bonn. Da wir kein Gepäck aufgegeben hatten, sondern nur unseren Trolley mit dabei hatten, konnten wir uns das Anstellen am Gepäckband glücklicherweise sparen und direkt durchmarschieren.

Eigentlich waren wir ja der Annahme, dass ein Bus vom Flughafen Köln-Bonn in Richtung Innenstadt und vor allem zum Hauptbahnhof fährt. Leider waren wir da auf dem falschen Dampfer und so suchten wir kurze Zeit später eben den Zug auf.

2 € kostete die Fahrt (Stand: Juli 2006) pro Person zum Kölner Hauptbahnhof und dauerte eine gute halbe Stunde. Anfangs sah die Gegend ja nicht sehr verlockend aus; eigentlich ähnlich wie unsere Zugfahrt damals von Berlin-Schönfeld in die Innenstadt: Trostlos und herunter gekommen.

>Bild Natürlich aber war ich schon sehr auf den Kölner Dom gespannt. Schon so oft im Fernsehen gesehen, war ich neugierig, wie er denn in Wirklichkeit aussieht und ob er wirklich so gigantisch groß ist, wie jeder immer behauptet. Und da sah ich ihn auch schon. Kurz vor dem Einfahren in den Hauptbahnhof konnte ich einen kurzen Blick auf ihn erhaschen.

Am Hauptbahnhof ausgestiegen, waren wir allerdings schon innerhalb weniger Minuten wieder total gestresst. Was für ein Chaos hier doch herrschte. Hunderte von Leuten wuselten herum, es wurde überall geschrien, geschubst und teilweise sogar geprügelt. Alle paar Meter wurden wir von Obdachlosen angequatscht und um Geld gebeten – so hatten wir uns Köln nicht vorgestellt. Auch am Vorplatz vor dem Kölner Dom (Domplatte) wurde es nicht besser. Hier gammelten Obdachlose wie Jugendliche herum und immer wieder wurde man angerempelt und angesprochen.

Das einzig Positive war der Blick auf den Kölner Dom, der mich schon nach wenigen Minuten fesselte. Er war wirklich so riesig, wie alle erzählt hatten. Nun konnte ich den Bildern aus dem Fernsehen endlich mein eigenes Bild hinzufügen.

Etwas genervt machten wir uns auf die Suche nach unserem Hotel Classic Harmonie ganz in der Nähe des Kölner Doms. Doch trotz Nachfragen und Suchen auf dem Stadtplan konnten wir es nicht finden! Also schnappten wir uns eben ein Taxi und ließen uns hinbringen. Der Taxifahrer lachte und meinte: "Für diese Strecke möchten Sie ein Taxi?" Aber er fuhr uns trotzdem – schließlich verdiente er daran! Und siehe da: Nach nicht mal fünf Minuten standen wir auch schon davor; trotzdem hätten wir es zu Fuß wohl nie gefunden.

Wir luden aus und ich begab mich zur Rezeption zum Einchecken. Dass sich das jedoch so schwierig gestalten würde, hätte ich nicht gedacht. Die Dame an der Rezeption zog ständig andere Leute vor, die auschecken wollten. Als dann endlich, endlich nach sechs Personen keiner mehr da war, blickte sie in die Runde und schrie recht aufdringlich durch die Lobby: Ist BITTE noch jemand da, der auschecken will? Erst, als sich wirklich keiner mehr gemeldet hatte und auch Gott sei Dank keiner mehr aus irgend einer Ecke gekrochen kam, durfte ich gnädigerweise einchecken. Mein Blutdruck war kurz vorm Anschlag. Was sollte das??

Nachdem die Formalitäten erledigt waren, durfte ich mir dann auch noch anhören, dass man ja "eigentlich" erst ab 15 Uhr einchecken darf. Ja hallo? Wenn ich nunmal schon so früh in der Stadt bin, werde ich doch wohl auch einchecken und zumindest meinen Koffer abstellen können. Bisher war das noch nie ein Problem. Da kann man echt nur den Kopf schütteln.

>Bild Nach einer guten halben Stunde war aber auch diese Geschichte endlich erledigt und wir konnten in unser Zimmer, welches ich mir im Übrigen sogar selbst aussuchen durfte (also konnte das Hotel gar nicht ausgebucht gewesen sein). Das Zimmer war ganz schön. Zweckmäßig eingerichtet und auch nicht sonderlich groß, aber für unsere Zwecke genau das Richtige und auch für den Preis absolut in Ordnung. Es ist nämlich gar nicht so einfach, im Zentrum Kölns eine schöne und relativ preiswerte Unterkunft zu finden.

Jetzt war aber erst einmal ein wenig Ausruhen angesagt. Es war heiß, wir waren genervt und uns einig: Bisher hat Köln keinen besonders positiven Eindruck auf uns gemacht. Schon von Anfang an waren wir gestresst, weil die Stadt so viel Hektik verbreitet und besonders freundlich waren die Leute hier auch nicht, wie wir auch im Laufe des Tages noch feststellen sollten. Davon war ich eigentlich am meisten enttäuscht. Bisher wurde uns von allen Seiten erzählt: Die Kölner, ja, das sind nette Leute, offen und kontaktfreudig, gehen auf jeden zu und sind lustig. Vielleicht lag an dem Tag ja was in der Luft; aber diese Leute konnten wir heute einfach nirgends finden.

Nachdem wir uns umgezogen, frisch gemacht und einen Teil unseres Koffers ausgepackt hatten, entschlossen wir uns dann aber doch zu einem Spaziergang durch die Stadt.

Das Hotel am Ursulaplatz hinter uns gelassen, spazierten wir die Marzellenstraße vor zum Kölner Dom. Eigentlich hatten wir ein wenig Hunger, aber da wir sowieso gerade da waren, schauten wir auch gleich mal in den Dom hinein.

Die größte gotische Kathedrale der Welt bildet den Lebensmittelpunkt der Stadt. Viele Geschichten spielten sich in der Vergangenheit in seinem Schatten bzw. zu seinen Füßen ab und erhaben thront er über dem Rhein; auf einer natürlichen Terrasse deutlich vom Niveau der restlichen Stadt abgehoben.

>Bild 1996 wurde der Kölner Dom zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Durch die geplanten Hochhausbauten rund um den Kölner Dom ist dieser Titel inzwischen allerdings stark gefährdet.

Die Kathedrale beherbergt unzählige Gräber und wie viel es genau sind, weiß niemand so recht. Doch die bekannten Gräber der Erzbischöfe bis zum 18. Jahrhundert befinden sich in den verschiedenen Chorkapellen des Doms.

Obwohl der Dom im Inneren recht karg erscheint, ist die Architektur dennoch sehr bemerkenswert. So ist zum Beispiel die Fensterfläche viel größer als die Bodenfläche. Auch birgt der Dom viele versteckte Einzelheiten, wie zum Beispiel in Steinmasse eingefasste Figuren mit Fußballspielern des FC oder Pferde und sogar John F. Kennedy.

Wir schlenderten einmal ganz langsam durch die Kirche hindurch, sahen uns dieses und jenes an und wenn ich jetzt im Nachhinein die genaue Erläuterung zum Dom im Reiseführer lese, muss ich sagen: Ich habe trotz ausgiebiger Betrachtung vieles gar nicht gesehen. Aber hier muss man wirklich auf Details achten und sich vor allem auch für die Gotik interessieren – und sie verstehen.

Leider aber machten wir auch hier schlechte Erfahrungen mit den Kölnern, denn als wir uns ein paar Gräber in den Chorkapellen ansahen, drängte uns ein Priester - gemeinsam mit einer Masse von Leuten – in ein Eck. Auf unsere Nachfrage hin, wohin er uns jetzt denn brächte, kam nur: Natürlich nach draußen – wir beten jetzt!

Diese Aussage hat uns sehr überrascht und auch verärgert. Wie meinte Toni doch so schön: Ich dachte, ein Gotteshaus stünde jedem Menschen zu jeder Zeit offen. Hier scheint dies wohl nicht der Fall zu sein. Schade eigentlich.

Aber wir hatten ohnedies fast alles gesehen und so ging's halt wieder raus in die Hitze und wir bogen in die Hohe Straße ein. Die für den Autoverkehr gesperrte Straße ist die beliebteste Fußgängerzone Kölns. Hier reiht sich ein Geschäft an das andere; zwischendurch immer wieder Fast-Food-Ketten und Banken. Montag-Mittags war hier jedoch die Hölle los. Es gab ein Gedränge und Geschiebe, wie man es von München nur am Wochenende kennt. Wir flüchteten uns nach wenigen Minuten ins Fast-Food-Restaurant Kentucky und stillten erst einmal unseren Hunger. Immer wieder konnten wir Obdachlose draußen herumstreifen sehen, die entweder bettelten oder ihr Essen aus den Abfalleimern suchten. Unvorstellbar – die ganze Atmosphäre schreckte uns ganz schön ab.

> Etwa eine halbe Stunde später drängelten wir uns mit den Massen weiter durch die Hohe Straße, bis wir schließlich an der Kasinostraße und somit an der St. Maria im Kapitol-Kirche ankamen. Hier war es schon wieder etwas ruhiger und die Stille tat richtig gut.

Nun gingen wir die Pipin-, Cäcilien- und Hahnenstraße entlang hoch, bis wir schon von weitem die Kirche St. Aposteln erkennen konnten. Durch die Mittelstraße hindurch, die an ihrem Anfang sowie Ende mit einer großen Lichterkette geschmückt ist (den Grund wissen wir bis heute nicht), erreichten wir das Hahnentor, welches eher unscheinbar inmitten des Rudolfplatzes steht.

Bild Nun aber waren wir aufgrund der Hitze – es hatte inzwischen locker um die 35 Grad – ganz schön müde und wir drehten wieder um. Durch die Mittelstraße zurück, über den Neumarkt, die Schildergasse und letztlich wieder durch die Hohe Straße (inzwischen war hier nicht mehr ganz so viel los) erreichten wir den Roncalliplatz vor dem Dom.

Von hier aus ging's zurück zum Hotel und wir legten eine kleine Pause ein.

Auf 19 Uhr hatten wir uns bereits wieder mit Daniela und Patrick im Biergarten Maybach in der Nähe des Hansarings verabredet. Die beiden hatten wir damals auf einer unserer AIDA-Kreuzfahrten kennen gelernt und heute trafen wir uns nach gut einem dreiviertel Jahr endlich wieder.

In netter Atmosphäre, mit schönem Ausblick und einem sehr sehr leckeren Essen, verbrachten wir einen richtig lustigen und gesprächsintensiven Abend. Schön war's!!!

Mit Einbruch der Dunkelheit verabschiedeten wir uns schließlich wieder voneinander und Toni und ich schlenderten ganz gemütlich zurück zum Hotel. Wir sprachen über Gott und die Welt, nahmen bewusst die etwas längere Strecke zurück zum Hotel und bummelten vorher noch ein wenig durch die engen Gassen in der Nähe des Doms.

Im Vorfeld hatte uns jeder erzählt: In Köln ist jeden Abend die Hölle los. Alle Bars sind bis oben hin voll. Doch komischerweise war in allen Bars, an denen wir zumindest vorbei kamen, keine Menschenseele zu sehen. Sehr sehr merkwürdig. Waren wir zu früh dran – oder einfach nur in der falschen Gegend unterwegs? Nur an einem einzigen Lokal drängelten sich die Leute und es war drinnen wie draußen gesteckt voll. Was es hier wohl gab?

Da uns weder die eine noch die andere Situation zusagte, entschieden wir uns für einen Absacker an der Hotelbar, bevor es schließlich ins Bett ging. Für den nächsten Tag wollten wir ausgeruht sein. Denn da sollte es nach Düsseldorf gehen.

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