6. Tag: Lemmer, Urk & Zwolle


Schon gestern Abend gab es erste Anzeichen dafür, heute Morgen kam Toni dann gar nicht mehr aus dem Bett. Ihn hatte eine fette Grippe erwischt. Trotz ausreichend Medikamenten sollte sie bis zum Ende der Reise auch nicht mehr abklingen und so waren Benita und ich die restlichen Tage mehr oder weniger allein on Tour. Stadtrundgänge waren einfach zu anstrengend für ihn.

Lemmer erreichten wir gegen 8 Uhr, kurze Zeit später spazierte ich mit Benita dann auch schon los. Einen Stadtplan konnte ich vorab nicht ausfindig machen und so ließ ich mich einfach mal überraschen.

Bild Lemmer liegt am Rande des IJsselmeers und ist einer der bedeutendsten Wassersportorte Frieslands.

Vom Anlegeplatz am Anfang des Vluchthavens (Vuurtorenweg) ging es immer am Wasser entlang in die Innenstadt. Wir waren das einzige Flusskreuzfahrtschiff, hinter uns standen noch einige tolle Segler.

Im Zentrum angekommen, war ich sofort begeistert von Lemmer. Ein wirklich schönes Städtchen, sehr gemütlich und mit den vielen Kanälen auch sehr romantisch. Überall standen die privaten Yachten, es wurde Kaffee getrunken, Zeitung gelesen oder bereits kräftig am Boot geschrubbt. Die Stadt war gerade am Aufwachen, wieder einmal eine sehr schöne Stimmung.

Bild Knapp 1 1/2 Stunden liefen wir kreuz und quer durch die Straßen, genossen die warmen Sonnenstrahlen und setzten uns auch einfach mal auf ein Bänkchen. Benita hatte sichtlich Gefallen gefunden an der Stadt. Normalerweise hetzt sie gerne herum. Hier war sie vollkommen entspannt.

Wieder an Bord, ging es Toni leider immer noch nicht besser, so dass ich ihn weiterhin in Ruhe ließ und es mir auf dem Sonnendeck bequem machte, bevor es mit Ablegen um 12 Uhr zum Mittagessen ging.

Bis zum nächsten Ziel, Urk, waren wir nur knapp zwei Stunden unterwegs. Aufgrund der direkten Lage am IJsselmeer konnten wir das Fischerdörfen schon von Weitem erkennen. Besonders der Leuchtturm stach mir dabei ins Auge.

Urk ist die älteste und kleinste Gemeinde in der Provinz Flevoland und war bis zur Entstehung des Nordostpolders im Jahre 1939 eine Insel. Noch heute pflegen die Einwohner den Urker Dialekt und legen ganz besonderen Wert darauf, sich "op Urk" (auf Urk) zu befinden.
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Gleich nach dem Anlegen verließ ich die 'MS Normandie' und machte mich mit Benita auf den Weg in die Stadt. Toni blieb vorsichtshalber auf dem Schiff, es ging ihm zwar etwas besser, aber der Wind war dann doch tückisch.

Also lief ich ganz gemütlich mit ihr entlang des Hafenbeckens, in dem sowohl Fischerbötchen als auch teure Yachten zu sehen waren. Das Wetter meinte es wieder sehr gut mit uns, strahlend blauer Himmel und Sonnenschein.

Der Spaziergang durch die sog. 'Ginkies', den Gässchen der Stadt, war besonders schön. Hier war niemand mehr zu sehen, wir zwei waren vollkommen allein unterwegs und die zahlreichen bunten Häuschen in den verschiedenen Baustilen mit ihren bunten Gärten begeisterten mich. Urk empfand ich als unglaublich gemütlich, abgeschieden vom Rest der Welt.

Bild Unterhalb des Wester-Deichs liegt einer der zwei Strandabschnitte von Urk. Als Benita den sah, tickte sie komplett aus. Benita liebt Strand, das Buddeln im Sand ist eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen und prompt buddelte sie drauf los. Damit hatte ich ihr jetzt sichtlich große Freude bereitet.

Hier hielten wir uns eine ganze Weile auf, im Anschluss spazierten wir weiter zum Leuchtturm, dem Wahrzeichen von Urk. Bereits seit 1617 hatte Urk einen Leuchtturm, der jedoch stets an eine höher gelegene Stelle versetzt werden musste. Der jetzige Leuchtturm stammt aus dem Jahre 1844 und bietet eine schöne Aussicht über das Wasser und das Dorf.

Bild Hier trafen wir wieder auf bekannte Gesichter vom Schiff, der Großteil hielt sich eher im vorderen Bereich des Dörfchens auf. In Begleitung spazierten Benita und ich wieder zurück in Richtung Schiff, bogen kurz vorher aber noch einmal in das alte Zentrum hab. Es war noch so schönes Wetter und wir hatten noch so viel Zeit, da wollte ich gerne noch die entlegeneren Ecken der Stadt erkunden.

Pünktlich zur Abfahrt zog sich der Himmel zu, kräftiger Wind wehte uns um die Ohren. Wettertechnisch wurde uns auf dieser Fahrt wirklich (fast) alles geboten. Wir verließen das IJseelmeer, fuhren in das Ketelmeer über die Ijssel unserem nächsten Ziel, Zwolle, entgegen.

Die Einfahrt nach Zwolle beobachteten wir von der Lounge aus. Inzwischen war es schon dunkel, die Fahrt entlang der Kanäle, vorbei an den beleuchteten Brücken und Kirchen/Plätzen war schön zu beobachten. Wir legten tatsächlich mitten in Zwolle an. Nur ein Steinwurf entfernt befand sich die Innenstadt. Eigentlich perfekt, um abends noch raus zu gehen. Abr mit Benita "um die Häuser ziehen" ist dann eben doch nicht möglich. Also blieb es lediglich bei einem kleinen Abend-Gassi.

Den Rest des Abends verbrachten wir in gewohnt lustiger Runde, bei netter Musik und etwas Tanz und fielen schließlich gegen Mitternacht todmüde ins Bett. Es war ein langer Tag.

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