10. Tag: Spaziergang durch Dover


Um 5 Uhr morgens fuhren wir in die Straße von Dover ein, dessen engster Punkt gerade mal 33 km misst. Diese Straße stellt die Meerenge zwischen der Britischen Insel und dem europäischen Kontinent dar. Über 400 Schiffe pro Tag sind hier regelmäßig anzutreffen.

Etwa eine Stunde später sah ich aus dem Fenster, auf der Suche nach den Kreidefelsen von Dover, als mir einfiel, dass diese ja auf der linken Seite unseres Schiffes liegen müssten und ich sie vom Balkon aus somit gar nicht sehen könne. Weil ich jedoch keine Lust hatte, an Deck zu gehen, entschied ich mich nochmals für ein kleines Nickerchen und legte mich wieder hin.

Bild So richtig schlafen konnte ich allerdings nicht mehr, das Meer peitschte gegen das Schiff und ließ mich immer wieder erwachen. Ich stand auf, um die Balkontüre zu schließen und sah was?! Wir fuhren ganz knapp an den Kreidefelsen von Dover vorbei! Das gibt's doch gar nicht! Wie geht denn das? Naja, egal. Kamera geschnappt und hinaus auf den Balkon. Ach, wie wunderschön das war. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, und dazu die herrlich weißen, fast 106 m hohen, Kreidefelsen. Super!

Das Frühstück verspeisten wir heute wieder auf dem Balkon und überlegten dabei, was wir uns in Dover alles ansehen könnten. Für Toni, der mit England nicht viel anfangen kann, war es der erste Besuch auf dieser Insel. Ich war wirklich gespannt, wie ihm das Land gefallen würde und hoffte, dass es einen guten Eindruck auf ihn machen würde.

Kurze Zeit später von Bord gegangen, stellten wir uns ganz brav für den Shuttlebus an. Auch von hier konnte man nicht so ohne weiteres zu Fuß in die Stadt, dafür war sie zu weit entfernt. Der Shuttlebus (ein blauer Doppeldeckerbus) kostete 4,- € pro Person für eine kleine Rundfahrt mit zwei Stopps (Stand: Mai 2010).

Wir stiegen ein, ergatterten einen schönen Platz ganz oben und fuhren auf direktem Wege zum Dover Castle. Die Landschaft war wirklich toll. Wohin man sah: Endlos weite Felder mit Hunderten von Schafen. So richtig schön kitschig eben. ;-)

Am Dover Castle stiegen wir aus und marschierten zum Eingang vor. Die Aussicht von hier oben auf die Stadt muss richtig toll sein; das wollten wir sehen, auch die Burg hatten wir überlegt zu besichtigen.

Bild Doch als wir den Eintrittspreis dafür sahen, verschlug es uns dann doch die Sprache. 13,90 Britische Pfund, umgerechnet über 16,- € pro Person, wollten sie hier. Ne. Wir überlegten zwar kurz, aber irgendwie war uns das zu teuer, außerdem waren ungefähr fünf Schulklassen hier unterwegs, die sowieso die gesamte Anlage belagern würden. Wir verzichteten vorerst und fuhren mit dem Bus weiter. Vielleicht hatten wir später ja doch noch Lust dazu.

Am Market Square stiegen wir aus und erkundeten von hier aus zu Fuß die Stadt. Der Platz hier ist sehr schön. Ziemlich weitläufig, mit dem Market Square Fontein, einem kleinen Brunnen, rund herum schöne alte Gebäude in bunten Farben.

Hier entdeckten wir einen kleinen Wagen mit Broschüren zu Dover und seiner Umgebung. Ich griff zu und sofort war ein älterer Mann bei uns, der uns über seine Stadt aufklärte. In Gott sei Dank sehr verständlichem Englisch erzählte er uns, was wir uns ansehen müssten, berichtete uns über das Dover Castle und beantwortete all meine Fragen. Man sah ihm richtig an, wie stolz er auf seine Stadt war und wie happy, dass er wieder mal etwas erzählen konnte.

Wir spazierten über die Cannon Street, vorbei an einigen Geschäften und Pubs, und erreichten schließlich die Kirche St. Marys Church. Leider war sie geschlossen, weshalb wir nur einmal rund herum gingen, sie von außen betrachteten und dann entlang der Biggin Street weiter spazierten.

Dort befindet sich das Rathaus, welches wir uns zu einem Teil auch von innen ansahen, anschließend bogen wir ab in die Ladywell Park Street und gingen hier durch Wohnanlagen hindurch wieder in Richtung Pencester Road.

Wirklich begeistert hat uns die Stadt nicht. Sie ist nicht unbedingt das Aushängeschild der Britischen Insel und leider hat sie Toni auch nicht von England überzeugt.

Bild Wir überdachten nochmals einen Besuch im Dover Castle, entschieden uns nach eingehender Prüfung der Broschüre dann aber doch dagegen. Das meiste da drin interessierte uns nicht wirklich; und nur für die Aussicht wollten wir keine 16,- € ausgeben.

Wir spazierten wieder zurück zum Market Square und nahmen in einem kleinen Bistro Platz. Unter der Sonne Englands tranken wir Kaffee und heiße Schokolade und plauderten über ehemalige und evtl. künftige Aufenthalte in England.

Noch schnell alle meine gesammelten Postkarten bei der Poststelle abgegeben (die sich witzigerweise inmitten eines Supermarktes befand ;-)), fuhren wir mit dem Shuttlebus wieder zurück zum Schiff.

Im Restaurant Portofino nahmen wir ein etwas verspätetes Mittagessen zu uns und machten es uns anschließend auf der Kabine bzw. am Balkon bequem. Inzwischen hatte es schon wieder ein wenig zugezogen und es wurde frisch. Das wechselte hier jedoch alle paar Minuten.

Eigentlich wollten wir uns das Auslaufen aus dem Hafen von Dover wieder ansehen und machten es uns auch schon an der Reling bequem, doch die Busse von den Ausflüglern nach London hatten Verspätung und so kamen wir erst gute eineinhalb Stunden später los. Da stand wohl jemand kräftig im Berufsverkehr ...

Das Abendessen genossen wir wie immer in vollen Zügen, heute war italienischer Abend angesagt, Wilson und Tacey hatten italienische Schürzen umgebunden. :-) Nach dem Essen ertönten wieder italienische Lieder und es wurde gefeiert. Mit durch die Luft wirbelnden Servietten sangen und klatschten und tanzten wir zur Musik. Wilson war in seinem Element, er strahlte übers ganze Gesicht; auch für ihn war das heute mal wieder eine kleine Abwechslung.

Ein letztes Mal besuchten wir das Theater und sahen uns die Show "I have a Dream" an. Dabei hatten ein paar der Crewmitglieder die Gelegenheit, ihre versteckten Talente zu zeigen und auch mal außerhalb ihres Bereichs zu agieren. So sang z. B. ein Kabinensteward einen Titel aus dem Musical "König der Löwen" und die Bordfotografin ein Lied von Amy Winehouse. Es war fantastisch und erstaunlich, wie viel Potential in den jungen Leuten steckt. Eigentlich schade, dass sie "nur" ganz normalen Berufen nachgehen.

Bild Nach der Show verzogen wir uns wieder in die Piano Bar und warteten mehr oder weniger auf Mitternacht. Denn dann sollte eine Küchenbesichtigung mit anschließendem Mitternachts-Schokoladenbuffet stattfinden. Das wollten wir uns natürlich sehr gerne ansehen.

Schon auf der Costa Serena hatten wir die Küche besichtigt, hier waren wir gespannt, ob sie genau so groß sein würde. Im Anschluss gab es unendlich viele schokoladige Köstlichkeiten, mehrere Torten in allen Farben und Formen, Figuren aus Früchten, Schokolade und Eis ... toll! Da haben sie sich wirklich ganz viel Mühe gegeben.

Viel konnte ich um diese Zeit zwar nicht mehr essen, aber so ganz ohne Schokolade kam ich schließlich doch nicht aus dem Speisesaal. ;-) Nun waren wir aber ganz schön müde und k. o. und verzogen uns langsam auf die Kabine.

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