4. bzw. 9. Tag:
Kunst und Kultur in Bilbao


Gestern noch in Asturien - heute schon im Baskenland. Stück für Stück lernen wir auf unseren Kreuzfahrten rund um Westeuropa Nordspanien näher kennen. Auf Bilbao war ich besonders gespannt, schließlich gehört sie zu jenen Städten, die vom Tourismus noch nicht überrannt ist.

Gegen 7 Uhr liefen wir in die Hafenstadt Getxo ein, etwa 20 km von Bilbao entfernt. Auf dieser Reise war ich wieder ziemlich faul, was das frühmorgendliche Aufstehen zum Fotografieren betraf. So existieren von dieser Reise keine Sonnenaufgangs-Bilder. Unglaublich, so etwas gab's noch nie bei mir! :-)

Wir verzichteten auf das Frühstück und machten uns gegen 9 Uhr auf den Weg in die Stadt. Auch heute wurde von örtlichen Anbietern wieder ein Shuttle-Bus angeboten, dieses Mal zum Preis von 10,- € pro Person für Hin- und Rückfahrt (Stand: April 2016). Während der knapp halbstündigen Fahrt bastelten wir uns mit Hilfe des Stadtplans, den wir im Terminal erhalten haben, einen kleinen Stadtrundgang zusammen und waren ganz zufrieden. Damit würden wir uns einen schönen Überblick verschaffen.

Bild Unweit der Plaza Moyúa, an der Ecke Gran Via Don Diego und Máximo Aguirre starteten wir schließlich los in Richtung Plaza Euskadi, vorbei am Museum der Schönen Künste, direkt in den Parque De Doña Casilda Iturrizar. 1907 wurde mit der Anlage des Parks begonnen, seitdem entwickelte und veränderte er sich stetig weiter, hat jedoch seinen Charme nie verloren. Besonders schön fand ich den schon nahezu majestätischen Teich mit zahlreichen verschiedenen Enten-Arten, Schwänen und Gänsen. Drum herum Eichhörnchen und Pfaue. Eine Oase der Ruhe und Erholung, von der Stadt war kaum mehr was zu hören.

Bild Über romantische Parkpfade, gesäumt von historischen Laternen, spazierten wir anschließend auf der Muelle Evaristo Churruca direkt am Ufer des Ría de Bilbao entlang. Ein herrlicher Weg! Links der Blick auf den Fluss und die schönen Häuserfassaden im Hintergrund. Rechts der Blick auf den Parque República de Abando mit dem beeinruckenden Office Tower, Hauptsitz des spanischen Energieversorgers Iberdrola. Obwohl es sich hier um ein sehr modernes Viertel handelt, passt es wunderbar in das Stadtbild hinein und hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Parks sind hier außerdem alle so aufgeräumt, so sauber, so ansprechend.

Die Promenaden wurden sehr weitläufig gestaltet. Jogger, Fußgänger, Radfahrer ... alle haben nebeinenander Platz, ohne sich gegenseitig zu stören.

Bild Mit Blick auf die Université de Deusto, eine Hochschule, erreichten wir rechter Hand schließlich das Herzstück und wohl bekannteste Gebäude der Stadt: Das Guggenheim Museum. Seit 1997 besteht das Museum Moderner und Zeitgenössischer Kunst. Dabei ist der Bau an sich schon ein Kunstwerk, mit der großen Glaskuppel und der aus Titanium gebauten Konstruktion, in der sich die Sonne in den unterschiedlichsten Farben und Schattierungen bricht.

Knapp 11.000 m² groß ist die Ausstellungsfläche. Gezeigt wird sowohl eine Dauerausstellung als auch regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen anhand Bilder, Skulpturen und Installationen.

Bild Bereits im Außenbereich ist die ein oder andere Skulptur zu sehen. Wie zum Beispiel eine riesige Spinne, um die ich mal lieber einen großen Bogen machte. Aber auch der Westhighland-Terrier "Puppy", ein zwölf Meter hoher und aus rund 17.000 Blumentöpfen bestehender Hundewelpe, der das Museum bewacht. Ins Leben gerufen wurde er 1992 von Jeff Koons zur Documenta, reiste schließlich nach Australien und Amerika und fand mit Eröffnung des Guggenheim Museums nun seinen festen Platz in Bilbao. Ein beeindruckendes "Kunstwerk", das je nach Jahreszeit in den verschiedensten Farben schillert.

Auch wenn das Guggenheim Museum bestimmt sehr sehenswert ist und für viele ein absolutes Muss. Wir ließen es "links liegen" und spazierten über die Muelle Campa de los Ingléses und den Paseo Uribitarte wieder entlang des Flusses Bilbao in Richtung Altstadt. Wir sind für die Kunst eben einfach nicht zu begeistern und wollten viel lieber das schöne Wetter genießen und den Rest der Stadt erkunden.

Während des Weges streiften wir die Zubizuri Brücke, die schönste und bei Hobbyfotografen beliebteste der insgesamt neun Brücken, welche den Fluss Bilbao im Stadtgebiet überspannen. Sie wurde zwischen 1994 und 1997 erbaut und verbindet die Stadtteile Uribitarte und Campo Volatin. Die Stahlkonstruktion, das reine Weiß und der Glasboden machen die Brücke zu etwas Besonderem.

Bild Entlang der Ripa konnten wir nun schon die Gebäude der Altstadt erkennen und erreichten wenige Minuten später die Puente del Arenal, die direkt in die Casco Viejo führt. Vorher musste ich aber unbedingt noch einen Abstecher zum Bahnhof Estación de Santander machen, ein charmanter Jugendstilbahnhof aus dem Jahre 1902. Die Fassade stach mir schon von Weitem entgegen. Grün-gelbe Kacheln, Eisentore. Wunderschön! Noch heute fährt hier die Schmalspureisenbahn von Bilbao nach Santander und Léon ab. In den Sommermonaten kann man von hier aus sogar mit der Transcantábrico, einem historischen Touristenzug, entlang der Nordküste Spaniens fahren.

Über die Puente del Arenal hinweg streiften wir durch den kleinen Park direkt am Flussufer ins historische Zentrum. Die zentrale Placa Nueva markiert dabei den Norden der Altstadt. an dessen Ende die San Nicolás Kirche steht. Weiter ging es durch enge Gassen zur Kathedrale Santiago, 1379 erbaut, und somit die älteste Kirche Bilbaos.

Bild Direkt dahinter befindet sich das Viertel der Siete Calles, der älteste Teil der Altstadt. Die sieben Gassen bilden ein beliebtes Kneipenviertel, das sich bis zum Fluss hinunter zieht.

Zwischendrin stach uns sofort ein typisch spanischer Spezialitäten- und Metzgerladen ins Auge. Von den Decken hingen die Serrano-Schinken, in großzügigen Auslagen eine riesige Auswahl an Wurst. Ich hätte am liebsten den ganzen Laden leer gekauft, letzten Endes beschränkten wir uns dann doch auf meine Lieblingswurst Fuet und noch etwas Serrano Schinken. ;-) Mmmhhhh, wieder was zu Schlemmen für zu Hause.

Und weil wir dank der Auslagen jetzt so richtig Hunger bekommen hatten, nahmen wir uns noch zwei große mit Serrano-Schinken belegte, frische Baguettes mit, die wir schließlich ganz genüsslich im Parque del Arenal am Flussufer verspeisten und nebenbei das Treiben der Leute beobachteten. Ach, wie schön das Leben doch sein kann!

Wir streiften noch einmal kreuz und quer durch die Gassen der Altstadt, zur Großen Markthalle und weiter entlang der Muelle de Marzana und der Muelle la Merced in Richtung der neuen Stadt. Uns war nach einem Kaffee, doch leider war hier weit und breit kein Café zu finden. Dann also zurück in Richtung Parkanlage von heute Morgen.

Über die Plaza Zabálburu ging es die Autonomía entlang, bis wir feststellten: Wir sind hier völlig falsch. Trotz Stadtplan htten wir uns total verfranst, viele Straßen waren gar nicht eingezeichnet. Links und rechts sahen wir nur noch türkische Läden und Restaurants. Huch, ich glaube, jetzt sind wir doch zu weit ...

Bild Plötzlich kam eine Spanierin auf uns zu. Ob sie uns helfen könne. Ja klar, sehr gerne! Wir zeigten ihr, wohin wir wollten; sie erklärte uns den kürzesten Weg. Wie nett! Scheinbar sahen wir sehr verzweifelt aus.

Juhuuu, geschafft! Wir erreichten den Parque Doña Casilda Iturrizar und kehrten in einem kleinen, sehr gemütlichen Café-Pavillon ein. Die Tische und Stühle standen inmitten des Parks, rund herum herrliche Tulpenbeete und blühende Bäume. Ach, war das schön. Hier ließen wir es uns noch einmal so richtig gutgehen, bevor wir uns gegen 15.30 Uhr langsam wieder auf den Weg zurück machten.

Bilbao hat mir ausgesprochen gut gefallen. Eine tolle Stadt, die man (ich) mit keiner anderen so wirklich vergleichen kann. Auf der einen Seite die historische Altstadt, auf der anderen Seite das moderne Bilbao mit allerlei Kunst und beeindruckender Architektur. Eine bunte Mischung aus allem, gekonnt miteinander vereint. Bilbao bietet eine Vielzahl herrlicher Plätze und Parks, alles ist so großzügig gestaltet und äußerst sauber gehalten.

Natürlich gibt es in der Hauptstadt des Baskenlandes noch viel mehr zu sehen, denn auch um die Altstadt herum erstrecken sich großzügige Parkanlagen und eine Fahrt auf dem Ría de Bilbao stelle ich mir ebenfalls sehr schön vor. Na mal sehen, vielleicht lässt sich ja mal ein Städtetrip einrichten.

Wieder in der Hafenstadt Getxo angekommen, bummelten wir noch ein Stück am Hafen entlang. Generell hätte mich die Stadt selbst auch noch interessiert. Tolle Herrenhäuser aus dem 20. Jahrhundert, ein großer Hafen mit Yachten und Segelschiffen und schöne Spazierwege. Doch leider war die Zeit nunmal begrenzt und man kann eben nicht alles haben. Vielleicht beim nächsten Mal.

Bild So bummelten wir die Kaimauer entlang, direkt zum Leuchtturm, genossen den Ausblick aufs Meer und konnten schließlich auch noch schöne Aufnahmen von der "Ovation of the Seas" machen. Ein schöner Abschluss unseres heutigen Ausflugs.

Kaum an Bord, gab es erst einmal ein Eis. Das hatten wir uns jetzt verdient! Nur wenig später hieß es dann auch schon wieder: Leinen los! Wir verließen das wunderbare Baskenland und machten uns nun auf den Weg nach Frankreich.

Das Auslaufen erlebten wir wieder vom Heck des Schiffes aus. Am Leuchtturm hatte sich eine Menschentraube versammelt, alle winkten uns zu, Autos hupten.

Jetzt aber nichts wie los. Fertig machen für den Abend. Es ging ausnahmsweise schon auf 18 Uhr zum Abendessen, denn zwei Stunden später hatte ich uns Plätze in der Show "Spectra's Cabaret" reserviert.

Bild Weil wir ja nicht immer unser Lieblingsrestaurant besuchen konnten, wählten wir heute mal das "American Icon". Noch war kaum etwas los. Die Kellnerinnen und Kellner um uns herum langweilten sich - und zeigten das auch sehr offensichtlich. Sie lehnten an den Türen, gähnten. Als wir bei der Getränkebestellung schließlich mitteilten, dass eine offene Flasche Wein in unserem Hauptrestaurant gelagert wird und wir diese gerne heute Abend trinken würden, wurde mit den Augen gerollt. Ja, ok, es war ein weiter Weg von Deck 4 auf Deck 14. Aber der Service wurde angeboten und so nahmen wir das auch gerne in Anspruch. Tatsächlich dauerte es dann auch über eine halbe Stunde, bis der Wein bei uns ankam. Der Augen rollende Kellner hatte uns an einen Kollegen abgegeben, der sich schließlich tausendmal für die Verspätung entschuldigte. Wir nahmen es mit Humor, fanden das Verhalten aber doch etwas merkwürdig.

Insgesamt waren es schließlich einige kleine Punkte, die mir nicht gefielen. Ich empfand das Lokal als viel zu groß, die Bestuhlung viel zu eng. Die Gerichte waren aber wie erwartet sehr gut. Am Essen gab es auch hier definitiv nichts zu beanstanden. Doch manchmal gibt es einfach Orte, die einen nicht ansprechen. Das "American Icon" gehörte leider dazu.

Im Two70, dem Theatrium am Heck des Schiffes, trudelten nach und nach die Besucher der heutigen "Spectra's Cabaret"-Show ein. Auch wir suchten uns einen schönen Platz nahe der Bühne. Ich hatte keine Ahnung, was genau uns nun erwarten würde und war demzufolge sehr gespannt.

Knapp sechzig Minuten lang präsentierte die schillernde Kunstfigur "Spectra" mit ihren "Agents of Rhythm" eine Mischung aus Tanz, Gesang und Akrobatik, begleitet von modernster Technik. Sechs von Roboterarmen gesteuerte, 100-Zoll-LED-Bildschirme wurden dabei Teil der Show und zeigten dem Publikum digitale Landschaften und Videos.

Bild Die Idee ist hervorragend, die Umsetzung hat mir allerdings weniger gefallen. Für mich war es stellenweise ein zu großes Durcheinander, zu viele Tänzer auf der Bühne, zu viele verschiedene Aktionen. Ich hätte nie gedacht, das einmal zu sagen, aber: Es war mir viel zu modern. Ohje, werde ich jetzt etwa alt?!?

Nun ja, diese Frage erübrigte sich wenige Minuten später wieder. Auf dem Weg in die Bar trafen wir auf den gestiefelten Kater aus dem gleichnamigen Film von Dreamworks, oder auch bekannt aus "Shrek". Oh mein Gott! Ist der süüüüß! Ich stürmte gleich auf ihn zu. Einmal kuscheln, bitte! Kann man den mit nach Hause nehmen?

Bild Eines der Highlights auf der Ovation of the Seas ist die Bionic Bar. Statt eines Barkeepers mixen hier zwei Roboter - Sweet & Sour - alle erdenklichen Cocktails und sorgen auf ihre Art und Weise für besondere Unterhaltung. Klar, dass wir das ebenfalls mal testen wollten. Via eines Tablets kann man entweder aus Cocktail-Vorschlägen wählen, oder - sofern man etwas Kenntnis davon hat - einen ganz eigenen Cocktail zusammenstellen. Alles nach Wunsch eingegeben, wird die Bestellung verschickt und die Roboter machen sich an die Arbeit. Sie greifen den Cocktail-Mixer, füllen ihn mit den erforderlichen Zutaten, schütteln ihn und gießen den Cocktail in einen Becher. Auf einer digitalen Infowand kann man die Schritte jeweils mitverfolgen und in nicht mal einer halben Minute ist auch schon wieder alles vorbei. 12,- US-Dollar werden für einen alkoholischen Cocktail berechnet, ganz egal, welchen man wählt. Nicht gerade günstig, allerdings nur 1 US-Dollar mehr als in den restlichen Bars. Und der Spaß ist es definitiv (mal) wert.

Das Ambiente der Bar hat mir sehr gut gefallen. Alles ist in Weiß und Silber gehalten, an den Abenden war für einige Stunden ein DJ zu Gast, dessen Musikauswahl genau meinen Geschmack traf.

Zwischendurch boten die beiden Roboter eine nette, kleine Show, passend zum Rhythmus der Musik. Je mehr ich ihnen zusah, desto menschlicher erschienen sie mir. Ob Sinn oder Unsinn muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich halte die Bionic Bar für eine echt gelungene Idee von Royal Caribbean.

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Fotoalbum Bilbao


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