3. Tag:
Rundgang durch Hamburg & Besuch des Musicals 'König der Löwen'


Auch heute trafen wir uns auf 8 Uhr zum Frühstücken, mussten dieses Mal aber gut zwanzig Minuten warten, bis wir endlich einen Tisch erhielten. Auch wenn es an sich kein Drama ist – genervt hat es mich trotzdem. Wertvolle Urlaubszeit, die wegen Warten verloren ging.

Gut gestärkt, machten wir uns schließlich gegen 9 Uhr erneut auf den Weg in die Stadt. Auch heute strahlte die Sonne vom wolkenlosen blauen Himmel und wir freuten uns, nach der gestrigen Indoor-Aktivität heute wieder draußen unterwegs zu sein.

Bild Weil wir den Weg entlang der Alster bis zum Rathaus inzwischen gut kannten, nahmen wir ausnahmsweise mal ein kleines Stück die U-Bahn von der Lohmühlenstraße zum Hauptbahnhof Süd und spazierten von dort weiter zu unserem ersten Ziel des Tages: Die Hauptkirche St. Michaelis – auch Michel genannt. Vorbei am Rathaus und entlang der Einkaufsstraßen, deren Geschäfte um diese Zeit jedoch noch geschlossen hatten, ging es über die Ludwig-Erhard-Straße direkt dorthin.

Der Besuch des Michels war Papa's Hauptziel dieser Reise. Als er vor rund 40 Jahren das letzte Mal hier war, hatte er die Aussichtsplattform besucht und wollte dies heute wiederholen. Ich hatte natürlich nichts dagegen, denn auch mein letzter Besuch lag schon wieder 18 Jahre zurück.

Die Tickets am Infoschalter gekauft und mit der Hamburg-Card noch Rabatte eingeräumt, beschlossen wir, den Aufzug zu nehmen. Alternativ stehen auch die ingesamt 452 Stufen zur Verfügung. Vor ein paar Jahren hätten wir das alle noch bevorzugt ('Aufzug? Nie im Leben!'). Inzwischen sind wir alle älter und genießen auch mal etwas Luxus.

Auf 82 Metern Höhe angekommen, erwartete uns ein herrliches Panorama über die Hansestadt. Wir konnten zahlreiche uns bekannte Gebäude erkennen, blickten auf die AIDA, die in Steinwerder stand und ließen die Stadt einfach auf uns wirken. Einst war der kupferner Turm das erste und das letzte, was die Seefahrer von Hamburg sahen. Die Turmuhr ist mit dem 5 Meter großen Zeiger die größte in ganz Deutschland.

Bild Zahlreiche Fotos gemacht, ging es rund zwanzig Minuten später wieder nach unten, wo wir uns schließlich noch im Inneren der Kirche näher umsahen. Drei Mal wurde die Kirche geweiht – in Kriegen wurde sie häufig zerstört, danach aber auch wieder entsprechend aufgebaut. Die heutige Form stammt aus dem 18. Jahrhundert und gilt als die schönste Barockkirche Norddeutschlands. Ganz in Weiß und Gold gehalten, wirkt sie sehr edel. Sie bietet außerdem für 2.500 Gläubige Platz. Bei unserem Rundgang wurden wir von schöner Orgelmusik begleitet, was natürlich unglaublich gut gepasst hat.

Die Kirche wieder verlassen, spazierten wir noch ein wenig am Vorplatz umehr, mein Papa konnte sich gar nicht losreißen davon, allerdings muss ich zugeben, dass der Michel schon wirklich eine der schönsten Kirchen ist, die ich kenne. Die letzten Bilder gemacht, spazieren wir zu den Krameramtsstuben, die nur wenige hundert Meter dahinter liegen. Sie sind Hamburgs letzte erhaltene Hofbebauung aus dem 17. Jahrhundert und stehen unter Denkmalschutz. Im Erdgeschoss befinden sich kleine Läden und Galerien, in denen Souvenirs und Kunsthandwerk gekauft werden können. Auch ein Café bzw. Restaurant ist vorhanden. In den oberen Räumlichkeiten befinden sich die ehemaligen Witwenwohnungen, wie auch die Nr. 10, die gegen ein kleines Entgelt besucht werden kann. Wir verzichteten darauf und liefen einfach nur einmal durch den kleinen Innenhof und zurück.

Bild Über die einladende Michelwiese spazierten wir gemütlich ins Portugiesenviertel, sahen uns hier die zahlreichen Bars und Restaurants näher an und erreichten nach einiger Zeit wieder die Landungsbrücken. Da wir hier schon alles gesehen hatten, stiegen wir auf die Fähre Linie 62 Richtung Finkenwerder und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel. Weil diese Linie gerne als (kostengünstiger) Ersatz für eine Hafenrundfahrt genutzt wird, war sie dementsprechend gut gefüllt und wir bekamen nur noch Stehplätze. Aber egal. So lange waren wir ohnehin nicht unterwegs und zum Fotografieren war es ebenso von Vorteil.

Lediglich drei Stationen gefahren, stiegen wir an der Station Neumühlen/Övelgönne aus und waren gleich ganz angetan von der Atmosphäre hier. Das war jetzt genau das Hamburg, das wir uns immer vorstellten. Dort ein Eisbrecher, da hinten ein altes Segelschiff. Auch ein kleiner Leuchtturm war zu sehen. Und vorne an der Kaimauer zwei Hamburger Jungs, die fröhliche Seemannslieder zum Besten gaben. Das war genau das, was Papa und mir so gut gefällt. Einfach herrlich.

Bild Das, was ich bisher auf unseren Fahrten mit dem Kreuzfahrtschiff entlang der Elbe immer als Blankenese wahrnahm (interessanterweise mein Bruder unabhängig von mir ebenfalls), ist in Wirklichkeit gar nicht der mondäne Vorort, sondern einfach nur der Stadtteil Othmarschen mit dem Elbstrand. Wieder was dazu gelernt. :-) Doch das störte uns gar nicht. Im Gegenteil. Wie oft hatte ich schon davon gesprochen, hier am Elbstrand einmal spazieren gehen zu wollen. Bei den Ausfahrten mit dem Kreuzfahrtschiff sah ich immer zahlreiche Leute, viele auch mit ihren Hunden, die dort tobten. Jetzt war ich auch endlich einmal hier.

Leider verzog sich das schöne Wetter ein wenig bzw. dicke Wolken kamen angerauscht. Somit auch deutlich mehr Wind. Wir liefen entlang des Strandes, blickten auf den Hafen und die Elbe und bogen schließlich an einer Bar ab zum sog. Elbwanderweg, der etwas erhöht liegt. Der war ja toll. Ein enger, kleiner Weg, gesäumt von wunderschönen Häuschen und gemütlichen, zugewuchterten Gärten. Was für eine schöne Wohngegend, da könnte es mir auch gefallen.

Bild Mein Bruder entdeckte einen Aussichtsspunkt namens 'Himmelsleiter' und so stiegen wir die 139 Stufen, die die Elbchaussee mit dem Elbstrand verbinden, nach oben. 30 Höhenmeter überwunden, hatten wir einen weitreichenden Blick über den Hafen. Besonders begeistert hat uns diese Plattform ehrlich gesagt nicht, wir mussten sie auch zuerst suchen, da an gedachter Stelle ein Haus stand.

Jede einzelne Stufe wieder nach unten spaziert, ging es nun über den Elbwanderweg zurück und nach einiger Zeit kamen wir wieder an unserem Ausgangspunkt in Övelgönne an. So langsam meldete sich der Hunger zu Wort, es war schon kurz vor 13 Uhr, und so nahmen wir im Bistro Sutsche Platz. 'Sutsche' ist plattdeutsch und bedeutet so viel wie 'entspannt'. Hier bekam ich schließlich mein heiß ersehntes Krabbenbrötchen, mein Bruder und Papa aßen Lachsbrötchen bzw. Backfisch und trotz inzwischen immer stärker werdenden Windes genossen wir die Pause. Der Ausblick auf den Hafen war herrlich, auch die beiden Hamburger Jungs waren wieder am Singen, wenn auch inzwischen mit Medleys aus dem Schlagerbereich, was nicht mehr ganz so passte.

Gut gestärkt, machten wir uns anschließend langsam wieder auf den Weg zurück in die Stadt. Natürlich zu Fuß. Entlang der Elbe ging es vorbei an der Seniorenresidenz Augustinum und der Schlepperbrücke zum Altonaer Kaispeicher mit zahlreichen Fischläden, als wir einige Zeit später das Dockland erreichten.

Bild Das sechsgeschössige Bürogebäude in Form eines Schiffes am Elbufer in Altona kenne ich ebenfalls bereits von unseren bisherigen Kreuzfahrten ab Hamburg, hatte es aber tatsächlich noch nie geschafft, nach oben zu steigen. Das wollte ich heute nachholen und so ging es die 136 Holzstufen nach oben. Der Ausblick ist wirklich schön, mit der dichten Bewölkung wirkte es nun natürlich ein wenig trister. Viel war nicht los. Auch wir drehten oben nur ein paar Runden und stiegen wieder ab.

Von hier aus liefen wir nun am Cruise Center Altona vorbei und immer entlang der Elbe auf der Großen Elbstraße, bis wir den Hamburger Fischmarkt erreichten. Heute war der Platz natürlich leer. Vielleicht würden wir morgen Früh noch einmal wieder kommen, denn dann war Sonntag und reges Treiben. Aber das wollten wir relativ kurzfristig entscheiden. Jetzt googelten wir allerdings erst einmal ein paar Bilder der regelmäßigen Hochwasser, die es hier nahezu jedes Jahr einmal am Fischmarkt gibt. Einfach nur, um wahrzunehmen, wie hoch das Wasser hier oftmals steht. Für uns immer wieder unvorstellbar, dass Hamburg so oft von Sturmfluten heimgesucht wird und es nahezu schon 'normal' ist, wenn die Läden im Erdgeschoss überflutet werden.

Bild Von hier ging es nun über die Breite Straße und den Ring 2 zur Reeperbahn. Tagsüber wirkt sie natürlich nicht so wie abends mit dem ganzen BlingBling. Aber ich bin ehrlich: Nachts bei und mit Menschenmassen fühle ich mich hier auch nicht besonders wohl. Auch jetzt war schon einiges los und so liefen wir im Strom mit, vorbei an der bekannten Davidwache und direkt zum Spielbudenplatz. Mit den vielen Foodtrucks und Sitzgelegenheiten wirkt dieser Platz ziemlich gemütlich. Auch eine Bühne war aufgebaut, die hübsche Bilder projezierte. Einen kleinen Crêpes zwischendurch, dann ging es aber auch schon wieder weiter. Vorbei an 'The Clouds', den gläsernen Türmen zum Hotel Hafen Hamburg.

Vom Aussichtspunkt 'Bei der Erholung' mit dem Astra Sudpfannen Brunnen hatten wir einen fantastischen Blick auf die Landungsbrücken und darüber hinaus auf die Elbphilharmonie. Wir stiegen die Treppen nach unten, spazierten am Johannisbollwerk und der Elbpromenade entlang und suchten uns anschließend im Restaurant ALEX Überseebrücke einen Platz. Ein verfrühtes Abendessen genossen, ging es anschließend mit der U-Bahn von der Station Baumwall direkt zum Hotel. Kurze Pause und hübsch machen – denn heute Abend stand das Musical 'König der Löwen' auf dem Programm.

Bild Weil ich es noch von den vergangenen Musical-Besuchen her kannte und wir auch neuerlich Schauergeschichten über extrem lange Wartezeiten an den Fähren hörten, beschlossen wir, frühzeitig aufzubrechen. Mit der U-Bahn ging es daher wieder zurück zu den Landungsbrücken. Es war zwar eine Menge los – dennoch kamen wir nach wenigen Minuten schon auf die Fähre und fuhren 18.30 Uhr zu den Stage Theatern auf der anderen Seite der Elbe.

Tja, jetzt hatten wir noch eineinhalb Stunden Zeit bis Vorstellungsbeginn. Was tun? Wir spazierten ein wenig am Ufer entlang, genossen die Aussicht auf die Skyline von Hamburg und gönnten uns im Anschluss ein kleines Getränk im Foyer des Theaters. Obwohl ich das Musical schon 2 x gesehen hatte, freute ich mich wieder riesig darauf. Generell lag der letzte Musical-Besuch schon wieder einige Jahre zurück.

Tatsächlich wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen. Erst kurz vor der Reise erfuhr ich, dass Papa sich das Musical gerne ansehen würde. Ja, warum hat er das denn nicht schon früher gesagt? Sofort setzte ich mich an den PC und stöberte nach Tickets. Bei den Preisen verschlug es mir erst einmal die Sprache. 177 € für die 1. Kategorie? Pro Person? Puh! Ganz schön heftig. Aber nachdem die 2. und 3. Kategorie nicht wesentlich günstiger waren, die Plätze dafür aber deutlich schlechter, war mir das dann auch egal. Es war Papa's Kurztrip und der sollte so perfekt wie möglich werden. Also drei Karten in den Warenkorb – bestellt. Ganz klassisch trudelten sie einige Tage später im Original per Post bei mir ein.

Pünktlich 20 Uhr begann das Stück und entführte uns schließlich rund zweieinhalb Stunden in die Welt Afrikas. Schon beim Intro liefen mir Tränen über die Wangen. Die Musik ist einfach wundervoll, dazu die Kostüme und das Bühnenbild. Ich bin bei so etwas immer sehr emotional und ließ es einfach geschehen.

Mit einer kleinen Pause von rund zwanzig Minuten, in der wir kurz Luft schnappen gingen und Fotos machten, verabschiedeten wir uns gegen 23 Uhr wieder vom Stage Theater. Es war eine wundervolle Aufführung, die wir alle Drei sehr genossen haben. Kein Wunder, dass sich König der Löwen seit 21 Jahren in Hamburg hält. Man kann es einfach immer und immer wieder ansehen.

Mit Fähre und U-Bahn zurück zum Hotel, fielen wir kurz vor Mitternacht todmüde ins Bett. Die Tage hier in Hamburg nutzten wir wirklich sehr intensiv.

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