9. Tag: Bonaire ~ Unterwegs im Naturpark

Den heutigen Tag begannen wir erst einmal mit gemütlichem Ausschlafen. Nach den beiden Frühaufsteher-Tagen tat das heute wieder richtig gut und weil wir ohnehin erst gegen die Mittagszeit in Kralendijk einlaufen sollten, verpassten wir demzufolge auch nichts.

Bild Am späten Vormittag trafen wir an unserem Stammplatz auf Chris, Evi und Max und kurz darauf konnten wir dann auch schon die ersten Häuschen auf Bonaire erkennen. Allein der Anblick des türkisfarbenen Meeres hier begeisterte mich schon jetzt. Was für Wahnsinns-Farben!

Bonaire ist mit rund 288 km² die zweitgrößte der sog. "ABC-Inseln", jedoch auch die am dünnsten besiedelte. Im 17. Jahrhundert wurde sie eine holländische Kolonie. Die Holländer erschlossen Bonaire u. a. für die Salzgewinnung und noch heute gibt es eine Salzgewinnungsanlage im Süden der Insel, welche wir von Bord aus gut erkennen konnten.

Etwa 850 m vor der Westküste von Bonaire liegt das Eiland "Klein Bonaire". Die unbewohnte Koralleninsel ist gerade mal 6 km² groß, durchgängig flach und für Taucher und Schnorchler ein wahres Paradies (Bonaire zählt zu den Top 5 der weltweiten Tauchreviere).

Wir alle hatten für heute noch nichts geplant und so entschieden wir uns, gemeinsam von Bord zu gehen und uns einfach mal treiben zu lassen. Uns reizten vor allem die Flamingos, die hier auf Bonaire angesiedelt sind.

Bild Doch erst einmal stand noch eine kleine Stärkung im Büffetrestaurant Horizon auf dem Programm. Da Toni und ich das Frühstück heute ausfallen ließen, kam jetzt doch langsam der Hunger. So stärkten wir uns für den bevorstehenden Landgang.

Gegen 13 Uhr ging es dann langsam von Bord und wir streiften durch das Hafengelände, auf der Suche nach einem Taxifahrer, der uns zu den Flamingos bringen sollte. Natürlich war das zunächst gar nicht so einfach, denn ein einzelnes Ziel fanden alle Fahrer zu öde und wollten uns unbedingt die große Inselrundfahrt andrehen. So manch einer reagiere ziemlich angefressen, als wir ablehnten. Also gingen wir eben weiter, es gibt auch noch andere ...

Schließlich entdeckten wir etwas abseits zwei Damen, die ebenfalls Touren anboten, und fragten einfach mal an. Die zwei waren sehr freundlich und winkten gleich mal ihren Fahrer heran. Zwar waren auch sie nicht ganz damit einverstanden, uns "nur" zu den Flamingos zu bringen, aber wir einigten uns schließlich auf eine kleine 3-Stunden-Inselrundfahrt für 25,- Dollar pro Person. Das war vollkommen in Ordnung für uns und wir ließen uns sehr schnell davon überzeugen, dass die Insel weit mehr zu bieten hat als nur Vögel.

Sidney, unser Fahrer, begrüßte uns herzlich und bat uns, ihm zu folgen. Der kleine Van war jetzt 'nicht ganz' das neueste Modell, die Klimaanlage beschränkte sich auf "Fenster auf" ;-) und alles in allem war's eher klapprig. Aber es hatte was und machte von der ersten Minute an Spaß. Max ließ mir den Vortritt für den Beifahrersitz, so dass ich während der Fahrt schöne Fotos von der Insel schießen konnte.

Der erste Weg führte uns durch die Hauptstadt Bonaires, Kralendijk, mit ihren farbenfrohen Kolonialstil-Häusern, einem Inselmuseum sowie einigen Casinos, die sich im Laufe der letzten Jahre hier angesammelt haben. Ich wage zu behaupten, noch nie zuvor eine so kleine "Hauptstadt" gesehen zu haben. Denn kaum fährt man auf der einen Seite in die Stadt hinein, ist man auch schon fast wieder draußen.

Bild Etwas außerhalb des Zentrums und leicht erhöht erreichten wir ein Wohnviertel mit traumhaft schönen Villen. Hier haben sich lt. Sidney viele Auswanderer angesiedelt, u. a. auch einige Deutsche, die hier vor allem Tauchbasen führen. Einen davon trafen wir dann auch schon gleich auf unserer Tour. Die Deutschen sind einfach überall ... ;-)

Sidney erzählte uns einiges über die Häuser hier, über die Kosten und Käufer und dass er selbst einmal im Bauunternehmen tätig war. Ganz stolz zeigte er uns eines der Häuser, das er mit aufgestellt hatte. Von hier aus genossen wir schließlich auch einen fantastischen Blick über einen Teil der Insel und auf die zahlreichen gelben Büsche und Blumen. "Wenn etwas auf dieser Insel blüht, dann ist es gelb", meinte Sidney.

Weiter ging die Fahrt entlang der Westküste mit herrlichen Ausblicken. Ich hatte mich innerhalb kürzester Zeit in diese Insel verliebt. Noch nie (mit Ausname der Isle Saint Marguerite vor Cannes, welche wir letztes Jahr während unserer Norwegian Epic-Kreuzfahrt besucht hatten) habe ich eine so unglaublich schöne Insel gesehen. Natur pur! Satte Farben, tolles Meer, naturbelassene Straßen, abwechslungsreiche Landschaft. Einfach ein Ort zum Seele baumeln lassen.

Bild Wir erreichten den Aussichtspunkt "1000 Steps", an dem einen das türkisfarbene Meer zu Füßen liegt. Die Bezeichnung kommt daher, weil die Treppe, die zum Beach hinunter führt, dem Taucher nach einem anstrengenden Tauchgang auf dem Rückweg zum Parkplatz gefühlt wie 1000 Stufen vorkommen.

Hier hielten wir uns eine Weile auf, genossen den Ausblick aufs Meer und entdeckten Leguane, die sich im dichten Gebüsch versteckten. Die Sonne brannte heute ganz schön auf uns herunter. Deshalb verzichtete ich schließlich auch darauf, zum Strand runter zu spazieren. Ich hatte keine Lust, wieder nach oben zu steigen.

Nun ging es weiter die Westküste entlang, die von bizarren Felsformationen geprägt ist. Die bekannteste unter ihnen ist der sog. Devil's Mouth, um den sich viele Geschichten ranken. Hier haben sich die äußerst seltenen Gelbschulter-Papageien angesiedelt, da sie hier besonders geschützt und ungestört sind.

Bild Neben dem Washington/Slagbaai Nationalpark im Norden der Insel befindet sich ein Öltanklager (BOPEC), das 1975 entstand und in welchem das Öl von Großtankern auf kleinere Schiffe umgeladen wird. Auch heute entdeckten wir mehrere kleinere und einen größeren Tanker und Sidney, unser Fahrer, berichtete mir ganz begeistert vom Umlagern, was u. U. einige Tage dauern kann. Ich selbst war jetzt von diesem Anblick der Tanker und dem Lager nicht ganz so fasziniert, weil es einfach so gar nicht in die wunderbare Natur hinein passt. Aber klar - es gehört eben einfach dazu und ist für die Insel selbst auch sehr wichtig.

Der rund 5.650 Hektar große Nationalpark wurde 1969 als erstes Naturschutzgebiet der Niederländischen Antillen gegründet und ist überwiegend sandig, so dass man hier nur mit Allrad-Fahrzeug einfahren darf.

Kurz vor dem Tor zum Tanklager bogen wir ab in Richtung Inselinneres und erreichten das Gotomeer, ein natürlicher Salzwasserbinnensee, an welchem die sehr scheuen Flamingos angesiedelt sind. Wir hatten zwar alle mit deutlich mehr gerechnet (rosafarbenes Flamingomeer), hier waren nur vereinzelt welche zu sehen, aber dennoch war es ein toller Anblick!

Bild Von einer kleinen Anhöhe aus konnten wir die Lagune überblicken und unsere Kameras klickten. Die gesamte Landschaft mit den Flamingos, den Kakteen im Vordergrund und dem blauen Himmel wirkte fast wie einem Märchen entsprungen. Unglaublich schön.

Sidney wollte uns ein wenig näher an die Flamingos bringen. Zum einen, weil er wusste, dass wir hauptsächlich wegen dieser die Tour unternommen hatten. Zum anderen merkte er aber auch sehr schnell, dass ich ein wahnsinnig großer Tierfreund bin und so passierte es, dass er eigentlich fast überall einen Stopp einlegte, wo auch nur das kleinste Tier zu sehen war. Ja ja ... wie war das noch mal mit dem Zoo für mich? :-)

Er fuhr mit uns in Schrittgeschwindigkeit an der Lagune entlang, legte immer wieder Pausen ein und bot mir an, auch mal zwischendurch auszusteigen, um ein besonders gutes Foto zu bekommen. Aber natürlich sollte man nicht ins Reich der Flamingos eintreten, da es sich hier um Naturschutzgebiet handelt. Schilder und Steine wiesen darauf hin. Eh klar! Ich hoffe nur, dass das auch die anderen Besucher so sehen. Denn noch ist es möglich, den Tieren so nah zu kommen, ohne dass ein dicker Zaun Tier und Mensch trennt. Eine Seltenheit.

Bild Wir verabschiedeten uns von den Flamingos und fuhren weiter nach Rincon. Während der Strecke entdeckten wir einige frei lebende Ziegen und natürlich auch Leguane, die sich in der Sonne räkelten.

Rincon ist der älteste und zweitgrößte Ort der Insel, schon die Indianer lebten hier. Man fährt vom Norden kommend direkt auf den Ort zu, der geschützt zwischen den grünen Hügeln der Insel liegt und dessen bunte Häuschen einem regelrecht entgegen leuchten.

Hier entdeckten wir sehr interessante Kakteenzäune. Kakteen, die hier ineinander gesteckt werden und ein sehr günstige, wartungsarme und effektive Alternative zu einem normalen Zaun sind.

Wir besuchten die "Cadushy Distillery", eine kleine Likör-Brennerei. Hier duften wir diverse Liköre testen und so versuchte ich zum einen den "originalen" Kaktus-Likör" wie auch einen Orangen- und Kirschlikör. Währenddessen wurde uns ein Film (sogar auf Deutsch) über die Herstellung des Likörs gezeigt, was sehr interessant war.

Zum Abschluss des Rundgangs wurde mir noch eine Rum-Cola zum Probieren hingestellt, die es wirklich in sich hatte. Puh, das war definitiv mehr Rum als Cola. Leider musste ich die Hälfte stehen lassen, denn bei der Hitze heute hätt's mich sonst sicher gleich umgehauen.

Bild Die Distillery gefiel mir gut. Es war auch nicht aufdringlich, wie man es sonst häufig erlebt. Hier konnte man sich durchprobieren, Fragen stellen und durch die Anlage laufen, ohne dass einem gleich zig Dinge verkauft wurden. Trotzdem (oder vielleicht auch gerade deshalb) habe ich zwei kleine Fläschchen Likör mitgenommen, eins für uns und eins für meine Eltern.

Alles gesehen, stiegen wir wieder ins Auto und fuhren "ein Häuschen weiter". Während des Weges entdeckten wir einige Donkeys und weil ich kurz vorher dem Fahrer erklärte, dass ich ein absoluter Esel-Fan bin, blieb er auch gleich mal stehen. :-) Hier auf Bonaire gibt es eine ganze Menge wilder Esel. Ach, das wär ja was für mich. Wie ich erst später zu Hause erfahren habe, gibt es auch eine kleine Auffangstation für verletzte oder alte Esel. Schade, dass wir die nicht gesehen haben.

Wir fuhren duch die Trai's Montana, eine wiederum wunderbare Landschaft mit tollen Kakteen und interessant gewachsenen Bäumen und erreichten schließlich den Aussichtspunkt Seru Largu auf 123 m. Hier steht ein riesiges, gelb farbenes Kreuz aus dem Jahre 2000 mit der Aufschrift: Kristu - Ayera (gestern) - Awe (heute) - Semper (für immer). Von hier aus hatten wir erneut einen schönen Blick über die gesamte Insel.

Bild Damit hatten wir dann auch schon den Endpunkt dieser Rundfahrt erreicht. Die letzten Fotos gemacht, ging es schließlich wieder zurück nach Kralendijk. Während der Fahrt unterhielt ich mich mit Sidney noch ein wenig über seine Familie, was mich persönlich immer sehr interessiert. Einfach auch, um die Menschen näher kennen zu lernen und etwas über das Alltagsleben zu erfahren.

Chris, Evi, Max und Toni hatten sich zwischenzeitlich ausgeklinkt. ;-) Leider bekamen sie im hinteren Bereich des Vans nicht alles mit, was Sidney uns erzählte, der Fahrtwind war z. T. auch einfach zu laut. Aber sie fanden's nicht schlimm und ich habe eine ganze Menge über Bonaire erfahren.

In Kralendijk angekommen, waren zwischenzeitlich knapp 3 1/2 Stunden vergangen. Wir waren tatsächlich länger unterwegs als ursprünglich geplant und es war ein fantastischer Ausflug. Die 25,- Dollar pro Person waren für diese Tour wirklich absolut in Ordnung.

Bild Wir fuhren am kleinen Yachthafen vorbei und Sidney ließ uns direkt im Zentrum der Stadt raus, nachdem er uns gefragt hatte, ob wir noch ein wenig shoppen wollten. Na klar wollten wir das bzw. einfach auch noch ein wenig die Stadt ansehen. Wir verabschiedeten uns von ihm und bummelten durch die Läden.

Am Wilhelmina-Park reihten sich einige Marktstände aneinander, mit zum Teil richtig tollen Sachen. Wunderbarer Schmuck, handgefertigte Brettchen, Kleidung oder besondere Bilder. Wirklich toll.

Hier entdeckten wir schließlich dann auch die Bar "Cuba Compagnie" und wollten nur schnell was trinken. Daraus wurde dann ein recht langer Aufenthalt. Hier fühlten wir uns wohl, die Bar gefiel uns richtig gut und aufs Schiff mussten wir ja auch noch lange nicht. Wir hatten also noch genügend Zeit, die wir u. a. auch fürs Internet nutzten, denn endlich hatten wir mal wieder WLAN zur Verfügung.

Gegen 18 Uhr marschierten wir schließlich an Bord, etwa eine halbe Stunde später legten wir dann auch schon wieder ab. Schade. Bonaire zählt zu den wenigen karibischen Inseln, auf denen ich mir durchaus auch mal einen längeren Urlaub vorstellen könnte. Obowohl die Insel so klein ist, hat mich die abwechslungsreiche Landschaft und diese Unberührtheit so gefangen genommen, dass ich unbedingt noch einmal wieder kommen muss.

Bild Während wir uns langsam von der Insel entfernten, erlebten wir erneut einen fantastischen Sonnenuntergang. Hier in der Karibik war aber Sonnenuntergang nicht gleich Sonnenuntergang. Während der gesamten Kreuzfahrten bot er sich uns in den verschiedensten Farben und Stimmungen.

Für's Abendessen wählten wir heute das Büffetrestaurant Horizon, nachdem wir gelesen hatten, dass es hier Italienisches Dinner gab. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit fanden wir wieder Gefallen am Büffet am Abend. Normalerweise bevorzugen wir ja doch immer á-la-carte, da stressfreier und meist schmackhafter. Doch hier auf der Royal Princess gab es aufgrund des täglich wechselnden Special-Büffets immer so viel Auswahl und so viele tolle Sachen, dass wir gerne hier aßen.

Im Anschluss spazierten wir zur SeaView Bar auf Deck 16 und genossen die frische Luft. Wenig später begann die Love Boat Disco Party.

Princess Cruises steht ganz im Zeichen des Love Boats, der ehemaligen TV-Serie, welche zwischen 1977 und 1986 produziert und auf der Pacific Princess gedreht wurde, einem Schiff der Reederei Princess Cruises. Noch heute wird einem die Serie hier auf den Schiffen ins Gedächtnis gerufen. Vor allem beim Ablegen, wenn anstatt des üblichen Schiffhorns die Melodie aus der TV-Serie ertönt (ich muss zugeben: Bis zu dieser Reise kannte ich die Serie nicht; war einfach nicht meine Zeit ... ;-).

Bild Wahnsinn, was hier heute abging! Generell war der Altersdurchschnitt auf diesem Schiff ja doch sehr hoch und eigentlich hatten wir erwartet, nahezu allein auf der Party zu sein. Weit gefehlt! Unglaublich! Viele der älteren Passagiere wurden mit den Liedern aus den 70er Jahren wieder richtig jung und tanzten und jubelten.

Nachdem sich Chris, Evi und Max langsam verabschiedeten, spazierten Toni und ich übers Schiff und schauten von einem der oberen Decks noch ein wenig bei der Party zu. Immer wieder gab es kleine Showeinlagen des Schiff-Ensembles und erst gegen Mitternacht lichtete sich langsam das Feld.

Weil wir aber noch keine Lust hatten, zu Bett zu gehen, marschierten wir noch in den "Club 6" zu Adnan auf einen Cocktail. Weil wir mitten in der Happy Hour waren, in der man zwei Getränke zum Preis von einem erhielt (wo gibt es zu Mitternacht schon eine Happy Hour?), brachte uns Adnan unsere Bestellung gleich mal in zweifacher Ausführung. Ohje ohje ... das wird ein langer Abend ...!

Und während Toni und ich doch so langsam mit der Müdigkeit kämpften, war die 91jährige Oma am Nebentisch noch vollkommen fit, sah sich die Musik-Videos an und "rappte" mit. Was für eine coole Omi! Toni und ich waren uns einig: Wenn WIR mit 91 Jahren noch so frisch und munter auf einem Kreuzfahrtschiff sitzen, können wir uns wirklich glücklich schätzen.

So war das schließlich noch ein toller Abschluss eines traumhaft schönen Tages; der schönste für mich während dieser Reise.

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Fotoalbum Bonaire 2015


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