6. bzw. 11. Tag:
Shoppen in Le Havre & Kultur in Rouen


Die Hafenstadt Le Havre in der Normandie besuchten wir heute bereits zum dritten Mal mit einem Kreuzfahrtschiff, innerhalb von vier Jahren. Während wir beim ersten Mal die Stadt selbst besichtigten, ging es bei unserem letzten Aufenthalt vor einem halben Jahr mit dem Mietwagen die Küste entlang.

Ursprünglich hatten wir auch dieses Mal Mietwägen für unsere Aufenthalte in Le Havre und Cherbourg reserviert, diese jedoch kurz vor Reisebeginn wieder storniert. Toni wollte sich einfach etwas erholen; mit den Tagesausflügen wären wir wieder von morgens bis abends unterwegs gewesen. Für mich war es ok. Denn so buchte ich mir eben in beiden Häfen einen Halbtagesausflug über die Reederei. Auf stundenlange Touren hatte auch ich keine große Lust.

Nachdem meine Tour erst am frühen Nachmittag starten sollte, nutzten wir den Vormittag für eine kleine Shoppingtour in Le Havre. Der Shuttlebus des örtlichen Anbieters (Preis: 4,- € pro Person, Stand: April 2016) hielt an zwei Stellen: Am Hôtel de Ville im Stadtzentrum sowie an den Docks Vauban, einem Shoppingcenter. Hier stiegen wir aus.

Bild Der Lagerhallenkomplex aus Backstein, Metall und Holz wurde 1846 als Schuppen für Baumwolle, Gewürze und Kaffee errichtet, 2009 schließlich in ein Einkaufszentrum umgewandelt. Auf knapp 52.000 m² findet man rund 60 Läden sowie kleine Restaurants und ein Multiplexkino.

Wir bummelten von Laden zu Laden und mit neuen Errungenschaften ging es gegen Mittag wieder zurück zum Schiff. Der Ansturm auf den Shuttlebus war inzwischen groß. Die Schlange der Passagiere zog sich vom Terminal bis weit hinein ins Schiff. Als Wartezeit wurde eine dreiviertel Stunde veranschlagt. Puh, da hatten wir heute Morgen ja echt Glück gehabt.

Nach Frühstück und Abendessen testeten wir heute im "Coastal Kitchen" auch mal das Mittagessen. Die Auswahl war ähnlich wie am Abend, dieses Mal gab's bei mir allerdings nur zwei Vorspeisen. Der Hunger hielt sich in Grenzen. Kein Wunder, bei allem, was ich die letzten Tage hier an Bord gegessen hatte.

Von Toni verabschiedet, begab ich mich um 13.45 Uhr zum Treffpunkt für den heutigen Ausflug nach Rouen. Der Besuch der normannischen Hauptstadt war bereits im September während unserer Rundfahrt geplant. Aus Zeitgründen kam es jedoch nicht mehr dazu. Heute konnte ich es endlich nachholen.

Eine gute Stunde ist Rouen von Le Havre entfernt. Während der Fahrt erzählte unser Reiseleiter viel über die Normandie, das Leben hier und die Dörfer und Städte, die wir streiften. Die Landschaft mit ihren zahlreichen gold glänzenden Rapsfeldern begeisterte mich. Schöne bunte Farbkleckse in einer weitläufigen Umgebung.

Bild Rouen war lange Zeit die Fachwerkmetropole der Region. Rund 5.000 Fachwerkhäuser standen einmal hier. Nach Zerstörungen im 2. Weltkrieg und dem ein oder anderen Abriss sind nun noch rund 2.000 übrig geblieben, wovon die meisten inzwischen liebevoll restauriert wurden und wieder in vollem Glanz erstrahlen.

In der Rue Saint Éloi, direkt an der gleichnamigen Kirche, begann unser Rundgang durch die Stadt. Gleich dahinter beginnt die Place du la Pucelle mit einem der ältesten Fachwerkhäuser der Stadt, die Demeure de Guillaume de Maronne (Haus Nr. 27) aus dem Jahre 1431. Hier befindet sich auch das 5-Sterne Hotel de Bourgtheroulde, Autograph Collection, das einem kleinen Schloss gleicht.

Noch älter ist das La Couronne, ein Fachwerkhaus aus dem Jahre 1345 auf der Place du Vieux Marché. Direkt davor stieg Jeanne d'Arc am 30. Mai 1431 auf den Scheiterhaufen. Seit 1979 steht an der Stelle des Martyriums die Kirche Sainte Jeanne d'Arc in einer sehr eigenwilligen Form, die irgendwie so gar nicht in das Stadtbild passt.

Bild Das Dach der Kirche soll von außen die Rauchwolken des Scheiterhaufens darstellen, das Gewölbe innen die lodernden Flammen. Beeindruckend sind die Kirchenfenster der 1944 zerstören Kirche St. Vincent aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurden hier wieder eingesetzt und bilden gemeinsam ein wunderschönes, buntes Glasgemälde mit einer Fläche von knapp 500 m².

Hat mir die Kirche von außen so absolut nicht gefallen, fand ich sie im Inneren wirklich beeindruckend. Sehr modern, sehr offen, schöne Holzbänke, eine breite Treppe und alles in allem sehr schlicht gehalten.

An der Westseite der Place du Vieux Marché stehen drei relativ neu wirkende Fachwerkhäuser, die auch tatsächlich erst seit 1979 hier zu finden sind, nachdem sie von anderer Stelle in Rouen abgebaut und hier wieder aufgebaut wurden.

Wir spazierten die Rue du Gros Horloge entlang, wo sich zahlreiche Boutiquen im Pariser Stil, Kunsthandwerksläden und nette Schmuckläden aneinander reihen. Traumhaft schöne Fachwerkhäuser aus dem 14. Jahrhundert, teilweise alte Messing-Schilder an den Häuserfassaden. So richtig mittelalterlich.

Bild Auf der Straße zwischen dem Alten Markt und der Kathedrale ist der Glockenturm Le Gros Horloge zu sehen, der von 1389 bis 1398 von Jean de Bayeux erbaut und 1527 mit dem alten Rathaus durch einen Torbogen verbunden wurde. Seither spannt sich die große Uhr über der Fußgängerzone, die vorher am Turm selbst angebracht war. An der Spitze des einzigen Uhrzeigers dreht ein goldenes Schäfchen seine Runden und zeigt nur die Stunden an. Minuten und gar Sekunden waren im Mittelalter ohne Bedeutung.

Bild Am Ende der Rue du Gros Horloge befindet sich der Place de la Cathédrale. Direkt dahinter erhebt sich die beeindruckende Kathedrale Notre Dame. Ab 1170 erbaut, trägt sie den höchsten Kirchturm Frankreichs (den Laternenturm mit 151,5 Metern) und war bis 1880 sogar das höchste Gebäude der Welt.

Die Außenfassade ist irrsinnig aufwändig gestaltet. Zahlreiche Skulpturen sind sowohl über dem Hauptportal als auch über der Porte St. Jean und der Porte Sainte Etienne zu sehen.

Obwohl mich Kathedralen innen zumeist enttäuschen, war ich von dieser hier stark beeindruckt. Sie wirkte nicht so dunkel und trostlos wie viele andere. Hier sind wunderschöne Buntglasfenster mit Szenen aus dem Mittelalter bis hin zur Renaissance zu sehen. Skulpturen berühmter Heiliger sind an verschiedenen Stellen angebracht. Und ganz besonders eindrucksvoll empfand ich die Säulen und das Arkadengewölbe, die die Kathedrale noch riesiger erscheinen lassen als sie ohnehin schon ist.

Bis hierhin begleitete uns der Reiseleiter, erzählte an den verschiedenen Stellen einiges über die Geschichte der Stadt und gab anschließend noch ein paar Tipps für die nächste Stunde, die wir nun zur freien Verfügung hatten.

Nachdem ich mir die Kathedrale im Innerenbereich komplett angesehen hatte, lief ich die Rue du Bac in Richtung Seine, anschließend wieder zurück, vorbei an der Kathedrale und weiter zum spätgotischen Justizpalast, der allerdings wie ein Hochsicherheitstrakt abgesperrt war.

In der Rue du Gros Horloge bog ich in die abzweigenden Gassen ab und sah mir die vielen Fachwerkhäuser etwas genauer an. Anstatt quer durch die Stadt zu hetzen, konzentrierte ich mich lieber auf einen kleinen Teil der Altstadt, machte hier und dort ein paar Fotos und bummelte noch ein wenig durch die Läden, bevor es nach Le Havre zurück ging. Eine Stunde ist eben doch schnell rum.

Der Ausflug hat mir gut gefallen. Es war die perfekte Mischung aus geführtem Stadtrundgang und freier Zeit. Der Reiseleiter war freundlich und lustig, man hörte ihm gerne zu und Rouen selbst ist sowieso absolut sehenswert.

Das Abendessen genossen wir in gemütlicher und ruhiger Atmosphäre im Solarium Bistro. Die Vor- und Nachspeise holten wir uns am Büffet, den Hauptgang bestellten wir á la carte und wählten (wie sollte es auch anders sein) die gegrillten Scampis. Fantastisch! Unglaublich lecker und mit das beste, was ich auf der Ovation of the Seas gegessen habe.

Bild Die Sonne war langsam am Untergehen, mit den Wolken am Himmel gab es eine herrliche Abendstimmung. Kurz vor uns legte die Viking Star ab, gegen 21 machten auch wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel.

Wir waren wieder hin und her gerissen. Einerseits wollten wir gerne beim Auslaufen an Deck sein, andererseits begann nun die Show der "Bohemians", einer englischen Queen-Coverband. Wir entschieden uns für das Theater und wurden nicht enttäuscht. Die "Bohemians" waren spitzenklasse! Über eine Stunde lang lieferten sie eine hochkarätige Show ab. Dabei kamen sie dem Original wirklich verdammt nahe. Es gab eine bombastische Zugabe, die alles übertraf.

Zum Abschluss des Tages machten wir es uns noch in der Weinbar bequem, natürlich mit unserem Lieblingswein "Beringer White Zinfandel". Da kommt sonst einfach keiner ran.

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Fotoalbum Le Havre & Rouen


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