2. Tag:
Besuch des Miniatur Wunderlandes


Den heutigen Tag widmeten wir voll und ganz dem Miniatur Wunderland Hamburg. Mein Bruder hatte bereits im Vorfeld flexible Tickets mit Führungen organisiert, so dass wir dort aufschlagen und bleiben konnten, wann und wie lange wir wollten. Spontan ist der Besuch der Modelleisenbahnwelt kaum machbar. Lange Schlangen vor dem Gebäude, teilweise über mehrere Stunden, oder Zeitfenster für den späten Abend. Das wollten wir nicht riskieren und wählten somit zwar die teuerste, aber auch einfachste Lösung. Abgesehen davon war diese Attraktion ja auch der Hauptgrund unserer Reise nach Hamburg.

Bild Doch erst einmal stärkten wir uns mit einem guten Frühstück im Hotel. Gegen 8.00 Uhr dort aufgeschlagen, bekamen wir gerade noch einen der letzten Plätze. Die Frühstückssituation in den Motel One-Hotels ist wahrlich nicht die beste. Viel zu wenig Plätze und zu 'normalen' Zeiten einfach komplett überfüllt. Das hatte ich bisher in jedem Hotel dieser Kette so erlebt, weshalb ich schließlich gar kein Frühstück mehr dazu gebucht hatte. Dieses Mal aber entschieden wir uns der Einfachheit halber dafür. An sich ist das Frühstück wirklich lecker. Viel Bio, sehr nachhaltig und eine breite Auswahl. Hier wird man satt für den Tag.

Weil das Wetter auch heute wieder so schön war und wir ohnehin den ganzen Tag im Innenbereich verbringen würden, beschlossen wir, den Weg zur Speicherstadt zu Fuß zurück zu legen. Die knapp drei Kilometer waren für uns ohnehin ein Klacks und ganz nebenbei lernten wir noch die ein oder andere Ecke Hamburgs kennen.

Um 9.30 Uhr im Miniatur Wunderland angekommen, konnten wir mit unseren Tickets dann auch gleich durchgehen. Vor uns lagen neun Stunden Modelleisenbahn pur.

Bild 2005 war ich das erste und einzige Mal hier. Seitdem hat sich natürlich eine ganze Menge getan. Und wenn ich ehrlich bin, konnte ich mich auch kaum mehr daran erinnern. Nicht nur, dass die Bereiche in der Zwischenzeit detailgetreuer und in mehrere Themenbereiche unterteilt wurden. Erst vor kurzem hatte man sogar ein dem Fleet gegenüberliegendes Gebäude angemietet und mit viel Aufwand und hohen Kosten eine Glasbrücke hinübergespannt. Die Ausstellung wächst hier wahrlich von Jahr zu Jahr und scheint kein Ende zu nehmen.

Im Dezember 2000 mit dem Bau begonnen, gingen ein halbes Jahr später die ersten drei Abschnitte Knuffingen, Mitteldeutschland und Österreich in Betrieb. Mit dem Abschnitt Hamburg und Deutsche Küste wurde die Ausstellung 2002 zur größten Modelleisenbahn Europas. Inzwischen ist das Miniatur Wunderland Hamburg die größte Modelleisenbahnanlage der Welt und beinhaltet auf einer Fläche von rund 1.545 Quadratmetern eine Gleislänge von insgesamt rund 16.491 Metern.

Bild Wir schlenderten ganz gemütlich durch die Räumlichkeiten, sahen uns alle Bereiche haargenau an. Denn auch, wenn es auf den ersten Blick bereits in seiner Gesamtheit unglaublich beeindruckend ist – mir persönlich haben die vielen kleinen Feinheiten und Szenerien innerhalb der Anlage noch einmal um ein Vielfaches besser gefallen. Ob das nun Pipi Langstrumpf mit ihren Freunden war, Pinocchio, dessen Nase immer länger wurde oder auch Santa Clause, der einmal am Mond, aber auch in Skandinavien entdeckt wurde. Hier hatte man sich wirklich Gedanken gemacht. Lustig aber auch die themenfremden Figuren, die scherzhafter Weise immer mal wieder in die Landschaft gesetzt wurden. Ein Zebra, das die Skipiste hinunter fährt. Oder ein Elefant, der gerade die Straße teert. Genau das macht diese Ausstellung auch aus; dass man zwischendurch auch immer mal wieder schmunzeln muss.

Besonders fasziniert hat mich aber die imposante Flughafenanlage. Nicht nur, dass hier zahlreiche Flugzeugmodelle auf dem Rollfeld zu sehen waren. Sie starteten und landeten sogar – und manch eine musste sogar durchstarten. Unglaublich perfekt gestaltet und man konnte sich gar nicht mehr losreißen davon. Es gab sogar eine Anzeigetafel für Abflüge und Ankünfte. Wahnsinn.

Immer wieder wird es zudem Nacht über der Anlage. Dann hüllen sich die Landschaften in ein Lichtermeer. Mal mehr und mal weniger. In Las Vegas wirkt alles natürlich umso schöner, mit dem ganzen Bling Bling. In den Alpen ist es dagegen ziemlich düster.

Ein Highlight vor allem für die Kinder sind die zahlreichen Einsätze der Feuerwehr- und Polizeiautos. Nahezu in jedem Themenbereich hört man die Sirenen heulen. Hier ein Unfall, dort ein Brand. Andernorts rückt sogar eine ganze Stange an Feuerwehrautos an. Alles ist so unglaublich echt gestaltet – in Fahrt und Ton.

Bild Auch der Hamburger Bereich hat mir ausgesprochen gut gefallen. Zum einen findet man hier die Landungsbrücken mit dem AIDA-Schiff vor, zum anderen öffnet sich aber auch die Elbphilharmonie und lässt die Besucher in ihr tiefstes Inneres blicken. Generell gibt es unglaublich viele Dreh- und Druckknöpfe, anhand derer man zahlreiche Szenen in Gang setzen kann. Tatsächlich rückt mit den beeindruckenden Gebäuden und den vielen kleinen Darstellungen die eigentliche Eisenbahn ein wenig in den Hintergrund. Ich zumindest nahm diese in der Tat nur noch am Rande wahr.

Gegen die Mittagszeit legten wir schließlich eine kleine Pause ein. Die Luft war in diesen Räumen unglaublich trocken, wir hatten Durst, aber auch Hunger. In jedem der beiden Gebäude gibt es ein kleines Bistro/Restaurant mit einer großen Auswahl unterschiedlicher Speisen. Geschmacklich nicht unbedingt ein besonderes Highlight – aber es ist ok und macht vor allem satt.

Gut gestärkt, setzten wir unseren Rundgang fort. Auch Skandinavien war mit der tollen Schneelandschaft richtig schön anzusehen. Besonders beeindruckt hat mich später jedoch auch Venedig. Die Lagunenstadt wurde äußerst detailgetreu nachempfunden und ist eines der Highlights dieser Anlage.

Bild Wir durchstreiften noch die Schweiz, die sich teilweise über zwei/drei Stockwerke empor hangelt, aber auch diverse italienische Urlaubsgegenden und Städte. Eine Stunde später erreichten wir schließlich die Glasbrücke hinüber ins andere Gebäude und standen mitten in Südamerika.

Brasilien war mit seinen Gebäuden, der Copacabana, aber vor allem mit der unglaublichen Inszenierung des Karnevals in Rio de Janeiro ein Besuchermagnet. Unzählige kleine Figuren, die sich auf Knopdruck bewegten, Musikkapellen. Was man doch nicht alles gestalten kann.

Gleich daneben erreichten wir den neuesten und aktuell letzten Themenbereich der Anlage: Patagonien und Antarktis. Wie immer mit allerlei Aktionen. Besonders faszinierend: Die Schiffe, die hier in einen unsagbaren Sturm geraten. Auch hier wieder absolute Perfektion in der Umsetzung.

Im Anschluss an diesen Rundgang findet man eine sehr interessante Ausstellung über den Werdegang der Modelleisenbahnwelt. Von den Anfängen bis in die Gegenwart und mit Zukunftsvisionen. Denn natürlich wird schon wieder fleißig an neuen Themenbereichen gebastelt. Monaco mit der Formel 1 steht bereits in den Startlöchern. Hier hakt es noch ein wenig an den Rennwägen, doch die Gebäude konnten wir bereits bewundern. Für die nächsten Jahre sind zudem der Regenwald, die BeNeLux-Länder sowie Großbritannien geplant.

Bild Über vier Stunden waren wir nun schon unterwegs. Fasziniert, aber auch erschlagen von den vielen Eindrücken, legten wir erst einmal wieder eine kleine Pause ein und stärkten uns im Bistro.

Während Papa gegen 15 Uhr an einer einstündigen Führung hinter die Kulissen im Bereich Skandinavien & Mitteldeutschland teilnahm(leider gab es nur noch ein Ticket, das wir natürlich ihm überließen), besuchten mein Bruder und ich zunächst den Souvenirladen, statteten noch ein paar Teilbereichen einen Besuch ab, die wir uns nochmals näher ansehen wollten und holten Papa schließlich wieder am Treffpunkt ab, der ganz begeistert war von den vielen interessanten Informationen und Eindrücken 'hinter der Bühne'.

Zum Abschluss des Tages stand dann noch eine ganz besondere Tour für uns an, die mein Bruder zwar organisiert, sich im Vorfeld jedoch nicht wirklich durchgelesen hatte. Plötzlich wurde er etwas blass um die Nase und war sich nicht mehr so sicher, ob das wirklich was für uns sein würde: Schrumpf dich ins Wunderland – ein interaktives VR-Spiel. Hui – das hörte sich spannend an. An der Information dafür angemeldet (vorher jedoch alle Taschen und Habseligkeiten in den Spint geschlossen), wurden wir nach einer guten Viertelstunde Wartezeit schließlich in einen Umkleideraum geführt. Dort erhielten wir Bewegungstracker für Hände und Füße, einen Rucksack, in dem sich ein rund 10 kg schwerer PC befand, dazu ein unglaublich schwerer Helm mit Headset und natürlich VR-Brille. Bis man sich alles richtig angelegt hatte, verging eine ganze Weile.

Insgesamt waren wir sechs Spieler, die sich zu einem Kreis aufstellten. Die Tracker wurden aktiviert und das Spiel begann. Zunächst für jeden Teilnehmer eine Spielfigur ausgewählt (was ich allerdings vor Ort gar nicht als solches wahrgenommen hatte, irgendwie war alles etwas chaotisch und durcheinander und tatsächlich wurde ich plötzlich zu einem nackten Mann mit Enten-Rettungsring – DAS hatte ich mir so sicherlich nicht freiwillig ausgesucht ;-)), wurden wir schließlich 'geschrumpft' und in ein Abenteuer durch das Miniatur Wunderland entlassen. Wir mussten Gräben überqueren, einen Brand löschen, fuhren in einer Kiste über Stock und Stein, bis wir schließlich wieder an unserem Ausgangspunkt ankamen.

An sich eine nette Idee und in gewisser Weise machte es auch Spaß. Aber es war auch etwas vollkommen Neues für uns und die Technik ist meiner Meinung nach einfach noch nicht zu 100% ausgereift. Mir rutschte ständig der Helm hinunter (trotz dass ich ihn festgezurrt hatte), der schwere Rucksack drückte mir so dermaßen in den Rücken, dass ich Tage danach noch Schmerzen hatte und auch so gab es den ein oder anderen Aussetzer im Spiel. Leider hatten wir auch zwei unglaublich vorlaute Jungs in der Gruppe, die das ganze Spiel für sich einnahmen, kreischten, sich nicht an die Regeln hielten und einfach sehr störend waren. Selbst die Spielleiterin war am Ende so dermaßen genervt, dass sie ihnen erst einmal die Meinung geigte. Interessierte die Kids nur nicht.

Dennoch war es einfach mal etwas vollkommen anderes. Man muss auch mal offen für Neues sein. :-)

Bild Zum Ende unseres Aufenthalts noch einmal etwas im Bistro getrunken und den Tag sowie die zahlreichen Eindrücke Revue passieren lassen, verließen wir gegen 18.30 Uhr das Gebäude und freuten uns über die Sonnenstrahlen und die frische Hamburger Luft, so dass wir statt der geplanten U-Bahn zurück zum Hotel doch wieder den Fußweg wählten.

Vorbei an der Hauptkirche St. Nikolai, spazierten wir die Domstraße entlang zum Domplatz und von dort über den Hauptbahnhof schließlich weiter zum Hotel. Es gibt viele Wege zur und von der Speicherstadt – wir hatten sie im Verlauf unseres Aufenthalts alle kennengelernt.

Etwa eine halbe Stunde ausgeruht und frisch gemacht für den Abend, brachen wir gegen 20 Uhr aber auch schon wieder auf. Über die Lohmühlenstraße ging es direkt zur Alster – auf der Suche nach etwas Essbarem. Die zahlreichen Lokale an der Alster sahen zwar alle sehr einladend aus. Hier aber zahlt man vor allem den Ausblick mit. An sich kein Drama, aber Papa ist nicht der große Esser und so kam das natürlich auch nicht in Frage.

Bild Weiter ging es zum Rathaus, dort hatten die kleinen Läden bereits geschlossen. Auch beim ALEX standen die Leute bis auf die Straße an. Ob bzw. wann wir hier einen Platz bekommen würden, stand in den Sternen. Und um 22.30 Uhr wollte ich mir eigentlich das Feuerwerk zum Japanischen Kirschblütenfest ansehen.

Mein Bruder wurde schließlich mit dem 'Frittenwerk' fündig, einer Pommesmanufaktur unweit der Europa Passage. Davon hatten wir noch nie gehört, sah aber interessant aus und bot viele verschiedene Pommes-Gerichte, aber auch Salate an. Zwar mussten wir über eine halbe Stunde auf das Essen warten (bestellbar über einen Screen – abzuholen an der Theke – es war unglaublich viel los), dafür war es aber sehr lecker und auch das Ambiente des Lokals im oberen Bereich war richtig ansprechend.

Bild Gut gestärkt, machten wir uns im Anschluss wieder auf den Weg zurück zur Außenalster. Mit dieser Idee waren wir nicht allein. Ganz Hamburg nebst Vororten schien nun hier zu sein. Viele von ihnen sicherten sich schon seit Stunden einen Platz auf der Wiese. Das hatte zur Folge, dass wir nur noch irgendwo hinter Bäumen einen Platz fanden. Doch mit Beginn des Feuerwerks mischten wir uns ein wenig mehr ins Getümmel und erlebten ein fantastisches, über 15-minütiges Feuerwerk über der Alster. Unglaublich, was hier alles hoch geschossen wurde. Entgegen der Aussagen, es fände 'rund um die Alster' statt, konzentrierte es sich nur auf eine Stelle. Aber das war egal. Es hat uns auch so beeindruckt.

Happy über den gelungenen Tagesabschluss machten wir uns nun im Entenschritt mit Massen an anderen Menschen auf den Weg zurück zum Hotel. Erst wurde man geschoben, nur so nach und nach teilte sich die Menge in verschiedene Richtungen auf. Wir durchquerten Straßen von Hamburg, die ich sicherlich nie mehr wieder finden würde, die in der Nacht auch teilweise etwas spooky aussahen. Aber wir waren ja nicht allein. Gegen 23 Uhr erreichten wir wieder unser Hotel. Auch heute lag wieder ein erfüllter Tag hinter uns. Wir hatten das Gefühl, bereits eine Woche on tour zu sein.

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