3. Tag: Speicherstadt & Miniaturwunderland & Stadtbummel & Heimreise


Heute machten wir uns ausnahmsweise mal etwas später auf den Weg in die Innenstadt. Einmal mussten wir auch etwas ausschlafen und so ging es erst um 9 Uhr morgens los. Wir frühstückten im Lokal "ALEX", direkt an der Binnenalster. Dieses In-Lokal stach uns gestern schon ins Auge und da sie dort einen richtig tollen Brunch anbieten, mussten wir auch gar nicht lange überlegen. ;-)

Zwei Stunden hielten wir uns hier auf und schlugen uns den Bauch voll; bevor wir uns schließlich zu Fuß wieder auf den Weg Richtung Speicherstadt machen. Da wir wohl etwas verwirrt drein schauten (wir kannten den Weg nicht und fanden ihn auch nicht auf Anhieb auf dem Stadtplan), kam sofort ein Hamburger auf uns zu und erklärte uns gleich vier verschiedene Wege zu dem gewünschten Ziel. Darüber habe ich mich echt total gefreut. Die Hamburger sind schon nette Leute!!

Bild In der Speicherstadt angelangt – inzwischen war es richtig warm geworden und die Sonne strahlte vom Himmel (fünf Minuten vorher gab's heftigen Regenschauer) – erwarteten uns tolle Ausblicke auf die Kanäle und einen Teil der Stadt.

Die Speicherstadt ist eine der eindrucksvollsten Denkmal-Landschafen Hamburgs. In dem von Fleeten durchzogenen Gebiet lagern Gewürze, Teppiche, Kaffee und viele moderne Geräte. Die Speicherstadt entstand Ende des 19. Jahrhunderts auf der Brookinsel südlich des Zollkanals. Damals war sie der größte zusammenhängende Lagerhauskomplex der Welt. Anlass für diesen Bau war der Anschluss Hamburgs an das Zollinland des Deutschen Reiches 1888. Die Speicherstadt besteht aus 17 sieben- bis achtstöckigen Lagerhäusern (Backsteingotik); mit einer Gesamtfläche von über 330.000 qm. Noch immer bieten die dicken und frostsicheren Wände wegen geringer Temperaturschwankungen ideale Speicherbedingungen. Heute beherbergen die Lagergebäude eine Menge an Museen und Ausstellungen, manche Räume werden nach wie vor als Speicher genutzt und andere wiederum stellen Wohnhäuser dar. Beim Vorbeigehen konnten wir gerade bei einer Anlieferung zusehen. Irgendwie erinnerte es an die Zeit des 19. Jahrhunderts. Jetzt fehlte nur noch der schwarz-weiße Blick ... ;-)

Wir schlenderten auf den Brücken umher und entschieden uns dann für den Besuch von Museen. Besonders interessant erschien mir Spicey's Gewürzmuseum, doch als wir dort ankamen, war es leider geschlossen. :-( Schade. Ich hatte mich so darauf gefreut. Über 50 Gewürze werden hier in Originalgebinden vorgestellt, können angefasst und probiert werden. Auch, wenn wir nicht ins Museum konnten – schon allein das Innere dieses Backsteinhauses war sehr beeindruckend. Eisengestänge fixieren die Wände und das Dach und kleine, unebene Treppen führen zu den einzelnen Räumen. Ich hoffe, dass diese Gebäude immer so bleiben und nicht restauriert werden, denn das Flair hier ist unbeschreiblich schön und eben typisch Hamburg!!

Rund um das Gewürzmuseum gibt es noch zwei weitere – ebenfalls interessante – Museen, wie z. B. das Speicherstadtmuseum, in dem auf die Geschichte und typische Handelsgüter der Speicherstadt eingegangen wird. Im Deutschen Zollmuseum wird über die originellsten Verstecke von Schmugglerware aufgeklärt. Ob in hohlen Golfbällen oder in Broten – nichts ist unmöglich!

Bild Wir begaben uns wieder in den vorderen Teil der Speicherstadt und entschieden uns für den Besuch des Miniaturwunderlandes Hamburg. Sabine, die damit nicht besonders viel anfangen konnte, ging lieber in das "Hamburg Dungeon", eine lebendige Geisterbahn, die die Geschichte Hamburgs auf gruselige Art und Weise erzählt. Sabine war auch total begeistert davon: Auf einem Rundgang kann man das Innere eines Pest-Krankenhauses besichtigen, befindet sich wenig später auf dem Schiff des berühmt-berüchtigten Kapitäns Störtebecker und lernt viele arme Leute aus der Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts kennen. Gut eineinhalb Stunden dauert diese Führung – mit vielen Schreckmomenten gespickt.

Mich hätte dieses Spektakel schon auch interessiert, aber da wir nicht mehr so viel Zeit hatten und mich das Wunderland doch noch um einen Tick mehr interessierte, begaben wir Drei uns eben dorthin. 25 Minuten mussten wir warten, bis wir in die Räume durften, doch die Wartezeit wurde uns mit kostenlosen Getränken, Bonbons, einer Zeitung und vielem mehr versüßt und verkürzt. Ein netter Service!! :-)

Die Modelleisenbahn ist ein echter Besuchermagnet, schließlich bekommen die Gäste hier auf gut 1000 qm eine immer weiter wachsende Modelleisenbahn der Superlative zu sehen: 550 Züge, Hunderte Autos und Abertausende kleiner Figürchen beleben die Straßen der nachgebauten Städte und Länder.

Endlich im Inneren angekommen, staunten wir über die Perfektion dieser Anlage. In mehreren Räumen sind div. Teilbereiche ausgestellt, wie z. B. Süddeutschland, die USA und vieles mehr. Der skandinavische Bereich war zum Zeitpunkt unseres Besuchs noch nicht ganz fertig, wurde aber noch in selben Jahr fertig gestellt. Wir schlenderten von Anlage zu Anlage und entdeckten viele bekannte Gebäude und Landschaftsbilder. V. a. die USA war total interessant mit der Casino-Stadt Las Vegas, den Inseln von Key West und der gigantischen Stadt Miami. Ebenfalls beeindruckend war die Darstellung von Hamburg – alles in Miniaturformat; und doch so detailgetreu.

Überall hörte man Geräusche: Hier war ein Autounfall passiert, dort drüben brannte ein Haus und ganz hinten hob gerade ein Hubschrauber ab. Besonders für kleine Kinder ist der Besuch des Miniaturwunderlandes ein großes Erlebnis, denn man kann überall drücken und drehen – und schon bewegt sich was! Ebenfalls beeindruckend war die Darstellung von Tag und Nacht. Jede Viertelstunde bricht die Nacht herein über die Landschaften, die Lichter gehen an und die gesamte Anlage erstrahlt in neuem Glanz.

Bild Besonders interessant sind hier natürlich die vielen Kleinigkeiten, die man aber nur dann sieht, wenn man die gesamte Anlage genauestens betrachtet. So z. B. die Badegäste im kleinen Weiher, die Bergung einer Wasserleiche oder die Invasion von Außerirdischen ...

Etwas abseits der Anlagen gelangten wir schließlich in die Werkstatt des Miniaturwunderlandes. Hier kann man den Künstlern über die Schulter gucken und erkennen, welche Fieselarbeit das doch ist. Einer war gerade mit der Gestaltung eines chinesischen Tempels beschäftigt ... in diesem Stadium sah es noch nach einer wochenlangen Arbeit aus!!

Neugierig wie wir waren – und auch, weil es ja schließlich geöffnet hatte – begaben wir uns in den skandinavischen Bereich, der gerade in Arbeit war. Hier konnte man mal die Grundzüge einer solchen Anlage erkennen. Auf kleinen Täfelchen konnten wir nachlesen, was es hier in gut einem halben Jahr zu sehen geben würde ... auch hier steckte noch viel Arbeit dahinter!! Und das Highlight dieser Anlage: Hier wird echtes Wasser durchgepumpt werden; bisher wurde das Wasser hier nur durch blaue Glasplatten dargestellt.

Gut zwei bis zweieinhalb Stunden verbrachten wir hier und haben dennoch nicht alles gesehen. Man müsste sich schon mindestens einen ganzen Tag Zeit nehmen, wenn man alle Kleinigkeiten erkennen will. Doch wir wollten Sabine nicht länger warten lassen und begaben uns zum Treffpunkt.

Auf jeden Fall freuten wir uns, dass wir uns diese Ausstellung angesehen haben. Uns wurde wirklich nicht zu viel versprochen. Jeder Hamburg-Besucher sollte sich hierfür Zeit nehmen; und wenn's nur eine Stunde ist. Der Eintritt von 9 € ist wirklich nicht hoch, wenn man bedenkt, was einem hier geboten wird.

Wir trafen schließlich auf Sabine, tauschten unsere Erlebnisse aus und begaben uns wieder in Richtung Innenstadt. Auf dem Weg dorthin kehrten wir in einem kleinen Café ein; für den kleinen Hunger zwischendurch.

Bild Wir schlenderten unter schönstem Wetter weiter bis zum St. Nikolai Kirchturm. Der 147 m hohe rußgeschwärzte Turm sticht schon von weitem ins Auge. Während das Kirchenschiff unter einem Bombenhagel total zerstört wurde, hat der Turm sozusagen "überlebt". Hinter dem Turm erhebt sich ein kleinern Gedenkplatz mit einem Plakat vom Bildnis der noch kompletten Kirche.

Nach wenigen Minuten gelangten wir zur Börse, die sich hinterhalb des Rathauses befindet. Sie ist die älteste Börse Nordeuropas, im Innenhof steht ein herrlicher Brunnen und es ergeben sich tolle Motive für die Kamera.

Wir schlenderten weiter und gelangten auf die Mönckebergstraße, die Shopping-Meile Hamburgs. Hier bummelten wir ein wenig durch die Läden, kauften noch bisserl was ein und erreichten anschließend den Hauptbahnhof, in dessen unmittelbarer Nähe sich Deutschlands größter SATURN befindet. Die Männer waren nicht mehr zu halten und selbst ich staunte über die Vielzahl der hier angebotenen Waren.

Inzwischen war es Abend geworden. Wir holten unser Gepäck aus dem Hotel und fuhren mit dem Shuttle-Bus zum Flughafen. Hier schlenderten wir nach dem Einchecken noch ein wenig durch die (teuren) Einkaufspassagen, aßen noch eine Kleinigkeit, bis schließlich um ca. 20 Uhr unser Flug nach Stuttgart aufgerufen wurde.

Auf dem Heimweg ließ ich unseren Kurztrip in Gedanken noch einmal Revue passieren und freute mich, dass wir so viel von Hamburg gesehen und so viel Schönes erlebt hatten.

Hamburg hat mich wirklich nachhaltig beeindruckt. Ich hatte mir die Stadt zwar schon immer schön vorgestellt, doch trotz allem erwartete ich hier Verkehrschaos, Lärm, Stress und was man eben so mit Großstädten verbindet. Doch das alles traf hier nicht zu. Verkehrstechnisch gesehen war hier z. T. viel weniger los als in unserer Provinzstadt Rosenheim und Stress kennen die Hamburger wohl auch nicht wirklich. Zumindest ließen es alle ganz ruhig angehen. ;-) Hamburg ist für mich auf jeden Fall keine typische Großstadt, sondern wirklich etwas ganz Besonderes!! Und ein erneuter Besuch ist garantiert! :-)

Bild
Bild