4. Tag: Ausflug nach Luxor
Karnak-Tempel & Papyrus-Fabrik & Habu-Tempel & Alabaster-Fabrik & Tal der Könige


In dieser Nacht hatte ich irgendwie schlecht geschlafen. Zunächst konnte ich ewig nicht einschlafen, später wachte ich alle halbe Stunde auf, immer mit der Angst, verschlafen zu haben.

Gegen 4.30 Uhr klingelte dann aber tatsächlich der Wecker. Nur mit Widerwillen stand ich auf. Ein bisschen neidisch war ich ja schon, dass Toni noch gute vier Stunden weiter schlafen konnte. Aber ich wollte es ja so, ich wollte ja nach Luxor. Und da die Stadt nicht um die Ecke liegt, musste ich das frühe Aufstehen eben in Kauf nehmen. ;-)

Pünktlich auf 5 Uhr zum Treffpunkt marschiert, wurde ich bereits mit einem Klopfen auf die Uhr vom Reiseleiter erwartet. Ist ja gut … ich bin ja pünktlich … nur keine Panik … ausgerechnet er schaut so gezielt auf die Uhr, wo doch vor allem in Ägypten die Uhren ein wenig langsamer laufen.

Bild Rüdiger und Annette waren schon da und saßen bereits im Kleinbus. Noch freuten wir uns, dass es sich wohl um eine kleine Privattour handelte … doch weit gefehlt. Ein paar Kilometer weiter gefahren, kamen wir vor dem ClubMed zum Stehen und stiegen um in einen großen Bus. Allerdings war der nicht mal halb voll, nur ca. 20 Franzosen saßen drin, wir würden zwar mit ihnen mitfahren, vor Ort dann aber doch einen eigenen Führer ganz für uns allein bekommen. Das hörte sich ja ganz gut an.

Wir nahmen ganz hinten im Bus Platz und versuchten, noch ein wenig zu schlafen. Doch dank der schlechten Straßenverhältnisse und der kamikaziemäßigen Fahrt des Busfahrers war daran kaum zu denken. Hin und wieder nickte ich ein, es war aber ein sehr unruhiger Schlaf.

Auf halber Strecke, inzwischen war schon die Sonne hervor gekommen, legten wir eine kleine Pause ein. Natürlich an einem Parkplatz, auf welchem viele Händler und Beduinen standen, die sowohl Lebensmittel für ihre Kinder einforderten als auch Geld. Wir verzichteten aufs Aufsteigen und beobachteten das Treiben vom Bus aus. Süß war es ja, denn die Beduinen waren mit ihren Eseln unterwegs (und ich liebe Esel) und auf deren Rücken saßen kleine Zicklein, Kinder sprangen um sie herum. In der Tat sehr herzzerreißend und zum Spenden animierend.

Ab hier gab es schließlich eine ganze Bus-Kolonne nach Luxor. So weit das Auge reichte: Busse mit Touristen. Na das kann ja was werden, hoffentlich ist es vor Ort dann nicht ganz so voll.

Bild Zu Hause hörte ich immer wieder davon, dass die Busse alle in einer bestimmten Reihenfolge nach Luxor fahren müssten, außerdem von der Polizei begleitet werden würden, in jedem Bus ein Polizist mitfahren würde, als Sicherheit gegen evtl. Anschläge. Und angeblich würden auch regelmäßig Kontrollen stattfinden. Von alledem war nichts zu spüren. Zumindest war die Polizei hier nicht sichtbar und durchkontrolliert wurde ebenfalls nicht. Sehr eigenartig. Welche Märchen wurden uns da denn bloß erzählt?

Gegen 10 Uhr erreichten wir nach langer und teilweise trostloser Fahrt durch die Wüste Luxor. Die Aussichten wurden interessanter, die Vorhänge auf die Seite geschoben und nach draußen gespechtet.

Hier bot sich uns schon ein komplett anderes Bild als man als Westeuropäer gewöhnt ist. Die Häuser waren regelrecht herunter gekommen, manche offen, das Dach fehlte oder war kaputt. In den Kanälen und Flüssen sammelte und stapelte sich der Müll. Es sah so aus, als würden die Menschen ihren Müll ganz gezielt darin entleeren, ganz egal, ob es zu stinken beginnt oder nicht, die Flüsse sind sowieso nur noch eine einzige braune Brühe. Einmal dachte ich, hätte ich einen toten Esel im Fluss liegen sehen. Ich bin mir nicht ganz sicher, vermute es aber stark, da ich ähnliche Entdeckungen bereits von Kollegen gehört habe.

Die Gegend rund um Luxor ist dank des Nils sehr grün und weist kilometerweites Fruchtland auf. V. a. vom Flugzeug aus sieht das alles sehr eigenartig und unwirklich aus, da sich rund herum die trockene Wüste befindet und sich nur jeweils einen Streifen links und rechts des Nils diese grünen Oasen bilden.

Bild Während unserer Fahrt konnten wir viele Leute auf den Feldern arbeiten sehen, davor standen ihre Esel mit einem Karren. Sie warteten darauf, beladen zu werden. So viele Esel hatte ich noch nie gesehen. Ich war auch ziemlich verwundert, dass sie hier noch so intensiv als Arbeitstier genutzt werden.

Interessant war aber auch die Fahrt durch die Stadt. Menschen mitten auf der Straße, völlig unbeeindruckt vom starken Verkehr. Die Autos schlängelten sich hupend nur wenige Zentimeter an den Leuten vorbei, zwischendurch kam einer auf einem Esel daher geritten, Kinder trugen schwere Lasten und Wasserbüffel wurden auf einem Pick-Up transportiert und lugten zu uns in den Bus herein. Ja, hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Ich war ehrlich gesagt ein wenig überfordert mit all diesen Eindrücken. Natürlich war mir klar, dass das Leben in Ägypten anders ist, das hatte ich ja während unserer letzten Reise auf unserem Ausflug nach Hurghada Downtown schon gesehen. Aber das hier war noch mal ein Stück ursprünglicher. Ein Leben, das ich mir niemals vorstellen könnte, zumal hier auch alles einfach nur dreckig war und wenig einladend wirkte.

Wir erreichten das Besucherzentrum des Karnak-Tempels, welches angeblich erst wenige Monate alt ist, und trennten uns vom Rest der Gruppe. Nun erhielten wir unseren eigenen, deutschsprachigen, Führer, mit dem wir den Rest des Tages bis zur Rückfahrt verbringen und der uns die wichtigsten Ecken Luxors zeigen würde. Das gefiel uns. So kamen wir doch noch zu unserer kleinen Privattour.

Karnak ist die größte Tempelanlage Ägyptens und befindet sich im nördlichen Teil Luxors. Die Anlage diente den Pharaonen als Gebetsstätte, Schatzkammer, als Regierungssitz und als Residenz. Jeder Pharao ließ den Tempel nach seinen Wünschen erweitern, immerhin stellte dieser die Macht und den Reichtum des Landes dar.

Bild Im Besucherzentrum ist der komplette Tempel als Modell dargestellt. Somit hatten wir bereits einen kleinen Überblick. Fotos und Zeichnungen an den Wänden erzählen von der Entstehung und den Ausgrabungen des Tempels, worüber uns unser Reiseführer ziemlich genau berichtete.

Wir erreichten den Eingang des Tempels, welcher von zahlreichen Figuren links und rechts gesäumt ist. Die Anlage wirkte bereits von hier äußerst imposant und wir waren gespannt, was uns im Inneren wohl erwarten würde.

Der Tempel besteht aus drei in sich abgeschlossenen Komplexen. In der Mitte befindet sich der größte Tempelkomplex, der dem Gott Amun-Re, seiner Frau Mut und dem gemeinsamen Sohn Chons geweiht ist. Der südliche Tempelkomplex diente als Kultstätte der Göttergemahlin Mut. Der nördlich gelegene Tempel wurde für den Gott Montu, dem Falkengott, zur Gebetsstätte erbaut.

Im Tempel von Amun-Re befindet sich der große Säulensaal. Der Bau wurde durch Pharao Amenophis III. begonnen, von Sethos I. fortgeführt und schließlich von Ramses II. beendet. 134 Säulen in 16 Reihen befinden sich auf einer Fläche von etwa 5.000 m² und bilden einen heiligen Hein, welcher den Prozessionsweg flankiert. Viele Reliefs zieren die Wände und spiegeln die Geschichte von Schlachten und Siegen sowie das alltägliche Leben der Ägypter wider.

Zwei große Obelisken von etwa 30 m Höhe wurden von Königin Hatschepsut im Großen Tempel des Amun-Re aufgebaut. Einer davon ist noch sehr gut erhalten, der zweite ist abgebrochen und wurde am Rande des Heiligen Sees aufgebaut. Zur damaligen Zeit hatten diese Obelisken eine goldene Spitze und wurden als Verbindung der irdenen Welt zur Götterwelt gesehen.

Unser Führer erzählte uns, wie diese Obelisken erstellt und v. a. zu Ihren Plätzen gebracht wurden. Unvorstellbar, wenn man bedenkt, wie viele Tonnen diese Obeliske wiegen. Angeblich wurden diese Steinbrocken auf Schiffen gelagert, es wurde gewartet, bis die Flut kam und das Schiff somit in Richtung des Bestimmungsortes geschickt werden konnte. Heute wäre das nicht mehr möglich, denn die Flut kommt nicht mehr nach Luxor.

Bild Direkt vor dem Großen Tempel des Amun-Re liegt der Heilige See. Dieser wurde von Thutmosis III. angelegt. Abends finden hier Lichtspiele statt, die viele Besucher anziehen.

Viele Figuren aus Stein zieren die Tempelanlage, so auch meterhohe Figuren von Ramses II. und seiner Frau, auch Tutenchamun ist als Figur dargestellt. Manche von ihnen sind äußerst gut erhalten, man möchte meinen, dass sie erst vor wenigen Tagen aufgestellt wurden. Andere wiederum sind völlig entstellt und zerbrochen. Vielleicht auch durch die Hand der nachfolgenden Pharaonen, als Zeichen, dass nun sie an der Macht sind und eine neue Zeit beginnt.

Die Führung hier durch war wirklich äußerst interessant. Irgendwie war es unvorstellbar für mich, dass so vieles noch so gut erhalten war. Die Decken der einzelnen Säle waren zum Teil noch farbig gestaltet, es handelt sich hier noch um die Originalfarbe. Nach den Ausgrabungen wurde beschlossen, dass zwar alles für die Erhaltung der Tempel getan wird, nicht aber die Farben rekonstruiert werden.

Besonders gut gefallen haben mir natürlich die zahlreichen Figuren, denn darunter kann man sich dann doch einiges vorstellen. Auch die Reliefs an den Wänden, die z. T. einige Zentimeter in das Gestein eingeklopft wurden (was für eine Arbeit!!!) begeisterten mich. Das war noch wirkliche Handarbeit, eine schweißtreibende Arbeit, wahre Künstler waren hier am Werk. Das ein oder andere Mal sah ich die vielen Arbeiter direkt vor mir, mit ihren Werkzeugen in der Hand, wie sie diese Bildnisse ins Gestein einklopfen.

Nach dieser Führung mit vielen interessanten Informationen (für mich fast zu viele, irgendwann hörte ich gar nicht mehr zu, so erschlagen war ich davon), hatten wir noch Zeit, ein wenig auf eigene Faust durch den Tempel zu spazieren. Rüdiger und ich zückten erneut die Kameras und freuten uns über zahlreiche Motive.

Während des Spaziergangs kam plötzlich ein bewaffneter Polizist auf uns zu und wollte uns irgendwie ins Hinterstübchen locken. Wir sollten nur kommen, da hinten ginge es weiter. Wir spazierten ein Stück mit ihm mit, als wir dann aber zu einem abgeschlossenen Tor kamen, das er extra für uns öffnen wollte, drehten wir dann doch lieber wieder um. So interessiert waren wir dann doch nicht, was sich dahinter verbarg. Vermutlich wollte er nur Bakschisch, aber nicht mit uns.

Bild Eine halbe Stunde später wieder am vereinbarten Treffpunkt angekommen, fuhren wir mit einem Kleinbus und weiteren ausschweifenden Erzählungen des Reiseführers zu unserem nächsten Ziel: Eine Papyrus-Fabrik. So etwas ist natürlich immer mit im Programm, damit hatten wir aber kein Problem, zum Ansehen ist das immer ganz nett. Uns wurde die Entstehung des Papyrus-Papiers erklärt und gezeigt und wir bummelten ein wenig durch den Laden. Nachdem klar war, dass wir uns nicht zum Kauf der Bilder überreden lassen würden, stiegen wir wieder in den Bus und fuhren direkt zum ClubMed in Luxor, wo das Mittagessen auf uns wartete. In der Zwischenzeit waren wir auch schon ziemlich hungrig, denn das Frühstückspaket vom Hotel hatten wir heute Morgen vor lauter Müdigkeit total vergessen.

Im Hotel wartete ein Büffet auf uns, das wir auch lange Zeit für uns allein hatten. Wir setzten uns in die Sonne, genossen einen leckeren Obelisk-Wein und gute Speisen. Das tat wirklich gut. Der Reiseführer gesellte sich zu uns und wir unterhielten uns über Gott und die Welt.

Nach dem Essen sahen wir uns den Club noch ein wenig an, dessen Lage ziemlich gut ist. Direkt am Nil gelegen mit Blick auf die zahlreichen Nilkreuzfahrtschiffe. Und wie auf Bestellung fuhr schließlich auch die "Sudan" an uns vorbei, das Schiff, auf welchem der Film "Tod auf dem Nil" von Agatha Christie gefilmt wurde und von welchem uns der Reiseführer noch vor einer Stunde erzählt hatte.

Alle Fotos im Gepäck ging es nun langsam wieder weiter und wir fuhren über die erst wenige Jahre alte Luxor-Brücke auf die andere Seite des Nils. Dort sollten noch weitere Tempel auf uns warten, der erste davon war der Medinet Habu-Tempel, auch Totentempel von Ramses III. genannt.

Dieser Tempel ist einer der best erhaltenen Tempel des Neuen Reiches und liegt ca. 8 km vom Tal der Könige entfernt. Er basiert auf dem früheren Ramesseum von Ramses II. Ramses III. wollte mit seinem eigenen Bau eine Verbindung seiner eigenen Herrschaft zu der seines Vorgängers und wohl auch Vorbildes Ramses II. erschaffen.

Bild Eine etwa 10 m dicke und 21 m hohe Lehmziegelmauer umfasste eine kleine Stadt mit Verwaltungsgebäuden, Werkstätten und Wohnungen und war eine eigene kleine Gemeinde. Zwei Tore führten ins Innere dieser Stadt. Das Ost-Tor war nur besonderen Besuchern vorbehalten sowie den Lieferanten, das West-Tor wurde von den Tempel-Bediensteten genutzt.

Am Eingang des Ost-Tores kann man in die Mauer eingehauene Szenen in Übergröße erkennen: Der König schlägt die Feinde Ägyptens. Es ist absolut beeindruckend, wie riesig diese Szenen gestaltet sind und trotzdem so filigran und wir fragten uns nicht nur einmal, wie lange man dafür wohl gebraucht hat und wie viel Schweiß die Arbeiter dafür wohl lassen mussten. Das Äußere des Tempels ist fast vollständig erhalten. Damals nur waren die Szenen in leuchtend bunten Farben bemalt, heute sieht man hier keine Farbe mehr.

Sehr viel Farbe dagegen blieb im Zweiten Hof, der sog. Festhalle, erhalten. Die Wandreliefe beschreiben den Kalender von Medient Habu mit einer Liste von über 60 Festtagen im Jahr. Die Decken sind noch sehr schön bunt bemalt zu sehen, aber auch die Seitenwände weisen stellenweise noch frische und leuchtende Farben auf. Unvorstellbar, dass diese weit über 2000 bis 3000 Jahre alt sein sollen.

Wir marschierten weiter und kamen in eine weitere Halle, deren Dach heute nicht mehr vorhanden ist. Links und rechts des kleinen Weges waren Schreine zu sehen und am Ende des Raumes erreichte man das Allerheiligste.

Dieser Tempel war sehr beeindruckend, konnte man sich hier tatsächlich das Leben der Pharaonen und Gefolgsleute vorstellen. Auch war hier kaum was los. Insgesamt waren vielleicht zehn Leute unterwegs, die sich den Tempel in Ruhe ansahen. Das war schon was anderes, im Gegensatz zum Karnak-Tempel, wo sich die Leute zwar mit der Zeit in der riesigen Anlage verteilten, aber man dennoch immer wieder auf Gruppen stieß.

Bild Wieder zurück am Auto, fuhren wir erneut ein paar Kilometer weiter und machten einen kurzen Fotostopp bei den Memnonskolossen. Mit einer Höhe von 17,9 m sind sie die letzten Reste des Totentempels von Amenophis III. Leider wurden auch sie in der Antike durch ein starkes Erdbeben zerstört. Gesichter sind keine mehr zu erkennen, nichts desto trotz wirken sie sehr imposant und eindrucksvoll.

Wir fuhren wieder ein Stück weiter und konnten die herrliche Berglandschaft betrachten. Geplant war ein weiterer Stopp in einer Alabaster-Fabrik. Natürlich kannte der Reiseführer wieder ein paar Herrschaften hier und wollte uns vom Kauf diverser Figuren und Vasen überzeugen. Seine Kollegen zeigten uns, wie die Gegenstände aus Alabaster hergestellt werden und wie man den Unterschied zwischen echten Produkten und den Fälschungen erkennt. Im dahinter liegenden Verkaufsraum konnten wir uns ein wenig umsehen, gekauft haben wir jedoch nichts, obwohl die ein oder andere Figur doch sehr interessant erschien (wer schon dort war, weiß, was ich meine ;-)).

Mit uns konnte der Reiseführer heute kein Geschäft machen, das schien er inzwischen auch verstanden zu haben, also ging es kurze Zeit später wieder weiter und zwar unserem letzten Ziel des heutigen Tages entgegen: Ins Tal der Könige.

Noch auf der Fahrt dorthin erklärte er uns, dass wir unsere Kameras im Auto lassen müssten, es bestünde generelles Fotografie-Verbot. Schade, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber kann man nichts machen.

Das Tal der Könige ist eine der bekanntesten und meist besuchtesten Sehenswürdigkeiten Ägyptens. Bis heute sind hier 63 Gräber und Gruben aufgefunden wurden und es wird vermutet, dass es noch zahlreiche weitere Gräber gibt, weshalb nach wie vor Forscher aus aller Welt hier tagtäglich mit Ausgrabungen und Auswertungen beschäftigt sind.

Die Gräber stammen hauptsächlich von Herrschern des Neuen Reiches (1552 v. Christus bis 1069 v. Chr.) und befinden sich in Theben-West, gegenüber von Karnak, ganz am Rande der Wüste und gesäumt von hohen Bergen. Von weitem schon zu sehen ist die natürliche Felspyramide el Korn (das Horn).

Bild Obwohl viele Gräber hier immer wieder von Grabräubern geplündert wurden, konnten doch noch einige interessante und wertvolle Funde gemacht werden. Besonders bekannt und herausragend ist natürlich die Entdeckung des fast unversehrten Grabes von Tutanchamun durch Howard Carter im Jahre 1922.

Mit einer kleinen Bimmelbahn (die eigentlich zusätzlich kostet, bei uns war sie im Preis dabei) wurden wir vom Parkplatz zu den Gräbern gebracht. Wohl aufgrund des Anschlags hier vor einigen Jahren wurden inzwischen Sicherheitskontrollen am Eingang eingerichtet. Doch das Piepsen, als ich durchging, interessierte hier niemanden. Eine Vorkehrung für die Katz also.

Nur ein minimaler Teil der Gräber kann besichtigt werden, da aus konservatorischen Gründen ein sich immer wechselnder Teil für die Öffentlichkeit gesperrt wird. Wir konnten während unseres Besuches maximal drei Gräber besichtigen, für das Grab des Tutanchamun hätten wir ein Zusatzticket benötigt. Da sich in diesem Grab jedoch nichts mehr befindet und alles ins Ägyptische Museum nach Kairo gebracht wurde, verzichteten wir darauf. Die drei zu besichtigenden Gräber kann man frei wählen, denn natürlich sind mehr offen als nur drei Stück. Die Entscheidung, welches Grab wir uns ansehen wollen, übernahm unser Reiseführer für uns. Immerhin konnte er uns zu den einzelnen Gräbern auch noch einiges erklären, was er jeweils vor der Besichtigung tat, denn er selbst begleitete uns in keines dieser Gräber. Es wird angeraten, sich nicht länger als zehn Minuten in den Gräbern aufzuhalten. Zum einen wegen der recht stickigen Luft, zum anderen, um die Gräber nicht unnötig zu belasten. Zwar wurden sie schon sehr gut geschützt durch Glaswände, welche vor die Wandmalereien gebaut wurden, trotzdem gingen in früheren Jahren einige Gräber durch die zahlreichen Besucher kaputt.

Alle drei Gräber, die wir besichtigten, waren in ihrer Art ein klein wenig anders. Das erste Grab war relativ eben angelegt im Gegensatz zu den übrigen. Der Gang zur Grabkammer war gesäumt von Wandmalereien, teilweise noch mit gut erhaltener Farbe. Hier wurden wir von einem Grabwächter begleitet, der uns viel zeigte, jedoch kaum etwas sagte. Natürlich wollte er später Bakschisch, was ich ihm auch gab.

Das zweite Grab war schon um einiges steiler angesiedelt und tief in die Berge hinein gebaut. Die Holztreppe war meines Erachtens mit viel zu kleinen Stufen ausgestattet, jetzt bloß nicht hinunter plumpsen. Unten angekommen, erreichten wir eine Kammer, in welchem tatsächlich noch der Steinsarg stand. Die Luft hier war dünn, es roch modrig, die Wandmalereien allerdings beeindruckten mich. Das sah schon toll aus!

Das dritte Grab war schließlich eine Mischung aus dem ersten und dem zweiten. Auch hier konnten wir wieder tolle Malereien betrachten, ein Sarg war hier jedoch nicht mehr vorhanden. Der Weg war steil. Unvorstellbar, wie die Leute damals die Särge auf so engem und steilem Weg nach unten transportieren konnten.

Nach der Besichtigung dieser drei Gräber und mit umfassenden Informationen darüber, die ich größtenteils jedoch schon wieder vergessen habe, schauten wir uns noch auf eigene Faust ein wenig um. Wir spazierten an anderen Gräbern vorbei und machten uns langsam auf den Weg in Richtung Ausgang. Inzwischen war es Abend geworden, das Tal der Könige schloss demnächst, auf dem Bazar wollten die Leute noch ihr letztes Geschäft machen. Hier trafen wir auf die aufdringlichsten Händler des gesamten Ausflugs. Irgendwann ging ich einfach nur noch schnellen Schrittes weiter, ohne auch nur einen Blick nach links und rechts zu riskieren.

Wieder mit der Bimmelbahn zum Parkplatz gefahren, verabschiedeten wir uns schließlich von unserem Reiseführer. Er hatte seine Sache gut gemacht, wir haben viel erfahren. Nun warteten wir noch auf den Rest der Truppe, die ca. 20 Minuten später eintrudelte.

Es war inzwischen 17.30 Uhr geworden und wir traten wieder die lange und trostlose Heimfahrt an. Vier Stunden Busfahrt - darauf hatten wir jetzt so gar keine Lust. Aber irgendwie mussten wir ja auch wieder zurück kommen.

Mit einer kleinen Pause kamen wir schließlich gegen 22.15 Uhr in El Gouna an. Was für ein langer Tag! Wir stiegen wieder am Hotel ClubMed aus und waren irgendwie gar nicht mal so erstaunt, dass kein Zubringerbus zu unserem Hotel parat stand. Komischerweise hatte ich damit schon fast gerechnet. Auf unsere Frage hin, wer uns jetzt zum Hotel bringen würde, kam nur ein großes Fragezeichen des Busfahrers. Also "er" könnte uns schon fahren, das würde aber natürlich was kosten. Neeeee, nicht mit uns! Wir hatten über 100,- € für diesen Ausflug bezahlt, da muss die Fahrt von vielleicht mal 3 km zu unserem Hotel wohl noch drin sein. Es folgte ein kleines Streitgespräch sowohl mit dem Busfahrer als auch mit den Angestellten des ClubMeds. Der Busfahrer machte sich schließlich aus dem Staub, die ClubMed-Leute fühlten sich auch nicht zuständig. Ich war müde, hatte Kopfschmerzen und wollte einfach nur ins Bett. Und ich war sauer. Nachdem wir schließlich noch über eine halbe Stunde gewartet hatten, weil angeblich ein Abholdienst gerufen worden wäre, konnten wir dann doch endlich mal ins Taxi steigen. Die Kosten übernahm das Hotel, nicht wir. Wäre ja noch schöner.

Punkt 23 Uhr war ich schließlich wieder im Hotelzimmer. Toni lag auch schon im Bett. Ich erzählte in Kurzform die Erlebnisse des Tages und war froh, mich endlich hinlegen zu können. Was war das für ein langer, aber auch äußerst interessanter und eindrucksvoller Tag heute.

Und während wir Drei so viel gesehen hatten, widmeten sich Toni und der Rest der Gruppe heute wieder ausschließlich dem Golfen und hatten ihren Spaß bei ihrer zweiten 18-Loch-Runde.

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