4. Tag: Auf weitere Erkundungstour entlang der Algarve


Wie gestern bereits besprochen, düsten wir heute wieder sehr früh in Richtung Portugal und zwar direkt nach Lagos. Dort hatten wir gestern mit unserer Tour geendet und von dort würden wir sie heute wieder fortsetzen.

Bild Das Wetter meinte es auch sehr gut mit uns. Die Sonne strahlte vom Himmel, es versprach, ein schöner Tag zu werden. :-)

Als aller erstes besuchten wir einen Golfplatz mit herrlichem Blick auf Figueira. Der Platz war an einen kleinen Berg gebaut und sah ziemlich interessant aus. Außerdem führt eine Eisenbahn mitten durch. Aha …

Eigentlich wollten wir heute noch mal unser Glück bzgl. Lagos versuchen, ließen dies aber sein, weil wir beide keine Lust hatten, unsere Nerven schon am Morgen zu strapazieren. So ging es also weiter nach Portimão, einem sehr bekannten und beliebten Urlaubsort, und von dort aus an die Praia da Rocha, dem Strand der Felsen.

Im Reiseführer hatte ich ein faszinierendes Bild davon gesehen und wollte daher unbedingt dorthin. Wir parkten das Auto an der Straßenseite und spazierten die Steilklippe und somit die Aussichtsplattform hinauf. Tatsächlich - es bot sich uns ein wunderschönes Bild eines 1,5 km langen Küstenabschnitts mit hartem Felsgestein, Möwen und sogar Surfern. Die Steilküste hier ist zwischen 20 und 30 m hoch, der weite Strandabschnitt bietet bestimmt Tausenden von Leuten Platz!

Doch leider war das Bild, das hinter uns lag, weniger schön und es wäre am besten, man drehe sich gar nicht weiter um. Denn oberhalb der Steilkante reihen sich zahlreiche Hotels, Ferienwohnungen, Restaurants und Geschäfte aneinander. Die Hotels wirken herunter gekommen und sind außerdem Hochhäuser und Betonbunker. Ein schreckliches Bild, das das eigentliche Motiv verschandelt.

Bild Wir beobachteten hier die Surfer, die bei den geringen Wellen ihren Heidenspaß hatten, jedoch wohl erst Anfänger waren. Zumindest sah es für uns so aus. ;-)

Gegen Mittag ging es schließlich wieder weiter und zwar nach Silves. Diese Stadt war zu arabischer Zeit eine blühende Metropole mit mehr als 30.000 Einwohnern, viel mächtiger und prächtiger als Lissabon. Doch durch die Eroberung der Mauren und später wieder der Portugiesen wurde sie im Laufe der Zeit zerstört und nach dem Erdbeben 1755 standen sogar nicht mal mehr ein Dutzend Häuser.

Wir wollten uns die Stadt eigentlich näher ansehen, hatten dazu aber leider nicht die Gelegenheit, da heute wohl alle Silvaner unterwegs waren - 1. November und dazu ein riesiges Volksfest auf dem einzigen Parkplatz der Stadt. ;-) Großer Trubel war angesagt, die Leute liefen kreuz und quer über die Straßen, schrien und kreischten. Ihre Blicke sahen so aus, als würden sie lieber unter sich bleiben, weshalb wir das auch beherzigten und schließlich wieder weiter fuhren. Von einer kleinen Anhöhe aus hatten wir einen schönen Blick direkt auf die Altstadt mit der Kirche Igreja da Misericórdia und der aus rotem Sandstein erbauten Burg Castelo de Silves. Diese Burg fiel zwar ebenfalls dem Erdbeben zum Opfer, wurde bzw. wird aber in jahrelanger Kleinstarbeit wieder restauriert und bietet den Besuchern ein großes Areal mit Türmen, Rundgängen, Zisternen, Statuen und kleinen Museen. Zur Zeit während unseres Besuches herrschten allerdings gerade weitere Bauarbeiten, weshalb sich ein Besuch nicht wirklich gelohnt hätte. Lediglich ein 400 m langer Rundgang auf den Burgmauern wäre möglich gewesen, alles andere war verschlossen.
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Gleich hinter Silves - wir fuhren nicht wirklich weit - entdeckten wir den mit Abstand schönsten Golfplatz, den wir je gesehen haben: Den Océanico Faldo Course, entworfen vom Profigolfer Nick Faldo. Schon die Fahrt zum Clubhaus ist ein Erlebnis für sich, weil man schon hier einen Großteil der Anlage im Blick hat und ein mit Laternen gesäumter Weg dorthin führt. Vom Clubhaus aus selbst hatten wir schließlich einen tollen Rundum-Blick über die gesamte Anlage und alle Löcher. Eine Seltenheit, da die meisten Golfplätze ihre Löcher doch etwas verstecken. Doch leider hat der Platz auch seinen Preis und erfordert außerdem ein bestimmtes, sehr niedriges, Handicap, das wir bei weitem noch nicht aufweisen können. Aber vielleicht kommt das ja noch mal.

Langsam machte sich Hunger bemerkbar und da wir in den bisherigen kleinen Ortschaften an Lokalen nicht fündig wurden, beschlossen wir, nach Albufeira zu fahren und dort eine Kleinigkeit zu essen. Albufeira war uns zwar als Ferienort bekannt, trotzdem stand im Reiseführer, dass es durchaus auch schöne und ruhige Ecken geben sollte.

Doch stattdessen erwartete uns der schrecklichste Ort, den wir bisher erlebt hatten. Schon als wir am Parkplatz ankamen, bekam ich ein mulmiges Gefühl. Hier standen äußerst merkwürdige Gestalten herum, Obdachlose, die nach Einweisung in die Parklücke ihre Hand aufhielten; im Hintergrund ein kleines Grüppchen, das dies beobachtet. Vorsichtshalber gaben wir der Dame einen Euro, denn man weiß ja nie, wie wir anderenfalls das Auto wieder finden würden. Trotzdem hatte ich die ganze Zeit über Bedenken und irgendwie angst, dass das Auto dennoch aufgebrochen sein könnte.

Kaum im Kern der Stadt angekommen, wurde das Gefühl nicht gerade besser … Von allen Seiten schlug uns Lärm englischer Pubs entgegen, überall liefen die Fernseher mit Fußballübertragungen, es gab Guinness & Co., undefinierbare Speisen mit roten, grünen und blauen Soßen … Albufeira wurde von den Engländern komplett vereinnahmt und verschandelt. Ich weiß nicht, was es war, jedenfalls hatte ich irgendwie "angst" in dieser Stadt. An jeder Ecke schrak ich zusammen, wenn jemand zu nah an mir vorbei ging, wich ich sofort zurück.
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Aber trotz allem: Der Hunger war da und bis zum Abend war es noch lang. Wir mussten etwas zu Essen finden. Gar nicht so einfach, bei diesen grauseligen Speisen, die überall angeboten werden. Irgendwann entdeckten wir aber doch noch ein von außen sehr schön wirkendes Restaurant. Natürlich gab es keine portugiesischen Speisen (warum auch?), weshalb wir uns schließlich für Hamburger und Caprese entschieden. Geschmeckt hat beides nicht nach dem, was es sollte, aber immerhin waren wir satt. Wir schauten uns an und waren einer Meinung: Jetzt aber nichts wie raus aus dieser Stadt!

Wieder am Parkplatz angekommen, steigerte sich mein Gefühl in Panik, als ich ein Auto sah, an dessen Türgriff wohl ziemlich stark herumhantiert wurde. Doch glücklicherweise war unser Auto noch verschlossen und unangetastet, auch die Leute waren weg.

Nach diesem kleinen Erlebnis fuhren wir weiter nach Almancil, wo ich mir die kleine Kapelle São Lourenço ansehen wollte. Deren Innenraum ist mit Motiven aus blau-weißen Kacheln dekoriert und wirkt zwar erdrückend, jedoch auch einzigartig. Nur leider mussten wir auch hier auf den Besuch verzichten, da gerade eine Allerheiligen-Messe stattfand und die Autos der Einheimischen kreuz und quer standen. Nein, da mussten wir jetzt nicht stören.

Von Faro hatte uns im Vorfeld schon jeder abgeraten, trotzdem wollte ich es nicht glauben und wir fuhren direkt in die Stadt hinein. Doch sie alle hatten recht: Außer einem einzigen Platz mit dem Rathaus und einer Karmeliterkirche gab es hier nicht wirklich viel zu sehen, außerdem waren auch hier sehr eigentümliche Gestalten unterwegs. Hier hielten wir uns nicht lange auf und fuhren anschließend weiter, wieder zurück in Richtung Spanien.

Die restlichen, im Reiseführer als sehr sehenswert beschriebenen Orte, wie z. B. Olhão und Moncarapacho ließen wir nun aus. Bis jetzt hat uns noch keiner der Orte gefallen, außerdem war es eh schon wieder später Nachmittag geworden und wir müde.

Bild Schade, dass die Ortschaften so herunter gekommen sind. Wir waren wirklich enttäuscht von diesen Städte-Erkundungen. Nach unserem Kurzbesuch auf Madeira vor ein paar Jahren hatte ich noch immer die tollen Dörfer mit den beeindruckenden Kirchen im Kopf und war der festen Überzeugung, dass sich uns hier das gleiche Bild bieten würde. Doch die Insel kann man mit dem Festland überhaupt nicht vergleichen. Als würde es gar nicht zusammen gehören. Die meisten Orte sind trist, grau in grau, mit öden Betonbauten oder Ruinen, Plätze gibt es selten und wenn, dann mit klobigen Denkmälern. Es gibt nichts liebliches oder verschnörkeltes, wie z. B. in Spanien. Alles ist so kalt und abweisend. Die Kirchen sind vielleicht noch das schönste von allem, aber auch sehr einfach und nicht mit so tollen Kacheltürmen wie eben auf Madeira.

In Tavira legten wir trotz allem noch einmal einen kleinen Stopp ein und spazierten durch die Stadt. Die erste, die uns ganz gut gefiel. In Anbetracht der anderen Städte vielleicht sogar eine Traumstadt. ;-) Hier kehrten wir in einem kleinen und wirklich sehr netten Café ein und gönnten uns einen leckeren Kuchen. Eigentlich hatten wir ja nur ein kleines Stück Schokokuchen bestellt, schließlich aber ein überdimensionales Stück plus noch einmal ein großes Cake bekommen. Für den Rest des Tages waren wir jetzt satt. ;-)

Langsam wurde es finster und nun traten wir auch endlich den Heimweg an. Von hier aus war es noch gut eine halbe Stunde zu fahren und so kamen wir schließlich gegen 19 Uhr wieder im Hotel an.

Vorher statteten wir allerdings noch dem Golfplatz Castro Marim im gleichnamigen Ort einen Besuch ab. Der Platz gefiel uns, weshalb wir auch sofort eine Tee-Time für den nächsten Tag vereinbarten.

Beim Abendessen ließen wir den heutigen Tag Revue passieren und plauderten über unsere Erlebnisse in Portugal. So wunderschön die Landschaft Portugals ist und so beeindruckt wir davon waren, umso enttäuschter waren wir vom Rest, in erster Linie eben von den Ortschaften. Aber auch so werden wir nie Fans von Portugal werden. Auch der Menschenschlag war so anders als z. B. in Spanien. Schon erstaunlich, wie unterschiedlich zwei Länder, die doch so nah beieinander liegen, sein können.

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