2. Tag: Lassithi-Hochebene & Eselreiten & Golf spielen


Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns gegen halb 10 Uhr auf den Weg in Richtung der Lassithi-Hochebene. Kurz vor Chersónissos bogen wir nach Mochós ab und durchfuhren mehrere kleinere Dörfer. Schon nach kurzer Zeit erreichten wir herrliche Serpentinenstraßen und hatten immer wieder schöne Ausblicke über das Meer und die einzelnen Dörfer.

Das Wetter war wieder richtig schön geworden. Laut Hotel-Wetterbericht sollte es ja die gesamte Woche über durchregnen, was mich am Vortag ziemlich erschütterte. Doch von wegen! Die Sonne strahlte vom Himmel und auch der Herr an der Tankstelle meinte, dass es das vorerst mit dem Tief gewesen sei. Gott sei Dank!
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Wir fuhren über viele schöne aber auch teilweise unbefestigte Wege, als Toni plötzlich ein Schild erspähte, auf dem ganz groß geschrieben stand: Donkey-Farm. Da ich mich ja schon vor dem Urlaub informiert hatte, wo es denn Esel zu sehen gäbe (ich liebe diese Tiere!), aber nicht wirklich was gefunden hatte und auch schon ein wenig enttäuscht darüber war, strahlte ich jetzt übers ganze Gesicht und wollte da natürlich sofort hin. Doch wir fuhren gut eine halbe Stunde und nichts kam. Als wir schon wieder umdrehen wollten, entdeckten wir in letzter Minute doch noch einen kleinen Wegweiser und fünf Minuten später waren wir auch schon da. Die Farm liegt ziemlich versteckt unterhalb einer kleinen Straße in Potamiés und ist nur über einen Waldweg zu erreichen.

Kaum stiegen wir aus dem Auto aus, kam uns schon der Besitzer dieser Donkey-Farm entgegen und fragte uns, ob wir denn zum Esel reiten gehen wollen. Ich hatte mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken darüber gemacht und war ein wenig überrumpelt. Außerdem taten mir die Tiere ja irgendwie auch ein wenig leid ... Doch Toni meinte schließlich, dass ich es tun solle, er würde in der Zwischenzeit auf mich warten und sich den Rest der Farm ansehen. Also stimmte ich zu und prompt wurde ein Esel namens Alex für mich geholt. Lust hatte er scheinbar keine große; er musste regelrecht hergezogen werden. ;-)

Gemeinsam mit noch einer Dame, die mit ihrem Sohn einen Esel bekam, ging es mit einem Eselführer über die umliegende Pfade auf einen kleinen Rundweg. Da ich noch nie auf einem Esel saß, auch noch nie auf einem Pferd, wusste ich natürlich nicht unbedingt, was jetzt zu tun wäre. Aber schon lief der Esel los ... ;-) Alex hatte es scheinbar richtig eilig, die "Sache" hinter sich zu bringen. Nur mit Mühe konnte ich ihn wieder ein wenig zügeln und zu normalem Tempo überreden.

Bild Eine gute dreiviertel Stunde dauerte dieser Eselritt, der mir unwahrscheinlich gut gefallen hat. Es war wirklich ein kleines Erlebnis für mich. Wir durchquerten wunderschöne Felder, kamen an tollen Aussichtspunkten vorbei und erreichten herrliche Orangenhaine und ganze Felder von Olivenbäumen. Alles duftete so frisch; einfach Natur pur und weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Mit Alex hatte ich aber dennoch ständig zu kämpfen, denn er wollte immer der erste sein. Einmal überholte uns Nico – der zweite Esel – von rechts und schon lief Alex wieder los; ich konnte mich gerade noch einhalten. ;-) Als wir wieder eine halbe Esellänge vorne waren, war wieder alles in Ordnung und die Tour konnte mehr oder weniger ruhig weitergehen. ;-) Es war ein Heidenspaß, auch, als wir quasi wie auf dem Präsentierteller durch ein kretisches Dorf ritten. Vor einem Lokal saß ein ganzer Stammtisch, der sich sichtlich lustig machte über die "typischen Touris". ;-) Aber mei ... was soll's. Wenn's uns halt Spaß macht. Als wir schließlich wieder die Farm erreichten, wäre ich am liebsten noch einmal eine Runde geritten und auch Alex gab ich nur widerwillig wieder her. So ein süßer und sturer Esel. :-)

Toni saß an der Bar und unterhielt sich ganz angeregt mit dem Farm-Besitzer. Ich musste lachen, als er mir gleich einige Privat-Fotos von ihm entgegen streckte. Toni hatte innerhalb einer halbe Stunde die halbe Lebensgeschichte des Griechen erfahren und auch unsere erzählen müssen. Auch ich wurde gleich nett begrüßt und nach einer kleinen Erfrischung drehten wir noch einmal eine Runde über die Farm. Mit einem Becher geschnittener Karotten schlenderten wir zu den Ziegen, die sich sichtlich über das Futter freuten! Die fraßen uns das ganze sogar richtig aus der Hand, waren ziemlich zutraulich. Doch daneben gab es noch viele weitere Tiere, wie einen wunderschönen Pfau, der gerade ein Rad drehte, ein kleines Schweinchen, kleine Küken, und vieles vieles mehr. Und natürlich auch noch eine Menge weiterer Esel. Manche von ihnen sahen schon sehr sehr alt aus; aber trotzdem glücklich. Hier scheint es ihnen wirklich richtig gut zu gehen und ich finde es toll, dass es hier eine Auffangstelle für sog. "nicht mehr zu gebrauchende" Esel gibt. Es wäre zu schade, diese einfach sich selbst zu überlassen!

Lange Zeit hielten wir uns hier auf, bis wir dann doch wieder weiter mussten. Heute hatten wir noch eine Menge vor und zum Golfen wollten wir natürlich auch nicht zu spät kommen. Also verabschiedeten wir uns von den Tieren und vom Farm-Besitzer und stiegen wieder in unser Auto. Hierher würde ich jederzeit wieder fahren!

Bild Über Avdoú und Goniés ging es nach Krási, wo wir das Auto abstellten und kurze Zeit durch den Ort schlenderten. Viel gab es jedoch nicht zu sehen. Eigentlich nur eine mächtige Platane (Umfang 16 m) am Dorfplatz, welche die größte Kretas und eine der größten Europas sein soll, außerdem einen schlichten venezianischen Brunnen mit zwei großen Becken. Gegenüber des Brunnens wurde von mehreren Händlern der berühmte Raki verkauft. Entweder in ganzen Flaschen oder in kleinen Probiergläschen; mit Brot und Oliven serviert.

Hier war es uns zu touristisch und so stiegen wir auch gleich wieder ins Auto und die Fahrt ging weiter. Aber nicht lange, denn schon nach wenigen Metern erreichten wir das Kloster Moní Kerá. Hier gefiel es mir schon besser. Die Anlage war zwar nicht sonderlich groß, aber das Kloster an sich sehr gut restauriert und auch im Inneren wunderschön gestaltet.

Kurz nach dem gleichnamigen Dorf Kerá erreichten wir einen Aussichtspunkt mit dem sog. Homo-Sapiens-Village. Dort befindet sich ein Freilichtmuseum, in dem die Entwicklung des Menschen dargestellt wird, außerdem stehen einige der berühmten Lassithi-Windräder hier. Wir blieben eine Weile am Parkplatz stehen und betrachteten die umliegende Landschaft; das Museum selbst besichtigten wir nicht, erschien es uns nicht sonderlich interessant.

Über mehrere kleine Dörfer erreichten wir schließlich Pinakianó, von wo aus der Rundweg um die Lassithi-Hochebene begann. Diese ist mit 850 m die einzige ganzjährig bewohnte Hochebene Kretas. Der Anblick der von 2000 m hohen Berge gerahmten Strecke bezaubert auch dann, wenn nur wenige Windräder der Wasserpumpen ihre Dreiecksegel entfaltet haben. Im Frühjahr ist hier eine Bewässerung notwendig, denn das 8 bis 10 Kilometer lange und 5 bis 6 Kilometer breite Becken fängt die Winterregen auf und verwandelt sich in eine regelrechte Sumpflandschaft. Juni bis Juli sinkt schließlich wieder der Grundwasserspiegel; dann übernehmen Motorpumpen die Arbeit des Wasserpumpens. Die Windräder sind mehr oder weniger nur noch zur Zierde vorhanden und nur noch wenige sind davon wirklich in Betrieb.

Bild Der Anblick dieser Hochebene war gigantisch. Da fährt man so weit in die Berge hinauf und steht dann trotzdem an einer so großen flachen Stelle. Einfach herrlich!

Wir fuhren einmal fast rund herum über das Kloster Moni Kristallénias und die Orte Ag. Konstantinos und Ágios Geórgios als wir schließlich im Ort Psychro an der Tropfsteinhöhle Diktéon Ándron ankamen. Von dieser Höhle hatte ich schon einiges gehört, außerdem soll es die einzige für Touristen begehbare Höhle auf ganz Kreta sein und die wollten wir uns natürlich ansehen. Das Auto am Parkplatz abgestellt und von dort noch einmal den Ausblick über die Lassithi-Hochebene genossen, machten wir uns an den steilen fast 15-minüten Anstieg zur 1050 m hoch liegenden und 2 km entfernten Diktäischen Grotte. Hierzu ist festes Schuhwerk notwendig, denn der Anstieg ist teilweise sehr steil und geröllig – und bei guten Temperaturen auch ziemlich anstrengend. Wer es gemütlicher mag, kann sich einen Esel mit Führer mieten; doch tun mir die Tiere leid, da es für ihre Füße sicherlich kein Spaß ist, hier hoch zu traben.

An der Höhle angekommen, zahlten wir den Eintritt von knapp 3,- € (Stand: Mai 2007) pro Person und stiegen langsam in die Höhle hinab. Einen Führer brauchten wir nicht, es bot sich uns auch Gott sei Dank keiner an, denn diesen Weg fanden wir auch noch alleine. ;-)

Erstmals 1886 wurde die Höhle erforscht. Angeblich wurden Jahre später Opfertische, Bronze-Idole, Werkzeuge und vieles mehr hier gefunden, auch Keramik im Kamares-Stil. Wir stiegen die fast 200 Betonstufen nach unten und blieben zwischendurch oftmals stehen, um uns die Stalagmiten und Stalagtiten näher anzusehen. Mit viel Phantasie kann man hier ziemlich viele Figuren hinein interpretieren. ;-) Die Wege sind glitschig, deshalb sollte man wirklich aufpassen, um nicht nach unten zu poltern. Noch vor Jahren konnte man hier nur mit einer Laterne hinein; inzwischen wurden schon richtige Lichtanlagen eingebaut.
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Angeblich soll es sich hier auch um die Geburtshöhle von Zeus handeln. Doch ob das stimmt, wissen allein nur die Götter. Wie bei so vielen anderen Sehenswürdigkeiten auf Kreta ist auch das nur eine Vermutung.

Alles gesehen, stiegen wir die 200 Betonstufen wieder nach oben und genossen draußen angekommen den traumhaften Ausblick über die umliegenden Berge. Hier ist es wirklich schön und richtig idyllisch. Der Abstieg war nicht wesentlich einfacher als der Anstieg, da man immer wieder leicht abrutschte, aber genau das machte es ja so interessant. Wir stiegen wieder ins Auto und fuhren den Rundweg um die Lassithi-Hochebene weiter über Kato Metochi und das Kloster Moni Vidianis, bis wir wieder an der Kreuzung Pinakiano heraus kamen und den direkten Weg über Mália zurück zu unserem Hotel in Chersónissos nahmen.

Nun war es schon Nachmittag geworden und nach raschem Umziehen ging's auch schon wieder weiter zum Crete Golf Club Nähe Kastélli. Das Greenfee bezahlt und die Trolleys für unsere Bags geholt, ging es noch für eine halbe Stunde auf die Driving Range zum Einspielen. Heute sollte es irgendwie nicht so klappen; ob es an der unbekannten Umgebung lag?

Gute 3 ½ Stunden benötigten wir für 9 Löcher. Aber der Platz war echt genial. Man merkte sofort, dass es sich um einen HC 36-Platz handelte, denn manche Löcher hatten es wirklich in sich. So ging es teilweise über tiefe Schluchten vom Abschlag bis zum Loch. Schön anzusehen aber schwierig zu spielen.

Bild Die Ruhe hier tat jedenfalls sehr gut und auch, wenn ich nicht so gut gespielt habe (Toni dafür umso besser), hat es mir viel Spaß gemacht. Die Natur hier war unbeschreiblich schön und der Platz richtig gepflegt. So etwas sahen wir in der Vergangenheit in Deutschland eher selten.

Gegen 19 Uhr waren wir – völlig erschöpft vom vielen Laufen und Spielen – wieder im Hotel und machten uns für's Abendessen fertig. Der Hunger war groß und so luden wir uns eine Menge an Köstlichkeiten auf die Teller, bevor es gegen 21 Uhr wieder nach Chersónissos ging.

Trotz der müden Füße ließen wir es uns nicht nehmen, auch heute wieder die Einkaufsstraße hoch und runter zu laufen. Dafür belohnten wir uns anschließend aber auch wieder mit einem leckeren Cocktail in unserer Bar vom Vortag. :-)

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