2. Tag: Ankunft in Bangkok:
Königspalast Wat Phra Kaeo & Chinatown


Mit nur wenig Schlaf, aber dennoch nicht wirklich müde, erreichten wir gegen 24 Uhr deutscher Zeit und 6 Uhr Früh Ortszeit den Suvarnabhumi International Airport Bangkok. Draußen war es noch dunkel, doch in Asien geht die Sonne schneller auf als in Deutschland und als wir schließlich am Kofferband standen, konnten wir durch die Fensterscheiben schon die ersten Sonnenstrahlen erhaschen.

Nun hieß es aber erst einmal, beten: Sind die Koffer dabei? Beim Einchecken in München über Abu Dhabi hatten sie gerade noch festgestellt, dass wir ja nach Bangkok durchfliegen und in letzter Minute wurden die Koffer noch durchgecheckt … aber ob das auch wirklich geklappt hat? Da … ich sehe meinen … und dann kommt auch schon Toni's Koffer. Was für ein Stein fiel uns vom Herzen.

Bild Noch schnell die Familie über die Ankunft informiert, machten wir uns auf den Weg nach draußen und wurden auch schon von einem Angestellten des gebuchten Hotels in Bangkok abgeholt. Obwohl es noch so früh am Morgen war, hatte das Thermometer schon eine beachtliche Temperatur erreicht … aber es tat gut … unheimlich gut … nach den vielen kalten Tagen in Deutschland.

Mit dem Shuttle-Bus wurden wir in das ca. 25 km entfernte 5-Sterne-Hotel Millenium Hilton Bangkok gebracht und bereits auf der Fahrt kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hätte uns jemand beobachtet – er hätte wohl nur den Kopf geschüttelt, denn alle paar Meter hieß es: Hast du das gesehen … hey guck mal … das ist ja lustig … whow, schau dir mal das Gebäude an … Der Fahrer hatte schon geschmunzelt – jedoch nichts dazu gesagt. Er war der einzige Thailänder auf unserer ganzen Reise, der sich nicht gleich mit uns unterhalten hat. Ich glaube, er wollte die Stadt erst einmal auf uns wirken lassen.

Am Hotel an- und kaum zum Stehen gekommen, wurde auch schon von außen die Tür des Kleinbusses geöffnet und fünf Thailänder(innen) standen ums uns herum! Der erste hatte bereits die Koffer in der Hand, der zweite nahm mir meine Tasche ab, der dritte begrüßte uns und fragte nach dem Befinden, die vierte nahm uns unsere Reiseunterlagen ab und die fünfte begleitete uns zur Rezeption! Nicht zu vergessen die zwei Herrschaften, die an der Tür standen und die Türe öffneten (was sie übrigens immerzu machten). Whow! Ich muss zugeben: Wir waren anfangs echt überfordert mit so viel Aufmerksamkeit und Freundlichkeit und wussten zunächst nicht so recht damit umzugehen.

Wie schon vermutet, war unser Zimmer noch nicht bezugsfertig, weshalb wir erst einmal zum Frühstücken geschickt wurden. Auch hier wurden wir auf alle möglichen Umstände aufmerksam gemacht: Vorsicht, hier eine Stufe, Vorsicht, hier eine Tür … ich musste lachen. Wir wählten einen Platz auf der Terasse mit Blick auf den Chao Phraya und genossen die herrlichen Sonnenstrahlen. Erst einmal alles setzen lassen, die ersten Eindrücke verdauen und dann ganz ruhig mal ans Frühstücksbüffet gehen. Wir hatten ja Zeit, denn das Zimmer konnten wir sowieso erst in zwei Stunden beziehen und eigentlich hatten wir nach den zahlreichen Essen im Flieger eh keinen soo großen Hunger mehr. Doch nichts da mit ruhig sitzen bleiben! Bild Sofort kam ein Kellner mit frisch gepresstem Orangensaft in einer halben Müslischüssel und bot uns an, das Essen zu bringen … ;-) Neeee – also mein Essen kann ich mir schon noch selber holen. Also gut … dann geht's halt doch gleich mal ans Büffet, damit der Thailänder zufrieden ist und keine Gewissensbisse bekommt.

Wir genossen die gute Luft (ja – auch in Bangkok gibt's die!!), die Wärme und die wundervolle Aussicht auf den Fluss und entdeckten plötzlich lauter in gelb gekleidete Thailänder. Was war denn da heute los?? Wieso hat fast jeder zweite Thailänder ein gelbes – und noch dazu das gleiche – T-Shirt an? Gut eine Woche später sollten wir es erfahren: König Bhumibol wird von vielen seiner Landsleute aufrichtig verehrt. Da Gelb die Farbe der Monarchie ist und König Bhumibol an einem Montag geboren wurde, zeigen Millionen von Thailändern ihre Verehrung durch das Tragen der gelben T-Shirts. Doch wie wir gesehen haben, scheint dies nicht nur montags der Fall zu sein, sondern immer (heute hatten wir nämlich Freitag). Unsere ganze Reise über haben wir immer wieder hunderte von gleich gekleideten Thailändern gesehen …

Nachdem wir schon nach wenigen Bissen satt waren (im Flugzeug bekommt man ja auch nicht gerade wenig), entschieden wir uns, einen kleinen Verdauungsspaziergang um das Hotel herum zu machen. Wir schlenderten am Chao Phraya entlang, gelangten in eine kleine Seitenstraße, in der gerade ein Markt stattfand und landeten schließlich wieder in der Lobby des Hotels. Auf ein kurzes Nachfragen hin erhielt ich dann auch schon die Schlüssel und wir konnten in unser Zimmer im 17. Stock. 32 Stockwerke hat das Hotel insgesamt – wir also in der Mitte. Und: Wir hatten ein superschönes Zimmer: Groß, richtig schön und edel ausgestattet und mit einem herrlichen Panoramafenster mit Blick auf die Skyline von Bangkok. Schöner könnte es gar nicht sein!

Bild Nachdem wir uns nur kurz frisch gemacht und ein paar Dinge ausgepackt hatten, machten wir uns aber auch schon wieder auf den Weg in die Stadt. In meinem Reiseführer hatte ich gelesen, dass der Königspalast Samstag und Sonntag geschlossen hätte und da heute Freitag war, mussten wir das eben schon heute in Angriff nehmen. Dass diese Info allerdings nicht stimmt, habe ich erst Tage später erfahren ...

Wir machten uns also auf den Weg zum Steg und zum Shuttle-Boot des Hotels (kostenlos fast rund um die Uhr nutzbar) und kurze Zeit später ging's auch schon auf die andere Uferseite. Erst jetzt konnten wir die Atmosphäre des Chao Phraya richtig genießen und u. a. die umliegenden Hotels betrachten. Unser Nachbarhotel war das berühmte Peninsula-Hotel – eines der teuersten Hotels der Welt. An der Anlegestellte Ta Sathon stiegen wir aus und holten uns die Tickets bis zur Anlegestellte Ta Chang kurz vor dem Königspalast. Hier kann man wirklich noch günstig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Für zwei Personen haben wir nicht mal umgerechnet 80 Cent bezahlt! Wobei ich – Manuela – wohl sogar als Kind durchgegangen bin. Was wir aber erst Zuhause anhand der Ticket-Farbe bemerkt hatten.

Wie schon vermutet, waren wir nicht die einzigen, die hier ausstiegen – fast das halbe Boot war voll von Touristen aus aller Welt, die wohl alle den berühmten Wat Phra Kaeo sehen wollten!! ;-) Auf dem kurzen Spazierweg dorthin kamen wir an einem kleinen Flohmarkt direkt an der Straße vorbei und ich traute meinen Augen nicht. Das gibt's doch nicht ... hier wurden doch nicht tatsächlich alte Gebisse in allen erdenklichen Variationen verkauft! Na das war vielleicht appetitlich ...

Bild Am Königspalast angelangt und endlich den richtigen Eingang gefunden (Na Phra Lan Road), zahlten wir den Eintritt von pro Person 250 Baht (umgerechnet ca. 5,60 €, Stand: Februar 2007) und standen plötzlich inmitten dieses imposanten Palastes! Ich hatte ja schon einiges darüber gehört und gelesen und auch schon zahlreiche Fotos betrachtet – aber dass er soo schön und soo riesig ist – das hätte ich niemals gedacht! Auf den ersten Blick begeisterten mich auch sogleich die bunten Tempelwächter (Yaksas). Herrlich! Diese Grimassen, diese Farben ... am liebsten hätte ich einen von ihnen mitgenommen.

Obwohl doch einige Touristen unterwegs waren, verlief sich hier alles ziemlich rasch, denn die Anlage ist riesig und wir würden mit Sicherheit ein Weilchen brauchen, um sie uns anzusehen.

1782 bis 1784 wurde dieses Wat erbaut und somit dem königlichen Tempel im kurz zuvor zerstörten Ayutthaya (der alten Hauptstadt Thailands ca. 75 km nördlich von Bangkok) nachempfunden. Der Tempel ist über und über verziert mit Figuren aus Gold und Bronze, farbenprächtigen Mosaiken, Wandmalereien, Perlmutt und Marmor, und vieles vieles mehr, so dass man sich manchmal wirklich die Augen reiben muss, um zu sehen, ob man nicht vielleicht doch alles nur träumt? Diese Pompösität dieser Anlage erschlägt den Besucher schon fast ein wenig. Alles scheint ins kleinste Detail geplant gewesen zu sein! Die Tempel zieren Figuren über Figuren ... von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern hoch ... an jeder Ecke sitzt eine und obwohl sie von weitem doch alle gleich aussehen – sie sind es nicht! Jede Figur ist einzigartig; ob von der Mimik, der Sitzhaltung, der Kleidung ... unvorstellbar!! Teilweise erkannte ich erst durch meine Makro-Aufnamen, was die einzelnen Fassaden wirklich boten. Hier ein buntes Steinchen, dort auch ... dann das viele Gold, was von überall her glänzte ... faszinierend!

Bild Wir starteten unseren Rundgang vorbei an den Tempelwächtern und kamen direkt im Innenhof der überdachten Galerie an. In einem quadratischen Wendelgang kann der Besucher siamesische Wandmalereien betrachten, auf denen Szenen der Abenteuer von König Rama, Prinzessin Sita und dem General Hamunan zu sehen sind. Gleich dahinter ragt der über und über mit Gold verzierte Chedi Phra Si Ratana in die Höhe und gibt ein wunderbares Bild ab.

Vorbei an der königlichen Bibliothek Phra Mondhop erreichten wir ein altes Steinmodell des weltberühmten Angkor Wat aus Kambodscha. Wir begutachteten diese Nachbildung sowie die daneben stehenden schwarzen Marmor-Elefanten und gingen weiter vorbei am Pantheon zum Bot. Dieser Bot ist eigentlich die Hauptattraktion des Wat Phra Kaeo, denn hier thront auf 11 m Höhe der berühmte Smaragdbuddha! Dieses Nationalheiligtum der Thailänder ist der meistverehrteste Buddha Thailands und darf nicht fotografiert werden!! Drei Mal im Jahr tauscht König Bhumibol höchstpersönlich die aus Goldfäden gewobene und juwelenbeschmückte Robe – jeweils zu den drei thailändischen Jahreszeiten Kühle, Hitze und Regen.

Um den Smaragdbuddha genauer betrachten zu können, mussten wir in den Bot hinein und vorher natürlich – wie es die Religion wünscht – die Schuhe ausziehen. Na ob ich meine hier wieder finde? Hier standen rund 100 verschiedene Paar Schuhe herum ... sah irgendwie witzig aus. ;-) Und da war er nun: Der smaragdene Buddha. Die Statue selbst ist nur rund 70 cm hoch und vom Eingang aus nur schwerlich zu erkennen. Aber er wurde wirklich wie ein König hier auf höchster Ebene aufgestellt ...

Hinter dem Bot führte uns ein kleines Tor schließlich zum Grand Palace. Hier war alles irgendwie anders als im vorherigen Teil dieser Anlage. Viel neuer und nicht mehr so goldverziert – aber dennoch prachtvoll. Wir kamen an der Amarinda Vinichai Hall vorbei, ein sehr farbenprächtiges Gebäude ganz im thailändischen Stil, in welchem noch heute Kröngungen und Staatszeremonien stattfinden. Nur wenige Meter dahinter steht der große Phra Chakri Maha Prasat. Während das Dach auch hier thailändischen Stils ist, wurde das Gebäude an sich eher europäisch gestaltet; eine interessante Mischung also. Zum Ende des Rundgangs erreichten wir noch ein paar weitere sehr interessante Gebäude, wie zum Beispiel den Dusit Maha Prasat, der mit einem vierfach gestaffelten Dach aus roten und grünen Ziegeln beeindruckt.

Bild Nach fast drei Stunden Aufenthalt hatten wir den Wat Phra Kaeo und den Grand Palace gesehen und waren wirklich beeindruckt. Welche Schätze sich hier in Bangkok befinden – und derweil haben wir ja erst einen kleinen Teil davon gesehen!! - Die Kultur begeisterte uns von der ersten Minute an und wir waren mächtig gespannt, was uns wohl noch so alles erwarten würde in den folgenden zwei Wochen.

Schließlich übermannte uns aber dann doch die Müdigkeit. Fast 30 Stunden waren wir jetzt auf den Beinen und hatten kaum Schlaf gefunden ... nun wurde es Zeit für ein Nickerchen. Wenn auch nur widerwillig, machten wir uns wieder mit dem öffentlichen Boot auf den Rückweg zum Hotel und fielen schließlich völlig erschöpft ins Bett. Die Sonne hatte die letzten fünfzehn Minuten ihr übriges getan ... die Schwüle war nicht mehr zu umgehen.

Drei Stunden später waren wir wieder fit ... oder zumindest so einigermaßen ... und wir machten uns fertig für den Abend. Hunger hatten wir noch keinen großen, weshalb wir erst einmal in Richtung Chinatown liefen. Es war wirklich beeindruckend ... kaum standen wir mal zwei Minuten mit Karte bewaffnet an einer Straße und guckten nach, wo wir jetzt am günstigsten entlang laufen wollen, stand ein Thailänder neben uns und bot uns seine Hilfe an. Da ich von Natur aus (leider) etwas skeptisch bin, winkten wir zunächst meistens ab. Wir waren diese Freundlichkeit einfach nicht gewöhnt (woher auch von Deutschland?) und ich sah in jedem erst einmal das Schlechteste: Der will mir bestimmt etwas verkaufen, der will mir was klauen, der will ... Ich fand soo viele Gründe! Aber dass er wirklich nur helfen wollte – darauf kam ich erst einige Zeit später! Ja – wir waren überfordert mit dieser großen, aber auch ehrlichen Freundlichkeit der Thailänder. Irgendwann drang diese aber auch endlich zu mir durch und darüber war ich wirklich froh. Denn dadurch lernten wir ein paar sehr nette Einheimische kennen und wurden in freundliche und interessante Gespräche verwickelt.

Bild Durch Chinatown liefen wir knapp drei Stunden. Hier war so viel Lärm; teilweise verstanden wir unser eigenes Wort nicht mehr! Die Läden hatten teilweise leider geschlossen; heute war Feiertag, doch das wussten wir nicht und erfuhren wir erst einige Tage später. Schließlich gelangten wir in ein sog. Schrottplatz-Viertel. Hier reihten sich alte Autowerkstätten aneinander, hier ein Schrotthaufen, dort noch einer, weiter hinten wird fleißig geschraubt ... die ältere Generation traf sich hier zum Schrottplatz-Stammtisch und sie zeigten sich ihre gerade neu erworbenen Gebrauchtwagenteile und strahlten dabei übers ganze Gesicht! Selbst mit einer alten verrosteten Schraube konnte man den Leuten hier eine Freude bereiten!! :-)

Langsam wurde es dunkel und wir bekamen Hunger. Schon untertags hatten wir ein nettes Lokal direkt am Chao Phraya (unterhalb des Sheraton-Hotels), ausfindig gemacht und dort wollten wir hin. Wir bekamen einen schönen Platz direkt am Wasser und verspeisten typisch thailändische Gerichte. Lecker! Der Abend wurde noch schöner, als zwei Thailänderinnen Live-Musik darboten. Toll! Da will man am liebsten gar nicht mehr weg ...

Doch irgendwann fuhren wir mit dem Shuttle-Boot wieder zurück zum Hotel und schlenderten durch den angrenzenden Markt. Obwohl dieser sich direkt am Hotel befindet, ist es ein reiner Einheimischen-Markt und neben uns waren nur ganz wenige andere Touristen unterwegs. Toll!! Hier gab es wirklich alles: Kleidung aller Arten, Schuhe, Uhren, CD's und DVD's ... nebenan Essensbuden und ein süß-saurer Duft zog durch die Gänge. Ein Duft, der uns die nächsten zwei Wochen stets begleiten sollte. Ein Duft, der etwas völlig neues für uns war, den wir so noch nie gerochen hatten, den wir nun aber – zurück in Deutschland – auch nicht wirklich vermissen. ;-)

Zum Ausklang dieses wunderschönen ersten Tages in Thailand entschieden wir uns für einen Absacker in der Skybar im 32. Stock des Millenium Hilton Hotels. Bei leckeren (und sehr alkoholreichen) Cocktails sowie Live-Swing-Musik genossen wir einen atemberaubenden Panorama-Blick über das lichtdurchflutete Bangkok und konnten von hier aus sogar den Königspalast erkennen. Wir ließen diesen Tag Revue passieren und waren uns schon heute einig: Mit Thailand hatten wir absolut die richtige Wahl für unseren diesjährigen Urlaub getroffen! Alle meine Bedenken vom Tag vor unserer Abreise waren wie weggeblasen und heute musste ich darüber lachen.

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