2. Tag: Die Blumeninsel im Atlantik: Madeira
Jeep-Tour durch einen Teil der Insel


9 Uhr. Geschlafen wie ein Baby, riss uns der Wecker unsanft aus unseren Träumen. Eher durch Zufall hatten wir gestern erfahren, dass heute um kurz nach 10 Uhr die Seenotrettungsübung stattfinden soll und der wollten wir schließlich nicht total verschlafen und mit leerem Magen beiwohnen. Denn: Die Teilnahme an dieser Übung ist Pflicht! Wer nicht erscheint (und das wird überprüft!) bekommt richtig Ärger!! Das wollten wir ja schließlich nicht ...

Doch kurz nach dem Aufstehen hatte ich ein ganz komisches Gefühl - wir schipperten immer noch über den Atlantik. Die Wellen hatten in der Nacht bis ins 6. Deck hochgeschlagen; die Fensterscheiben waren pitschnass. Auch Toni hatte ein komisches Gefühl im Magen und so gingen wir erst einmal raus auf Deck 7, um frische Luft zu schnappen - und den Wellengang zu beobachten. An diesem Morgen lachte uns die Sonne ins Gesicht; doch ich konnte es noch nicht so richtig genießen. Da wir am Vortag schon das Thema "seekrank" besprochen hatten, fiel mir wieder ein, dass es am leeren Magen liegen könnte und so machten wir uns auf den Weg in den Speisesaal. Dort war jedoch die Hölle los. Das halbe Schiff war auf den Beinen und Plätze waren nur noch wenige vorhanden. Doch schließlich fanden wir zu Sechst doch noch ein kleines Eckchen.

Bild Das Büffet war riesig und anfangs fand ich gar nicht das, was ich eigentlich suchte. Würde man von allem nehmen, bräuchte man mit Sicherheit kein Mittagessen mehr ... ;-) Die Leute hier krachten immer wieder leicht zusammen - das Schiff wackelte fürchterlich. Ich bediente mich reichlich am Obst-Büffet und fand Früchte vor, die es bei uns gar nicht gibt. Wie schön, dass man hier alles mal probieren kann! Selbst an Tees gibt es so gut wie jede Sorte, was man sich nur vorstellen kann. So etwas habe ich in noch keinem Hotel erlebt. Ich staunte ...

Kurz nach 10 Uhr ertönte der angekündigte Alarm: Seenotrettungsübung! Schon am Vortag hatten wir uns die Rettungsweste passend vorbereitet. Gar nicht so einfach, denn schließlich hatten wir vorher noch nie so ein Ding in der Hand. Doch jetzt mussten wir sie uns nur noch überstreifen und ab ging's zur Musterstation. Dort wurden wir näher über die Seenot aufgeklärt. Ich schaute so in die Runde und musste lachen: Jeder Passagier - aber wirklich jeder - hatte seine dicke Rettungsweste an.

Meinem Magen ging's nach dieser Übung immer noch nicht besser, was mich dazu veranlasste, zum Schiffsarzt zu gehen. Schließlich war für nachmittags ein Ausflug gebucht; da musste ich wieder fit sein. Ich musste auch gar nicht viel sagen - der Arzt konnte sich mein Anliegen schon denken. Also bekam ich eine Spritze und schwups - das Übelkeitsgefühl war wie weggeblasen! Ich weiß zwar nicht, welche Hämmer ich da bekommen habe, aber: Es wirkte ... und zwar von einer Sekunde zur nächsten!!

Wieder fit und glücklich ging's auf's Pooldeck, wo sich gerade die Crew der AIDA inkl. Kapitän vorstellte.

Wir begaben uns mit Rüdiger und Annette in ein entlegenes Eck und warteten auf das Anlegen im Hafen von Funchal. Hier - direkt unter der Brücke - waren nur wenige andere Leute unterwegs und somit war es recht ruhig. Aufgrund einer viel zu großen Welle dauerte das Anlegen jedoch viel länger als geplant und der Kapitän war gut eine halbe Stunde länger damit beschäftigt. Doch um 13 Uhr hatten wir's endlich geschafft ... die Aussicht auf die Stadt war herrlich!

Bild Bevor wir jedoch unseren ersten Ausflug antraten, ging's noch einmal in den Speisesaal - schließlich wollten wir das Mittagsbüffet nicht verpassen.

14 Uhr. Treffpunkt zum Ausflug. Gemeinsam mit zwei aus unserer Gruppe ging's in den Westen der Blumeninsel Madeira. Gleich nachdem wir das Schiff verlassen hatten, erwarteten uns sechs Jeeps - wir Vier bekamen zum Glück einen eigenen. Ohne langes Warten düste unser Fahrer auch gleich los. Er war sehr nett, erklärte uns einiges zu den einzelnen Gegenden - und fuhr richtig abenteuerlich. So nach und nach "bereute" ich es langsam, auf den Vordersitz bestanden zu haben. ;-)

Unser Weg führte uns zunächst über enge Straßen und kleine Hügel zum bekanntesten Weinanbaugebiet Estreito de Câmara de Lobos. Immer wieder überraschten uns wundervolle Aussichten über die Insel und immer wieder kamen wir durch kleine Siedlungen hindurch. In einer fand gerade ein großes Kirchen-Fest statt - was für ein reges Treiben! Vom Baby bis zum Uropa war hier alles auf den Beinen! ;-) Estreito de Câmara de Lobos liegt herrlich eingebettet zwischen Terrassenfeldern, auf denen Bananen und Weinreben wachsen - 350 bis 500 m über dem Meer. Dieser Ort wirkt sehr idyllisch, ist hier eigentlich nur am Sonntag-Vormittag die Hölle los, wenn der große Markt stattfindet, auf dem hauptsächlich Obst und Fisch angeboten werden.

Bild Weiter ging's ins Inselinnere nach Jardim da Serra, ein recht ursprüngliches Dörfchen Madeiras. Von hier aus hatten wir einen wunderschönen Panoramablick über das Nonnental Curral das Freiras und auf die Südküste. Der Ort Curral das Freiras auf 500 m Höhe liegt zwischen hochaufragenden Steilwänden und diente den Ordensschwestern des Convento Santa Clara Mitte des 16. Jahrhunderts Schutz vor den häufigen Piratenüberfällen. Bis 1959 war dieser Teil der Insel nur über schmale Fußwege erreichbar, doch nach dieser Zeit wurden ein paar Straßen errichtet und seitdem ist es eines der beliebtesten Ausflugsziele für Touristen. Beliebt ist es u. a. auch wegen der vielen aus Esskastanien hergestellten Köstlichkeiten, wie z. B. Kastaniensirup, -likör und -kuchen. Blickten wir zur Südküste, konnten wir die beiden Städtchen Boca dos Namorados und Quinta Grande erkennen, die ebenfalls zwischen Terrassenfeldern eingebettet liegen.

Nun ging unsere Tour wieder weiter und der Fahrer nahm nicht den normalen Weg, sondern entschied sich für die Schotterpiste durch den Wald. Die Leute auf dem angrenzenden Picknick-Platz schauten schon bisserl komisch ... Wahrscheinlich, was wir hier eigentlich wollten. Doch die Fahrt war richtig lustig und es machte Spaß, seinen Fahrkünsten zuzusehen. Dicke Äste standen weit aus der Erde heraus und manchmal auch große, spitze Steine. Doch das machte dem Fahrer nichts aus. Etwas mulmig wurde mir, als wir schließlich in Schräglage anhielten ... Hoffentlich fällt der Jeep nicht um!! ;-) Nach einer guten halben Stunde war dieses "Abenteuer" jedoch schon wieder vorbei und wir passierten wieder die "normale" Straße. Doch was ist hier schon normal? Die Straßen sind alle ziemlich eng und auch steil ... doch gerade das macht die Insel zu so etwas Einzigartigem!

Nach weiteren kleinen Stopps und wunderschönen Aussichtspunkten hielten wir schließlich an einer kleinen Bar, in der uns ein typisch madeirisches Getränk serviert wurde: Poncha, ein kleiner, ziemlich heftiger Cocktail, je nachdem, wie viel Rum man eben hinein gibt.

Bild Etwas angeheitert ging's nach gut zwanzig Minuten schließlich wieder weiter zum Fischerdorf Câmara de Lobos. Dieser Ort teilt sich in zwei Ortsteile westlich und östlich einer kleinen Felszunge. Das Zentrum beherbergt die Pfarrkirche São Sebastião aus dem 16. Jahrhundert und viele nette kleine Gassen. Wir spazierten ein wenig durch diese und trafen hier immer wieder auf Einheimische, die es sich vor ihrem Haus gemütlich machten, Karten spielten oder einfach ins Leere blickten. Ein idyllisches Bild, welches deutlich vom Süden zeugt. ;-) Besonders schön ist aber der Hafen, wo wir uns ein wenig in die Sonne setzten und den Wellen zusahen. Auf dem dunklen Sand lagen malerisch die vielen Fischerboote; rundherum die portugiesische Idylle.

Nacht gut 1,5 Stunden ging's zum nächsten und letzten Aussichtspunkt: Cabo Girão. Diese Steilklippe gilt mit 580 m als die höchste Europas und die zweithöchste der Welt. Von der Plattform aus blickten wir hinunter auf einen nicht zugänglichen handtuchbreiten Kiesstrand. Selbst hier - an einem schwindelerregenden Hang - haben die Bauern winzige Terrassenfelder angelegt, auf denen sie Bananen und Gemüse ziehen und sich dazu mit Seilen herunter lassen. Denn nur so sind diese Terrassenfelder erreichbar. Jeder nur erdenkliche Platz wird hier genutzt - ungeachtet dessen, wie schwierig es ist, diesen zu erreichen. Hier an diesem Aussichtspunkt erblickte ich plötzlich eine Echse und nach und nach wurden es immer mehr, bis sich ein kleines Rudel zusammen tat. Daneben und dazwischen entdeckten wir wunderschöne Agaven.

Geht man den Weg wieder zurück, kommt man zu einem kleinen Informationsbüro mit einer Fotogalerie von all denjenigen Persönlichkeiten, die die Insel schon einmal besucht haben: Kaiserin Elisabeth, Winston Churchill und viele mehr.

Nach diesem wunderschönen halbtägigen Ausflug ging's nun leider schon wieder zurück zum Hafen - inzwischen war es Abend geworden.

Neben dem Fertigmachen für's Abendessen war schließlich "AIDA-TV" angesagt. Eine nette kleine Sendung der AIDA Crew (Studio ist auf dem Schiff), wo man bei verschiedenen Quiz' Cocktailgutscheine und Souvenirs gewinnen kann; auf lustige Art und Weise dargestellt. Wir mussten schmunzeln, als wir nach und nach die Stimmen der Anrufer wieder erkannten. War das nicht grad Rüdiger ... und die nächste nicht Heidi??

Gegen 19 Uhr ging's zum Essen. Da der Hunger wohl das halbe Schiff gepackt hatte und nur noch vereinzelt Plätze frei waren, mussten wir uns alle verteilen und nach freien Plätzen suchen. Doch das tat der Vorfreude auf das Büffet keinen Abbruch - wir bedienten uns am reichhaltigen Fisch-Büffet und probierten u. a. eine madeirische Spezialität: der Degenfisch. Lecker!!

Um halb 22 Uhr machten wir uns alle gemeinsam auf den Weg ins Theater, um uns die erste Show der Woche "Swing Welcome Show" anzusehen. Wir waren begeistert: Nicht nur, dass der Theatersaal einem richtigen, "bodenständigen" verdammt ähnlich sieht - richtige Musicaldarsteller bescherten den knapp 600 Zuschauern eine tolle Aufführung. Schon erstaunlich, wie perfekt das hier alles ist!! Nach dem Ende der Show stellte Clubmanager Helli noch einen Teil der AIDA-Crew vor, was mich ganz besonders interessierte. Schließlich möchte man ja wissen, wer hinter so einem großen Schiff steckt ...

Den restlichen Abend verbrachten wir schließlich noch - wie sollte es auch anders sein - auf dem Pooldeck bei leckeren Cocktails und quatschten über den nächsten Tag, der sicherlich lang, aber auch - so hofften wir - sehr interessant werden würde.

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