4. Tag: Neapel. Ausflug zum Vesuv und Besuch der antiken Stadt Herculaneum


Eigentlich hatte ich ja geplant, heute bereits zum Sonnenaufgang aufzustehen. Chris hatte mir berichtet, dass wir lt. Kapitän um genau diese Zeit in Neapel einfahren und die Sonne über dem Vesuv aufgehen würde. Das war mit Sicherheit ein tolles Bild. Doch das Bett wollte mich einfach nicht loslassen. Ich hatte alles versucht, doch es hielt mich vehement fest. Später sah ich die fantastischen Fotos von Chris und ärgerte mich ein wenig. ;-)

Bild Doch immerhin schaffte ich es wenig später auf den Balkon und konnte noch ein paar schöne Fotos von den goldgelb beleuchteten Häuserfassaden Neapels machen. Das Meer war unglaublich ruhig, fast so, als würde es noch schlafen.

Neapel ist die Hauptstadt der Region Kampanien und mit rund 1 Million Einwohnern die drittgrößte Stadt Italiens nach Rom und Mailand. Anfangs eine griechische Siedlung, entwickelte sich Neapel vom Spätmittelalter bis zum 18. Jahrhundert zu einer der größten Städte Europas.

Im Juli 2008 waren wir schon einmal für einen Tag in Neapel und damals regelrecht schockiert. Wir hatten ständig Angst, von Rollern oder Autos überfahren zu werden und flüchteten uns damals in den Sightseeingbus. Generell hatte uns die Stadt nicht sonderlich gut gefallen, wirkte sie doch sehr herunter gekommen.

Für heute allerdings war ohnehin kein Stadtbesuch geplant. Schon lange im Voraus hatten wir beschlossen, mit einem Teil der Gruppe den Vesuv zu besuchen. Also buchten wir bereits von Deutschland aus einen Van für sieben Personen; so waren wir unabhängig und konnten den Ausflug recht kostengünstig gestalten.

Bild Doch diesen Van mussten wir jetzt erst einmal in Neapel abholen und so machten Toni und ich uns gegen halb 9 Uhr auf den Weg in die Stadt. Gebucht hatten wir ihn über die AVIS-Station am Bahnhof Garibaldi und hierhin benötigten wir zunächst ein Taxi. Doch das war gar nicht so einfach. Die vielen Taxifahrer wollten uns natürlich ihre Ganztagestouren aufschwatzen und winkten ab, als wir ihnen unser Ziel nannten. Daher ging es erst einmal aus dem Hafengelände raus; dort würden wir sicher jemanden finden. Ha - weit gefehlt! Auch hier wollte uns zunächst niemand fahren. Der eine wollte mir verklickern, dass der Bahnhof "sehr weit weg" wäre, "am anderen Ende der Stadt". Alles klar, mit mir nicht. Ich wusste, dass es gerade mal drei Kilometer dorthin waren. Der andere wollte horrendes Geld dafür. Es kam zu einer kleinen Streiterei, bis sich schließlich ein junger Herr dazu bereit erklärte, uns zu fahren. Doch die gesamte Fahrt über hatte ich ehrlich gesagt ein äußerst mulmiges Gefühl und - ich gebe zu - angst, dass wir niemals dort ankommen würden. Er fragte uns aus, wie viel eine Kreuzfahrt kosten würde, wie gut Deutschland wirtschaftlich dastehen würde - eben lauter solche Fragen, deren Antworten ihn einfach nichts angingen. Doch Gott sei Dank kamen wir kurze Zeit später am Bahnhof an. Puh, nochmal Glück gehabt. Natürlich wollte er dann doch mehr Geld als vorab vereinbart. Toni aber blieb standhaft und erntete einen bösen Blick. Egal, den Kerl würden wir nie wieder sehen!

Frech wie er war, schickte er uns zunächst natürlich in die völlig falsche Richtung, allerdings hatten wir das schon geahnt. Es dauerte eine Weile, bis wir die Mietstation ausfindig machen konnten, denn das Schild war klein und selbst die Bahnhofsangestellten konnten uns nicht weiter helfen. Schon eigenartig, dass hier niemand weiß, welche Firmen sich in unmittelbarer Nähe befinden ... und mit der Freundlichkeit war es auch nicht weit her. Entschuldigung, dass wir uns erlauben, nach dem Weg zu fragen ... wirklich unglaublich!

Die Zeit verging und verging, wir liefen kreuz und quer und letztlich wurden wir dann doch endlich fündig. Allerdings waren wir nicht die einzigsten mit Mietwagenwunsch und so standen wir noch einmal eine ganze Weile an. Was für eine Odyssee!

Kurz vor 10 Uhr wurde uns dann allerdings der Mietwagen vorgefahren und es konnte losgehen. Zum Glück hatten wir unser Navi mitgenommen, denn ohne hätten wir niemals wieder zurück zum Hafen gefunden, wo wir unsere Gruppe abholten, die schon eine ganze Weile auf uns wartete. Um halb 11 Uhr konnte die Tour dann endlich richtig losgehen.

Entlang der Via C. Colombo entdeckten wir zahlreiche herunter gekommene Häuser und auch das Krankenhaus sah (für unsere Verhältnisse) übel aus. Eigentlich schade, denn in der Altstadt gibt es viele tolle Bauten und Kulturdenkmäler, seit 1995 gehört die Altstadt auch zum UNESCO-Weltkulturerbe. Doch aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und der daraus resultierenden Armut, dem Verkehrschaos und dem überall zu sehenden Schmutz wirkt die Stadt abstoßend. Und auch die Kriminalität ist hier leider allgegenwärtig. Selbst die Neapolitaner meiden gewisse Stadtteile. Alles in allem ein trauriges Bild und ich hoffe sehr, dass sich die Stadt diesbezüglich im Laufe der nächsten Jahre erholt.

Bild Über die Autobahn fuhren wir schließlich unserem heutigen Ziel entgegen und erreichten kurze Zeit später das Nationalparkgebiet des Vesuv. Eigentlich hatte ich unser Ziel ins Navi eingegeben, wohl aber die falsche Bezeichnung erwischt, denn nach einer "interessanten" Fahrt durch enge Gassen und einen Berg hinauf, standen wir schließlich vor einer verschlossenen Schranke. Na super, alles wieder zurück! Ich hatte mich allerdings auch schon gewundert, wie hier all die Ausflugsbusse hinauf kommen wollen ...

Wieder unten angekommen, gab ich ein anderes mit Vesuv betiteltes Ziel im Navi ein; na hoffentlich war das jetzt das richtige. Langsam bekam ich Bauchschmerzen, denn unser "Karl-Heinz" (wie Evi unser Navi schließlich nannte) lotste uns erneut über furchtbar enge Schotterpisten. Und DAS war jetzt der richtige Weg? Na ich weiß ja nicht. Aber mal sehen, vielleicht hatten wir ja Glück. Und siehe da ... irgendwann führte uns Karl-Heinz doch tatsächlich wieder auf eine annehmbare Straße. Dass wir hier richtig waren, erahnten wir jedoch nur aufgrund der Busse vor uns; an Beschilderungen wurde hier nämlich ganz schön gespart.

Bild Vorbei an Weingärten und Lavafeldern ging es durch die Täler Valle del Gigante und Valle dell'Inferno, bis wir auf 1000 Meter Höhe schließlich den Parkplatz erreichten. Eigentlich beträgt die Gebühr hierfür 2,50 € pro Auto (Stand: Mai 2014), wurde bei uns jedoch schlichtweg vergessen.

Von hier aus geht es zu Fuß über einen Schotterweg weiter. Wir holten uns die Tickets für 10,- € pro Person (Stand: Mai 2014) und marschierten los. Evi und Max warteten währenddessen am Parkplatz auf uns.

Welch ein Glück hatten wir heute mit dem Wetter! Blauer Himmel und Sonnenschein; perfekt für den Kraterbesuch. Während des Aufstiegs hatten wir einen herrlichen Panoramablick über den Golf von Neapel. Rund eine halbe Stunde waren wir unterwegs, bis wir den ersten Aussichtsunkt am Kraterrand erreichten.

Bild Der 1.281 Meter hohe Vesuv ist einer der bekanntesten Vulkane der Welt und wird gerne auch als "Schicksalsberg" bezeichnet, denn bei seiner Eruption im Jahre 79 n. Chr. wurden die römischen Städte Pompeji, Herulaneum und Stabiae zerstört. Der letzte Ausbruch war 1944, seitdem verhält sich der Vulkan ruhig, doch zählt er nach wie vor zu den gefährlichsten Feuerbergen der Welt und ist der einzigste aktive Vulkan auf dem europäischen Festland. Eine erneute Eruption ist jederzeit wieder möglich. Umso erstaunlicher, dass der Vulkan bis an seiner Flanke dicht besiedelt ist, Neapel selbst liegt nur rund 14 km entfernt. Im Falle eines erneuten Ausbruchs wären rund 3 Millionen Menschen betroffen.

Der Blick in den fast 200 Meter tiefen Krater war unbeschreiblich! Nicht in Worte zu fassen. An verschiedenen Stellen war Rauch zu sehen und es war schon ein ganz eigenartiges Gefühl, hier zu stehen. Gewundert hat mich allerdings, dass wir hier keine Wärme durch die Steine mehr spürten. Bei dem Besuch des Vulkans San Antonio auf La Palma vor ein paar Jahren hatten wir die Hitze des Bodens regelrecht durch die Schuhe wahrgenommen.

Toni und Mario klinkten sich nach einiger Zeit aus; wir Mädels spazierten noch ein paar Aussichtspunkte weiter und machten einige Fotos. Langsam zog es zu; da hatten wir ja wirklich wahnsinnig Glück gehabt heute.

Nach einiger Zeit ging es wieder zurück zum Parkplatz, wo Evi und Max ganz brav auf uns warteten. Eigentlich sollte es nun weiter gehen nach Pompeji, doch Mario warnte uns vor den Menschenmassen und brachte stattdessen die antike Stätte Herculaneum ins Spiel, die ähnlich, aber bei Weitem gemütlicher und vor allem weniger frequentiert sei.

Ein Blick in die Karte, anschließend das Navi eingestellt und los ging's. Uns kann man sehr schnell überzeugen! Da wir ohnehin (fast) alle nicht sonderlich geschichtlich bewandert sind, was Ausgrabungsstätten betrifft, reichte uns auch nur ein "Querschnitt". Und im Nachhinein bin ich ganz froh, dass wir uns gegen Pompeji entschieden hatten - wir hätten niemals so viel Ausdauer dafür aufgebracht!

Bild "Karl-Heinz" führte uns schließlich auf direktem Wege nach Ercolano, wo sich am Ende der Corso Resina dann auch schon der Eingang nach Herculaneum befindet. Die Suche nach einem Parkplatz gestaltete sich allerdings etwas schwierig. Wir fuhren einige Runden, bis wir endlich mit unserem Van auf einem Busparkplatz einchecken durften. ;-)

Herculaneum war im Vergleich zu Pompeji ein sehr bescheidener Ort, eigentlich ein kleines Fischerdorf, in welchem nur wenig Handel betrieben wurde. Im August 79 n. Chr. fiel es neben Pompeji ebenfalls dem Vulkanausbruch zum Opfer und das gesamte Areal wurde verschüttet. Im Gegensatz zu Pompeji wurde Herculaneum jedoch nicht von heißer Asche heimgesucht, sondern von einer Schlammlawine, die durch Regenfälle nach dem Vulkansbruch entstanden ist. Dadurch sind heute noch einige Holzkonstruktionen erhalten.

Wir bezahlten den Eintritt von 11,- € pro Person (Stand: Mai 2014) und marschierten los. Kurz nach dem Eingang hatten wir einen fantastischen Ausblick auf die gesamte Stätte. Ja, die hier war wirklich bedeutend kleiner als Pompeji, aber es waren auch nur ganz wenige Leute unterwegs und alles war ziemlich ruhig und erholsam. Perfekt!

26 Häuser und 10 "öffentliche" Bereiche können in der Anlage besichtigt werden, die erstaunlich gut erhalten ist. In den Räumlichkeiten sind häufig noch original erhaltene Wandmalereien zu bestaunen; unglaublich, dass all die Farben bis heute erhalten geblieben sind. Auch Skulpturen sind zu sehen sowie zahlreiche Skelette. Eigentlich wurden damals nach dem Vulkanausbruch nur drei Tote gefunden; bei späteren Grabungen schließlich jedoch Hunderte von Skeletten.

Bild Der Spaziergang hier durch war wirklich beeindruckend, doch irgendwann brannte die Sonne so stark auf uns hinunter, dass ich mich dem Rest der Gruppe anschloss und in den Schatten flüchtete. Mario dagegen lief noch eine Weile durchs Gelände und brachte noch ein paar schöne Fotos mit.

Inzwischen war es schon später Nachmittag und wir entschlossen uns zur Rückkehr zum Schiff. Der Ausflug heute war wirklich toll, doch den restlichen Nachmittag wollten wir alle noch ganz gerne ein wenig an Bord verbringen.

Unsere Gruppe am Hafen abgesetzt, fuhren Toni und ich den Van zurück zur AVIS-Station. Die Abgabe war wesentlich einfacher und nach einem kurzen Check des Mitarbeiters saßen wir wenige Minuten später schon wieder im Taxi zurück zum Hafen. Dieses Mal hatten wir einen netten Fahrer erwischt. Wir unterhielten uns ein wenig über den Vesuv und Neapel im Allgemeinem und die Taxikosten waren auch absolut human. Es geht also auch so!

Wieder an Bord, verschlug es uns erst einmal ins Garden Café; den kleinen Hunger stillen. Ein wenig ausgeruht, machten wir uns dann aber auch schon wieder fertig für den Abend. Nach dem Auslaufen trafen wir uns mit der Gruppe vor dem Hauptrestaurant Taste und erhielten einen schönen runden Tisch in einer relativ ruhigen Ecke; mit Bick auf den Sonnenuntergang.

Bild Auch hier war das Essen wieder fantastisch und gemeinsam hatten wir fast die gesamte Karte bestellt. Die Kellner fand ich in diesem Restaurant noch einmal einen Ticken aufmerksamer als im Manhattan Room und auch die Atmosphäre gefiel mir ein klein wenig besser.

Um 22 Uhr begann die Show "Legends in Concert", für welche wir ebenfalls vorab schon Plätze reserviert hatten. Heute waren "Shakira", "Prince" und "Diana Ross" zu sehen und die Star-Imitatoren waren einfach Weltklasse! Sehr unterschiedliche Darbietungen, wovon mir "Shakira" jedoch am besten gefallen hat. Vermutlich aufgrund meines Alters. ;-) Jedenfalls waren die Auftritte so perfekt, dass man bei geschlossenen Augen hätte meinen können, die echten Stars stünden direkt vor einem.

Nach dem Ende der Show standen die Star-Imitatoren noch für Fotos zur Verfügung und so ließen Toni und ich uns mit Shakira und ich mich noch mit Prince fotografieren. Anschließend verabschiedeten wir uns auf die Kabine. Auch morgen lag wieder ein langer Tag vor uns.

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Fotoalbum Vesuv und Herculaneum


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