4. Tag: Le Havre (Frankreich) - Stadtbesichtigung


Entweder, unser Kapitän war besonders vorsichtig, oder aber es lag tatsächlich am Schiff - das Anlegen am frühen Morgen in den jeweiligen Häfen bekamen wir kein einziges Mal mit. Von anderen Schiffen sind wir das Rattern und Dröhnen der Motoren gewöhnt, da braucht man keinen Wecker, um zu wissen, wann man ankommt. Doch auf dieser Reise mussten wir ihn uns tatsächlich stellen, sonst hätten wir wohl alles verschlafen. :-)

Pünktlich um 8 Uhr lagen wir im Hafen von Le Havre. Diese Stadt wird häufig von Kreuzfahrtschiffen angefahren; für uns war es der erste Besuch. Bis dato hatten wir nicht viel (Gutes) darüber gehört. "Eine Hafenstadt eben", "Industriegebiet", hieß es von allen Seiten. "Nichts besonderes."

Aus diesem Grund planten wir ursprünglich daher auch eine Fahrt nach Paris. Die Hauptstadt Frankreichs hatten wir zwar schon ein paar Mal besucht, aber ein gemütlicher Spaziergang ist nie verkehrt. Nachdem dann aber auch für diesen Tag nur Regen angesagt war und wir zudem noch Sonntag hatten, verwarfen wir dieses Vorhaben wieder. Bei Regen durch eine Stadt, die aufgrund geschlossener Läden aller Wahrscheinlichkeit nach ziemlich verlassen wirkt (und die Fahrzeit beträgt von Le Havre aus auch gut 2 ½ Stunden einfach) … ne, da sparten wir uns lieber das Geld und die Zeit für den Transfer und blieben stattdessen in Le Havre am Meer.
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Vom Frühstückstisch aus hatten wir einen schönen Blick auf die Stadt; so schlecht sah das doch gar nicht aus, mal abgesehen davon, dass es noch ziemlich dunkel war. Uns gegenüber stand die Celebrity Constellation, ein schon etwas älteres Schiff der gleichen Reederei. Für dessen Crew war die Begegnung von großem Vorteil, denn manche von ihnen hatten die Gelegenheit, sich die neue Reflection anzusehen und nebenbei alte Kollegen wieder zu treffen.

Gegen 10 Uhr machten wir uns langsam fertig, schnappten uns unsere Kameras und gingen von Bord. Auch heute kauften wir wieder ein Transferticket für 12,- € pro Person (Stand: Oktober 2012) und fuhren mit dem Bus direkt ins Stadtzentrum. Zu Fuß war es einfach zu weit, da wir am anderen Ende des Piers standen. Die Zahlung erfolgte problemlos über unsere Bordkarte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Le Havre durch rund 130 Bombenangriffe fast vollständig zerstört. Kulturelle Höhepunkte bietet die Stadt daher leider nicht mehr, gleich nach dem Krieg, von 1945 bis 1954 wurde aber versucht, sie wieder aufzubauen und genügend Erholungsplätze für die Bewohner zu schaffen.

Bild An der Place Général de Gaulle begann unser Rundgang durch Le Havre. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf den Bassin du Commerce, ein Wasserbecken, in welchem ein paar kleinere Schiffe stehen. Momentan war es noch ziemlich trist, doch nur kurze Zeit später verzog sich der Großteil der Wolken und die Sonne kam zum Vorschein; welch ein Glück.

Weiter ging es über die Rue de Paris zum Place de l'Hôtel de Ville und dem dazugehörigen Rathaus. Sein Turm misst 72 m und der Rathausplatz soll angeblich der größte in ganz Europa sein. Davor befindet sich ein schön angelegtes Wasserbecken mit Eisenskulpturen.

Wir spazierten die Avenue Foch entlang und erreichten den Square Saint Roch, eine 2 Hektar große, öffentliche Parkanlage nach englischem Vorbild. Und tatsächlich: Ein toller Park, ein Ort zum Wohlfühlen.

Den Boulevard Francois 1er überquert, gelangten wir schließlich zum Kiesstrand Plage. Die Hauptsaison war vorbei, heute war hier kaum etwas los. Nur wenige Spaziergänger waren unterwegs, außerdem ein paar Kanufahrer.

Hier hielten wir uns eine ganze Weile auf, sahen aufs Meer und genossen die leichte Brise. Der Blick zurück auf Le Havre gefiel uns.

Bild Wir spazierten die Kaimauer Digue Nord bis zum Leuchtturm entlang. Von hier aus hatten wir einen schönen Ausblick auf die beiden Kreuzfahrtschiffe Reflection und Constellation. Fischer standen am Kai und versuchten ihr Glück, Idylle pur.

Nach einiger Zeit spazierten wir wieder zurück, über den Porte Océane Skate Park, und besuchten die Kirche St. Joseph. Die das Stadtbild beherrschende Kirche wurde zwischen 1951 und 1956 aus Beton errichtet und gilt als Meisterwerk des Architekten Perret. Der Betonturm besteht aus tausenden, farbig ausgeleuchteten Glasbausteinen und ist 107 m hoch. Das Innere ist ziemlich schlicht, aber mal was anderes und hat uns gut gefallen.

Durch diverse Straßen hindurch, erreichten wir schließlich einen kleinen Warenmarkt. Wie bei uns zu Hause, da finden an Sonntagen auf des Öfteren Märkte statt; und auch hier gab es den gleichen Krusch. ;-) Wir schlenderten ein bisschen hindurch, besuchten die Markthalle, in der es Fisch, Obst und Gemüse zu kaufen gab und spazierten schließlich weiter, zurück zum Bassin du Commerce.

Von Le Havre hatten wir jetzt eigentlich alles gesehen, inzwischen war es 14 Uhr. Zurück aufs Schiff wollten wir noch nicht, also beschlossen wir, zum Einkaufszentrum "Docks" zu marschieren. Entlang des Bassin du Commerce, auf dem Quai George V ging es es schließlich über die Avenue Vauban zum Bassin Vauban und Bassin de l'Eure. Knapp eine halbe Stunde später erreichten wir die Docks.

1846 wurden die Docks zum Zwecke der Lagerung von Schiffsfracht (Kaffee oder Gewürze) erbaut, heute wurde die Architektur beibehalten, aber eben ein Einkaufszentrum daraus gemacht. Trotz des Sonntags hatten die meisten Geschäfte sogar geöffnet. Shoppen gehen wollten wir nicht, dafür suchten wir uns einen netten Platz in einem der Cafés und bestellten uns auch heute wieder (wie gestern in Brügge) Crêpes. Man muss doch schließlich Vergleiche ziehen zwischen den Ländern. ;-)

Hier saßen wir ziemlich lange, beobachteten die Franzosen um uns herum und gegen 17 Uhr fuhren wir mit dem Transferbus wieder zurück zum Schiff. Wir waren erstaunlich lange in Le Havre unterwegs und hatten hier einen richtig schönen und gemütlichen Tag. Klar, die Stadt ist sicher kein Highlight, aber durchaus mal sehenswert und längst nicht so schlecht und langweilig, wie uns vorher immer berichtet wurde. Sollten wir wieder einmal mit einem Schiff hierher kommen, werden wir uns vermutlich einen Mietwagen nehmen und die Küste entlang fahren, denn die Gegend hier ist gar nicht so übel.

Den frühen Abend verbrachten wir schließlich auf der Kabine und auf dem Balkon, gegen 19 Uhr marschierten wir wieder zum Abendessen. Essen konnte ich auf dieser Reise irgendwie immer und ich freute mich auch immer schon den ganzen Tag darauf. :-)

Bild Wie gewöhnlich, ging es danach wieder ins Theater. Heute war das Duo "Eden" zu Gast. Zwei junge Sängerinnen aus England und Schottland, mit Liedern von u. a. Katherine Jenkins oder Sarah Brightman aus diversen Musicals oder Kinoproduktionen. Ein schöner und unterhaltsamer Abend.

Zum Ausklang des Tages verzogen wir uns wieder in die Sky-Bar auf Deck 14. Das Schiff stand ja immer noch im Hafen von Le Havre, erst für 23.59 Uhr war die Abfahrt angesetzt. Von der Bar hatten wir einen tollen Blick auf die hell erleuchtete Stadt.

In Le Havre legen die Schiffe deshalb so lange an, weil ein Großteil der Gäste tatsächlich nach Paris fährt und man dafür natürlich auch ausreichend Zeit benötigt.

Nach einem guten Glas Wein begaben wir uns gegen Mitternacht raus aufs Pooldeck; wir wollten auch heute wieder beim Auslaufen mit dabei sein. Ich war hundemüde, aber Toni war da ziemlich hartnäckig. ;-) "Ins Bett gegangen wird erst, wenn wir die Hafenmauer passiert haben." Also gut … morgen hatten wir ja Seetag, da war ohnehin Ausschlafen angesagt.

Die Abfahrt verzögerte sich schließlich um eine gute dreiviertel Stunde. Scheinbar waren noch nicht alle Busse aus Paris zurück gekehrt. Zwischendurch fing es wieder heftigst zu Regnen an, es gab sogar einen Graupel-Schauer. Wehe, es fängt jetzt noch zu Schneien an auf dieser Tour. ;-)

Kurz vor 1 Uhr nachts war es dann soweit. Der Kapitän steuerte aus dem Hafen von Le Havre. Die Stadt wurde immer kleiner und wir fuhren geradewegs auf das stockdunkle Meer zu. Auf Wiedersehen, Frankreich! Übermorgen würden wir in Spanien ankommen.

Auf dem Weg zur Kabine machten wir noch einen Schlenker ins Restaurant Oceanview und stürzten uns aufs Mitternachtsbüffet. Wir hatten doch tatsächlich schon wieder ein wenig Hunger bekommen, unglaublich! So oft wie auf dieser Reise haben wir das Mitternachtsbüffet noch nie genutzt.

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Fotoalbum Le Havre


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