4. Tag:
Fischmarkt Hamburg, Fahrt nach Blankenese, Wanderung & Heimreise


Obwohl uns ein bisschen mehr Schlaf nicht schlecht getan hätte, trafen wir uns heute doch schon wieder um 06.30 Uhr zum Besuch des Hamburger Fischmarkts. Papa war zwar nicht ganz so überzeugt davon, stimmte dann aber doch zu. Wenn man schon einmal an einem Sonntag hier ist, dann nimmt man das eben auch noch mit. Auf das Frühstück verzichteten wir allerdings – vielleicht kehren wir später nochmal zum Hotel zurück.

Bild Mit der U-Bahn ging es von der Lohmühlenstraße zu den Landungsbrücken und von dort zu Fuß weiter zum Fischmarkt. Dieser findet jeweils sonntags von 5 Uhr bis 09.30 Uhr direkt an der Elbe statt und blickt bereits auf eine über 300jährige Tradition zurück. Zwei Mal hatte ich ihn bisher besucht, wobei er 2005 noch am authentischsten war. Damals gab es noch die sog. Marktschreier und der Großteil der Besucher waren Einheimische, die mit Wägelchen ihren gesamten Wocheneinkauf erledigten. Inzwischen scheint er vorzugsweise für die Touristen stattzufinden. Marktschreier gibt es kaum noch (und wenn, dann ziemlich emotionslos), auch die Fisch-Verkäufer kann man an einer Hand abzählen. Krusch oder billige China-Ware nehmen hier langsam überhand. Sachen, die die Welt nicht braucht. Und natürlich ziehen vor allem auch die zahlreichen Essens- und Getränkestände an.

Mein Papa war ein wenig enttäuscht, was ich gut nachvollziehen kann. Tatsächlich waren wir auch gerade mal eine Stunde hier unterwegs, bis wir auch schon alles gesehen hatten. Gut gefallen dagegen hat es uns in der großen Fischauktionshalle. Denn hier gab es gerade ein Live-Konzert einer Rock-Band – und die war richtig gut! Es wurde gesungen, gelacht und getanzt. In der Mitte standen Bänke und man konnte sich an verschiedenen Ständen etwas zu Essen und zu Trinken holen.

Bild Dennoch blieben wir nicht allzu lange. Das Wetter war einfach zu schön und so beschlossen wir, auf unser Frühstück im Hotel zu verzichten und stattdessen doch lieber die Fähre 62 von Altona nach Finkenwerder auf die andere Seite der Elbe zu nehmen. Dieses Mal war fast nichts los (kein Wunder, es war ja auch gerade erst 8 Uhr) und so ergatterten wir einen tollen Platz ganz vorne. Vorbei an den uns bereits bekannten Plätzen und Haltestellen der gestrigen Fahrt erreichten wir nach vier Stationen und rund 25 Minuten die Endstation Finkenwerder. Dort warteten wir auf die Anschlussfähre 64, die uns kurze Zeit später über den Rüschpark und die Elbe nach Teufelsbrück brachte. Wer die Fähre tagein, tagaus fahren muss, ist wirklich nicht zu beneiden. Drei Stationen und pro Fahrt keine 10 Minuten. Sehr eintönig.

Bild Und hier startete nun unsere kleine Wanderung nach Blankenese, entlang des Elbuferwegs. Nicht, dass wir noch außer Übung kommen. :-) Auch wenn wir zugegebenermaßen inzwischen doch alle ein wenig unsere Beine spürten. Aber der Weg hier entlang der Elbe war einfach herrlich. Ob entlang der Elbchaussee, einem geteerten Weg, oder auch zwischendurch entlang ausgetretener Pfade direkt am Elbufer … alles war grün, alles blühte und außer ein paar Jogger oder Gassi-Geher war niemand unterwegs. Links immer das Airbus-Werk im Blick, kam das ein oder andere Mal auch ein großes Container-Schiff entlang gefahren. Auch die Helgoland-Fähre düste an uns vorbei.

Eine gute Stunde später erreichten wir schließlich den Leuchtturm von Blankenese. Den hatte ich mir irgendwie hübscher vorgestellt, stattdessen ist es einfach nur ein dürres Etwas. Da standen wir nun: In einem der schönsten und reichsten Stadtteile von Hamburg – und waren alle Drei erst einmal etwas enttäuscht. Irgendwie hatten wir uns den Ort etwas mondäner und lebhafter vorgestellt. Stattdessen war kaum eine Menschenseele zu sehen und die in ihrer Bauart teilweise völlig unterschiedlichen Villen waren an einen Hügel geklatscht. Hm.

Wir spazierten ein wenig am Strand entlang und bogen schließlich ab ins Treppenviertel von Blankenese rund um den Süllberg. Mein Bruder und ich hatten langsam Hunger und nachdem mir eine Bekannte erst vor ein paar Tagen ein kleines Lokal hier empfohlen hatte, steuerten wir dies kurzerhand an. Die vielen Treppen hatten wir dabei nicht bedacht. Mensch, war das anstrengend! Doch dort angekommen die Ernüchterung: Geschlossen! Wir hatten es gerade mal 11 Uhr. Nahezu alle Lokalitäten hier oben machten frühestens ab 12 Uhr auf. Ach schade. Das hatte ich nicht erwartet, vor allem nicht an einem Sonntag. Also langsam wieder zurück in Richtung Ortskern.

Bild Von den einzelnen Gassen hatten wir immer wieder weitreichende Blicke über Blankenese, doch die meisten Villen gefielen mir immer noch nicht. Nur ab und an kamen wir an hübschen, schon etwas älteren, Häusern vorbei. Auffällig war aber die heimelige Atmosphäre, die hier herrschte. Vielleicht, weil im Moment niemand zu hören und zu sehen war. Aber generell wirkte der Ort wie stehen geblieben. Dieses Treppenviertel ist eine architektonische Besonderheit, denn hier gelangt man lediglich über die rund 5.000 Stufen von A nach B. Autos haben keine Chance. Sofort schossen mir wieder die Gedanken in den Kopf: Wie schleppen die hier ihre Einkäufe nach Hause???

Während des Wegs wurde mein Papa immer stiller - die vielen Treppen machte ihm verständlicherweise langsam zu schaffen. Da kam der Linienbus gerade recht. Wir sprangen rein und fuhren damit bis zum Markplatz. Dort hatten schließlich auch ein paar Cafés geöffnet und so gab es im Roederer's an der Bahnhofstraße ein kleines, nachträgliches Frühstück.

Ursprünglich angedacht, noch zur Schiffsbegrüßungsanlage in Höft/Schulau zu fahren, verwarfen wir den Gedanken ganz schnell wieder. Das würde dann doch zu stressig werden, außerdem standen für die nächsten paar Stunden kaum Schiffe auf dem Plan. Also ging es nach der Stärkung mit der S1 in etwa einer halben Stunde zurück zu den St.-Pauli-Landungsbrücken. Hatten wir Blankenese also auch einmal gesehen. Für mich ein etwas überbewerteter Ort.

Bild Von den Landungsbrücken machten wir uns auf den Weg in Richtung Planten un Blomen, wo heute das Japanische Kirschblütenfest stattfand. Dem wollten wir einen Besuch abstatten und liefen durch den Alten Elbpark zu den Großen und den Kleinen Wallanlagen, vorbei am Alten Botanischen Garten, als wir rund vierzig Minuten später ankamen. Dort war die Hölle los. An den Essens- und Getränkeständen waren meterlange Schlangen. Durch den Japanischen Garten wurde man regelrecht geschoben. Tatsächlich sahen wir uns hier nur noch gute fünfzehn Minuten um; danach machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Irgendwie war jetzt auch die Luft raus. Die vielen ineinander übergehenden Parkanlagen in Hamburg sind traumhaft. Hier kann man sich stundenlang aufhalten. Doch die Wege sind weit und inzwischen taten uns die Beine weh. Da wir von Anfang an einen Tracker mitlaufen ließen, stellte sich heraus, dass wir in den vier Tagen insgesamt rund 60 Kilometer zu Fuß zurückgelegt hatten. Das spürten wir inzwischen auch. Denn Wandern ist das eine. Über Betonstraßen und Pflaster zu 'wandern' das andere. Das merkt man dann doch noch schneller.

Bild Gegen 14.15 Uhr wieder im Motel One Hamburg-Alster angekommen, packten wir unsere letzten Sachen zusammen, machten noch einmal ganz kurz die Augen zu und checkten schließlich um 15 Uhr aus. Zum Glück konnten wir den Late-Check-Out (kostenfrei) nutzen; das hat uns wirklich sehr geholfen. Denn ich hasse nichts mehr, als den Koffer an der Rezeption unterzustellen und vor Abreise dann erst nochmal alles in der Lobby umzupacken.

Mit der U- und S-Bahn ging es schließlich mit kleinen Umwegen aufgrund der Baustellen zurück zum Flughafen Hamburg, wo wir um kurz nach 16 Uhr eintrafen. Auch hier mussten wir unsere Koffer natürlich wieder selbst am Lufthansa-Schalter auf Reisen schicken, was dieses Mal gar nicht so einfach war. Irgendetwas hakte. Jeder fluchte, jeder verzweifelte. Denn die Automaten erkannten die Koffer nicht. Erst nach langem Hin und Her, mehreren Versuchen und mehreren ausgedruckten Kofferbändern waren sie endlich unterwegs. Na hoffentlich kommen sie auch wirklich in München an.

Durch die Sicherheitskontrollen hindurch, holten wir uns im Restaurantbereich noch eine Kleinigkeit zu Essen und zu Trinken und übersahen dabei fast das Boarding. Das ist mir ja noch nie passiert! Da der Abflug aber ohnehin um eine Viertelstunde verspätet war, kamen wir immer noch rechtzeitig an. Alle Platz genommen, traten wir gegen 17.45 Uhr die Heimreise an. Traurig auf der einen Seite, dass diese vier wundervollen Tage schon wieder vorüber waren. Überglücklich auf der anderen Seite, dass es so ein gelungener Kurztrip war. Nicht nur, dass wir mit dem Wetter unsagbares Glück hatten. Wir hatten in den paar Tage so viel unternommen, wie manche in einer ganzen Woche nicht. So viel gesehen und erlebt. Altbekanntes und vollkommen Neues. Hatten emotionale und lustige Momente und vor allem eines: Mal wieder Familienzeit, auch wenn meine Mama leider nicht mit dabei sein konnte. Aber mit Vierbeiner zu Hause ist es eben nie so einfach.

Gegen 19 Uhr in München gelandet, ging es nun erst einmal mit der Bahn ins andere Terminal. Die Koffer in Empfang genommen, brachten wir zuerst Papa nach Hause, anschließend lieferte mich mein Bruder in meinem Zuhause ab. Inzwischen war es kurz vor 22 Uhr. Anton wartete bereits auf der Terrasse und es folgte in Abend voller Erzählungen. Schön war's.

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