6. Tag: Oman: Unterwegs in Muscat


Nach einem gemütlichen Frühstück auf dem Balkon spazierten wir gegen 9 Uhr von Bord, wo bereits Tonis Eltern auf uns warteten. Kurze Zeit später stießen dann auch Alex und Andreas zu uns. Wir freuten uns, dass es Alex heute schon wieder etwas besser ging und sie an diesem Ausflug teilnehmen konnte. Schade, dass es "nur" der kleine Halbtagesausflug war, aber immerhin konnten sie somit Muscat näher kennenlernen.

Kurz nach 9 Uhr kamen schließlich Don und sein Fahrer um die Ecke gebogen. Heute waren wir mit einem Kleinbus unterwegs, da wir uns ja nur innerhalb der Stadt aufhalten würden und keine Offroad-Strecken passieren mussten.

Unser erstes Ziel heute war die omanische Hafenstadt Muttrah, die sich im Stadtbezirk von Muscat befindet. Wir fuhren die Corniche entlang und erreichten kurze Zeit später den Eingang zum Fischmarkt. Hier war eine ganze Menge los. Es war Freitag, der "arabische Sonntag", an diesem Tag sind die Märkte frühmorgens gut besucht, bevor sie später zur Sonntagsmesse für einige Stunden schließen. Das war auch der Grund, weshalb wir als erstes hierhin fuhren. Wir sollten mitten hinein in das Treiben und Feilschen auf dem Markt.

Bild Schon von Weitem schlug uns der Geruch von Fisch entgegen. Gut, dass ich was im Magen hatte. ;-) Durch die vielen Autos hindurchgeschlängelt, standen wir wenig später mitten in der Markthalle. Mann, war das laut und voll! Es waren fast ausschließlich Männer hier zu sehen (klar, die Frauen sind zu Hause bei den Kindern - Don erzählte uns, dass das Einkaufen in der Regel den Männern vorbehalten ist; sie entscheiden, was auf den Tisch kommt).

Der Besuch hier war äußerst interessant. Die Halle ist sehr einfach gebaut, besteht fast ausschließlich aus Fliesen, mit kleinen Erhöhungen, die als "Ablagefläche" für die Fischauswahl dienen. Die Meerestiere werden in der Regel auf einen Haufen geworfen; besondere Fische, wie z. B. kleine Haie oder Schwertfische werden gesondert präsentiert, denn in aller Regel gibt es davon nicht viel. Auf Eis als Unterlage wird hier nahezu komplett verzichtet; nicht nur deshalb, weil es aufgrund der Temperatur sowieso schnell schmelzen würde, sondern auch, um den Geschmack des Fisches zu erhalten. Fangfrische Fische - genau das bekommt man hier, teilweise zappeln sie sogar noch. Wer das Ausnehmen der Fische nicht selbst vornehmen möchte, kann dies von den Herren in einer Ecke der Halle erledigen lassen. Sie filetieren die Fische im Eiltempo; da wird einem schon beim Zusehen schwindelig.

Hier hielten wir uns eine Weile auf und gingen dann ein paar Schritte weiter zum Obst- und Gemüsemarkt. Der war weit weniger spektakulär, allerdings lohnte auch er einen Besuch.

Bild Etwa eine dreiviertel Stunde später ging es schließlich weiter zum Souk von Muttrah. Auch er ist sehr bekannt und gilt als ältester Souk des Oman. Ich muss zugeben - bei unserem letzten Besuch vor zwei Jahren fand ich den Markt alles andere als schön. Ich empfand die angebotenen Waren eher als Krusch. Vielleicht lag es auch daran, dass es damals ziemlich voll war; heute waren (noch) weitaus weniger Leute unterwegs und heute fand ich das Durchschlendern auch ganz angenehm.

Wir betraten ihn von der Hafenpromenade aus; vom davor stehenden Treppenbauwerk hat man im Übrigen einen schönen Panoramablick auf die Corniche und den Hafen. Die Ware auf dem Souk ist eine Mischung als alten und neuen Dingen. So findet man neben den typischen Souvenirs für Touristen auch Silber- und Goldwaren sowie Gewürze und Antiquitäten. Besonders Dolche kann man in allen erdenklichen Größen erstehen; von kleinen Kettenanhängern bis hin zu den großen Dolchen für Zuhause (wenn man sie denn so einfach mitnehmen dürfte ...). Wir kauften nur einen kleinen, aber sehr schönen, silbernen Kettenanhänger für mich in einem der angrenzenden Schmuckläden. Eine schöne Erinnerung an diese Reise. :-)

In nahezu jedem zweiten Geschäft gibt es außerdem Weihrauch zu kaufen. Nicht nur den ganz normalen Weihrauch, sondern auch verfeinert mit verschiedenen Düften. Sogar Weihrauch zum Kauen gibt es! Das war mir tatsächlich neu; Don ließ uns ein Stückchen davon probieren. Naja, genau genommen bot er es uns an. Außer Alex hat es niemand versucht.

Spaziert man durch die einzelnen Gassen hindurch und wirft man hin und wieder einen Blick nach oben, dann sieht man schöne überdachte Plätze, mit herrlich bunten und schön dekorierten Dachkonstruktionen. So manches Mal konnte man eine gewisse Ähnlichkeit zum Grand Bazar in Istanbul erkennen; wobei ich diesen dann doch um einiges schöner und einladender finde.

Bild Gegen die Mittagszeit ging es schließlich wieder zurück zum Wagen und wir fuhren zur Sultan Qaboos Moschee, etwa eine Viertelstunde entfernt. Sie ist die Hauptmoschee des Oman und eines der wichtigsten Bauwerke der Stadt, zudem gehört sie zu den weltweit größten.

1992 beschloss Sultan Qaboos den Bau, 2001 wurde sie unter seinem Namen eröffnet. Gut 300.000 Tonen indischer Sandstein wurden hier verbaut, auf etwa 4 Hektar. Die fünf Minarette (45 bis 90 m hoch) symbolisieren die fünf Säulen des Islams, es gibt zwei riesige Bogengänge, eine große Männergebetshalle (für ca. 6.000 Personen) sowie eine kleinere für Frauen und eine Bibliothek. In der Mitte der Gebetshalle hängt - ähnlich wie bei der Großen Moschee in Abu Dhabi - ein riesiger Kronleuchter aus Swarovsky-Kristallen.

Freitags ist die Moschee grundsätzlich geschlossen ("arabischer Sonntag"), in wenigen Stunden würde hier das Freitagsgebet stattfinden. Toni und ich hatten sie ja vor zwei Jahren schon besichtigt und fanden sie damals sehr schön. Schade, dass wir sie heute nicht besuchen konnten, aber unsere Begleiter fanden es nicht weiter schlimm; so begnügten wir uns eben mit der Außenansicht.

Wir hielten uns eine ganze Weile auf dem Gelände der Moschee auf, wo allein nochmal rund 14.000 Personen Platz finden. Irre, wenn man sich das vorstellt. Und während wir hier standen und Don uns darüber erzählte, kamen von allen Seiten die Gläubigen hierher gepilgert und warteten auf den Beginn der Messe.

Bild Nun ging es wieder zurück, quer durch die Stadt und entlang der Corniche weiter in Richtung Osten. Wir fuhren "durch" das herrliche Bergmassiv, das sich hinter der Stadt erhebt und erreichten nach einiger Zeit das Oman Diving Centre sowie den dahinter liegenden Hotelkomplex der drei Hotels Shangri-La, Al Waha und Al Husn - drei luxuriöse Anlagen, traumhaft schön und einladend. Hier könnte selbst ich mir vorstellen, mal für ein paar Tage zu verweilen. ;-)

Von hier aus hatten wir auch einen tollen Ausblick auf das türkis-blaue Meer und die Küste des Oman. Was für ein Anblick - unglaublich schön!! Das Zusammenspiel der Natur mit den tollen Hotels funktioniert hier sehr gut. Die Hotels wurden schön in die Landschaft eingebettet, es sind keine Hotelburgen und solche wird es hier auch nie geben.

Alle Fotos im Kasten, ging es schließlich durch die Berge wieder zurück und am Hotel Al Bustan Palace by Ritz legten wir eine kleine Pause ein. Whow! Uns verschlug es doch glatt die Sprache, als wir hier eintraten, was für ein tolles Hotel.

Kurze Zeit später erreichten wir den Sultanspalast Qasr Al-Alam, Residenz des Sultans Qaboos. Erbaut in den 70er Jahren, ist die Fassade in den Farben Gold, Blau und Beige gehalten, genau genommen sieht der Palast ziemlich quietschebunt aus. Ganz ungewöhnlich für einen Palast. Mir gefällt's aber; ist einfach mal was anderes. Der Palast wird ausschließlich für offizielle Anlässe genutzt; weht die Flagge auf dem Dach, bedeutet das, dass der Sultan anwesend ist (grundsätzlich wohnt der Sultan außerhalb der Stadt).

Heute war hier rein gar nichts los; wir waren zunächst die einzigsten, die hier unterwegs waren. Sehr schön - für unsere Fotos, so kam uns niemand in die Quere. Leider kommt man nur bis zum schwarzen, schmiedeeisernen Tor mit den goldenen Verzierungen; das Innere kann man leider nicht besichtigen.

Auch hier stach uns wieder die absolute Sauberkeit dieser Stadt ins Auge. Egal, wo wir unterwegs waren, die Stadt sah aus "wie geschleckt". Nirgendwo lag etwas herum, die Grünflächen waren absolut perfekt in Ordnung gehalten (sahen teilweise richtig unecht aus). Selten so eine saubere Stadt gesehen.

Bild Ganz gemütlich schlenderten wir über den Platz, machten zahlreiche Fotos, genossen die warmen Sonnenstrahlen, die herrliche Ausblicke und die Ruhe und Stille, die uns hier umgab. Was für ein schöner Platz!

Wir stiegen wieder in den Wagen und fuhren auf die Rückseite des Palastes. Von hier konnten wir die beiden Forts Mirani und Jalali erkennen und auf der Rückfahrt hatten wir nochmals einen tollen Fotostopp: Ausblick auf die weißen Häuser, im Hintergrund eines der Forts und alles eingebettet in der kargen Gebirgslandschaft. WHOW!

Nun neigte sich unser Ausflug leider schon wieder seinem Ende zu. An der Corniche legten wir einen letzten Stopp ein, von hier konnten wir die Serenade of the Seas noch sehr schön fotografieren. Daneben lag die Privatyacht des Sultans, mit 155 m Länge die drittgrößte Yacht der Welt. Zu sehen war noch ein weiteres, ebenfalls relativ großes Schiff mit dem Wappen des Sultanats - Don erklärte uns, dass dieses Schiff allein als Proviantschiff für die Yacht diene. Ui ui ui ...

Bild Mit vielen wunderschönen Eindrücken verabschiedeten wir uns gegen 14 Uhr schließlich von Don und seinem Fahrer. Der Ausflug war zuende. Wir bedankten uns bei Don für die zwei tollen Tage im Oman und dafür, dass er uns so viel darüber erzählt hat. Es war die absolut richtige Entscheidung gewesen, diese Ausflüge privat mit ihm zu unternehmen; denn nur so konnten wir tief eintauchen in das Leben der Omanis. Sicher - auch in zwei Tagen kann man kein Land vollkommen kennenlernen. Aber durch die Fahrt ins Hinterland und die ausführlichen Erläuterungen haben wir wirklich viel gelernt. Der Oman gehört für mich zu den schönsten Ländern der Welt. Die Mischung aus Tradition und Moderne ist hier perfekt gelungen. Auf der einen Seite die schroffen Felswände, das karge Hinterland sowie die zahlreichen Oasen - auf der anderen Seite die modernen und prunkvollen Gebäude sowie die einladenden Hotels. Hier hat sich das Land noch eine gewisse Ursprünglichkeit behalten und ich hoffe sehr, dass dies auch noch lange Zeit so bleiben mag.

Der Hunger trieb uns wieder ins Windjammer-Restaurant und wir schlugen kräftig zu. Von der Terrasse aus hatten wir nebenbei einen schönen Blick auf die Corniche und konnten von hier aus noch den großen Weihrauchkessel sehen, der als Symbol für den Oman auf einem kleinen Hügel erbaut wurde und von Weitem leicht zu erkennen ist. Er ist es, der die Seefahrer als erstes begrüßt.

Den Nachmittag nutzten wir für eine kleine Runde übers Pooldeck und machten es uns anschließend wieder auf dem Balkon bequem. Zum Sonnenuntergang hieß es dann auch schon wieder: Abschied nehmen vom Oman! Der Kapitän legte ab und wir entfernten uns ganz langsam von Muscat. Noch einmal konnten wir den Sultanspalast erkennen und die Bergstraße, die wir heute gefahren waren.

Nach dem Abendessen im Hauptrestaurant ging es mit Tonis Eltern schließlich wieder ins Theater. Heute war Jonathan Ansell zu Gast, Teilnehmer der X-Factor-Staffel 2004 in England. Uns völlig unbekannt, waren wir sehr gespannt, was uns mit ihm heute wohl erwarten würde. Die Freude der übrigen Gäste war groß, die meisten kannten ihn scheinbar. Wir lehnten uns zurück, heute saßen wir ausnahmsweise mal ziemlich weit vorne, und nach nur wenigen Minuten war ich wie gefesselt! Was für ein toller Sänger! Als er das Lied "Music of the night" vom Musical Phantom der Oper sang, war ich völlig hin und weg. Ich bekam Gänsehaut und war vollkommen in dem Lied gefangen; das passiert bei mir wirklich selten. Spätestens da bin ich Fan geworden. ;-) Diese Show war ein fantastischer Abschluss dieses wirklich schönen Tages.

Danach ein wenig durch die Shoppingmeile gebummelt, nahmen wir noch einen Absacker in der SkyBar und verzogen uns gegen Mitternacht auf die Kabine. Ich genoss noch ein wenig das Mondlicht und die warme Luft auf dem Balkon - eigentlich sollte man mal direkt auf dem Balkon schlafen. ;-)

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Fotoalbum Oman: Muscat


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