5. Tag: Weiterfahrt nach Swellendam & Besuch des Bontebock Nationalparks


Aus welchen Gründen auch immer, doch heute schaffte ich es kaum aus dem Bett. So spät ist es gestern doch gar nicht geworden?! Völlig verschlafen machte ich mich um neun Uhr morgens mit Toni auf den Weg zum Frühstücken.

Schon beim Einchecken gestern wurden wir über den (eigenen) Frühstücksraum im 12. Stock für Executive Club Room-Bewohner informiert und dass wir dort unbedingt frühstücken müssten, die Aussicht wäre einfach grandios. Der Dame schien das wirklich wichtig zu sein, denn beim Auschecken hatte sie uns extra noch einmal darauf angesprochen.

Bild Am Eingang zum Restaurant wurden wir von einer Service-Dame in Empfang genommen und zum Tisch geleitet. Meine Müdigkeit konnte ich auch vor ihr nicht verstecken und so fragte sie ziemlich neugierig nach den Gründen. Ja klar, weil ich ausgerechnet ihr das erzähle ... ;-)

Wir erhielten einen Tisch direkt am Fenster und ja, die Aussicht war wirklich grandios. Von hier aus konnten wir die Waterfront überblicken und schwebten fast schon ein wenig über der Stadt. Das Westin gehört zu den größten Gebäuden Kapstadts. Nur schade, dass es heute so grau in grau war …

Der Speisesaal ist ziemlich klein und umfasst nur wenige Tische. Auch das Frühstücksbüffet war sehr überschaubar, es gab jedoch mehrere Müsli-Sorten, Schinken, Käse und Lachs sowie Obst … das sah gut aus. Doch das alles schien hier nur einen Nebeneffekt zu haben, denn das eigentliche Frühstück sollte man sich á la carte bestellen. Wir schauten uns die Karte zwar an, doch auf Austern und Kaviar hatten wir um diese Uhrzeit nun wirklich noch keinen Hunger, worauf die Kellnerin etwas irritiert und verständnislos reagierte. ;-)

Trotzdem gut gestärkt, packten wir unsere Sachen zusammen und checkten aus. Heute sollte unsere Rundreise beginnen.

Alles wieder im Auto verstaut, ging es gegen 10 Uhr schließlich los. Leider wurde das Wetter immer schlechter, es regnete, und dicke Wolken ließen den Tafelberg gänzlich verschwinden.

Weil wir den Signal Hill (einen der Aussichtsberge Kapstadts) in den letzten Tagen nicht mehr geschafft hatten, wollten wir dies heute eigentlich noch nachholen, bevor wir die Stadt verlassen würden. Die richtige Auffahrt jedoch verpasst, entschieden wir uns dann kurzerhand doch dagegen. Es schüttete gerade wie aus Kübeln, da oben würde es nicht wirklich besser sein, geschweige denn, dass wir überhaupt etwas sehen würden. Nein, das half alles nichts. War zwar schade, aber so drehten wir wieder um und machten uns auf direktem Wege nach Swellendam.

Bild Da es ohne Unterlass regnete, war die Fahrt ziemlich trostlos und durch den aufkommenden Wind für Toni als Fahrer zusätzlich noch etwas erschwerend. Es wollte auch einfach nicht aufhören und obwohl wir anfangs noch die Hoffnung hatten, dass es nach 250 km sicher besser werden würde, wurde uns schnell klar, dass sich das heute so richtig schön einregnete und mit Sicherheit nicht mehr besser werden würde … blieb nur zu hoffen, dass es bei diesem einen Tag bleibt.

Gegen die Mittagszeit erreichten wir schließlich Swellendam, wo ich uns das Braeside Guesthouse gebucht hatte. Nach kurzer Suche standen wir wenig später auch schon direkt davor, doch ein großes Eisentor versperrte uns den Weg zum Hof. Na ganz klasse … jetzt musste ich bei dem Regen auch noch aussteigen und klingeln und warten …

Pitschnass standen wir schließlich ein paar Minuten später im Wohnzimmer des Gästehauses. Die Besitzerin Iain ließ uns erst einmal ein wenig aufwärmen, denn kalt war es in den Langeberg Mountains auch noch geworden, sie brachte uns Tee und Kekse und erzählte ein wenig, im Hintergrund lief leise Musik. Inzwischen fühlten wir uns mitten in England. Nicht nur, dass Iain bestes BBC-Englisch sprach, das Gästehaus war typisch englisch, dazu der Tee und dazu das schlechte Wetter … wir könnten jetzt genau so gut irgendwo in Cornwall sein. ;-)

Ein wenig mit Iain unterhalten, holten wir kurze Zeit später unsere Koffer und wurden in unser Zimmer geführt. Das Gästehaus umfasst fünf verschiedene Zimmer, bei Buchung kann man sich "sein" Zimmer aussuchen. Ich hatte mich für den African Room entschieden, der auch wirklich sehr sehr schön ist. Ja, hier gefiel es uns richtig gut.

Doch - was nun? Mit Regenschirm durch den Ort zu laufen; dazu hatte wir beide keine große Lust. Den ganzen Nachmittag aber im Zimmer zu sitzen und Däumchen zu drehen, kam auch nicht in Frage.

Bild Schon im Reiseführer hatte ich gelesen, dass sich hier in unmittelbarer Nähe der Bontebock-Nationalpark befinden soll. Ein Park, in dem die seltenen Buntböcke beheimatet sind, Tiere, die es sonst kaum in Afrika zu sehen gibt.

Der Park liegt im Distrikt Overberg, ist rund 20 km² groß und wurde 1931 mit damals nur noch 30 frei lebenden Buntbock-Antilopen gegründet. Er ist der kleinste der südafrikanischen Nationalparks, beherbergt inzwischen jedoch ca. 200 Buntböcke sowie viele weitere Tierarten, wie z. B. Bergzebras, Stachelschweine, Steinböcke, Zorillas und vieles, vieles mehr …

… und so beschlossen wir, dem Wetter zu trotzen und den Park zu besuchen. Eigentlich das perfekte Ausflugsziel, denn wir mussten sowieso nur im Auto sitzen und von dort Ausschau nach den Tieren halten.

Bereits auf dem Weg dorthin, der ziemlich einsam und verlassen wirkt, konnten wir zahlreiche Buntböcke sehen. Whow. Wenn es hier schon so viele gab, wie viele würden dann erst im Park auf uns warten?

Den Eintritt von 40,- Rand pro Person (Stand: Oktober 2009) im Empfangshäuschen bezahlt und ein paar Informationen sowie eine kleine Karte erhalten, ging unsere Tour dann auch schon los.

Natürlich waren wir heute die einzigen Touristen in diesem Park, doch so hatten wir ihn wenigstens ganz für uns allein. ;-) So viele Buntböcke wir anfangs gesehen hatten, nun hielten sie sich aber doch ganz schön versteckt. Wir fuhren und fuhren und fuhren … nichts war zu sehen. Oder doch? Aaaah - da ganz hinten, da verfolgten sich zwei, drei Buntböcke. Mensch, die waren aber weit entfernt. Hm, also weiter, vielleicht kommen wir noch mal näher an welche ran.

Das war nun also unser erster Park mit aufregender Tiersuche. Wir hingen beide an den Fenstern, den Blick starr nach draußen gerichtet … da muss doch mal was kommen? Das Auto sah inzwischen aus! Gestern noch frisch gewaschen gestrahlt, mutierte es gerade zum Safari-Auto mit coolen Braunstreifen. Ohje … was für ein Dreck. Aber bei dem Regen hatten sich ganz schöne Wasserlachen gebildet, dazu der Staub und Schotter … egal, ist ja schließlich nicht unser Auto.

Bild Endlich war es soweit, da standen ein paar Buntböcke - und das noch ziemlich nah an der Straße. Irgendwie wussten wir jetzt gerade gar nicht, wer hier wen beobachtet … denn auch die Buntböcke waren ziemlich neugierig auf uns und blickten starr in unsere Richtung.

Ja und was war da vorne? Ist das ein Zebra? Juhuuuu … unser erstes Zebra lief da gerade vor uns über die Straße. Und wie neugierig es war! Einerseits ängstlich wirkend und auf Sicherheitsabstand gehend, aber dann doch wieder neugierig geguckt. Mensch, war das süß! Hach, ich war gerade richtig happy über diesen Ausflug. Der Regen machte mir überhaupt nichts mehr aus, den Tieren scheinbar auch nicht, denn inzwischen waren doch einige unterwegs, damit hatte ich nicht gerechnet.

Hier hielten wir uns ein paar Stunden auf, bis wir schließlich wieder am Ausgangspunkt angekommen waren. War das ein schöner Ausflug, er hat richtig Spaß gemacht und wir haben diesen tristen Tag noch richtig gut ausgefüllt.

Im Gästehaus ein wenig ausgeruht und frisch gemacht, ging es auf 19 Uhr schließlich ins Restaurant Koornlands. Hierfür hat uns Iain bereits vorab einen Tisch reserviert. Denn gut ausgestattet ist sie, das muss man schon sagen. Von jedmöglichem Restaurant hat sie die Speisekarte zu Hause, wir konnten uns das alles also schon mal ganz genau ansehen.

Und das Restaurant war wirklich süß! Zwei kleine Räume, rein im Kerzenschein. Fast ein wenig zu dunkel, aber sehr romantisch. Im Hintergrund leise Musik (die Stereoanlage aus anno dazumal stand neben mir unterm Tisch ;-)).

Wir entschieden uns für Springbock-Steak bzw. Straußen-Lasagne, dazu guten südafrikanischen Wein, und mussten über die Kellnerin schmunzeln. Ein schwarzes Mädchen mit niedlichen Zöpfen und noch sehr sehr jung, vielleicht eine Auszubildende? Sie war ein klein wenig überfordert mit unserer Bestellung, ich sah schon die Weinflaschen fliegen, die sie halbschalig unter die Arme geklemmt hatte, und sie tat auch nichts, was ihr nicht vorher von der Chefin angeordnet wurde. Doch das scheint hier generell so zu sein: Die Arbeiter arbeiten zwar, machen jedoch nichts in Eigenregie, sondern alles nur auf Anweisung, weshalb die Inhaberin also auch ständig am Laufen war.

Ich muss sagen, die Atmosphäre in diesem Lokal hat mich beeindruckt. Obwohl es winzig war und der Raum noch dazu voll, war es doch auch wieder angenehm und einfach schön. Eben so richtig südafrikanisch, wie ich finde.

Mit einer leckeren Nachspeise ließen wir den Abend noch gemütlich ausklingen und begaben uns gegen 21 Uhr wieder auf den Weg zurück zum Gästehaus. Wir waren noch gar nicht müde, weshalb ich mir noch ein paar Notizen zur bisherigen Reise machte, ein wenig las, und wir uns anschließend ins Bett kuschelten. Über die Heizdecke waren wir heute Nacht echt froh. Hoffentlich würde das Wetter morgen (wie vorher gesagt) besser werden.

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