7. bzw. 12. Tag:
Cherbourg: Schlösser und Gärten der Normandie


Während Toni noch weiter schlummerte, war ich schon wieder auf Achse. Ich hatte mir einen Halbtagesausflug zu den Schlössern und Gärten der Normandie gebucht. Die Beschreibung las sich gut und war genau das, wonach ich suchte: Gemütlich und mit viel Natur verbunden.

Bild Gerade mal eine halbe Stunde dauerte die Fahrt bis zu unserem ersten Ziel: Vauville. Der kleine Ort mit rund 370 Einwohnern liegt an der Nordwestküste der Halbinsel Cotentin und wirkt wie ein kleines "gallisches" Dorf. Unglaublich schöne die alten Steinhäuser, die engen Straßen und Gässchen, rund herum ein Meer von Blumen. Ein Ort, wie man ihn aus den kitschigsten Liebesromanen kennt.

Am Botanischen Garten "Jardin Botanique de Vauville" wartete man bereits auf uns. Hier kann man den größten Palmengarten Nordeuropas besuchen, zusätzlich zu den vielen anderen, wundervollen Blumen, Sträuchern und Bäumen.

Der Garten liegt oberhalb der Dünen von Vauville. Vom Eingang hatten wir einen tollen Blick auf das Meer und den menschenleeren Strand. Einfach wunderschön!

Bild Das rund 4 Hektar große Areal ist in Privatbesitz von Guillaume Pellerin, dessen Vater 1947 den Garten gegründet hat. Inzwischen findet man hier rund 900 verschiedene Pflanzengattungen, Tendenz steigend.

In zwei kleinen Grüppchen wurden wir schließlich durch die gesamte Anlage geführt. Unsere Botanikerin war ein junges Mädchen, Kanadierin, etwas aufgeregt (wir waren ihre erste englische Gruppe), aber unglaublich sympathisch. Sie ging auf alle Fragen ein, erzählte viel, aber keineswegs zu ausschweifend. Für mich also genau richtig.

Und so besuchten wir u. a. das Théâtre de Bambou, das Bambusrondell, den Eukalyptuswald sowie den Palmenhochwald Palmeraie Haute. Je nach Sonnenausrichtung und windgeschützter Lage gibt es hier gleich mehrere Klimazonen: Im Jardin Exotique ist es grundsätzlich immer ein paar Grad wärmer als in anderen Teilen des Gartens.

Bild Beim Durchschlendern hat man immer wieder den Eindruck, auf Madeira zu sein. Zwischendurch erhascht man einen kurzen Blick auf das tiefblaue Meer, die üppigen Sträucher und Bäume versperren gerne mal den Weg.

Das Château de Vauville war für mich das Highlight. Das normannische Herrenhaus wurde im 16./17. Jahrhundert erbaut. Aufgrund privater Nutzung konnten wir es verständlicherweise nur von außen besichtigen, was für mich aber schon ausreichend war. Ich konnte mich gar nicht sattsehen daran. Schlösser, Herrenhäuser und Burgen faszinieren mich immer wieder.

Der Rundgang dauerte gut 1 1/2 Stunden und ist sehr empfehlenswert! Selbst ich, die alles andere als einen grünen Daumen hat, war ganz begeistert. Hinweis für Individualbesucher: Offiziell ist der Botanische Garten nur nachmittags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Für vorangemeldete Gruppen werden Ausnahmen gemacht (Stand: April 2016).

Während wir auf unsere zweite Gruppe warteten, stiefelten die Haushunde auf uns zu. Ui, das war natürlich wieder genau das richtige für mich. Die beiden mussten schließlich mal nach dem Rechten gucken. Und holten sich ganz nebenbei hier und dort ihre Streicheleinheiten ab.

Bild Nachdem sich wieder alle eingefunden hatten, ging es schließlich weiter, zum Château de Nacqueville und dem dazugehörigen Park. Hier wartete bereits die Eigentümerin auf uns, die es sich nicht nehmen ließ, uns persönlich durch die Anlage zu führen.

Hinweis für Individualisten: Der Park hat donnerstags, freitags, sonntags und an Feiertagen von 12 bis 17 bzw. 18 Uhr geöffnet. Für vorangemeldete Gruppen werden Ausnahmen gemacht (Stand: April 2016).

Der Park im englischen Stil wurde um 1830 von einem britischen Gartenarchitekten rund um das Renaissanceschloss herum angelegt. Auf einem Spaziergang kann man dabei zahlreiche Baumfarne, portugiesischen Lorbeer, Bambus, üppige Rhododendren-, Azaleen- und Hortensiensträucher und vieles mehr bewundern. Zusätzlich wird der Park von einem kleinen Bach durchzogen.

Bild Das Château de Nacqueville stammt aus dem 16. Jahrhundert und war seitdem im Besitz dreier Familien. Seit 1880 ist es in den Händen der Familie Hersent. Die Hausherrin recherchierte in den letzten Jahren umfangreich in der Geschichte des Hauses und hat im Burgfried eine Mini-Ausstellung ins Leben gerufen. Hier wird anhand Fotos, Grafiken und Texten die Nutzung des Châteaus der letzten Jahrhunderte dargestellt. Das Schloss selbst konnten wir aufgrund privater Nutzung nicht besuchen.

Der Rundgang über die Anlage war einfach toll! Außer uns war niemand unterwegs, wir hatten den gesamten Park für uns allein und genossen traumhafte Ausblicke bei bestem Wetter. Meine Kamera stand gar nicht mehr still, es gab einfach zu viele tolle Fotomotive.

Knapp zwei Stunden hielten wir uns auf, dann ging es auch schon wieder zurück nach Cherbourg-Octeville. Der Ausflug war traumhaft schön! Schon im September war ich hin und weg von der Normandie. Das hatte sich heute noch einmal verstärkt. Ein unglaublich schönes Fleckchen.

Wieder an Bord, machte ich mich erst einmal auf die Suche nach Toni. Er hatte es sich im Two70 gemütlich gemacht. Am Panoramafenster mit Blick auf das Meer verbrachte er ein paar ruhige Stunden und konnte sich an unserem letzten Tag an Bord der Ovation of the Seas somit noch einmal ausgiebig erholen.

Auf den Bummel durch Cherbourg verzichteten wir schließlich. In der Stadt war eine große Demonstration, die Straßen versperrt, Menschenmassen unterwegs. Das wollten und mussten wir uns nicht antun.

Zum verspäteten Mittagessen bastelten wir uns im Windjammer einen leckeren Burger zusammen. Das hatten wir bisher nämlich noch kein einziges Mal geschafft, ist auf Royal Caribbean für uns allerdings schon fast ein Muss.

Das reichte mir dann aber auch schon, mir ging es von Minute zu Minute schlechter. Schon den ganzen Tag über plagten mich Nackenschmerzen, dazu kamen aufgrund der Sonne inzwischen noch heftige Kopfschmerzen. Alles zusammen endete in einer aufkeimenden Migräne.

Bild Somit war der Nachmittag erst einmal für mich gelaufen. Ich verzog mich auf die Kabine, wechselte zwischen Bett und Balkon hin und her. Das Auslaufen aus Cherbourg gegen 18 Uhr wollte ich definitiv nicht verpassen, doch so langsam ging es mir dann auch endlich wieder besser. Die paar Stunden Schlaf hatten gut getan.

Etwas frische Luft auf dem Pooldeck geschnappt, machten wir uns fertig fürs Abendessen. Zum letzten Mal ging es in unser "Coastal Kitchen". Die Damen und Herrn sind uns in den letzten Tagen ziemlich ans Herz gewachsen, so dass der Abschied schließlich tatsächlich etwas schwer fiel. Ich bin in dieser Hinsicht ja immer sehr zart besaitet. Aber wer weiß, vielleicht sieht man sich ja irgendwo mal wieder.

In der Schooner Bar ließen wir bei leckeren Cocktails den letzten Tag an Bord ausklingen und die Kreuzfahrt Revue passieren. Wir waren uns beide einig: Die Ovation of the Seas ist ein tolles Schiff mit vielen Innovationen, doch der Funke sprang bei uns beiden nicht zu 100% über. Den Grund konnte ich weder an diesem Abend noch jetzt beim Schreiben des Berichts ca. einen Monat später benennen. Es fehlte mir einfach das sprichwörtliche i-Tüpfelchen.

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Fotoalbum Cherbourg & Rundfahrt Normandie


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