6. Tag: Weiterfahrt nach Oudtshoorn über die Route 62
& Straußenführung & Besuch bei einer Einheimischenfamilie


Ein Blick aus dem Fenster … und … juhuuuu! Der Wetterbericht hatte Recht behalten, heute schien wieder die Sonne vom fast wolkenlosen blauen Himmel. Was für eine Freude!

Dann aber auch nichts wie raus aus den Federn und fertig machen für den bevorstehenden Tag. Heute ging es schließlich wieder 250 Kilometer weiter, unserem nächsten Ziel entgegen.

Das Esszimmer betreten, war bereits alles für uns gedeckt. Wir waren die einzigen Gäste, Iain hat sich wirklich sehr viel Mühe gegeben. Wir bekamen einen leckeren Fruchtcocktail serviert, dazu Toast, Marmelade, Erdnussbutter und vieles, vieles mehr. Der Büffet-Tisch war gestapelt voller Saucen und Frühstücksleckereien. Nur leider war alles ziemlich englisch angehaucht, was uns nun weniger zusagte. Ketchup und Steak-Sauce am frühen Morgen? Neeeee … leider nicht für uns.

Bild Während des Frühstücks gesellte sich noch die Hauskatze und einer der drei Hunde zu uns, verschwanden aber genau so schnell wieder, wie sie gekommen waren. Ich schnappte mir das Gästebuch und schrieb wie alle anderen Gäste vor uns ebenfalls ein Sätzchen hinein. Schon gestern habe ich dieses Buch fasziniert studiert. Leute aus der ganzen Welt, ob aus Amerika, Asien, Afrika, Europa oder Ozeanien … Iain konnte schon so viele verschiedene Menschen hier begrüßen … wirklich faszinierend.

Weil wir gestern aufgrund des Wetters nicht mehr viel von Swellendam gesehen hatten, beschlossen wir, dies heute nachzuholen, bevor unsere Reise weiter gehen würde. Unser Gepäck ließen wir noch im Zimmer, stört ja keinen.

Swellendam ist nach Kapstadt und Stellenbosch die drittälteste Stadt Südafrikas. Viele Sehenswürdigkeiten bietet sie zwar nicht, aber die Gegend drum herum mit den Langeberg Mountains ist wunderschön und außerdem kann man von hier aus auch mehrere Tagesausflüge starten. Ein perfekter Ausgangspunkt also.

Etwas eigenartig fand ich die Straßenführung in Swellendam. Alle paar Meter Stop-Schilder auf der geraden Straße. Müsste ich dort wohnen, wäre ich wohl schon längst genervt, da kommt man ja nie voran. ;-)

Unser Auto stellten wir gegenüber einer niederländisch-reformierten Kirche ab, dessen Namen ich nie heraus bekommen habe. Die Kirche selbst ist wunderschön anzusehen, fast schon wie ein kleines Schlösschen, ganz in weiß gehalten und mit einer hübschen Turmspitze.

Bild Wir schlenderten die Voortrek Street entlang, die Hauptstraße der Stadt, und besuchten eine Touristeninformation. Hier konnten wir ein paar sehr interessante Broschüren mitnehmen, die uns für die weitere Reise noch sehr nützlich werden sollten. Als wir das Büro wieder verließen, mussten wir ein paar Daten von uns preis geben. Wer wir sind, was wir hier machen, wie lange wir hier sind und so weiter. Doch das sollte uns während der Reise noch des Öfteren passieren. Egal, wohin wir kamen und egal, in welche Parks wir fuhren, wir mussten immer unsere Namen und div. Informationen hinterlassen, meist noch die Handynummer und eine Unterschrift. Für wen oder was diese Informationen hilfreich sind bzw. waren, wissen wir bis heute nicht, wir wurden auch nie angerufen. ;-) Aber geschadet hat es uns auch nicht, man kann diese Daten also bedenkenlos weiter geben.

Weil sich auf dieser Voortrek Street in unmittelbarer Nähe nichts interessantes mehr befand, stiegen wir wieder ins Auto und fuhren direkt zum Drodsty-Museum. Dieser Museumskomplex stammt aus dem Jahre 1747 und war der Wohnsitz des damaligen Landvogts, außerdem Magistrats- und Gerichtssitz sowie Gefängnis. Im Museum findet man eine Ansammlung von Möbeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Gemälde und vieles mehr. Wir besuchten das Museum allerdings nicht, sondern beschränkten uns lediglich auf die Außenansicht und einen Spaziergang durch den winzigen vor gelagerten Park. Ups, was ist denn das? Fast hätte ich eine Riesen-Heuschrecke zertreten. Irre, wie groß die hier sind … doch durch die Gleichheit zum Rasen entkam sie tatsächlich nur knapp dem Tod.

Als wir das Gelände wieder verließen, strömte gerade eine ganze Schulklasse in das Museum. Puh, das wäre laut geworden …

Wir spazierten noch ein wenig durch das angrenzende Wohnviertel mit den vielen im kapholländischen und viktorianischen Stil erbauten Villen. Ja, die Gegend hier sah wirklich sehr nett und geruhsam aus, für meine Begriffe jedoch fast zu einsam. Dafür muss man schon geboren sein … denn viel gibt es hier wirklich nicht.

Inzwischen zogen wieder ein paar Wolken auf, wir befanden uns eben in den Bergen. Doch solange es nicht regnete, war mir alles egal. Durch die tief hängenden Wolken wurde die Stadt sogar in ein besonderes Licht gerückt.

Alles gesehen, fuhren wir wieder zurück ins Gästehaus und packten unsere Koffer zusammen. Wir beglichen die Rechnung, verabschiedeten uns von Iain und machten uns auf den Weg.

Vorher legten wir jedoch noch schnell einen Tankstop am Rande Swellendams ein. Getankt haben wir auf unseren Strecken im Hinterland ziemlich häufig. Sobald eine Tankstelle in der Nähe war, wurde vollgetankt. Man weiß ja nie, auf welche Strecken man so gelangt und ob es dann ausreichend Tankmöglichkeiten gibt. Das Risiko wollten wir nicht eingehen. Es gab jedoch nie Probleme und immer ausreichend Tankstellen, doch Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Bild Nur wenige Kilometer hinter Swellendam verließen wir die N2 und bogen bei Suurbraak ab in Richtung Barrydale, auf die R324. Nun befanden wir uns auf dem Tradouws Pass, ein ca. 5 km langer Pass mit besonders reizvoller Landschaft. "Tradouw" ist ein Wort der Khoisan und bedeutet "Pfad der Frauen". Die Fahrt auf der gut ausgebauten Straße mit zahlreichen, lang gezogenen Kurven war auf der einen Seite geprägt von schroffen Felsbergen, die sich regelrecht an die Straße drücken, auf der anderen Seite führt ein Fluss entlang. Immer wieder konnten wir in tolle Gebirgsschluchten blicken und große und kleine Wasserfälle in den Bergen entdecken.

Hier waren wir fast wieder allein unterwegs, nur selten kamen uns Autos unter. Stehen bleiben war allerdings nicht drin, denn hier gibt es nur ein, zwei Haltebuchten und die waren bereits besetzt. Doch so schlimm war das nicht, wir konnten während der Fahrt genau so gut die Landschaft bestaunen.

Hier hingen die Wolken jedoch richtig drin. Nur selten konnten wir Fetzen blauen Himmels sehen. Allerdings scheint das hier vollkommen normal zu sein, in vielen anderen Reiseberichten habe ich bisher nichts anderes gelesen.

Den Pass "überwunden" erreichten wir kurze Zeit später Barrydale, einen netten kleinen Ort mit gerade mal 400 Einwohnern, und befanden uns plötzlich mitten auf der Route 62. Diese Straße gehört zu den schönsten Reiserouten durch Südafrika und steht ihrem amerikanischen Pendant, der Route 66, in nichts nach. Nur ist die südafrikanische Version weitaus weniger bekannt und befahren!

Ursprünglich war die Route 62 die Hauptverbindung zwischen Kapstadt und Port Elizabeth. Durch die Schnellstraße N2 jedoch, die 1958 in Betrieb genommen wurde, wurde die Route 62 ein wenig entlastet und hat sich - wie ich denke - somit auch ihren Charme bewahrt.

Bild Wir haben die fast 500 km lange Route 62 nicht komplett befahren, dafür fehlte uns einfach die Zeit. Doch lt. diversen Reiseführern und Berichten befindet sich das schönste Stück der Straße angeblich sowieso zwischen Montagu und Oudtshoorn. Somit verpassten wir also nur ein klitzekleines Teilstück. ;-)

Barrydale verlassen, fuhren wir nun fast eine Stunde lang dem Nichts entgegen. Links und rechts endlose Weite, manchmal nur durch kleine Hügel durchtrennt, im Hintergrund die Berge, schnurgerade Straßen, die im Horizont zu verschwinden scheinen. Das hier war wirklich ein außergewöhnliches Fleckchen Erde. Schade, dass wir keinen Tempomat im Auto hatten, hier hätte man das Auto wirklich selbst fahren lassen können.

Plötzlich änderte sich die Landschaft. Aus dem saftigen Grün von eben wurde die Landschaft nach und nach immer trockener und staubiger und ähnelte der Route 66 immer mehr. Es wurde noch einsamer ... kaum vorstellbar.

Wir erreichten Ladismith, ein ruhiges Landstädtchen am Fuße des Toorkop, einer gespalteten Bergkette. Eine Legende besagt, dass der Toorkop verhext wurde, nachdem er einer Hexe den Weg versperrte. Sie war darüber so erbost, dass sie ihn kurzerhand in der Mitte durchschlug.

Ca. 25 km hinter Ladismith wurde die Landschaft schließlich wieder gebirgiger; wir erreichten den Huisrivier Pass. Hier fällt die Straße vom knapp 660 m hohen Plateau ab und führt in das auf etwa 200 m liegende Tal zwischen Calitzdorp und Oudtshoorn. Tolle Aussichten auf die roten Sandsteinberge der Großen Swartberge erwarteten uns hier und wir waren wieder einmal aufs Neue erstaunt und fasziniert.

Bild Langsam näherten wir uns unserem heutigen Ziel und die Spannung stieg. In Oudtshoorn hatte ich uns eine Übernachtung auf einer Straußenfarm gebucht, eine einfache, aber irgendwie auch abenteuerliche Unterkunft. Und die einzige Unterkunft, die nicht in unserem Navi verzeichnet war. ;-) So musste ich mich also auf die Routenbeschreibung aus dem Internet verlassen. Wie gut, dass ich sie kurz vorm Urlaub doch noch ausgedruckt hatte.

Die richtige Abzweigung einige Kilometer vor Oudtshoorn erwischt, fanden wir uns kurze Zeit später auf einer Schotterstraße wieder. Aha ... wo geht's denn jetzt hin? Entgegen kommende Autos wirbelten ganz schönen Staub auf und lustigerweise waren alle davon Polizeiautos. Hm, jetzt wird's interessant ...!

Die Schotterstraße blieb allerdings nicht so "komfortabel", sondern wurde immer enger und wilder. Plötzlich war sie nur noch eine Autobreite breit ... na hoffentlich kommt uns jetzt niemand entgegen. Die Straßenverhältnisse wurden immer schlechter, es gab einige Schlaglöcher und große Steine zu bewältigen. Langsam wurde mir übel ... hoffentlich hält das unser Corsa und vor allem die Reifen aus, hier wäre dann doch schon fast ein Jeep nötig gewesen …

Tonis Miene wurde grimmiger, diese Straße entsprach nicht wirklich seinen Vorstellungen. "Was hast Du uns da denn gebucht?" hörte ich ihn kurze Zeit später auch schon sagen und ich dachte mir nur: "Ohje ... das kann ja was werden ..." Dass ich ihn am nächsten Tag fast nicht mehr von diesem Ort weg bekommen hätte, will ich jetzt hier einfach mal vorweg nehmen.

Und endlich ... da blitzte ein Haus hervor ... juhuuu ... es schien, als würden wir bald ankommen. Noch einmal über ein paar Schlaglöcher gehoppelt und bei den ersten Straußen vorbei, wurden wir auch schon freudig von Dario begrüßt. Durch die aufgewirbelte Staubwolke hat er uns vermutlich schon vor einer halben Stunde ankommen sehen. ;-)

Bild Da waren wir nun also. Mitten im Outback Südafrikas. So kam es uns zumindest vor. Nun kam uns auch Carmen entgegen und begrüße uns. Den beiden gehörte also diese Farm. Wir waren gespannt auf diesen Tag! Absolute Stille umgab uns hier … höchstens mal das Zwitschern der Vögel war zu hören … so viel Ruhe kennt man von zu Hause gar nicht.

Carmen zeigte uns auch gleich unser Zimmer und wir stellten unser Gepäck ab. Bei einem Bier setzten wir uns auf der Terrasse zusammen und tauschten erste Informationen über uns aus. Es war schön, sich hier mitten in der Natur über Gott und die Welt zu unterhalten und so viel Wissenswertes über das Leben und die Menschen hier in Südafrika zu erfahren. Genau das war es, was wir wollten ... nicht nur das Land bereisen und besichtigen, sondern auch erfahren, wie sich das Leben hier abspielt.

Passend zu unserer Nationalität hisste Dario schließlich noch die Flaggen. ;-) Er besitzt alle möglichen Flaggen, auch die bayerische, und so hingen nach kurzer Zeit die deutsche, die bayerische, die schleswig-holsteinische und natürlich die südafrikanische …

Eigentlich wollten wir uns das Städtchen Oudtshoorn noch näher ansehen und Toni hatte noch ein interessantes Game Reserve entdeckt, das ihn interessiert hätte. Doch diesen holprigen Weg noch einmal komplett zurück und schlussendlich wieder hierher fahren? Neee, irgendwie hatten wir darauf keine Lust und beschlossen kurzerhand, den heutigen Tag ausschließlich auf dieser Farm zu verbringen.

Mit Dario und Carmen gab es auch wirklich genügend zu quatschen (wir waren aber auch ziemlich neugierig ;-), der Nachmittag verging rasend schnell, ich schlenderte ein wenig über die Farm und besuchte ein paar der Strauße. Noch hatte ich einen Heidenrespekt vor diesen Tieren, wurden sie uns doch bisher immer als richtige Biester vorgestellt. Nur nicht zu nahe ans Gehege ran ...

Irgendwann kamen auch die anderen Gäste wieder von ihrem Ausflug zurück, eine Familie aus Schleswig-Holstein. Schnell freundeten wir uns mit ihnen an und machten uns bereit für die Straußenfütterung. Dario wollte uns die Tiere näher bringen und erklären und darauf freute ich mich sehr.

Wir machten es uns auf der Ladefläche seines Pick-Up "bequem" (wie sonst sollten wir zu Acht in einem Auto zu den Straußen gelangen? ;-)) und fütterten die ersten Strauße. Dabei zeigte uns Dario nicht nur die normalen Strauße und ihren Nachwuchs, sondern auch "das" Straußenpaar schlechthin, das Vorzeigepaar, das allen Kriterien entspricht und einfach perfekt ist.

Bild Dario erzählte uns einiges über die Haltung dieser Tiere, wie und mit was sie gefüttert werden und dass Oudtshoorn vor Jahren das Straußen-Eldorado schlechthin war. Um 1900 war sie Welthauptstadt der Straußenzucht. Damals waren die Straußenfedern Mode in Europa und bis zu 750 000 Strauße wurden hier gehalten, nur um die Damenwelt zu erfreuen. Doch irgendwann wurde es uninteressant, der Verkauf der Federn lief nicht mehr, und ab da wurde mehr Wert auf Leder und das Straußenfleisch an sich gelegt. Einige Jahre war Oudtshoorn auch der einzige Ort, aus welchem man das Fleisch erhielt. Doch das hat sich im Laufe der Jahre dann natürlich auch geändert.

Und noch heute trifft man in und rund um Oudtshoorn wohl auf die meisten Strauße Südafrikas. An jeder Straße stehen sie, alle mit kleinen Zetteln um ihre Hälse markiert. Diese zeigen, wann die Tiere geschlachtet werden, denn zu nichts anderem sind sie hier. Das ein oder andere Mal überkam mich dabei schon ein trauriges Gefühl.

Zusätzlich gibt es aber auch noch sog. Show-Farmen, die vom Tourismus leben. Dort werden die Besucher in ganzen Gruppen zu den Straußen geführt, auch dort können sie gefüttert werden und ein weiteres "Highlight": Das Reiten auf den Straußen. Dass das absolute Tierquälerei ist und dem Strauß alles andere als gut tut, wird natürlich nicht erwähnt. Hauptsache, die Kasse stimmt. Neee, so einen Touristenquatsch brauchten wir nicht.

Bei Dario und Carmen ist nämlich alles anders. Sie besitzen zwar ebenfalls zahlreiche Strauße, doch werden diese weder getötet noch wird auf ihnen geritten. Ich wage zu behaupten, dass sie hier wirklich ein sehr schönes Leben haben und mit den wenigen Touristen, die sie lediglich füttern und auch mal streicheln, gut umgehen können. Und ich war wirklich froh, dass ich diese Farm hier gefunden habe und somit einen, wie ich denke, besseren Eindruck der Strauße erhalten konnte als irgendwo sonst.

Bild Und dann war es soweit: Wir fuhren mit dem Pick-Up in das größte Gehege, schlossen es wieder ab, und standen inmitten der Straußen-Herde. Dario zeigte uns, wie wir die Strauße füttern sollten und ab da kam jeder mal an die Reihe. Weil die Tiere extrem hungrig und somit auch recht ungestüm waren, ließ ich den anderen gerne den Vortritt. ;-) Während einer von uns sich immer unter die Strauße stellte, blieben die anderen auf der Ladefläche des Autos und beobachteten die Fütterung. Irgendwann waren dann auch Toni und ich dran. Während Toni das ganz gut meisterte, ließ ich mich natürlich gleich mal von einer Straußendame in die Hand zwicken. Aua, tat das weh!!! Aber sie waren auch nicht zu bremsen. Gleich zu viert oder fünft holten sie sich den Mais aus dem Eimer, alles flog nur so. Dabei entstanden dann auch ganz witzige Fotos.

So nach und nach waren die Strauße schließlich satt und der Ansturm wurde geringer. Schlussendlich ließen sie ihre Körner dann auch unbeachtet am Boden liegen.

Schon kurz nach unserer Ankunft auf der Farm hatten Dario und Toni eine außergewöhnliche Idee: Golfen auf der Straußenfarm! Natürlich gibt es hier keinen Golfplatz, aber das hindert uns doch nicht, oder?! Toni hatte bereits seinen Golfschläger und -ball mitgenommen und sollte sich inmitten der Strauße einreihen - für das perfekte Golffoto. Während er posierte, wurden die Strauße rund herum postiert und es entstanden wirklich tolle Aufnahmen. Das war wirklich mal was anderes.

Ein etwas mulmiges Gefühl bekam Toni dann aber doch, als Dario ein Straußenei wegnahm und ihm sozusagen "als Golfball" vor die Füße legte. "Und wenn jetzt gleich die Mutter kommt …?" So wurde nur schnell, schnell das Foto geschossen und das Ei wieder mitgenommen. Man muss es ja nicht herausfordern.

Ach ja, was hatten wir hier für einen Spaß. Und die Angst vor den Straußen war auch verflogen. Klar können sie zwicken, aber so lebensgefährlich, wie sie uns immer dargestellt wurden, sind sie bei weitem nicht. Trotzdem darf man sie nicht unterschätzen.

Bild Die Strauße sind die größten Vögel der Welt, können jedoch aufgrund ihres Gewichtes nicht fliegen. Die Männchen mit ihrem schwarzen Gefieder können bis zu 250 cm hoch und etwa 135 kg schwer werden, die grau-braun gefiederten Weibchen sind mit bis zu 190 cm Höhe und maximal 110 kg etwas zierlicher.

Obwohl man die Strauße in der Regel immer nur gemütlich grasen sieht, können sie in bestimmten Situationen bis zu 70 km/h schnell werden. 50 km/h können sie etwa eine halbe Stunde lang aushalten. Wir selber konnten einige Tage später beobachten, wie schnell so ein Strauß laufen kann; was im übrigen sehr witzig aussieht!

Ein Straußen-Männchen scharrt sich in der Regel gleich mehrere Damen um sich, man kann also von einem Harem sprechen. Trotzdem gibt es eine sog. Haupthenne, die noch über den Nebenhennen steht und auch die längste Zeit mit dem Strauß zusammen ist. Beim Brüten ihrer Eier wechselt sich das Straußenpaar ab. Tagsüber brütet die Henne, nachts dann der Hahn. Maximal 20 Eier können auf einen Schlag ausgebrütet werden, doch nur ein Bruchteil dieses Nachwuchses überlebt dann auch. Oft schon werden die Eier währen der Brutzeit von Raubtieren geholt, später dann aber leider auch mal das ein oder andere Küken.

Auch der Strauß hat natürliche Feinde, zu denen v. a. Löwen und Leoparden zählen. Von daher treten sie eigentlich immer in Gruppen auf, um sich ein wenig davor zu schützen, in bestimmten Gegenden schließen sie sich auch gerne Zebraherden an, die ebenfalls immer auf der Hut vor Löwen sind. Wird der Strauß dennoch angegriffen, ist er in der Lage, durch einen gezielten Tritt mit seinem doch sehr langen Fuß und den etwa 10 cm langen Krallen einen Löwen aufzuschlitzen! Falsch ist die weit verbreitete Vermutung, dass der Strauß seinen Kopf in den Sand steckt, wenn Gefahr droht. Dem ist nämlich definitiv nicht so!

Ja, das Leben und Verhalten der Strauße war schon ziemlich interessant und wir haben unheimlich viel darüber gelernt. Das ist eben doch was anderes als wenn man die Tiere irgendwo im Zoo sieht und minimale Infos darüber erhält.

Nun sammelten wir noch ein paar Eier für den nächsten Tag ein und zurück ging es wieder zur Farm. Das war wirklich mal ein schönes Erlebnis!

Bild Weil Dario seine Arbeiter im Anschluss sowieso nach Hause fahren musste, lud er uns ein, mitzufahren und dessen Familie zu besuchen. Natürlich waren wir da gleich mit dabei, denn eine südafrikanische Familie kennen zu lernen war schon noch mal was besonderes. Wir machten es uns wieder auf dem Pick-Up "bequem" und fuhren zum ca. 4 km entfernten Haus des Arbeiters. Was war das für ne Fahrt! Holprige Wege mit Schlaglöchern, Wasserlachen … wir waren ständig damit beschäftigt, nicht durch das Aufspritzen der Wasserlachen nass und dreckig zu werden oder uns an den "vorbei fliegenden" Ästen weh zu tun. Aber es war lustig. Die Fahrt war irgendwie cool, eben mal was anderes. Bei uns in Deutschland wäre das gar nicht möglich!

Während der Fahrt erklärten wir einem der Arbeiter dann auch, dass ohne Sicherheitsgurt und einfach so hinten auf der Ladefläche bei uns verboten ist. Dem Gesichtsausdruck nach zu schließen konnte er das nicht nachvollziehen … "Was für eine verrückte Welt" muss er sich wohl gedacht haben.

4 km können ganz schön lang sein … uns kamen sie vor wie 20. ;-) Beim Aussteigen tat mir alles weh. Irgendwann bin ich mal richtig schön ausgerutscht und auf die Ladefläche geknallt, aua!

Am Haus des Arbeiters angekommen, stand schon die gesamte Familie bereit. Ein komisches Gefühl hatte ich schon irgendwie. Da kamen wir zu Acht und machten es uns in ihrem winzigen Häuschen bequem. Gerade mal 70 qm … und das für über 10 Leute! Wahnsinn!

Natürlich war da die Sprachbarriere, aber Dario übersetzte all unsere Fragen in Afrikaans. Auch die Familie wollte das ein oder andere von uns wissen. Die Kinder waren auch alle total niedlich. Etwas verschüchtert, aber doch neugierig. Die Familie aus Schleswig-Holstein hatte ihnen extra ein paar Süßigkeiten mitgenommen, worüber sich die Kleinen sichtlich freuten und natürlich auch gleich verputzten. :-)

Zum Schluss unseres Besuches hin sangen uns die Kinder dann noch ein Lied vor. Das war schön! Sie freuten sich sichtlich, das tun zu können und auch wir freuten uns sehr.

Bild Etwas erschrocken waren wir dennoch über die ärmlichen Verhältnisse, die hier herrschen. So ein kleines Häuschen für so viele Menschen, niemand hat ein Zimmer für sich, alle sitzen aufeinander. Drei Generationen in einem Haus. Und doch scheint es zu klappen. Bei uns in Deutschland unvorstellbar. Da gibt es ja oft schon zwischen zwei Generationen in getrennten Wohnungen Streit. Dann aber noch eine dritte dazu? Man kann diese Menschen eigentlich nur bewundern. Bewundern für ihre Lebensweise, und dass sie trotz allem ihre Fröhlichkeit nicht verlieren und das beste aus ihrer Situation machen.

Wir verabschiedeten uns schließlich wieder von ihnen und nahmen interessante und nachdenkliche Eindrücke mit nach Hause. Eindrücke, die uns so schnell nicht mehr los ließen und auch noch Wochen nach der Reise beschäftigten …

Die Fahrt zurück zur Farm war verständlicherweise genau so holprig wie vorhin, inzwischen war ich aber ganz gut geübt im Ausgleichen und konnte sogar ein paar Fotos schießen. Dario gab noch mal richtig Gas und bretterte über die Wege … ein kleines Abenteuer.

Zu Hause hatte Carmen schon begonnen, alles für das Abendessen herzurichten. Heute gab es Braai, Grillen unter freiem Himmel, eine der Lieblingsbeschäftigungen der Südafrikaner.

Schon heute Morgen hatten wir uns für Straußenfleisch entschieden. Natürlich stammte es nicht von den hiesigen Straußen, es ist sogar scheinbar gar nicht so einfach, Straußenfleisch hier zu bekommen. Während Dario das Fleisch auf den Grill legte, unterhielten wir uns über dies und jenes, vorzugsweise über unsere bisherigen Reiseerlebnisse und was uns in den nächsten Tagen noch so alles erwarten sollte. Jeder wusste etwas zu erzählen.

Essen unterm Sternenhimmel Südafrikas. Traumhaft! Noch dazu das köstliche Fleisch … so ein gutes Straußenfleisch haben wir noch nie gegessen, das übertraf wirklich alles. Fälschlicherweise wurde das bisherige Fleisch nämlich immer durchgebraten, aber beim Strauß verhält es sich so wie beim Rind: Medium … und es schmeckt vorzüglich!

Den restlichen Abend verbrachten wir schließlich noch mit netten und lustigen Gesprächen sowie ausreichend Alkohol auf der Terrasse. Dario konnte es einfach nicht lassen ;-) … doch der Schnaps und auch der Wein waren wirklich fantastisch!

Ein wenig angeheitert ging es schließlich gegen 22 Uhr ins Bett. Ich hätte es schon viel später vermutet. Bei mir drehte sich alles … ohje … na dann: Gute Nacht!! Ein wundervoller und äußerst ereignisreicher Tag war zu Ende. Heute folgte wirklich ein Highlight dem nächsten ...

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