Muscat - Zwischen Tradition und Moderne

~ Aufenthalt am 12. März 2011 ~



Die Hauptstadt des Omans, Muscat, besuchten wir im März 2011 im Rahmen einer Arabien-Kreuzfahrt mit der AIDAdiva (für den kompletten Reisebericht bitte hier klicken).

Da die Sehenswürdigkeiten hier alle ein Stückchen auseinander liegen, haben wir uns zu einem geführten Ausflug vom Schiff entschieden und damit eine ganze Menge gesehen und erlebt. Eine faszinierende Stadt, in der man das orientalische Flair noch so richtig spüren kann.

Gegen 7 Uhr morgens erreichten wir den Hafen von Muskat. Wir waren im Oman angekommen. Auf dieses Land war ich schon ganz besonders gespannt, denn noch vor unserer Entscheidung, in die Arabischen Emirate zu reisen, hatten wir kurzzeitig die Idee einer Rundreise durch den Oman. Irgendwie faszinierte mich dieses Land mit den tollen Gebirgszügen und dem noch sehr ursprünglichen Leben, trotzdem hatten schließlich die VAE gewonnen. Wir waren uns einfach nicht sicher, ob es uns dort auf Dauer nicht doch zu langweilig werden würde, denn großartige Sehenswürdigkeiten bietet das Land nicht. Die Städte sind klein und stellenweise unscheinbar, keineswegs mit den Emiraten zu vergleichen. Hier dominieren die Landschaften und die ewigen Weiten.

Bild Dieses Mal stand auch ich mal wieder etwas früher auf und begab mich mit Kamera bewaffnet auf Deck 11. Während Toni sich fertig machte, sah ich beim Einlaufen in Muskat zu und konnte dabei fantastische Fotos schießen. Natürlich war ich nicht die einzige. Bei unseren ersten Kreuzfahrten war ich oftmals mutterseelenallein, heute reihten sich schon zig Schauliste an die Reling, alle mit einer dicken DSLR ausgerüstet. ;-)

Schon auf den ersten Blick gefiel mir, was ich sah. Muskat als größte Stadt des Landes sah zwar sehr überschaubar aus, doch die hoch aufragenden Berge direkt dahinter verliehen der Ansicht etwas besonderes, etwas "beschützendes" und orientalisches. Einfach schön.

Eines stach mir hier sofort ins Auge: Hier waren bzw. sind alle Omanis (fast) ohne Ausnahme in ihrer Tracht, den sog. dishdashas gekleidet. Entgegen den Emiraten, wo es dieses Gewand lediglich in weiß gibt, kann man sie hier im Oman in allen möglichen Farben kaufen und tragen. Dazu tragen alle Männer eine Kopfbedeckung, entweder in Form eines umgewickelten Kaschmirtuches oder in Form einer Kappe. Ohne Kopfbedeckung wird man im Oman jedoch keinen Mann antreffen. Irgendwie faszinierte mich dieser Anblick. Nirgendwo sonst findet man so ein Traditionsbewusstsein wie hier. In den Emiraten sieht man zwar auch sehr viele in ihren dishdashas. Bei weitem jedoch nicht so konsequent wie hier. Für viele mag es rückständig wirken, ich dagegen finde es einfach nur schön, dass es trotz des 21. Jahrhunderts immer noch Länder gibt, die ihrer Tradition treu bleiben.

Nach einem mega-kurzen Frühstück holten wir unsere Sachen aus der Kabine und begaben uns zum Theater, dort war Treffpunkt für die Ausflügler. Ursprünglich wollten wir die Stadt auf eigene Faust erkunden, doch während meiner gestrigen Planung stellte ich schnell fest, dass sich alles Sehenswerte ziemlich weit voneinander entfernt befindet. Vor allem die Große Moschee, die ich aber auf jeden Fall sehen wollte. Bei einem sehr interessanten Vortrag über das Leben und die Kultur des Oman erfuhren wir gestern u. a. dass das Taxi fahren hier etwas anstrengend sein kann. Hier wird man gerne übers Ohr gehauen, auch die Fahrweise soll ziemlich rasant sein … Wir überlegten nicht lange und entschieden uns schließlich noch kurzfristig für die Teilnahme an einem geführten Ausflug von AIDA. Einer stach uns sofort ins Auge; hier wurde alles angefahren, was uns interessierte. Perfekt.

Und es war eine gute Entscheidung. Im Laufe der nächsten Tage unterhielten wir uns mit anderen Reisenden, die sich ein Taxi geschnappt und auf eigene Faust los sind. Bei manchen klappte es zwar ganz gut, viele wurden aber tatsächlich über den Tisch gezogen.

Bild Nachdem sich alle Teilnehmer eingefunden hatten, machten wir uns auf den Weg zu den Bussen, suchten uns einen netten Platz und warteten auf die Reiseleitung. Ein junger Omani sollte uns für die nächsten Stunden begleiten und uns alles Wissenswerte über das Land erzählen. Zusätzlich gesellte sich dann netterweise auch noch ein Sänger aus dem Theater als Übersetzer zu uns. Für ihn war es der erste Ausflug, er musste heute kurzfristig einspringen, da zu wenige Scouts (= die, die die Ausflüge begleiten und übersetzen) an Bord waren. Mit ihm sollte es ein richtig netter Tag werden, wir hatten unheimlich viel zu lachen, denn als Holländer musste er zuerst einmal alles in seine Sprache und dann in Deutsch übersetzen und hatte so seine Probleme damit. Doch wir alle nahmen es mit Humor und halfen ihm ein wenig. Letzten Endes trug jeder seinen Teil dazu bei.

Unser erstes Ziel heute war die große Sultan-Qaboos-Moschee. Vom Hafen fuhren wir einmal quer durch die Stadt hindurch, vorbei an schönen Plätzen und Gebäuden. Hier sah alles so wahnsinnig sauber und aufgeräumt aus. Die Gebäude strahlten in kräftigem Weiß entgegen, auf den Straßen war keinerlei Dreck oder Müll zu sehen. So etwas sieht man in Großstädten selten. An vielen Gebäuden hängen Plakate von Sultan Qaboos. Auch das ist in den arabischen Ländern ganz normal. Die Sultane und Scheichs sind hier allgegenwärtig.

An der Moschee ausgestiegen, hatten alle Frauen mit dem Anlegen des Kopftuches zu kämpfen, einschließlich mir. Wir mussten hier zwar keine Abaya anlegen, uns allerdings trotzdem sittlich kleiden. Dazu gehörten ein Kopftuch, welches das komplette Haar und auch den Haaransatz verbergen sollte, außerdem knie- und armbedeckende Kleidung. Für das Kopftuch bekamen wir vorher noch eine kleine Anleitung. Das war sehr hilfreich, denn damit hielt das ganze auch eine Weile.

Bild Wir betraten das Gelände der Großen Moschee und ich war mal wieder beeindruckt. Sie war zwar ganz anders als die Große Moschee in Abu Dhabi, hier gefiel mir jedoch die Weitläufigkeit um das Gebäude und vor allem der grüne Park, der sie umgab.

Die Große Sultan Qaboos Moschee ist eines der wichtigsten Bauwerke des Oman und eine der weltweit größten Moscheen. 1995 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, welche 2001 schließlich mit einer feierlichen Eröffnung abgeschlossen werden konnten. Über 30.000 Tonnen indischer Sandstein wurden verarbeitet, bebaut ca. 4 Hektar. Die Moschee besteht aus einer großen Männergebetshalle (Platz für 6.500 Männer), einer viel kleineren Frauengebetshalle (für nur ca. 650 Frauen. Frauen beten in der Regel zu Hause, sie gehen nur sehr selten in eine Moschee), fünf Minarette, zwei große Bogengänge und einer Bibliothek.

Mit unserem omanischen Reiseleiter schlenderten wir von Raum zu Raum, er erklärte uns einiges zur Moschee und beantwortete all unsere Fragen um den Islam und das Leben im Oman. Wir kamen gar nicht mehr vom Fleck, denn jeder war ganz fasziniert und wollte immer noch mehr wissen.

Natürlich wartet auch diese Moschee hier mit einigen Superlativen auf. Der etwa 4.300 m² große Gebetsteppich ist ein kleines Meisterwerk iranischer Teppichknüpfkunst. Auch er wurde - wie bereits der in Abu Dhabi - in zahlreichen Einzelteilen angefertigt werden, die anschließend zu einem großen Ganzen zusammen gefügt wurden, insgesamt waren über 600 Knüpferinnen etwa drei Jahre lang beschäftigt. Geschätzter Preis des Teppichs: 5,2 Millionen US-Dollar! Nichtgläubige dürfen diesen Teppich nicht betreten, weshalb zur Besucherzeit ein blauer Läufer ausgelegt ist und der Rest abgesperrt wird.

Doch auch die mit Kalligrafien und Arabesken verzierte Holzdecke beeindruckt. In der 50 m hohen Kuppel hängt mittig einer der größten Lüster der Welt. Er ist mit 1.122 Lampen ausgestattet und wiegt 8 Tonnen. Er ist über und über mit Swarovski-Kristallen geschmückt.

Mit dieser Moschee hat sich der Sultan wohl einen kleinen Traum erfüllt. Bis heute weiß niemand, wie viel sie tatsächlich gekostet hat, außer dem Sultan selbst natürlich. ;-)

Bild Etwa eine Stunde lang hielten wir uns hier auf, bis wir uns langsam wieder auf den Weg zurück zum Bus und zu unserem nächsten Ziel machten: Dem Souk von Matrah.

Dieser Souk gilt als der schönste und größte Souk des Landes und auch unser Reiseleiter war ganz begeistert von den vielen traditionellen Waren, die man hier erstehen kann. Wir waren gespannt. Eine Führung gab es hier zum Glück nicht, wir konnten auf eigene Faust ein bisschen über den Markt streifen, verdünnisierten uns aber recht schnell in die hinteren Gassen, weg vom Touristenstrom. Doch was wir sahen, gefiel uns nicht sonderlich. Wir empfanden den Markt als extrem kitschig. Traditionelle Waren? Was wir sahen, waren aufblasbare Plastikfiguren, Kinderspielzeug, nachgemachte und kitschige arabische Kleidung … sehr traditionell. ;-) In den hinteren Gassen gab es zwar dann noch Seidenstoffe, ebenfalls häufig zu sehen war der für den Oman so bekannte Weihrauch inklusive Weihrauch-Behälter und auch die sog. Krummdolche. Doch begeistert hat uns der Markt nicht. Wir hatten mehr erwartet.

Weiter ging unsere Tour schließlich entlang der Corniche zum Museum Bait al Zubair. Ursprünglich war es das Haus von Sheikh Al Zubair bin Ali, der als Minister für diverse Sultane tätig war. Nach wie vor im Besitz der Al Zubair-Familie wurde es 1998 in ein privates Museum umgewandelt und beherbergt seitdem Ausstellungsstücke zur omanischen Kultur. Ob Bilder, Schmuck, Geschirr oder auch ganze Wohneinrichtungen. Hier wird das (damalige) Leben der Omanis schön veranschaulicht. Leider durfte man hier nicht fotografieren.

Besonders interessant fand ich die großen Gemälde der Sultane und ihrer Familien, aber auch die zahlreichen Schmuckgegenstände. Vom Ring über Armreifen bis hin zu den riesigen Halsketten. Unvorstellbar, was man dabei teilweise an Gewicht mit sich rumgetragen hat.

Im Garten des Museums befinden sich kleine Hütten, die das Leben der Beduinen verdeutlichen sollen. Kleine Modellbauten zeigen großartige Festungen und Täler des Landes. Im vorderen Bereich der Anlage zieren Antilopen bunt bemalt die Wege; sie sind ein Symbol des Omans.

Als Abschluss unserer kleinen Sightseeingtour durch Muskat besuchten wir anschließend noch den Sultanspalast Qasr al-Alam. Er wird flankiert von den zwei Forts Mirani und Jalali, welche früher die Bucht und den Hafen von Muskat bewachten.

Der heutige Sultanspalast wurde in den 1970er Jahren gebaut und wird nur für offizielle Anlässe genutzt. Die Fassade dieses prächtigen Baus ist in den Farben Gold und Blau gehalten.

Bild Leider kann man den Palast nicht besichtigen, wir spazierten allerdings zum großen schmiedeeisernen Tor vor und machten einige Fotos. Dabei unterhielten wir uns ein wenig mit unserem Reiseleiter und fragten ihn über die politische Situation des Landes aus. Denn noch vor wenigen Tagen gab es auch im Oman ein paar Demonstrationen. Auf unsere Frage hin, ob er denn glücklich wäre, in diesem Land zu leben, strahlte er uns mit einem Funkeln in den Augen an und bestätigte, er wäre mehr als glücklich. Die Unruhen wurden von Sultan Qaboos ziemlich schnell aufgelöst. Er erhöhte "einfach mal so" die Gehälter um 40 % und schon war Ruhe. Generell gilt der Sultan als eine Person, dem Frieden und Zufriedenheit in seinem Land sehr wichtig sind. Zu Beginn seiner Amtszeit reiste er quer durchs Land, um seinem Volk näher zu kommen. Während dieser Reise konnte jeder einzelne Omani dem Sultan persönlich gegenüber treten und ihm seine Wünsche mitteilen oder auf Missstände aufmerksam machen; der Sultan hörte sich alles an und sorgte in den meisten Fällen für eine Lösung der Probleme.

Über den Vorplatz des Sultanspalastes spaziert, ging es nun langsam wieder zum Bus und zum Schiff zurück. Unser Ausflug war vorbei, wir hatten die wichtigsten und schönsten Plätze Muskats gesehen und waren froh, an diesem Ausflug teilgenommen zu haben. Denn nebenbei haben wir noch sehr viel Interessantes über das Land erfahren, was in keinem Reiseführer nachzulesen ist.

Gegen Nachmittag wieder am Hafen angekommen, verabschiedeten wir uns von unserem Reiseleiter und gingen an Bord. Erst einmal eine Kleinigkeit essen, inzwischen machte sich der Hunger bemerkbar.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir am Schiff. Ich wollte zwar nach dem Ausflug ursprünglich noch einmal auf eigene Faust in die Stadt spazieren, ließ dies dann allerdings sein, da wir im Grunde alles von Muskat gesehen hatten und Toni nicht begeistert davon war, wenn ich allein als Frau durch die Gassen streifte. Ich glaube zwar nicht, dass mir hier irgend etwas passiert wäre, aber man muss es ja nicht heraus fordern.

Wir machten es uns in der Ocean Bar bequem und genossen den Ausblick auf die Stadt, verspeisten leckeren Kuchen und zum Sonnenuntergang marschierte ich erneut mit Kamera bewaffnet aufs Oberdeck. Die Stadt wurde in ein warmes orangefarbenes Licht gehüllt, die Sonne ging ganz langsam hinter dem Gebirge unter. Einfach toll.

Bild Vor dem Abendessen sahen wir gegen 19 Uhr beim Auslaufen aus dem Hafen von Muskat zu. Inzwischen war es schon dunkel geworden, die Lichter der Stadt strahlten uns entgegen und ganz langsam verabschiedeten wir uns wieder vom Oman.

Ich freute mich sehr, dass ich nun auch dieses Land ein wenig kennen lernen und beschnuppern durfte. Wir hatten schon so viel darüber gehört, konnten uns jedoch nie besonders viel darunter vorstellen. Nun haben wir einen kleinen, aber feinen Eindruck über das Land gewonnen und wer weiß: Vielleicht verschlägt es uns ja doch irgendwann einmal für eine längere Reise wieder hierher.

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Fotoalbum Muskat