3. Tag: Ausflug auf die Kap-Halbinsel


Startklar für den neuen Tag machten wir uns um 9 Uhr morgens auf den Weg in den Frühstücksraum. Dieser befindet sich im Keller des Hotels, was sich zwar etwas eigenartig anhören mag, jedoch nicht wirklich stört. Wir bedienten uns am kleinen Büffet und unterhielten uns mit einem Pärchen, das wir bereits am Flughafen München kennen gelernt hatten. Reiseleute unter sich … und die Themen gehen nie aus!

Deshalb hätten wir auch fast die Zeit übersehen, denn auf 10 Uhr war unser Mietwagen gebucht. Dazu mussten wir aber erst einmal zu Fuß vom Hotel in die Strand Street. Knapp eine Viertelstunde waren wir unterwegs und mit Suchen beschäftigt, denn wir fanden zwar jedmögliche Mietwagenstation, jedoch nicht unsere. Am Ende der Straße doch noch fündig geworden, stellten wir uns in der Reihe der Mietwagenabholer an. Die schnellsten waren die Angestellten ja nicht und so warteten und warteten und warteten wir …

Etwa eine halbe Stunde später konnten wir schließlich unseren fast nigelnagelneuen Opel Corsa in Empfang nehmen, mit gerade mal 3.000 km. Kurz das Navi installiert und zusätzlich meine Landkarte sowie den Reiseführer heraus gekramt, konnte es auch schon los gehen … denn für heute war eine Tour auf die Kap-Halbinsel geplant und ich freute mich schon riesig.

Bild Von schönstem Sonnenschein begleitet, mussten wir uns erst einmal wieder an den Linksverkehr gewöhnen und fuhren unserem ersten Ziel entgegen: Groot Constantia.

Von Constantia hatte ich in meinem Reiseführer gelesen, und dass sich dort eines der ältesten Weingüter Südafrikas befinden soll. Das wollte ich mir genauer ansehen. Wir stellten unser Auto an einem Parkplatz ab und spazierten los; doch nirgendwo war ein Weingut zu sehen, nur kleine Boutiquen und Lokale. Auf unsere Nachfrage bei einem Parkplatzwächter hin, wo genau wir denn hin müssten, schickte uns dieser quer durch die Pampa. So schön es hier auch war zwischen all dem Grün und verlassenen Straßen, aber noch immer wussten wir nicht, wie sicher man sich hier sein kann und so spazierten wir wieder zurück, holten das Auto, und fuhren lieber dorthin. Das war ja doch noch ein ganz schönes Stückchen …

Constantia selbst ist eine der nobelsten Wohngegenden Kapstadts und schon beim Durchfahren konnten wir viele schöne Häuser entdecken. Hier sahen wir zum ersten und eigentlich auch zum letzten Mal von hohen Zäunen umgebene Grundstücke und Häuser, so, wie es einem immer über Südafrika erzählt wird. Aber bei diesen Prachtbauten ist das auch kein Wunder.

Das Auto erneut abgestellt, spazierten wir über eine kleine Eichenallee direkt zum Herrenhaus. Das Gut ist zwar nicht sonderlich groß, versprüht jedoch ein unheimlich schönes Flair. Es war auch nur eine Handvoll anderer Leute unterwegs, was ich als sehr angenehm empfand.

1685 wurde das Herrenhaus im kapholländischen Stil durch Simon van der Stel errichtet. Es wechselte häufig den Besitzer und auch die Erfolge in Bezug auf den Weinanbau waren sehr wechselhaft. Seine Blütezeit erlebte das Gut schließlich zwischen den Jahren 1790 und 1880. Auch Napoleon orderte den ein oder anderen Wein von hier.

Bild Für 15,- Rand pro Person (Stand: Oktober 2009) konnten wir uns das Innere des Manor Hauses, des Herrenhauses, ansehen. Wir spazierten mit einem Informationsblatt in der Hand durch die Räumlichkeiten und konnten viele alte Möbel, Porzellan und Gemälde aus der Zeit von Simon von der Stel betrachten. Hier war wirklich jeder einzelne Gegenstand erklärt, da kann man sich ganz schön lange damit beschäftigen. Besonders interessant fand ich das Schlafzimmer sowie die Küche. Hier konnte man sich das Leben im 17. Jahrhundert noch so richtig gut vorstellen.

Hinter dem Herrenhaus befindet sich noch der Cloete Wine Cellar, in welchem auch das Weinmuseum untergebracht ist. Hier erfährt man die Geschichte des Weinanbaus am Kap, wir haben uns dieses Museum jedoch nicht näher angesehen.

Beeindruckt von diesem wirklich schönen Weingut machten wir uns einige Zeit später wieder auf den Weg. Nun fuhren wir die M63 entlang, vorbei an Hout Bay in Richtung Champan's Peak Drive. Dabei handelt es sich um eine ca. 8 km lange Maut-Küstenstraße, eine der schönsten und spektakulärsten Küstenstraßen der Welt. Diese Straße wollte ich auf jeden Fall fahren, hatte ich schon so viele tolle Bilder davon im Internet gesehen. Doch nicht immer ist sie geöffnet. Steinschläge oder Unfälle führen immer wieder zu längeren Schließungen der Straße. Heute aber hatten wir Glück und konnten sie in vollen Zügen genießen.

Wir bezahlten die Maut von 28,- Rand pro PKW (Stand: Oktober 2009) und genossen die herrlichen Aussichten. 1922 wurde die Straße in siebenjähriger Bauzeit in den Fels gesprengt. Hinter jeder Kurve bieten sich neue herrliche Ausblicke und hie und da blieben wir stehen, um Fotos zu machen. Die Landschaftsbilder waren einfach fantastisch. Nur schade, dass die Straße nur wenige Kilometer lang ist. So etwas könnte ich stundenlang genießen!

Bild Ein lustiges Erlebnis hatten wir schließlich auch noch. Zwischendurch wurden wir plötzlich von einem Herrn angehalten, der unseren Mautzettel sehen wollte. Das war an sich schon etwas eigenartig, da wir ohne zu zahlen ja gar nicht durch die Schranke gekommen wären. Aber gut, wenn er unbedingt möchte ... Als er den Zettel schließlich sah, meinte er an Toni gewandt: Perhaps do you ned sun glasses? Aha ... er war also nicht (nur) auf den Zettel aus, sondern wollte gleichzeitig noch Geschäfte machen. Soso ... Wir brausten dann doch lieber wieder davon, vielleicht beim nächsten Mal. ;-)

Nun ging es die M6 und die M65 vorbei an Noordhoek und Kommetjie wiederum entlang der Küste in Richtung Scarborough. Auch diese Straße war traumhaft schön und steht dem Chapman's Peak Drive in nichts nach. Auch von hier konnten wir immer wieder traumhafte Ausblicke aufs Meer und die Küste genießen.

Besonders eindrucksvoll war jedoch die Aussicht auf den Witsand Bay nahe Scarborough. Schon von weitem konnten wir den endlosen Sandstrand und das türkisblaue Meer erkennen. Das mussten wir uns genauer ansehen und stellten das Auto kurze Zeit später am Rande der Straße ab. Hier tummelten sich nur wenige Kite-Surfer und ein Hund, ansonsten war es hier still und einsam. Ein kilometerlanger, unberührter und breiter Sandstrand - ein Traum für alle Sonnenanbeter. Aber nicht nur für die, auch wir waren wirklich fasziniert von diesem Landschaftsbild. Auch die zahlreichen Blumen begeisterten mich und so kam die Kamera wieder voll zum Einsatz.

Den Kite-Surfern eine Weile zugesehen, fuhren wir schließlich wieder ins Landesinnere und erreichten kurze Zeit später die Cape Point Ostrich Farm. Eigentlich war diese gar nicht mit eingeplant, doch die Strauße am Straßenrand zogen uns magisch an und schwups fuhren wir direkt zur Farm. Das hier waren unsere ersten Strauße in Südafrika und noch war es für uns etwas völlig neues und beeindruckendes.

Wir stellten das Auto ab und spazierten ein klein wenig über die Farm. Einer Führung wollten wir uns nicht anschließen (in ein paar Tagen waren wir sowieso auf einer Straußenfarm untergebracht), besuchten die Strauße jedoch auf eigene Faust. Das hier war ein tolles Fleckchen Erde. Dort die Strauße, da hinten ein schönes Haus im kapholländischen Stil, daneben ein kleiner tiefblauer Teich (wurde der eingefärbt?) mit einer kleinen Bank ... einfach traumhaft schön! Ja, da kann man sich wirklich wohl fühlen. Und auch über die Strauße mussten wir richtig lachen. Was die teilweise für Gesichter machten ...

Bild Wir brachen wieder auf und erreichten kurze Zeit später das Tor des Cape of Good Hoope Nature Reserve. Wir waren im Nationalpark angekommen. Die Gebühr in Höhe von 75,- Rand pro Person (Stand: Oktober 2009) bezahlt, befanden wir uns schließlich mittendrin. Um uns herum endlose Weite des Nationalparks, alles nur Grün und vom Meer eingerahmt. Man kann dieses Motiv gar nicht beschreiben, man muss es wirklich gesehen haben.

Wir fuhren die "Hauptstraße" entlang in Richtung des Kaps. Das war unser nächster Anlaufpunkt. Wir waren eine Weile unterwegs und - juhuuuu - endlich sahen wir auch mal Strauße in freier Wildbahn! Das war dann doch wiederum ein ganzes anderes und eigenartiges Bild für uns. Strauße so frei mitten im Gebüsch ...?! Und dann noch das Meer im Hintergrund ...

Obwohl wir während der Fahrt kaum auf andere Autos stießen, waren wir - am Kap angekommen - natürlich nicht mehr die einzigen Touristen. Trotzdem hatte ich es mir voller vorgestellt.

Das Kap hier wird fälschlicherweise immer wieder als das südlichste Kap Südafrikas bezeichnet. Dem ist jedoch nicht so. Dieses befindet sich nämlich ca. 150 km südöstlich von hier am Cape Agulhas. Das Kap hier ist lediglich der südwestlichste Punkt. Doch schon die alten Seefahrer empfanden dieses Kap als weitaus spektakulärer und so ist es bis heute geblieben. Nach wie vor ziehen das Kap der Guten Hoffnung und der Leuchtturm jährlich Tausende von Menschen an, während sich ans Cape Agulhas nur wenige Leute verirren.

Bild Trotz dass das Kap und der Leuchtturm weltweit so bekannt sind, war ich doch überrascht, wie wenig touristisch es hier ist. Klar gab es einen kleinen Souvenirladen und ein Infozentrum, auch eine kleine Bahn wurde gebaut. Aber das alles stört nicht wirklich, gehört einfach dorthin, ist aber nicht aufdringlich oder gar landschaftszerstörend.

Es gibt zwei Möglichkeiten, zum Leuchtturm zu gelangen: Entweder, die 120 Treppenstufen hinauf zu laufen oder aber den Dienst der Zahnradbahn in Anspruch zu nehmen. Wir entschieden uns für letzteres und zahlten hierfür 40,- Rand pro Person (hin und zurück). Nicht nur vom Fußweg aus hat man tolle Ausblicke aufs Meer, auch von hier aus gab es vieles zu entdecken. Und das Fahren mit der Zahnradbahn war sowieso ein kleines Erlebnis.

Hier erlebten wir auch zum ersten, jedoch nicht zum letzten, Mal, dass Südafrika ein Meister im Erschaffen von Arbeitsplätzen ist. Wir lösten unsere Tickets für die Zahnradbahn und hätten diese eigentlich in einen Automaten stecken müssen. Dieser wurde aber einfach mal außer Betrieb gesetzt, dafür ein Südafrikaner hingestellt, der schließlich jedes einzelne Ticket abhakte. Auch eine Art, Leute zu beschäftigen. :-)

Aus der Zahnradbahn ausgestiegen, gab es noch ein paar Treppenstufen zu bewältigen, bis wir schließlich am historischen Leuchtturm angekommen waren. Er wurde 1860 aus vorgefertigten Eisenteilen 249 m über dem Meeresspiegel am Cape Point Peak errichtet. Schnell jedoch stellte sich heraus, dass der Leuchtturm völlig unbrauchbar ist, da er sehr oft in Wolken und Nebel gehüllt und den Schiffen nicht wirklich hilfreich war. Es sanken zahlreiche von ihnen und daraufhin wurde beschlossen, einen neuen Leuchtturm am südlichsten Zipfel der Landzunge, am Diaz Point, nur 87 m über dem Meeresspiegel, zu erbauen. Dieser Leuchtturm hat eine Reichweite von 63 km und ist somit der stärkste Südafrikas.

Hier am Kap gibt es mehrere Wanderwege. Zum einen zum Leuchtturm am Diaz Point, zum anderen aber auch direkt zum Kap der Guten Hoffnung. Hierfür sollte man jedoch ausreichend Zeit mitbringen und auch das Wetter nicht unbeachtet lassen. Bei Regen und Sturm sind die Wanderwege nicht zu empfehlen.

Wir spazierten am Leuchtturm ein wenig herum, der Wind war ganz schön heftig und wehte uns um die Ohren. Doch die Ausblicke waren einfach fantastisch. Von hier aus konnten wir auch bereits das Kap der Guten Hoffnung sehen; dorthin wollten wir später noch.

Wir sahen uns ein wenig im Souvenirladen um, ich kaufte meine ersten Postkarten, und einige Zeit später begaben wir uns wieder auf den Rückweg. So schön es hier auch war und so lange ich es hier auch noch ausgehalten hätte, doch irgendwann muss man sich einfach auch mal wieder verabschieden.

In der Zwischenzeit taten uns beiden die Füße höllisch weh. Obwohl wir ja nicht mal die vielen Treppen zu Fuß hoch sind, sondern nur einen minimalen Teil, hatten wir ziemliche Schmerzen in unseren Knien. Wie kann denn das sein? Und dann noch beide? Äußerst eigenartig. Ich kann zwar stundenlang in den heimischen Bergen rumkraxeln ohne jegliche Probleme, aber ein paar Treppenstufen am Kap machen mich fertig ... alles klar ...

Bild Wir fuhren mit der Zahnradbahn wieder nach unten und mit dem Auto direkt zum Kap der Guten Hoffnung. Auf dem Weg dorthin trafen wir erneut auf Strauße. Sogar eine kleine Familie mit Straußenküken stand nur wenige Meter von uns entfernt. Zwischendrin eine Antilope ... was für ein Bild. Einfach toll.

Eine kleine Abzweigung genommen, standen wir einige Zeit später schließlich am weltberühmten Kap der Guten Hoffnung. Hier waren nur wenige andere Leute, wohl auch wegen des heftigen Windes. Das Gehen fiel hier schwer, die Jacken plusterten sich auf ... hui, so viel Wind habe ich ja noch nie erlebt.

Wir machten die typischen Erinnerungsfotos am Kap und freuten uns riesig, hier zu sein. Endlich war ich mal wieder an einem Ort, von dem wir schon so oft gesprochen hatten und den wir schon so oft auf Bildern gesehen hatten. Ich konnte es noch gar nicht richtig glauben.

Völlig vom Wind zerzaust setzten wir uns schließlich wieder ins Auto und fuhren wieder zurück. Ich war richtig happy. Was für ein schöner Tag!

Immer wieder trafen wir auf Strauße und verschiedene Antilopenarten, bis wir schließlich wieder das Tor des Nationalparks erreichten. Natürlich kann man sich hier auch einen ganzen Tag aufhalten, v. a. wenn man ein paar der zahlreichen Trails entlang wandern möchte. Doch Vorsicht: Hier befinden sich auch viele, viele Schlangen, festes Schuhwerk ist daher unbedingt erforderlich, auch ein gutes Kartenmaterial, um sich nicht in den Weiten des Nationalparks zu verirren.

Für uns ging es nun jedoch weiter und zwar in Richtung Simons Town und dem dortigen Boulders Beach. Die Fahrt führte uns wieder entlang der Küste vorbei an der Rumbly Bay und dem Millers Point.

Bild Das kleine Naturareal rund um den Boulders Beach bietet den Besuchern eine ganz besondere Attraktion: Eine Pinguin-Kolonie. Als ich das zum ersten Mal las, konnte ich es gar nicht glauben, dass es in Südafrika Pinguine gibt! Aber tatsächlich - seit 1983 haben sich hier aus anfänglich nur einem Pinguin-Pärchen in der Zwischenzeit weit über 2.500 Jackass Pinguine angesammelt. Sie fühlen sich hier ganz besonders wohl, weil die False Bay mit ihren Büschen ihnen einen recht angenehmen Lebensraum beschert.

Wir bezahlten den Eintritt von 35,- Rand pro Person (Stand: Oktober 2009) und spazierten über die kleinen Holzstege. Links und rechts war der Strand gesäumt von den schwarz-weißen Frackträgern. Und wie niedlich sie waren! Viele von ihnen waren richtig aufgewühlt und rannten regelrecht über den Strand, andere lieferten sich einen Kampf und wiederum andere dösten einfach nur ein wenig in der Sonne. Schon witzig, wenn ein Pinguin seinen Kopf den Sonnenstrahlen entgegen streckt und es sichtlich genießt! Es waren auch noch viele Baby-Pinguine unter ihnen mit ihren flauschigen Federn.

Doch so schön wir als Besucher das alles empfinden: Die Bewohner sind von ihren Mitbewohnern am Strand nicht so begeistert, da sie sehr viel Lärm verursachen und auch die Vegetation negativ beeinträchtigen. Doch die Tiere stehen unter einem besonderen Schutz und somit darf ihr Revier nicht vernichtet und sie nicht verlagert werden.

Hier hielten wir uns eine Weile auf und lachten über die Tiere. Das Gewatschel war schon witzig und einfach schön anzusehen. Der einzige Nachteil ist, dass dieser Bereich hier schon ziemlich touristisch geworden ist. Hier trafen wir auch auf die meisten Touristen während unserer gesamten Reise. Nirgendwo sonst waren Sehenswürdigkeiten so stark frequentiert. Doch vielleicht entspannt es sich ja wieder ein wenig im Laufe der Zeit, denn erst vor kurzem hat sich eine zweite Pinguin-Kolonie an einem anderen Strand etwas weiter östlich angesiedelt.

Mit vielen tollen Fotos im Gepäck verabschiedeten wir uns schließlich wieder von den Pinguinen und machten uns langsam auf den Weg zurück in Richtung Kapstadt. Inzwischen war es schon später Nachmittag geworden.

Wir fuhren entlang der Simons Bay in Richtung Kalk Bay und Muizenberg. Kalk Bay ist ein kleiner Fischerort und bietet außer ein paar Antiquitätenläden nicht viel. Muizenberg dagegen ist schon wieder ein Stückchen größer und war lange Zeit auch ein beliebter Badeort v. a. für die Oberschicht Kapstadts. Trotzdem hat er ein wenig an Charme verloren.

Auf dem Weg zurück nach Kapstadt kamen wir an zahlreichen Townships vorbei, die ziemlich erschreckend auf uns wirkten.
Bis an die False Bay ziehen sich die sog. Cape Flats und bestehen im Grunde aus gleich mehreren Townships, die ineinander übergehen.
Die Townships haben alle ihre eigenen Namen, die meist auch sehr extravagant klingen, wie z. B. Nyanga (Mond), Bishop Lavis oder Langa (Sonne). Die Häuser sind sehr sehr klein, meist lebt eine ganze Familie aus 10 bis 15 Leuten auf nur 30 - 40 qm. Für uns unvorstellbar! Und nicht selten sind in diesen Townships auch Gangs zugange; Drogenhandel und Morde sind nur ein kleiner Teil der dortigen Vorkommnisse. Als Außenstehender bekommt man davon jedoch nichts mit.

Für mich erschreckend war auf jeden Fall, wie diese Townships aussahen, wie zugemüllt es dort teilweise ist, dass riesige Zäune diese Flächen umgeben und am schlimmsten: Dass über den Townships riesige Reklametafeln mit dem neusten Handy oder dem neuesten Porsche hängen. Wie muss man sich als Townshipbewohner da wohl fühlen?

Generell ist der Unterschied zwischen Arm und Reich v. a. in Kapstadt ganz extrem zu beobachten. Auf der einen Seite gibt es die eben genannten Townships mit Menschen, die tagtäglich ums Überleben kämpfen, auf der anderen Seite steht nur wenige Kilometer entfernt eines der größten Ferrari-Häuser der Welt, in welchem alle erdenklichen Modelle ausgestellt sind, Leute, die mit ihrem Maserati und Ferrari durch die Stadt fahren. Und es sind nicht nur Weiße, die das tun, durchaus auch Schwarze sind Besitzer solcher Autos.

Das hat uns eigentlich am meisten geschockt, dass dieses Arm und Reich so krass aufeinander trifft und sozusagen nebeneinander her lebt. Da ist es kein Wunder, wenn es das ein oder andere Mal zu Übergriffen kommt.

Allerdings haben wir trotz allem auch erfahren, dass nicht alle Township-Bewohner unzufrieden sind mit ihrem Leben. Viele kennen und wollen es auch gar nicht anders. Sie sind es gewohnt, mit ihren Familien auf engstem Raum zu wohnen und nur jeden einzelnen Tag bewusst zu leben. Zukunftspläne gibt es selten, sie sind glücklich mit dem Hier und Jetzt. Und außerdem liegt es oft auch in der Mentalität der Menschen: Die meisten wollen einfach nicht arbeiten oder arbeiten nur so lange, bis sie genügend Geld fürs Essen oder - schlimm - ihren Alkohol zusammen haben, dann kommen sie nicht wieder. Verlässt man sich auf seine Arbeiter, ist man in vielen Fällen verlassen.

So ging es schließlich mit gemischten Gefühlen wieder zurück ins Hotel. Wir gaben unser Auto beim Concierge ab und legten eine kleine Pause ein. Heute hatten wir so viel gesehen, diese Eindrücke mussten jetzt erst einmal verarbeitet werden. Es war ein toller Ausflug!

Bild Gegen 19 Uhr wurden wir schließlich hungrig und ließen uns mit dem Taxi direkt zur Waterfront bringen. Dort hatten wir noch eine etwas unangenehme Begegnung mit einem Bettler. Gerade aus dem Auto gestiegen, marschierten wir in Richtung Waterfront, doch waren gerade keine anderen Leute unterwegs, es war schon finster. Plötzlich ging ein Bettler auf uns zu und wollte etwas Geld haben. Während ich schnellen Schrittes weiter ging, stellte der Bettler sich vor Toni. Ich hatte wirklich die Befürchtung, dass der Typ gleich ein Messer zücken könnte. Ich ging wieder zurück, Toni und ich schrieen ihn noch einmal an, dass wir nichts hätten und er uns in Ruhe lassen soll, und dann verschwand er zum Glück auch. Puh, noch mal Glück gehabt. Das war der einzige Moment während der gesamten Reise, in dem ich kurzzeitig in Panik verfiel.

Von dem kleinen Schreck erholt, spazierten wir über die Schwenkbrücke wieder in Richtung der Lokale. Heute entschieden wir uns für das City Grill, ein Steakhouse der gehobenen Klasse. Wir nahmen Platz in einem wirklich tollen Lokal. Gedämpftes Licht, Kerzenschein, Weinregale ... so richtig gemütlich.

Während Toni sich ein normales Steak bestellte, entschied ich mich für Kudu in Pfeffersoße. Inzwischen hatte ich wirklich Geschmack gefunden am südafrikanischen Fleisch. Während ich zu Hause kaum Fleisch esse und fast schon zur Vegetarierin geworden wäre, konnte ich in Südafrika einfach nicht genug davon bekommen. Das ist aber auch ein ganz anderes Fleisch als zu Hause. Viel intensiver und geschmackvoller.

Hier verbrachten wir einen herrlichen Abend mit leckerem Essen und genau so leckerem Wein. Doch die Weine haben es hier in sich. Ein Glas und man hat genug.

Als Nachspeise noch einen Cape Brandy Pudding, ein traditioneller hausgemachter warmer Pudding mit Datteln und Nüssen, serviert mit Eis, gegönnt, ging es gegen 23 Uhr schließlich auf etwas wackligen Füßen mit dem Taxi zurück zum Hotel. Puh, erst jetzt merkte ich die Auswirkungen des Weins. ;-)

Ein wundervoller Tag ging wieder einmal zu Ende. Wir befanden uns gerade mal zwei Tage im Land und hatten schon so viel gesehen ... wie soll das erst nach zwei Wochen sein?

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