2. Tag: Schifffahrt nach Potsdam & Besuch von Schloss Sanssouci


8 Uhr. Zeit zum Aufstehen. Nach einem gemeinsamen Frühstück in der Lobby des Hotels (hier gibt es Croissants und Heißgetränke bis zum Abwinken) machten wir uns auf den Weg zum Checkpoint Charly, welchen wir schon am Vortag kurz zu Gesicht bekommen hatten.

Bild In den Jahren des Kalten Krieges sorgte dieser Kontrollpunkt nicht selten für Schlagzeilen. Hier standen sich am 27. Oktober 1961 erstmals Panzer der USA und der UdSSR im Abstand von nur 200 m gegenüber. Zwei Monate zuvor hatte der Bau der Mauer aus der belebten Friedrichstraße eine Sackgasse gemacht. Nur Ausländer, Diplomaten und Militärs durften bis zum Mauerfall 1989 den streng bewachten Übergang zwischen Ost und West passieren. Am 22. Juni 1990 wurde dieser Kontrollpunkt endgültig abgebaut.

Heute erinnern nur noch Mauerreste, ein Wachtturm und ein Schild mit der Aufschrift "Achtung! Sie verlassen den amerikanischen Sektor" an die Teilung der Stadt. UND der enorme Unterschied, den man hier zwischen den Straßen erkennen kann: Auf der westlichen Seite wirkt alles ziemlich alt und z. T. auch heruntergekommen – im Osten strahlen moderne Wohn- und Büroräume dem Besucher entgegen.

Gleich in der Nähe des Kontrollpunktes dokumentiert das Mauermuseum die Entstehungsgeschichte der Mauer und das Leben in der geteilten Stadt.

Wir spazierten die Straße entlang, machten Fotos von allen Seiten und entdeckten ein altes DDR-Zeichen. Irgendwie war es schon ein komisches Gefühl, hier zu stehen, wo sich noch vor nicht all zu langer Zeit dramatische Geschichten abgespielt haben.

Auf unserem Weg vom Hotel zur S-Bahn entdeckten wir die guten alten DDR-Ampeln. Man sieht sie nicht mehr oft in Berlin; werden sie doch nach und nach in neue umgetauscht.

An der Station Stadtmitte stiegen wir in die U6 ein und fuhren bis nach Berlin-Tegel. Für heute war eine Ausflugs-Schifffahrt nach Potsdam geplant. Immerhin hatten wir schon eine Menge über die Stadt gehört und wollten es nicht versäumen, sie uns anzusehen.

Bild In Berlin-Tegel angekommen, erwartete uns ein ruhiger und idyllischer Vorort; das genaue Gegenteil zum Stadtleben. Wir schlenderten den Marktplatz entlang, entdeckten viele nette kleine Gärten, gelangten in einen kleinen Park und erreichten nach wenigen Minuten den Tegeler See. Dort standen bereits einige Schiffe bereit; wir entschieden uns für die Reederei Winkler.

Rund zehn Leute befanden sich bereits auf dem Schiff, voll würde es heute sicher nicht werden. Wir sicherten uns einen Platz am Panorama-Fenster; nach draußen konnten wir immer noch gehen.

Um 11.10 Uhr legte das Schiff ab. Zunächst gab es nicht wirklich viel zu sehen. Wir fuhren quer über den Tegeler See, wichen immer mal wieder den Seglern aus und kamen an einigen kleinen Inselchen vorbei, auf denen kleine Ferienhäuser und Bootsanlegestellen zu sehen waren. Der Kapitän erzählte viel Wissenswertes über die Inseln und wir hörten gespannt zu.

Das Wetter wurde immer besser und besser und schließlich kam die Sonne heraus. Rüdiger und ich begaben uns aufs Oberdeck und machten die ersten Fotos. Nach einer kleinen Auseinandersetzung mit einem kleinen Jungen (der auf Dauer echt nervte), genossen wir unser Essen.

Gegen 12 Uhr kamen wir an der Schleuse in Spandau an, wo wir auf das Niveau der Havel hinuntergelassen wurden. Da ich so etwas noch nie miterlebt hatte, war ich sehr interessiert und auch ein wenig fasziniert davon. Nach gut zwanzig Minuten ging's wieder weiter; nun begann der interessantere Teil der Fahrt.

Vorbei am Fischerort Tiefenwerder, der eine Mischung aus Werft und Bootshäusern ist, und an dessen 4 bis 5 m breiten Wasserarmen sich winzige Kleingärtengrundstücke mit Wohnwägen aneinander reihen, und Pichelswerder, einem ehemaligen Holzumschlagsplatz, gelangten wir schließlich nach Grunewald, wo uns der hochragende Grunewaldturm sofort ins Auge stach.

Wenige Minuten später sahen wir die kleine Halbinsel Schwanenwerder, auf der einst Hitlers Architekt Albert Speer und Joseph Goebbels wohnten.

Bild Nun gelangten wir zum Wannsee und konnten von weitem das Strandbad Wannsee erkennen, welches das beliebteste Freibad Berlins ist. Die großzügig angelegte Badeanstalt mit ihren Terrassen und dem rund 1,3 km langen Sandstrand ist die größte ihrer Art in Europa. 400 Strandkörbe und 1.800 Liegen können hier angemietet werden.

An der Station Wannsee stiegen ein paar Leute aus und nach wenigen Minuten ging die Fahrt wieder weiter. Inzwischen hatten wir unseren Platz aufs Oberdeck verlegt. Die Sonne schien, es war angenehm warm, perfekt für diesen Tag.

Nun erreichten wir die Pfaueninsel, die – meines Erachtens – schönste Insel auf der Havel. Berühmt wurde die "Perle im Havelmeer", 98 ha groß, als Liebesnest des preußischen Kronprinzen Friedrichs II, mit dem leuchtendweißen Lustschlösschen. Erst, als wir die Insel schon hinter uns ließen, kam das Schlösschen langsam aus seinem Versteck heraus. Wenige Minuten später konnten wir es in seiner ganzen Pracht bewundern.

Die Fahrt ging weiter vorbei am Sacrower See, der Heilandskirche und dem Volkspark Klein-Glienicke, bis wir schließlich die ersten Gebäude von Potsdam erkennen konnten.

Bild Drei Stunden hatte die Fahrt gedauert, die uns sehr beeindruckt hatte. Nun stiegen wir aus und spazierten durch einen Teil der Altstadt hindurch. Und wurde nicht zu viel versprochen; Potsdam wirkte schon von weitem wunderschön.

Vorbei an der imposanten Nikolaikirche, dem Filmmuseum und weiteren interessanten Gebäuden, gelangten wir zum Brandenburger Tor, welches bereits 1770 entstanden war, also praktisch 21 Jahre vor dem gleichnamigen Tor in Berlin. Die Temperaturen stiegen und stiegen und plötzlich bekamen wir Heißhunger auf Eis. In der gleich daneben liegenden Fußgängerzone entdeckten wir eine nette Eisdiele, wo wir uns alle einen großen Becher gönnten. Hier hätten wir stundenlang sitzen können ... Doch da uns die nicht weit entfernten Straßenmusiker mit ihrer Darbietung der "Zauberflöte" langsam um den Verstand brachten, ging's schließlich in einen Schokoladenladen – ein wahres Paradies für mich!! ;-)

Nun wollten wir aber wieder weiter und marschierten auf das Schloss Sanssouci zu, was nicht mehr all zu weit entfernt lag. Es wurde von Friedrich dem Großen als Sommerresidenz vor den Toren der Stadt geplant, schließlich entstand eines der schönsten Schloss-Ensembles Deutschlands.

Wir passierten den Eingang, schlenderten an kleinen Büsten vorbei, und gelangten zu einer riesigen Parkanlage, von wo aus wir auch schon das eindrucksvolle Hauptgebäude erkennen konnten. Wir machten ein paar Fotos und bewältigten schließlich die vielen Stufen hinauf. Von oben war die Aussicht unbeschreiblich schön.

Die Lage des Schlosses auf den berühmten Weinbergterrassen und die im Original erhaltenen Raumausstattungen aus dem 18. Jahrhundert lassen den Besucher eintauchen in die Welt des Philosophen von Sanssouci. Kein anderes Schloss – welches übersetzt "ohne Sorge" bedeutet – ist so mit der Persönlichkeit Friedrichs des Großen verbunden, wie dieses. Hierher zog er sich am liebsten zurück.

Weiter ging's zur historischen Windmühle aus dem Jahre 1787. Bis Mitte des 19. war die Getreidemühle stets in Berieb. Seitdem dient sie nur noch als Sehenswürdigkeit. In der obersten Etage sind Wechselausstellungen zu bewundern.

Bild Wir spazierten weiter zur Orangiere, welche ein beeindruckendes Beispiel für die Bauten Friedrich Wilhelms IV. darstellt. Das imposante Bauwerk mit den Pflanzenhallen und dem zentralen Orangerieschloss, seinen Plastiken, Brunnen, Arkaden und Terrassen holt ein Stück südliche Sonne nach Potsdam und zeigt deutlich die Italiensehnsucht des Kaisers.

Wir schlenderten durch die Arkadengänge hindurch und gelangten wieder in einen kleinen Park, immer wieder mit herrlichen Aussichten auf verschiedene Parkanlagen und auf das Belvedere.

Im Westen der Parkanlage befindet sich noch das Neue Palais, ein gewaltiger Schlossbau, der schon von weitem an seiner hohen Kuppel erkennbar ist, Schloss Charlottenhof, ein kleines – im klassizistischen Stil erbautes – Schlösschen aus dem 18. Jahrhundert, das Chinesische Haus, welches einen imposanten Pavillon darstellt, und vieles vieles mehr. Der Park Sanssouci bietet eine ganze Menge und man braucht hier schon fast einen ganzen Tag, um wirklich alles zu sehen.

Für uns wurde es jetzt aber langsam wieder Zeit, nach Berlin zu kommen, und so stiegen wir in den nächsten Bus Richtung Bahnhof ein. Dort sprangen wir in die nächste S-Bahn und fuhren rund eine halbe Stunde zurück nach Berlin.

Im Hotel schnell frisch gemacht und die Klamotten gewechselt, ging's auch schon wieder weiter und wir fuhren mit dem Bus zum Kurfürstendamm. Dort schlenderten wir die Straße entlang, sahen das berühmte KaDeWe und gelangten schließlich zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, welche 1943 fast vollständig von Bomben zerstört wurde. 1957 wollte man die Kirche abreißen, doch durch Proteste der Berliner entschied man sich, den Kirchturm – inzwischen "hohler Zahn" genannt – stehen zu lassen und mit Betonplatten zu stützen.

Nach gut einer Stunde des Suchens fanden wir schließlich in einer Seitenstraße einen Mexikaner, der uns sofort zusagte. Hier bleiben wir! Das Essen war lecker, die Atmosphäre sehr schön. Hier hätte ich ewig sitzen bleiben können. Aber trotzdem mussten wir wieder weiter, denn für heute waren Nachtaufnahmen von Berlin geplant. Unser erster Anlaufpunkt war das Brandenburger Tor. Bis wir das richtige Foto hatten, waren wir eine Weile beschäftigt, aber es machte ja auch Spaß. Es sah einfach herrlich aus. Bevor es weiterging, liehen wir unser Stativ noch an Japaner aus, die schon seit ein paar Minuten sehnsüchtig darauf warteten. ;-) Die Zwei waren supernett und bedankten sich tausendmal dafür. Damit haben wir ihnen eine große Freude gemacht.

Nun ging's weiter zum Reichstagesgebäude und dem Kanzleramt; anschließend machten wir uns auf in Richtung Hotel. Doch zuvor ging's noch auf einen Absacker in der Nähe des Pariser Platzes. Während wir Drei uns jeweils mit einem Getränk zufrieden gaben, bestand Toni auf einen sehr zuckerreichen Mitternachts-Imbiss ... ;-) Gut gestärkt – :-) – fielen wir schließlich um ca. 1 Uhr nachts hundemüde ins Bett.

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